Die rein statistisch basierte Unterscheidung der Menschen nach Kulturdimensionen oder psychologischen Parametern sucht die Unterschiede aufgrund rationaler Kriterien, ohne explizite Bezugnahme auf vermeintlich weichere Kriterien ethischer Natur, zu managen. Dennoch entscheiden gerade diese Kriterien letztendlich über das erfolgreiche oder erfolglose Management interpersonaler und intergruppen Beziehungen, intra-, wie auch interkulturell.
Inhalt
1. Altruismus besteht im Respekt der Unterschiede
2. Die Relativität der Diversität - The Relativity of Diversity
1 Altruismus besteht im Respekt der Unterschiede
Die universellste Eigenschaft ist die Vielfalt.
Montaigne
Platitude oder wichtige Erkenntnis für das nachhaltige Management zwischenmenschlicher Beziehungen? Indes, die Kategorie des Respektes, geschweige denn des Altruismus, kommt nach wie vor etwas zu kurz im Bereich der interkulturellen Forschung, die sich primär mit der internationalen Diversität, in deren Bereich die menschlichen geistigen und körperlichen Unterschiede besonders deutlich zutage treten, befasst.
Die rein statistisch basierte Unterscheidung der Menschen nach Kulturdimensionen oder psychologischen Parametern sucht die Unterschiede aufgrund rationaler Kriterien, ohne explizite Bezugnahme auf vermeintlich weichere Kriterien ethischer Natur zu managen. Dennoch entscheiden gerade diese Kriterien letztendlich über das erfolgreiche oder erfolglose Management interpersonaler und intergruppen Beziehungen, intra- wie auch interkulturell. Sie werden von namhaften Forschern schlicht als moralische Dimension des Interkulturellen klassifiziert und somit als wissenschaftlich irrelevant ausgeblendet - und dies oft mit verheerenden Folgen, weil diese Kategorien letztendlich den Verlauf menschlicher Beziehungen in allen Bereichen des Lebens bestimmen.
Respektiert man wirklich die zwischenmenschlichen Unterschiede, so ist deren statistischer Vergleich nach inneren und äußeren Merkmalen keine hohe Priorität für erfolgreiche Wechselwirkungen. Respektiert man die zwischenmenschlichen Unterschiede bei umfassendem sozialwissenschaftlich basiertem Wissen über die die Menschen unterscheidenden Merkmale nicht, so können keine erfolgreichen zwischenmenschlichen Beziehungen, national oder international, zwischen Individuen oder zwischen kulturellen Gruppen entstehen. Im Gegenteil das vermeintlich objektive, statistisch basierte Wissen, kann sowohl gute als auch schlechte Beziehungen rational fundamentieren und untermauern. Aufgrund der Doppelschneidigkeit der Möglichkeit seiner Verwendung als Waffe oder sachliche Rationalisierung der Beziehungen kann es nachhaltige und erfolgreiche Beziehungen letztendlich fördern oder behindern. Im bedingungslosen Respekt der Unterschiede ist kein vergleichbarer Stachel enthalten. Zumindest kann man dies als Grundeinstellung praktizieren und sehen, wie sich die Dinge entwickeln, statt bar des Respektes, rein analytisch an die Entwicklung und das Management von Beziehungen mit hoher menschlicher Diversität heranzugehen.
Das Vorhandensein von Respekt stellt eine inklusive menschliche Kommunikationsplattform bereit, während sein Nichtvorhandensein kein vergleichbares Terrain begünstigt und sogar ausschließend und antagonisierend wirkt. Ein ethisch basiertes Diversitätsmanagement erzeugt also bessere Bedingungen für das Entstehen, den stressfreieren Verlauf und den Erfolg von Interaktionen zwischen individuell und kulturell diversen Akteuren, auch bei komplexeren Interaktionen. Somit wird es gleichermaßen zu einer wesentlichen Komponente rationalen Diversitätsmanagements.
Es erfordert ein gewisse geistige Präsenz und Bewusstsein der Diversität, die die eigene Identität nicht aufdrängt und zur Benchmark und zum Maßstab der Beziehungen macht, also eine gewisse Zurückhaltung in der die diversen Partner geistigen und physischen Raum für ihre Diversität haben und ihren Identitäten nicht beschränkt werden.
Obschon im globalen Management und in der Geopolitik nicht zwangsläufig respektvolle Beziehungen, sondern sogar die Ausschaltung eventueller Konkurrenten gesucht wird und Kategorien wie Respekt und Kooperation über ein gewisses Maß hinaus gar keine Rolle im Vergleich zur Bedeutung des reinen Geschäftsinteresses spielen, entscheidet aber auch hier häufig, insbesondere langfristig, die weiche, an Vertrauenskriterien geknüpfte Seite, die über eine rational basierte Interessenbeziehung hinausgeht. Sie ist somit eher Vollendung der Rationalität als ein diffuses moralisierendes Konzept.
Beziehungsorientierte, kollektivistische Kulturen, die häufig nicht dem christlichen Kulturkreis angehören, dokumentieren durch ihre kulturelle Wertepräferenz eines systematischen Beziehungsaufbaus ihr Bedürfnis nach einer vertrauenswürdigen, respektvollen Basis für eine Beziehung. Dies ist für sie die Voraussetzung für ein langfristig angelegtes, harmonisches Reziprozitätsverhältnis. Jene kontextreichen Kulturen bedürfen keiner Armeen von Rechtsanwälten, wie die legalistische, spezifischere Kultur, deren Priorität die reine Interessens- und Sachbeziehung ist, die als vergleichsweise getrennt von der menschlichen Seite wahrgenommen wird, welche lediglich eine Hintergrundoption bleibt, sofern die Geschäftsinteressen dies rechtfertigen.
Das im Titel erwähnte Dictum bezieht sich auf alle Arten von Beziehungen, von der partnerschaftlichen bis hin zur zwischenstaatlichen. Und wenn der uneingeschränkte Respekt zwischen Mann und Frau oder Staatchefs mit ihren diversen unterschiedlichen Bedingtheiten nicht relativiert wird, dann entsteht eine ethisch-altruistische Beziehung, die der der Liebe nahekommt, die nicht schädigt, nachtragend ist und verzeiht.
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- Arbeit zitieren
- D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2012, Altruistisches Management der Vielfalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205528
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