Durch seine großen Verdienste um das römische Reich wie den Siegen gegen die Piraten im Mittelmeer, gegen die Parther, gegen Mithridates oder gegen Spartacus errang sich Gnaeus Pompeius Magnus (106-48 v. Chr.) den Ruf eines meisterhaften, ja des fähigsten Heerführers seiner Zeit. Doch im letzten seiner zahlreichen Kriege, als Befehlshaber einiger Legionen des Senats im Bürgerkrieg gegen Caesar, erwies sich der größte aller römischen Feldherren in Caesars Darstellung „Commentarii Belli Civilis“ eher als Schatten seiner selbst, bestenfalls noch als Auslaufmodell. Betrachtet man diese geradezu ins Gegenteil des vorherrschenden Bildes verkehrte Darstellung des Pompeius und bedenkt man, dass Caesar als Sieger dieses Konflikts das Geschichtsbild entscheidend prägte, so muss Caesars Darstellung des Pompeius mit Vorsicht genossen werden. Durchaus betrieben Caesar und Pompeius gleichermaßen auch einen Propagandakrieg, und die drei Bücher über den Bürgerkrieg sind unter anderem die Ausführungen der caesarischen Propaganda. Doch handelt es sich beim bellum civile tatsächlich um eine reine Propagandaschrift? Nicht zu leugnen ist jedenfalls die besondere Aufmerksamkeit, die Pompeius im bellum civile zuteil wird: Keiner der beschriebenen Akteure wird derart facettenreich charakterisiert wie Pompeius, der von Caesar neben seiner eigenen überdies zur Hauptfigur stilisiert wird, zum Oberfeldherrn des Senats erklärt. Doch existierte eine solche Position überhaupt? Diese Frage und die nach dem Wesen der Kommentarien werden durch die vorliegende Arbeit leiten. Die Berücksichtigung dieser übergeordneten Fragen wird dabei helfen, Caesars Charakterisierung des Pompeius sowie dessen Stilisierung zum Alleinschuldigen am Kriegsausbruch zu begreifen und auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Aufbauend auf die Kriegsschuldfrage und die Darlegung der Leitmotive in der Darstellung des Pompeius werden Caesars Bewertungen der militärischen und diplomatischen Aktionen des Pompeius dargestellt. Diese werden zusammen mit der Durchdringung der von Caesar genutzten propagandistischen und historisch-deformierenden Methoden helfen, ein umfassendes Bild des Pompeius in Caesars Kommentarien zu erlangen: Inwieweit wird Caesar der Person des Pompeius gerecht? Wird Pompeius von Caesar propagandistisch oder historisch akkurat präsentiert?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Vom meisterhaften Heerführer Roms zum Auslaufmodell der Republik. Eine Hinführung zur Darstellung des Gnaeus Pompeius Magnus in Caesars bellum civile
- 2. Caesars Beschreibung des Pompeius vor Kriegsbeginn
- 2.1 Caesars Beantwortung der Kriegsschuldfrage zu Beginn des bellum civile und einleitende Charakterisierung des Pompeius
- 2.2 Die Kriegsschuldfrage aus Sicht der modernen Geschichtswissenschaft
- 3. Zwei wesentliche Leitmotive der Darstellung
- 3.1 Die Friedensbemühungen Caesars als Leitmotiv der Erzählung
- 3.2 Pompeius' Vermeidung einer Entscheidungsschlacht als Leitmotiv der Erzählung
- 4. Die Darstellung der militärischen, charakterlichen und diplomatischen Fähigkeiten Pompeius im Schlachtfeld: Caesars Darstellung der militärischen Erfolge des Pompeius: Schlachtenglück und feldherrliche Fähigkeiten
- 4.1 Pompeius in zivil: Caesars Darstellung des Charakters und der diplomatischen Fähigkeiten des Pompeius
- 5. Caesars Methode der historischen Deformation
- 6. Propaganda oder historische Wahrheit? Eine abschließende Betrachtung zur Darstellung des Pompeius Magnus in Caesars Kommentaren vom Bürgerkrieg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung Gnaeus Pompeius Magnus in Caesars bellum civile. Das Hauptziel ist es, Caesars Charakterisierung des Pompeius zu analysieren und zu bewerten, inwieweit sie Propaganda oder historisch akkurate Geschichtsschreibung darstellt. Die Arbeit befasst sich mit der Kriegsschuldfrage, den Leitmotiven in Caesars Darstellung, und Caesars Methoden der historischen Darstellung.
- Die Kriegsschuldfrage im bellum civile und Caesars Darstellung Pompeius' Rolle dabei.
- Analyse der Leitmotive in Caesars Darstellung des Pompeius (Friedensbemühungen Caesars, Pompeius' Vermeidung von Entscheidungsschlachten).
- Bewertung der militärischen und diplomatischen Fähigkeiten Pompeius' anhand Caesars Beschreibung.
- Untersuchung von Caesars Methoden der historischen Deformation.
- Die Frage nach Propaganda versus historischer Wahrheit in Caesars Darstellung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Vom meisterhaften Heerführer Roms zum Auslaufmodell der Republik. Eine Hinführung zur Darstellung des Gnaeus Pompeius Magnus in Caesars bellum civile: Dieses einführende Kapitel etabliert den Kontext der Arbeit. Es beschreibt Pompeius' früheren Ruf als meisterhafter Heerführer und kontrastiert dies mit seiner Darstellung in Caesars bellum civile als geschwächter und letztlich gescheiterter Anführer. Die Arbeit stellt die Frage nach der Objektivität von Caesars Darstellung in den Mittelpunkt, da Caesar als Sieger des Bürgerkriegs das Geschichtsbild maßgeblich beeinflusst hat. Das Kapitel betont die gleichzeitige Führung eines militärischen und propagandistischen Krieges durch beide Parteien und kündigt die Untersuchung der caesarischen Propaganda im bellum civile an. Der Fokus liegt auf der besonderen Aufmerksamkeit, die Pompeius in Caesars Bericht zuteilwird, und auf der kritischen Analyse von Caesars Charakterisierung.
2. Caesars Beschreibung des Pompeius vor Kriegsbeginn: Dieses Kapitel analysiert Caesars Darstellung Pompeius' zu Beginn des Bürgerkriegs. Es konzentriert sich insbesondere auf Caesars Beantwortung der Kriegsschuldfrage und die einleitende Charakterisierung Pompeius'. Caesar stellt Pompeius als den Schuldigen am Ausbruch des Krieges dar, indem er ihn des Machtmissbrauchs und des terroristischen Drucks auf den Senat beschuldigt. Pompeius wird als "Besatzer" Roms dargestellt, dessen Aktionen als "infamia" und "iniqua" bezeichnet werden. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen Perspektiven auf die Kriegsschuld, einschließlich der Sichtweise der modernen Geschichtswissenschaft.
3. Zwei wesentliche Leitmotive der Darstellung: Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf der Analyse zweier Leitmotive in Caesars Darstellung Pompeius': die Friedensbemühungen Caesars und Pompeius' Vermeidung von Entscheidungsschlachten. Diese Leitmotive dienen Caesar dazu, sein eigenes Handeln zu rechtfertigen und Pompeius als verantwortlichen Akteur für die Eskalation des Konflikts darzustellen. Durch die Hervorhebung der eigenen Friedensbestrebungen und die Darstellung von Pompeius als kriegslüsternen, entscheidungsunfähigen Gegner konstruiert Caesar eine positive Selbstdarstellung und gleichzeitig eine negative Darstellung seines Gegners. Die Interpretation dieser Leitmotive ist entscheidend für das Verständnis der Gesamtstrategie von Caesars Darstellung.
4. Die Darstellung der militärischen, charakterlichen und diplomatischen Fähigkeiten Pompeius im Schlachtfeld: Caesars Darstellung der militärischen Erfolge des Pompeius: Schlachtenglück und feldherrliche Fähigkeiten: Dieses Kapitel analysiert Caesars Darstellung von Pompeius' militärischen, charakterlichen und diplomatischen Fähigkeiten. Es untersucht, wie Caesar sowohl Pompeius' militärische Erfolge als auch seine vermeintlichen Schwächen beschreibt, um seine eigene Strategie und sein eigenes militärisches Können hervorzuheben. Der Fokus liegt auf der Frage, inwieweit Caesars Beschreibung objektiv ist oder ob sie der propagandistischen Strategie dient. Das Kapitel untersucht die Darstellung von Pompeius sowohl im militärischen als auch im zivilen Kontext und beleuchtet die Methoden, mit denen Caesar den Eindruck von Pompeius' Inkompetenz verstärkt.
5. Caesars Methode der historischen Deformation: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Methoden, die Caesar in seinen Kommentaren anwendet, um die Geschichte zu seinem Vorteil zu manipulieren. Es wird untersucht, wie Caesar Tatsachen verdreht, Informationen auslässt oder selektiv präsentiert, um Pompeius negativ und sich selbst positiv darzustellen. Dies umfasst eine Analyse der rhetorischen Mittel und der strategischen Auswahl der dargestellten Ereignisse, um ein bestimmtes Bild von Pompeius zu erzeugen und die eigene Rechtfertigung zu untermauern. Die Analyse dieser Methoden ist essentiell für das Verständnis von Caesars strategischer Geschichtsschreibung.
Schlüsselwörter
Gnaeus Pompeius Magnus, Gaius Julius Caesar, Bellum Civile, Bürgerkrieg, Propaganda, Geschichtsschreibung, Kriegsschuldfrage, militärische Fähigkeiten, diplomatische Fähigkeiten, historische Deformation, politische Ziele, römische Republik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Caesars Darstellung des Pompeius Magnus im Bellum Civile
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung Gnaeus Pompeius Magnus in Caesars Bellum Civile. Sie untersucht, inwieweit Caesars Charakterisierung des Pompeius Propaganda oder historisch akkurate Geschichtsschreibung darstellt.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Kriegsschuldfrage im Bürgerkrieg, den Leitmotiven in Caesars Darstellung (Friedensbemühungen Caesars und Pompeius' Vermeidung von Entscheidungsschlachten), Caesars Methoden der historischen Darstellung und der Frage nach Propaganda versus historischer Wahrheit.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 bietet eine Einleitung und Kontextualisierung. Kapitel 2 analysiert Caesars Beschreibung des Pompeius vor Kriegsbeginn. Kapitel 3 untersucht zwei zentrale Leitmotive in Caesars Darstellung. Kapitel 4 analysiert Pompeius' militärische, charakterliche und diplomatische Fähigkeiten gemäß Caesars Beschreibung. Kapitel 5 konzentriert sich auf Caesars Methoden der historischen Deformation. Kapitel 6 bietet eine abschließende Betrachtung zur Frage nach Propaganda und historischer Wahrheit.
Welche Leitmotive werden in Caesars Darstellung des Pompeius identifiziert?
Zwei zentrale Leitmotive werden analysiert: Caesars Friedensbemühungen und Pompeius' vermeintliche Vermeidung von Entscheidungsschlachten. Diese dienen Caesar zur Rechtfertigung seines Handelns und zur Negativ-Darstellung Pompeius'.
Wie bewertet die Arbeit Caesars Darstellung der militärischen Fähigkeiten des Pompeius?
Die Arbeit untersucht, wie Caesar sowohl Pompeius' militärische Erfolge als auch seine vermeintlichen Schwächen darstellt, um sein eigenes militärisches Können hervorzuheben. Die Objektivität von Caesars Beschreibung wird kritisch hinterfragt.
Welche Methoden der historischen Deformation werden bei Caesar untersucht?
Die Arbeit analysiert, wie Caesar Tatsachen verdreht, Informationen auslässt oder selektiv präsentiert, um Pompeius negativ und sich selbst positiv darzustellen. Rhetorische Mittel und die strategische Auswahl der dargestellten Ereignisse werden untersucht.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit bezüglich Propaganda und historischer Wahrheit?
Das letzte Kapitel befasst sich umfassend mit der Frage, inwieweit Caesars Darstellung des Pompeius Propaganda oder historisch akkurate Geschichtsschreibung ist. Die Analyse der dargestellten Methoden und Leitmotive soll zu einer fundierten Bewertung führen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gnaeus Pompeius Magnus, Gaius Julius Caesar, Bellum Civile, Bürgerkrieg, Propaganda, Geschichtsschreibung, Kriegsschuldfrage, militärische Fähigkeiten, diplomatische Fähigkeiten, historische Deformation, politische Ziele, römische Republik.
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- Torsten Büchele (Author), 2012, Die Darstellung des Gnaeus Pompeius Magnus in Caesars "bellum civile", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205407