Bei der von mir ausgewählten Zielgruppe handelt es sich um Grundschulkinder im Alter zwischen 6 und 11 Jahren. In der Gruppe sind drei Jungs und ein Mädchen. Alle vier zeigen Bewegungsauffälligkeiten von unterschiedlicher Art. Die Kinder zeigen jedoch alle im Bereich des Gleichgewichtssinns Beeinträchtigungen und vermeiden Bewegungen, die den vestibulären Sinn ansprechen. Sie haben ein geringes Selbstbewusstsein und trauen sich bei sportlichen Aktivitäten, insbesondere im Schulsportunterricht, wenig zu. Nach Zimmer (1993) übertragen Kinder negative Erfahrungen, die sie zum Beispiel bei Bewegungsaufgaben machen, auch auf andere Bereiche. Dies kann zur Folge haben, dass sie nicht nur bei Bewegungsspielen nicht mitmachen, sondern sich auch bei anderen Aktivitäten in oder mit der Gruppe zurückziehen, aus Angst vor Misserfolgen und aus Angst, von den anderen Kindern ausgelacht und nicht anerkannt zu werden.
Die Kinder wurden von ihren Eltern zur Reittherapie angemeldet und gehen regelmäßig, seit ungefähr einem Vierteljahr, gemeinsam zum heilpädagogischen Voltigieren, um freudvolle Körper- und Bewegungsaufgaben mit dem Partner Pferd zu erleben.
Ich habe diese (fiktive) Gruppe ausgewählt, weil ich in einem Praktikum und durch das Anleiten eigener Spiel- und Voltigiergruppen vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet des heilpädagogischen Reitens gesammelt und gesehen habe, wie die Bewegungsaufgaben auf dem Pferd das Gleichgewicht schulen. Zudem trägt das Pferd an sich durch seine Bewegungen zu einer Haltungsverbesserung und einer Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit bei (vgl. Gäng 1994, 22). Diese Erfahrungen mache ich auch beim Reiten in meiner Freizeit.
Kinder werden durch den Partner „Pferd“ aufgefordert, zu handeln und treten in Kontakt mit einem Lebewesen, das sie so annimmt wie sie sind. Sie brauchen in den Stunden, die sie bei der Reittherapie verbringen, keine Angst vor Misserfolgen haben. Bei den Bewegungsaufgaben in Aufgabe drei habe ich daher Übungen aus dem heilpädagogischen Voltigieren ausgewählt.
1. Beschreibung einer Zielgruppe und Begründung der Wahl
Bei der von mir ausgewählten Zielgruppe handelt es sich um Grundschulkinder im Alter zwischen 6 und 11 Jahren. In der Gruppe sind drei Jungs und ein Mädchen. Alle vier zeigen Bewegungsauffälligkeiten von unterschiedlicher Art. Die Kinder zeigen jedoch alle im Bereich des Gleichgewichtssinns Beeinträchtigungen und vermeiden Bewegungen, die den vestibulären Sinn ansprechen. Sie haben ein geringes Selbstbewusstsein und trauen sich bei sportlichen Aktivitäten, insbesondere im Schulsportunterricht, wenig zu. Nach Zimmer (1993) übertragen Kinder negative Erfahrungen, die sie zum Beispiel bei Bewegungsaufgaben machen, auch auf andere Bereiche. Dies kann zur Folge haben, dass sie nicht nur bei Bewegungsspielen nicht mitmachen, sondern sich auch bei anderen Aktivitäten in oder mit der Gruppe zurückziehen, aus Angst vor Misserfolgen und aus Angst, von den anderen Kindern ausgelacht und nicht anerkannt zu werden.
Die Kinder wurden von ihren Eltern zur Reittherapie angemeldet und gehen regelmäßig, seit ungefähr einem Vierteljahr, gemeinsam zum heilpädagogischen Voltigieren, um freudvolle Körper- und Bewegungsaufgaben mit dem Partner Pferd zu erleben.
Ich habe diese (fiktive) Gruppe ausgewählt, weil ich in einem Praktikum und durch das Anleiten eigener Spiel- und Voltigiergruppen vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet des heilpädagogischen Reitens gesammelt und gesehen habe, wie die Bewegungsaufgaben auf dem Pferd das Gleichgewicht schulen. Zudem trägt das Pferd an sich durch seine Bewegungen zu einer Haltungsverbesserung und einer Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit bei (vgl. Gäng 1994, 22). Diese Erfahrungen mache ich auch beim Reiten in meiner Freizeit.
Kinder werden durch den Partner „Pferd“ aufgefordert, zu handeln und treten in Kontakt mit einem Lebewesen, das sie so annimmt wie sie sind. Sie brauchen in den Stunden, die sie bei der Reittherapie verbringen, keine Angst vor Misserfolgen haben. Bei den Bewegungsaufgaben in Aufgabe drei habe ich daher Übungen aus dem heilpädagogischen Voltigieren ausgewählt.
2. Der vestibuläre Sinn – Beschreibung und Erläuterung der Funktion und der Wahrnehmungsleistung
„„Er muss sein inneres Gleichgewicht finden“, sagen wir von einem Menschen, der sich in einer besonderen Problemlage befindet. Vielleicht hat er „die Balance verloren“, und es dauert eine Weile, bis er wieder „mit beiden Beinen fest im Leben steht“. Und wenn einer „aus dem Lot geraten“ ist, hilft nur, ihn wieder „fest zu verankern““ (Zimmer 1995, 123).
Der Mensch braucht den Gleichgewichtssinn wie die Luft zum Atmen. Ohne ihn wäre kein aufrechter Gang und keine Orientierung im Raum möglich. Er ist also (über-) lebenswichtig für den Menschen (vgl. Zimmer 1995, 125). Viele Sprichworte und Redensarten handeln vom „Gleichgewicht“.
Der vestibuläre Sinn zählt, so wie der kinästhetische und der taktile Sinn, zu den Basissinnen oder Nahsinnen, die eine besondere Bedeutung für die kindliche Entwicklung darstellen.
Das Sinnesorgan ist das Gleichgewichtsorgan (Vestibularsystem) im Innenohr (siehe Abbildung 1 und 2). Es besteht aus drei Bogengängen und dem großen und dem kleinen Vorhofsäckchen (vgl. ebd., 1995, 127).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: Die Lage des Organs im Ohr
Das vestibuläre System registriert nach Speckmann und Wittkowski (2006) Beschleunigungen des Kopfes, wobei man zwischen geradlinigen Beschleunigungen, zum Beispiel beim Anfahren und Bremsen mit einem Fahrzeug, und Drehbeschleunigungen, zum Beispiel beim Schaukeln, unterscheidet. Durch diese Bewegungen werden die Rezeptoren (Makulaorgane, Bogengangsorgane) erregt. Die Regungen der Rezeptoren werden zur Hirnrinde weitergeleitet, von wo aus Anpassungsleistungen ausgelöst werden können.
Das Gleichgewichtsorgan reguliert, unter Beteiligung weiterer Sinne, das Gleichgewicht des Körpers (vgl. Zimmer 1993, 65f.). Hierbei spielt insbesondere der kinästhetische Sinn eine wichtige Rolle: „Lage- und Bewegungssinn und Stellungs- und Spannungssinn bilden die Sensoren in dem System der Haltungs- und Bewegungsregelung des menschlichen Körpers. Sie sind unmittelbar mit der Aktivität des Körpers verbunden“ (Zimmer 1995, 125).
Das Gleichgewichtsorgan ist zudem durch zahlreiche Verbindungen mit anderen Bereichen des Großhirns an vielen weiteren Funktionen im Körper beteiligt und kann bei einer Schädigung zahlreiche Beeinträchtigungen hervorrufen (vgl. Milz 2006, 38).
Ayres (2002) ist der Meinung, dass zahlreiche Ärzte und Fachleute nicht anerkennen, dass Kinder Störungen des vestibulären Systems aufweisen und diese weitere Schwierigkeiten verursachen. Im Folgenden soll lediglich auf die Einflüsse auf die emotionale Entwicklung und das Verhalten eingegangen werden. Die Autorin ist der Ansicht, dass „die sensorische Integration des vestibulären Systems [...] uns die eigentliche „Schwerkraftsicherheit“ – das Vertrauen, daß wir fest mit der Erde verbunden sind und jederzeit einen sicheren Platz zum Stehen haben“, gibt. „Die Schwerkraftsicherheit ist das Fundament, auf welchem wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen aufbauen“ (Ayres 2002, 133). Dieser Drang, die Schwerkraft zu erforschen, veranlasst nicht nur Kinder, sondern Menschen jeden Alters dazu, sich Reize, die das Vestibularsystem stimulieren, suchen. Bei Kindern und älteren Menschen lässt sich häufig beobachten, dass die Benutzung eines Schaukelstuhls oder einer Schaukel positive Gefühle hervorruft und Ängste abgebaut werden können (siehe Abbildung 3 auf Seite 3).
Jugendliche und Erwachsene suchen sich Abenteuer, bei denen sie zum Beispiel mit einer hohen Geschwindigkeit einen Abhang mit Skiern hinunterfahren. Häufig wird der Umgang mit der Schwerkraft als eine Selbstverständlichkeit hingenommen, so dass Störungen, die den vestibulären Sinn betreffen, anderen Ursachen zugeschrieben werden. Es zeigt sich jedoch, dass Probleme oftmals „auf eine schlechte Verarbeitung von Gleichgewichtsreizen während des fetalen Lebens im Mutterleib und der Neugeborenenperiode“ (Ayres 2002, 134) zurückzuführen sind. Diese Störungen können für die emotionale Entwicklung weitreichende Konsequenzen haben. Ein Kind, das keine sichere Beziehung zur Erde hat, kann auch beim Aufbau von anderen Beziehungen, zum Beispiel zu den Eltern, Schwierigkeiten haben. Ein Kind verpasst zudem notwendige sensomotorische Erfahrungen, die für die emotionale Entwicklung bedeutsam sind, da diese Kinder „zeitweilig [...] ihren inneren Antrieben nicht folgen“ können, „da sie sich vor dem fürchten, was unter Umständen mit ihnen geschehen könnte“ (Ayres 2002, 135).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.3: Zwei Kinder in einer großen Schaukel
Das Gleichgewichtsystem entwickelt sich laut Zimmer (1995, 130) im ersten Fünftel der Schwangerschaft, lange vor den anderen Sinnessystemen. Es hat die Fähigkeit, vor der endgültigen Ausreifung zu funktionieren und es „fördert seine eigene Weiterentwicklung“ (Zimmer 1995, 130). Laut Ayres (2002, 62f.) ist das Vestibularsystem im fünften Schwangerschaftsmonat „sehr gut entwickelt und zusammen mit dem Tastsinn und dem viszeralen Systemen stellen diese Systeme nahezu die gesamte Sinneswahrnehmung des fetalen Gehirns dar“ (Ayres 2002, 62f.). Die Mutter stimuliert durch ihre Körperbewegungen ebenso den vestibulären Sinn wie der Fötus durch Lageveränderungen in der Fruchtblase selbst.
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- Quote paper
- Lena Scheer, geb. Moczall (Author), 2010, Der vestibuläre Sinn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205201
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