Mit der Ernennung zum Reichskanzler am 30. März 1930 durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg übernahm Heinrich Brüning kein einfaches Amt. Als 1929 in Amerika am „Schwarzen Freitag“ die Aktienkurse dramatisch fielen, „setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein, wie ihn die Welt im Industriealter bis dahin nicht erlebt hatte“ . Letztendlich traf die Weltwirtschaftskrise, nach den USA, das Deutsche Reich auf Grund seiner großen Abhängigkeit von ausländischen Krediten am stärksten. So wurden schon im Winter 1929/30 mehr als drei Millionen Arbeitslose verzeichnet, die Banken bekamen Liquiditätsprobleme und zwischen 1928 und 1931 verdoppelte sich die Zahl der jährlichen Konkurse. Desweiteren traf Brüning auf einen kompromisslosen Reichstag, der sich insbesondere bezüglich der dringenden Lösung der Arbeitslosenversicherungsfinanzierung nicht einigen konnte.
Die auf diese schwere Ausgangssituation folgende „Ära Brüning gehört zu den umstrittensten Abschnitten in der Geschichte der Weimarer Republik“ . Insbesondere besteht eine Kontroverse bezüglich der Verantwortung, die Brüning für das Scheitern der Weimarer Republik und den damit verbundenen Aufstieg der NSDAP hat. War er mit seiner demokratischen Diktatur der erste Kanzler im Auflösungsprozess der Weimarer Republik (vgl. Karl Dietrich Bracher) oder ist Brüning der Kanzler, der versucht hat den funktionsuntüchtigen demokratischen Parteienstaat zu retten und „hundert Meter vor dem Ziel“ entlassen wurde (vgl. Werner Conze).
Eine weitere speziellere Kontroverse geht aus der Verantwortungsfrage hervor und betrifft seine Deflationspolitik. Heinrich Brünings starres Festhalten an einer prozyklischen Wirtschaftspolitik und sein Ignorieren von Alternativen wird von manchen Wissenschaftlern stark kritisiert. Man wirft ihm vor die Wirtschaftskrise und das soziale Elend in Deutschland dadurch verstärkt zu haben.
Aus diesem Grund wird im Folgenden geklärt, ob Reichskanzler Brüning mit seiner Deflationspolitik den falschen Weg wählte. Hierfür werden zunächst die Ziele und Maßnahmen der Deflationspolitik erläutert sowie ein Überblick über die damaligen wirtschaftspolitischen Alternativen gegeben. Anschließend werden die Auswirkungen seiner Politik dargestellt und in einem abschließenden Resümee wird seine Entscheidung für eine Deflationspolitik bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- I) Der umstrittene Reichskanzler Heinrich Brüning
- II) Brünings Deflationspolitik als Reaktion auf die Wirtschaftskrise
- 2.1 Ziele seiner Wirtschaftspolitik
- 2.2 Maßnahmen seiner Wirtschaftspolitik
- 2.2.1 Kürzung der Löhne und Gehälter
- 2.2.2 Preissenkung
- 2.2.3 Reparationspolitik
- 2.2.4 Ausgleich des Staatshaushaltes
- 2.2.5 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
- 2.3 Überblick über wirtschaftspolitische Alternativen
- III) Auswirkungen von Brünings Deflationspolitik
- 3.1 Ende der Reparationszahlungen
- 3.2 Steigerung des sozialen Elends und Verschärfung der Wirtschaftskrise
- 3.3 Aushöhlung des Parlamentarismus und politische Radikalisierung
- IV) Brünings Deflationspolitik - eine wirtschaftspolitische Fehlentscheidung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wirtschaftspolitik von Reichskanzler Heinrich Brüning während der Weltwirtschaftskrise und bewertet seine Deflationspolitik im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und ihre Folgen. Die Arbeit analysiert, ob Brünings Entscheidungen zum Scheitern der Weimarer Republik beitrugen und ob alternative wirtschaftspolitische Ansätze erfolgversprechender gewesen wären.
- Brünings Deflationspolitik als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise
- Ziele und Maßnahmen der Brüningschen Wirtschaftspolitik
- Wirtschaftspolitische Alternativen zu Brünings Kurs
- Auswirkungen von Brünings Politik auf die Wirtschaft und die Gesellschaft
- Bewertung der Brüningschen Deflationspolitik im historischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
I) Der umstrittene Reichskanzler Heinrich Brüning: Dieses Kapitel führt in die schwierige Amtszeit Heinrich Brünings als Reichskanzler ein. Es beleuchtet die schwere wirtschaftliche Lage Deutschlands nach dem "Schwarzen Freitag" 1929 und die politischen Herausforderungen, mit denen Brüning konfrontiert war, einschließlich eines zersplitterten Reichstags und der zunehmenden Arbeitslosigkeit. Die Kontroverse um Brünings Rolle im Untergang der Weimarer Republik und die Bewertung seiner Wirtschaftspolitik werden ebenfalls angesprochen, wobei die unterschiedlichen Interpretationen seines Handelns hervorgehoben werden. Das Kapitel legt den Grundstein für die folgende Analyse von Brünings Deflationspolitik.
II) Brünings Deflationspolitik als Reaktion auf die Wirtschaftskrise: Dieses Kapitel detailliert die Ziele und Maßnahmen von Brünings Deflationspolitik. Die Grundlinien seiner Politik, wie die Anpassung der Lohn- und Preisstruktur an das Weltniveau, die Sanierung des Reichshaushaltes und die Unterstützung der Landwirtschaft, werden beschrieben. Ein wichtiger Aspekt ist der Wandel in Brünings übergreifender Zielsetzung: von der anfänglichen Priorität der Haushaltskonsolidierung zur Reparationsrevision als oberstes Ziel nach den Septemberwahlen 1930. Der Abschnitt erläutert die konkreten Maßnahmen wie Lohn- und Gehaltssenkungen, Preissenkungen und den Versuch, durch die Einhaltung der Young-Plan-Auflagen die Reparationszahlungen zu beenden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Wirtschaftspolitik Heinrich Brünings
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Wirtschaftspolitik von Reichskanzler Heinrich Brüning während der Weltwirtschaftskrise, insbesondere seine Deflationspolitik. Sie untersucht deren Wirksamkeit, Folgen und den möglichen Beitrag zum Scheitern der Weimarer Republik. Es werden auch alternative wirtschaftspolitische Ansätze betrachtet.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt Brünings Deflationspolitik als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise, die Ziele und Maßnahmen seiner Politik (einschließlich Lohn- und Gehaltssenkungen, Preissenkungen und Reparationspolitik), wirtschaftspolitische Alternativen, die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft und eine historische Bewertung der Brüningschen Deflationspolitik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Kapitel I führt in die Person und die schwierige Amtszeit Brünings ein. Kapitel II detailliert Brünings Deflationspolitik, einschließlich der Ziele und Maßnahmen. Kapitel III beschreibt die Auswirkungen dieser Politik. Kapitel IV bewertet Brünings Deflationspolitik als wirtschaftspolitische Fehlentscheidung.
Welche Aspekte von Brünings Deflationspolitik werden untersucht?
Die Analyse umfasst die Ziele seiner Wirtschaftspolitik (z.B. Haushaltskonsolidierung, Reparationsrevision), die konkreten Maßnahmen (z.B. Lohnkürzungen, Preissenkungen), wirtschaftspolitische Alternativen und die Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft (z.B. soziale Not, politische Radikalisierung).
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit bezüglich Brünings Politik?
Die Arbeit bewertet Brünings Deflationspolitik, obwohl explizit im Inhaltsverzeichnis als "Fehlentscheidung" bezeichnet, lässt die detaillierte Argumentation und Schlussfolgerung der Bewertung im bereitgestellten Textfragment offen. Die Zusammenfassung der Kapitel liefert Hinweise, aber keine endgültige Wertung.
Welche Quellen werden verwendet? (Hinweis: Diese Frage kann aufgrund des begrenzten Textes nicht beantwortet werden.)
Die verwendeten Quellen sind im vorliegenden Textfragment nicht aufgeführt.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Die Arbeit richtet sich an Personen, die sich für die Wirtschaftsgeschichte der Weimarer Republik und die Weltwirtschaftskrise interessieren, insbesondere für die Rolle von Heinrich Brüning und die Bewertung seiner Wirtschaftspolitik. Der akademische Charakter des Textes deutet auf ein universitäres oder wissenschaftliches Publikum hin.
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- Julia Müller (Author), 2011, Wählte Heinrich Brüning mit seiner Deflationspolitik den falschen Weg?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204894