Verwandlungen sind seit jeher ein Sujet, das den Menschen immer stark interessierte. Dabei variieren die Herangehensweisen an das Thema sowie an das tatsächliche Phänomen ebenso wie die Erscheinungsformen dessen, was man zusammenfassend unter Metamorphosen versteht. Die Entwicklung einer Raupe hin zu einem Schmetterling empfindet man als faszinierend, wohingegen der Verwandlung eines konservativen, bürgerlich angepassten Menschen ins Anarchistische mit Abscheu und Skepsis begegnet wird. Das durch Eigeninitiative herbeigeführte Umformen des Phänotyps oder auch des Charakters, der Angewohnheiten und dergleichen, erleben wir als angenehm und beachtenswert. Die willenlose beziehungsweise gar ungewollte Transformation hingegen versetzt uns in Schaudern und schreckt ab.
Bei der Auseinandersetzung mit Verwandlungen jedweder Art befindet man sich automatisch in einem Zustand, der stetig zwischen Faszination und Abscheu pendelt. Einerseits lockt jenes vielseitige Phänomen mit seinem Facettenreichtum und der imponierenden Grenzüberschreitung; andererseits symbolisiert es auch eine Gefahr, nämlich durch die Bedrohung und Veränderung des Bekannten, des Anerkannten und Akzeptierten.
Gerade darin liegt wohl der abschreckende Zauber von Verwandlungen, dass sie den Beobachter und/oder den Verwandelten der Zeit entheben und einen fließenden Übergang mehrerer, konturenloser Zustände implizieren. Eine konkrete Fixierung der zahlreichen Einzelstadien und Verlaufsmomente ist während eines solchen Prozesses unmöglich, gleich ob man die Verwandlung nun selbst erleben sollte oder ob man als Außenstehender einen objektiveren Blick auf die Ereignisse behaupten kann.
Unter dem Punkt ‚Verwandlung als psychologisches Phänomen‘ soll ein kurzer Einblick in die psychologischen Grundlagen gegeben werden. Aufgrund der Fülle der unterschiedlichen Theorien im Bereich der psychischen Verwandlungen als Krankheitsbild werden zwar viele Abhandlungen in meine Betrachtung einfließen, jedoch werde ich den Fokus auf bestimmte Perspektiven legen, die für meine Untersuchungen als geeignetes Analyseinstrument dienlich sind. Dieses Kapitel soll die nachfolgenden Untersuchungen von Verwandlungsdarstellungen in der Literatur untermauern und gewissermaßen verständlicher machen.
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Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
2.1 VON NEUROSEN UND PSYCHOSEN: Die Verwandlung als psychologisches Phänomen
2.2 VON DICHTERN UND GEDICHTETEN: Die Verwandlung als literarisches Motiv
3. LITERARISCHE VERWANDLUNGEN
3.1 DAS TIER IN UNS: Verwandlungen in der Epik
3.1.1 Franz Kafkas Käfer .
3.1.2 Carlos Ruiz Zafóns Schmetterling
3.2 AUSBRUCH DER IDENTITÄTSLOSEN: Verwandlungen in der Dramatik
3.2.1 Die späte Einsicht der Nora von Henrik Ibsen
3.2.2 Die Ohnmacht des Graf Öderland von Max Frisch
3.3 REIFEN UND ALTERN: Verwandlungen in der Lyrik
3.3.1 Die Stufen des Hermann Hesse
3.3.2 Die Identität der Hilde Domin
4. FAZIT
5. LITERATURVERZEICHNIS
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- Carolin Hildebrandt (Author), 2011, Das Motiv der Verwandlung in der modernen Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204315
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