Wandel ist Kennzeichen unserer Zeit. Im sozialen Bezug zu anderen sind wir aufgerufen, diesen zu bewältigen und dabei die Umwelt zu bewahren. Dies sind große Herausforderungen, die uns zu überfordern drohen.
Wer da nicht kämpft, der hat schon verloren. Neben den vielfältigen, sich überlagernden Veränderung gibt es aber auch berechtigte Hoffnung, die Zumutungen zu überwinden und tragfähige Lösungen zu finden – Lösungen, sie den im Zeitablauf auftauchenden kniffligen Fragen hinreichende Antworten entgegen setzen, Lösungen, die ungeachtet individueller Entfaltung sozialen Bezug stärkt, aber auch der Verantwortung für nachwachsende Generation Rechnung trägt.
Wenn es gelingt, im angesprochenen Dreiklang Reflexion anzustoßen, so hat die vorliegende Publikation ihr Ziel erreicht. Möge die Leserin und der Leser Gewinn aus den vorgetragenen Gedanken ziehen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Themenkreis 1: Wandel, Entwicklung, Entfaltung
Entfaltung und Rückbindung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Dichotomie des Menschen 14 Entfaltung der Persönlichkeit
Rückbindung zu sozialen Gebilden
Gleichgewicht als erstrebtes Ziel
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Bildung und Entwicklung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Bildung
Individuelle Entfaltung
Wechselbeziehungen
Perspektiven
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Entwicklung, Einflüsse, Ergebnisse
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Gesellschaftliche Entwicklung
Vordenker, Querdenker und aktiv Handelnde
Behinderungen und Verhinderungen
Erzielte Ergebnisse
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Person, Persönlichkeit, Selbstverständnis
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Person und Persönlichkeit
Stellenwert und Selbstverständnis aus christlicher Sicht
Konsequenzen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Mensch und Wandel
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Gleichheit und Differenziertheit des Menschen
Wandel als hochaktuelles Phänomen
Menschliche Bewältigung des Wandels
Chancen und Risiken, Gelingen und Misslingen,
Ergebnisse als Ausgangspunkte
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Themenkreis 2: Mensch, Mitmensch, sozialer Bezug
Mensch und Mitmensch
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Mensch
Mitmensch
Begegnungen als Bereicherungen
Belastungen aus Begegnungen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Mitmensch und sozialer Bezug
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Mitmensch in seiner Vielfalt
Sozialer Bezug zum Mitmenschen
Differenzierung und Konsequenzen
Offene Fragen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Sozialverhalten und Wandel
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Sozialverhalten
Wandel und Sozialverhalten
Zeitgeist
Individuelle Positionierung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Mensch und differierende Gruppierungen
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung…
Einbindung des Menschen
Konkurrierende Interessen und Erwartungen
Verantwortung der eigenen Person gegenüber
Entscheidungen, Verantwortung, Konsequenzen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Miteinander als langfristig erfolgversprechende Option
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Bestehende Alternativen
Ethische Forderungen
Individuelle Wertentscheidungen
Resultierendes Verhalten
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Themenkreis 3: Individuum, Umwelt, Verantwortung
Individuum und Umwelt …
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung…
Individuum als Teil und Gegenüber der Natur
Individuum als naturbeeinflussend Handelnder
Segen und Fluch menschlichen Handelns.…
Umwelt als Aufgabe
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick .…
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Umwelt und Verantwortung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Verantwortung.…
Mensch zwischen Optionen
Grenzen des Verantwortbaren
Beschränkung als Antwort?
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick .…
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Nachhaltigkeit und deren ethische Fundierung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Konzept der Nachhaltigkeit .…
Nachhaltigkeit und ethische Fundierung
Chancen, Grenzen und Gefahren
Globale Perspektive
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Gesellschaftliche Perspektiven
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung…
Gesellschaftliches Erkennen
Gesellschaftliches Handeln
Gesellschaftliches Bewältigen
Gesellschaftliche Perspektiven
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Konsequenzen und Forderungen an uns und Andere
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Konsequenzen und Forderungen an uns selbst
Konsequenzen und Forderungen an Andere
Utopie
Realistische Perspektive
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Mensch, Orientierung, Transzendenz
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Mensch, Heterogenität, Orientierung
Mensch und Transzendenz
Mensch in Entwicklung
Mensch und Erkenntnisgrenzen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Anhang
Vorwort
Unsere heutige Zeit hält viele Herausforderungen bereit. Sich über eigene Grundpositionen klar zu werden, erscheint daher zur Sicherung eines verantwortungsbewussten Handelns geboten. Die Herausforderungen begegnen uns jeden Tag, tragfähige Antworten zu finden aber macht Mühe.
Schließlich wissen wir um die Relativierung des Normenhorizonts in unserer Gesellschaft. Wir wissen um die Orientierungskrise bei vielen Mitbürgern. Die Dinge treiben zu lassen erscheint da ebenso wenig hilfreich, wie die Feststellung, dass sowieso alles egal sei.
Das vorliegende Buch unternimmt den Versuch, zu wesentlichen Herausforderungen unserer Zeit Grundpositionen als Diskussionsgrundlage bereit zu stellen und damit Reflexion anzuregen. Es unternimmt von einem für richtig erachteten Ausgangspunkt aus schlüssig zu argumentieren.
So gehen die Ausführungen in den einzelnen Kapiteln auf zentrale Themenkreise ein. Dies sind die Themenkreise
- Wandel, Entwicklung, Entfaltung,
- Mensch, Mitmensch, sozialer Bezug,
- Individuum, Umwelt, Verantwortung.
Die Auseinandersetzung mit Wandel, Entwicklung und Entfaltung tangiert das menschliche Sein im Rahmen der Veränderung. Mensch, Mitmensch, sozialer Bezug befasst sich mit dem Verhältnis zu Bezugspersonen. Individuum, Umwelt, Verantwortung unternimmt hingegen den Versuch, die Lebensgrundlage und die Verantwortung für sie zu hinterfragen.
Ziel der Ausführungen ist es, zum Nachdenken anzuregen und Grundlagen für vertiefte Auseinandersetzungen zu schaffen. Denn wer gedanklich auf dem Weg ist, der hat bereits einen Teil des erforderlichen Weges geschafft.
Jeder der einzelnen Beiträge in den drei Themenkreisen ist in sich abgeschlossen und doch ergibt sich eine wechselseitige Bezogenheit der Ausführungen. So bleibt die Hoffnung, dass die jeweilige Leserin und der jeweilige Leser Gewinn aus den Ausführungen ziehen möge.
Wer sich der Herausforderung stellt, der steht immer wieder neu am Anfang. Doch die vertiefte Auseinandersetzung mit Gegebenheiten weitet den Blick und fasziniert, denn je tiefer man bohrt, desto interessanter wird es.
All Jenen, die mir im Zusammenhang mit dieser Publikation Anregungen gegeben und mich dadurch unterstützt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Fürth, im Herbst 2012
Prof. Dr. Alfons Maria Schmidt
Themenkreis 1:,
Wandel, Entwicklung, Entfaltung
Entfaltung und Rückbindung
Bildung und Entwicklung
Entwicklung, Einflüsse, Ergebnisse
Person, Persönlichkeit, Selbstverständnis
Mensch und Wandel
Entfaltung der Persönlichkeit und Rückbindung
zu sozialen Gebilden als gleichzeitiger Auftrag
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Die Entfaltung der Persönlichkeit und die Suche nach Selbstverwirklichung korrespondiert mit dem Streben des Menschen, nach neuen Ufern aufzubrechen, Grenzen auszuloten, Unbekanntes zu entdecken und Möglichkeiten zu erproben. Es ist dies ein Sich einsetzen, um seinen Ort im Leben zu finden. So ringt das Streben nach Freiheit und Ungebundenheit mit der Notwendigkeit, auf Andere Rücksicht zu nehmen und im Rahmen des sozialen Bezugs Beschränkungen in Kauf zu nehmen.
Freiheit und Beschränkung sind denn auch Eckpfeiler, zwischen denen wir uns bewegen. Da erscheint es sinnvoll, beiden Zielausrichtungen und den menschlichen Notwendigkeiten nachzuspüren; da erscheint es sinnvoll, das menschliche Sein in seiner Zerrissenheit zu hinterfragen. Denn die Klärung der in dem angedeuteten Spannungsfeld eingenommenen Position schafft uns Klarheit für unseren individuellen Weg.
Klarheit aber ist die Voraussetzung dafür, Konsequenzen auszuloten und bewusste Entscheidungen zu treffen, um dann die Konsequenzen aus unseren Entscheidungen auf uns zu nehmen. Nicht die eine Orientierung alleine bringt uns die Lösung, sondern nur die angemessene Berücksichtigung beider Erfordernisse.
Alle in diesem Zusammenhang aufscheinenden Fragen werden wir innerhalb eines kurzen Beitrages nicht beantworten können. Aber auch der Versuch, einen Überblick zu gewinnen und Grundlegendes bewusst zu machen erscheint uns als interessante Herausforderung, der wir uns stellen wollen.
Grundlegendes steht also auf unserem Programm. Nicht, dass wir uns vor detaillierten Fragen drücken wollten. Doch scheint der erste Schritt vor den weiter folgenden Schritten angemessen und erforderlich, damit wir uns auf das Licht am Ende des Tunnels zu bewegen, uns der angestrebten persönlichen Klarheit behutsam und ernsthaft annähern.
Wir tun dies in der Gewissheit, dass unsere Antwort auf die Frage nach der angemessenen Positionierung im Spannungsfeld zwischen Selbstentfaltung und gemeinschaftlichem Rückbezug nur unsere eigene Antwort sein kann, die allerdings Andere auf ihrer Suche unterstützen kann, deren eigenen Weg zu finden.
So geht es uns darum, Licht ins Dunkel zu bringen. Es geht uns darum, jenes Spannungsfeld auszuloten. Wo stehen wir, wo wollen wir stehen und wo wollen uns Andere stehen sehen? Wiederum kann die Antwort hierauf nur individuell gegeben werden. Doch von Grundlegendem und den Positionierungen Anderen zu erfahren hilft uns, in unserem eigenen Suchprozess voran zu kommen.
Neben dem Aufzeigen grundlegender Erkenntnisse soll klar heraus gearbeitet werden, dass wir uns – ausgehend von der Dichotomie des Menschen, der Betrachtung des menschlichen Strebens nach Entfaltung und der Angewiesenheit auf Gemeinschaft – um jene individuelle Positionierung nicht herum drücken können.
Gleichgewicht als erstrebtes Ziel, Ausgleich zwischen widerstreitenden Optionen, ist dies für uns ein sinnvoller Weg? Wir werden uns auf eine Antwort hierauf zubewegen und hoffentlich in unserer Erkenntnis voranschreiten. Dann war unser Bemühen unseres betriebenen Aufwandes wert.
Dichotomie des Menschen
Im Menschen ist sowohl das Streben nach Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung, als auch das angewiesen Sein auf Andere angelegt. Schon ein Kleinkind will die Welt entdecken und seinen Platz in dieser Welt finden. Schon ein Kleinkind ist sich dessen gewiss, dass die liebende Fürsorge der Eltern jene Geborgenheit und Sicherheit gibt, die eine beabsichtigte Öffnung zur Welt hin erst ermöglicht.
Individuen ohne soziale Rückbindung sind denn auch nicht überlebensfähig. Sie können sich nicht zur entfalteten Persönlichkeit hin entwickeln. Und einseitige Ausrichtung auf die Anderen, lässt jene so wichtige Individualität des Einzelnen verkümmern. Hospitalismus und angepasste, zu eigenverantwortlichem Handeln unfähige oder unfähig gemachte Mitmenschen, aber auch ausufernde Ichbezogenheit lassen die Frage nach dem Wesen und der Bestimmung des Menschen aufscheinen.
Ist der Einzelne Original oder ist er eine Kopie? Ehrlicherweise müssen wir hier bekennen, dass beides im Menschen Platz findet und dies ist auch gut so. Denn die Gemeinschaft profitiert von den Stärken des Einzelnen, wie der Einzelne von der Rückbindung zu sozialen Gebilden. Diese geben schließlich Rückhalt und Orientierung, sie verschaffen Sicherheit und bieten Maßstäbe an, in sie kann man sich in der Gewissheit fallen lassen, nicht alleine zu sein.
Aus dem Vorgenannten ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen widerstreitenden Optionen. Wird der individuellen Entfaltung der Persönlichkeit Vorrang eingeräumt, oder steht der Einbindung in soziale Gebilde ein Primat zu? Darüber lässt sich trefflich streiten. Diese Auseinandersetzung geschieht vor dem jeweiligen kulturellen Hintergrund, vor der prägenden gesellschaftlichen Ausrichtung.
So tendieren Bewohner der Vereinigten Staaten von Amerika stärker in Richtung der Entfaltung der individuellen Persönlichkeit, während Mitbürger im Kaiserreich Japan traditionell einer Einbindung in soziale Gebilde Vorrang einräumen. Wir in der Bundesrepublik Deutschland präferieren dem gegenüber ein Gleichgewicht zwischen den beiden Polen, auch wenn tendenziell der amerikanisch Einfluss zu einer Verschiebung geführt hat.
Beide Ausrichtungen innerhalb des Spektrums zeitigen positive und negative Aspekte. Ist es auf der einen Seite der größere individuelle Freiraum und die reduziert wahrgenommene soziale Verantwortung, so steht auf der anderen Seite dem Bewusstsein der Bedeutung des sozialen Bezuges und der Verortung als Teil eines größeren Ganzen ein Normierungsdruck gegenüber, der ein Ausbrechen aus der Norm negativ sanktioniert.
Ungeachtet der kulturell geprägten Heimat lassen sich jenen vorbefindlichen Stärken und Schwächen allerdings aus- bzw. abbauen. Insoweit erscheint Reflexion und Entfaltung der Persönlichkeit auf der Agenda verantwortungsbewussten individuellen Seins. Damit wird der Rückbezug zu sozialen Gebilden anerkannt, das individuelle Wachsen und sich Entfalten aber nicht ausgeschlossen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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Abbildung 1: Individuum zwischen Entfaltung, Rückbindung und Glaubenswelt
Quelle: selbst erstellt
„Freiheit in Verantwortung“ lautet die Maxime. Und daran sich zu orientieren, dass Freiheit wahrgenommen werden soll, dabei aber auf Andere Rücksicht zu nehmen ist, erscheint durchwegs begründet und vernünftig. Denn ein Überschreiten der Freiheit auf Kosten anderer führt im Gegenzug zu einer Einschränkung der Freiheit für einen selbst – jedenfalls wenn wir jenen Anderen die gleichen Möglichkeiten zubilligen und zubilligen müssen, die wir für uns in Anspruch nehmen.
Insoweit stellt der kategorische Imperativ Kant´s einen Fortschritt der Erkenntnisse dar, hinter den zurückzufallen von Übel ist. Krasser Egoismus auf Kosten der Freiheit Anderer führt auf lange Sicht nun einmal zu einer Beschneidung der Freiheit für Alle – und dies aus gutem Grunde. So kommt es darauf an, dass langfristig der Friede bewahrt und relative Gerechtigkeit gewährleistet wird.
Entfaltung der Persönlichkeit
„Unter der Persönlichkeit eines Menschen wird in der Alltagspsychologie die Gesamtheit aller seiner Eigenschaften (Dispositionen und Gestalteigenschaften) verstanden, in denen er sich von anderen Menschen unterscheidet“. (Asendorpf 2007) oder um mit Eysenck zu sprechen: „Persönlichkeit ist die mehr oder weniger stabile und dauerhafte Organisation des Charakters, Temperaments, Intellekts und Körperbaus eines Menschen, die seine einzigartige Anpassung an die Umwelt bestimmt“. (Eysenck 1997)
Dem gegenüber stellt Freud auf das Ich, das Überich und das Es ab. „Jedes (dieser Systeme) hat seine eigene Funktion und seine eigene Dynamik, aber es besteht doch eine enge Wechselbeziehung zwischen ihnen“. (Correll 1976, 13-15). Für Hermann ist „Persönlichkeit ein bei jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat“. (Hermann 1976)
Um mit Arnold zu sprechen ist„Person (schließlich) die Basis für Persönlichkeit. Das eine ist man das andere wird man“. (Arnold, W. 1969, 351) Damit ist Persönlichkeit „die Individualität jedes einzelnen Menschen, der einen besonderen Charakter, Intellekt oder (ein besonderes) Temperament aufweist, besser definiert als die Gesamteigenschaften einer Person, durch die er sich von anderen Menschen abhebt.“ (http://www.stangl.eu/psychologie/ definition/Persoenlichkeit.shtml)
Entfaltung steht für das Ergebnis einer selbstgesteuerten Entwicklung des individuellen Seins. Wie erblühte Blumen treten uns Andere in ihrer Subjekteigenschaft und in ihrer besonderen Ausgestaltungsform gegenüber. Dieses Ergebnis rührt von der bei jedem Mitmenschen einzigartig durch Anlagen und Umwelteinflüsse gebildeten, in Entwicklung befindlichen Persönlichkeit her.
Der Mensch ist insoweit stets ein Werdender und seine aktuelle Entwicklung ist eine Zwischenstufe im Lebenslauf. Da ist schon von entscheidender Bedeutung, welchen Einflüssen das Individuum ausgesetzt ist und welche Erfahrungen es macht. Sie haben Einfluss auf den persönlichen Einsatz zur Entfaltung von Anlagen und auf die jeweilige Positionierung.
Dass hier der Eine stärker an der Entfaltung seiner Persönlichkeit interessiert ist als ein Anderer, lässt sich leicht nachvollziehen. Das personale Selbst kann dem entsprechend mehr oder weniger stark bewusst wahrgenommen und reflektiert sein und insoweit mehr oder weniger an Autonomie einfordern.
Die Entfaltung der individuellen Persönlichkeiten bei den uns gegenüber tretenden Bezugspersonen erbringt uns eine Vielfalt, die als Bereicherung der sozialen Bezüge betrachtet werden kann – wenn auch einzelne der uns gegenüber tretenden Personen „allzu bunte Vögel“ sind, oder nur als abschreckendes Beispiel dienen können.
Differenzierung kommt den auch den vielgestaltigen Rahmenbedingungen, Herausforderungen, Anlagen und Neigungen entgegen, die einen höchst individuellen Weg und ein höchst individuelles Ziel als Folge der Subjektstellung des Menschen und seines personalen Selbst nach sich ziehen.
Die unterschiedlichen beruflichen Ansatzmöglichkeiten stehen im Einklang mit dieser personalen Differenzierung. Wer wollte schon einen Einheitsmenschen, der quasi die Kopie von Anderen wäre? Auch brauchen wir nicht nur Professoren einerseits und Müllwerker andererseits.
Rückbindung zu sozialen Gebilden
Unter sozialen Gebilden verstehen wir abweichend von der Begrifflichkeit der Soziologie beständige Gruppen von Menschen, die
- gemeinsame Ziele verfolgen,
- Zusammengehörigkeitsgefühl entfalten,
- Gruppennormen besitzen,
- zielorientiertes Handeln aufweisen,
- förderliche äußere Bedingungen haben und einer
- Führung unterliegen. (vgl. Schmidt 2011, 27)
Insoweit unterscheiden sich Gruppen von Ansammlungen von Menschen, die eher zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort einander begegnen. Ausgehend von der Familie über die Gemeinschaft in der Schule, der Kirche, dem Arbeitsleben bis zu Vereinen stoßen wir auf Gruppierungen, in denen wir unseren Platz zu finden aufgerufen sind.
Zwischen dem Individuum und sozialen Gebilden und zwischen den sozialen Gebilden in denen wir stehen können sich aus unterschiedlichen Ausrichtungen auch Spannungen ergeben, die es durch Veränderung beim Einzelnen oder der einen oder anderen Gruppierung in Harmonie aufzulösen gilt.
Rückbindung bedeutet sodann Pflege einer Beziehung zu sozialen Gebilden. Diese Beziehungspflege entfaltet in beide Richtungen Wirkungen. So wie die jeweilige Gruppierung den Einzelnen prägt, prägt dieser im Gegenzug auch die ins Auge gefasste jeweilige Gruppe. Bereits ein kleines Kind fügt sich in die Familie ein, wie es auch seine individuellen Wünsche zur Geltung zu kommen lassen sucht.
Wir erkennen im Übrigen, dass wir bei einzelnen Gruppen nicht aus dem Wunsch heraus eingebunden sind, sondern aus Notwendigkeit und diese Gruppen nicht ohne persönlich Schaden zu nehmen verlassen werden können. Bei selbst gewählten Gruppierungen ist dies in der Tat anders. Doch auch hier entwickelt sich eine emotionale Heimat, deren Verlust schmerzt.
Rückbindung ist insoweit Aufgabe und Chance. Sie ist sowohl Belastung als auch Freude und an dieser Rückbindung sollte man fortlaufend arbeiten. Nur dann wird es gelingen, in den Unwägbarkeiten des Lebens jene Position und jene Einbindung zu finden, die relatives Wohlbefinden hervorruft. Absolutes Wohlbefinden und die Erfüllung aller individuellen Wünsche sind und bleiben wohl für erwachsene Menschen unangemessene Träume.
Rückbindung gibt Orientierung, lässt Maßstäbe im sozialen Miteinander erkennen, offeriert Rückhalt und Unterstützung und bietet zuweilen auch emotionale Wärme. Dinge also, die wir Individuen als Gewinn erfahren, wenn auch Konflikte nicht ausbleiben.
So sind positive und negative Auswirkungen von Rückbindungen zu konstatieren und gegeneinander abzuwägen. So ist bewusst zu entscheiden, inwieweit man bereit ist, im sozialen Bezug mit Anderen Kompromisse einzugehen und sich anzupassen und wo man der Wahrung der personalen Identität, der Individualität und dem Streben nach Selbstverwirklichung den Vorzug geben sollte.
Auswirkungen der Rückbindung begegnen uns fortlaufend. Es sind dies teils unverzichtbare, teils bereichernde, teils belastende und teils unzumutbare Auswirkungen, auf die wir uns individuell einzustellen und gegenüber denen wir uns zu positionieren haben.
Gleichgewicht als erstrebenswertes Ziel
So erscheint ein Gleichgewicht zwischen Entfaltung der Persönlichkeit und Streben nach Selbstverwirklichung einerseits und Rückbindung zu sozialen Gebilden andererseits angezeigt. Es überfordert weder den Einzelnen, noch die Gruppe. Es trägt sowohl individuellen Vorstellungen und Hoffnungen gegenüber der Gruppe, als auch den von der Gruppe gegenüber dem Einzelnen gehegten Erwartungen Rechnung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2:
Der Einzelne innerhalb sozialer Gebilde
Quelle: selbst erstellt
Gleichgewicht steht dabei für Ausgeglichenheit . In der Psychologie interpretiert man dies als einen stabilen psychischen Zustand, für ein mit sich und der Welt im Reinen sein. Jenes Gleichgewicht gibt individuelle Sicherheit, es trägt und hält. Aus dieser Kraft erwachsen Zutrauen und Zuversicht, Phänomene also, die uns helfen, unser Leben angemessen zu gestalten und es ungeachtet auftauchender Probleme auch zu bewältigen.
Gleichgewicht ist insoweit eine erfolgsbegünstigende Erscheinung. Unnötige Kämpfe werden so vermieden, produktiv nutzbare Kraft nicht verschwendet. Sind wir uns dessen immer auch bewusst? Vermutlich wird uns manchmal erst zu einem späteren Zeitpunkt bewusst werden, an welchem Schräubchen drehen zu wollen angesichts dessen zwischenzeitlicher Unbeweglichkeit sinnlos erscheint.
Gleichgewicht als Aufgabe bedeutet aber nicht, uns überall in der Mitte zwischen Selbstentfaltung und Rückbezug einzuordnen. Denn ein Gleichgewicht in der Gesamtbetrachtung verhindert nicht differierende Standpunkte und Verhaltensweisen in den zur Entscheidung anstehenden höchst unterschiedlichen Teilgebieten menschlichen Seins. Insoweit können wir von einer Differenzierung im globalen Gleichgewicht sprechen.
Auch lässt sich Selbstentfaltung in und mit der Gruppe realisieren und nicht nur gegen sie oder an ihr vorbei. Letztlich werden hier differierende menschliche Schwerpunktsetzungen aufgrund der Individualität des Einzelnen wirksam. In diesem Zusammenhang wird für uns wiederum die unverwechselbare ganz eigene Persönlichkeit der betrachteten Person erkennbar.
Berücksichtigung von Entfaltung und Rückbindung und Erlangung eines Gleichgewichtes wird angesichts individuellen Wachsens und Veränderungen bei Rahmenbedingungen und Herausforderungen immer wieder neu Aufgabe und Herausforderung sein.
Fehlende Abstimmung zwischen Entfaltung und Rückbindung führt zu erkennbaren Defiziten bei der betroffenen Person.
- Wird die eigene Entfaltung gegenüber den Gruppeninteressen zurück gestellt, so bleibt der Einzelne hinter seinen Möglichkeiten und seinen Akzentsetzungen, welche auch für die Gruppe bereichernd sein können, zurück.
- Wird andererseits die personale Selbstverwirklichung zu Lasten der Erfordernisse und Zumutungen der Gruppe präferiert, so kommt der Betroffene ins Abseits und muss auf den Rückhalt und die Sicherheit aus der Einbindung in ein soziales Gefüge verzichten.
Schwierig wird es, wenn die an eine Person gerichteten Erwartungen der sozialen Bezüge in unterschiedlichen Gruppen zu widersprüchlich sind und nicht in Einklang gebracht werden können. Im Zuge der Rollentheorie sprechen wir hier von Rollenzumutungen, mit denen umzugehen, im Lebenslauf letztlich gelernt werden muss (vgl. Zieger 2009).
Lösung kann hier eine eigenverantwortliche Rolleninterpretation bieten, welche das Streben nach autonomer Entfaltung, aber auch die mit der Rückbindung verbundenen möglichen Beschränkungen berücksichtigt. Erfüllung in der Rückbindung wäre natürlich ein Idealzustand, von dem wir allerdings nicht immer so ohne weiteres ausgehen können.
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Ausgehend von den Gründen der Auseinandersetzung mit der gewählten Themenstellung, der Abgrenzung und Zielbestimmung haben wir die Anlagen des Menschen betrachtet, sind auf einen Zielkonflikt gestoßen und haben Konsequenzen hieraus beleuchtet. Nun wissen wir, dass wir an der Dichotomie des Menschen nicht vorbeikommen.
Im Zuge einer Betrachtung der Entfaltung der Persönlichkeit und des Strebens nach Selbstverwirklichung sind wir auf Persönlichkeit und Entfaltung eingegangen und haben Differenzierung als Ergebnis der Unterschiedlichkeit von Menschen herausgefunden. Hinsichtlich der Rückbindung des Einzelnen zu sozialen Gebilden haben wir uns soziale Gebilde vor Augen geführt und Rückbindung thematisiert, um schließlich auf sich ergebende Auswirkungen zu stoßen.
Zu guter Letzt haben wir uns das anzustrebende Gleichgewicht zwischen Entfaltung und Einbindung bewusst gemacht. Dass dieses Gleichgewicht sinnvollerweise ein globales Gleichgewicht mit Schwerpunktsetzungen in einzelnen Teilgebieten ist, haben wir dabei erkannt. Auch ist uns aufgefallen, dass für den Einzelnen die Entfaltung der Individualität innerhalb sozialer Rückbindung geschehen kann.
So müssen wir wohl davon ausgehen, dass wir verantwortungsvoll mit unserer Freiheit umzugehen haben, da sonst unser Wirken auf uns in negativer Art und Weise zurückfällt. Verantwortung besteht also uns selbst, aber auch sozialen Gebilden gegenüber und wenn wir den Menschen nicht zum Maß aller Dinge machen, auch gegenüber Gott.
Vielfalt wird sich auch weiterhin im möglichen Spannungsfeld von Entfaltung und Rückbindung ergeben, entsprechend der Vielfalt unter den Menschen. Und Vielfalt erscheint per se gut und hilfreich, sodass wir uns wechselseitig beschenken, ergänzen und damit bereichern können.
Sind wir bereit, uns auf dieses Abenteuer des Entdeckens von individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen einzulassen, welche der soziale Rückbezug offeriert? Wollen wir sie sinnvoll zu nutzen? Sind wir bereit, uns auf ein Spiel der Kräfte einzulassen und gestärkt aus Erfahrungen im individuellen Sein, wie auch als Teil sozialer Gebilde unseren höchst eigenen Platz zu finden?
Die Zukunft wird es uns zeigen. Bei der einen Person wird dieser Brückenschlag gelingen; eine andere Person wird Schiffbruch erleiden und an den Klippen der Zumutungen des Menschseins zerschellen. Die Gefahr des individuellen Scheiterns lässt sich nicht leugnen. Wir sehen dies an dem einen oder anderen Psycho- bzw. Soziopaten.
Dies sollte uns aber nicht entmutigen, unser eigenes individuelles Sein unter Realisierung individueller Entfaltung und Streben nach Selbstverwirklichung einerseits, aber auch Rückbezug zu und Einbindung in soziale Gebilde andererseits einzurichten.
Wir brauchen nicht noch mehr Kopien, sondern selbstbewusste und eigenverantwortlich handelnde Mitmenschen, also Originale. Dann wird unser Sozialgefüge zwar anstrengender und bunter, aber im Gegenzug auch interessanter. Lassen wir uns mit Zuversicht auf das Abenteuer des menschlichen Lebens ein.
Literatur
Asendorpf, J. (2007). Psychologie der Persönlichkeit, Berlin Heidelberg New York: Springer
Arnold, W. (1969). Person, Charakter, Persönlichkeit. Göttingen: Verlag für Psychologie, Dr. C. J. Hogrefe.
Correll, W. (1976). Persönlichkeitspsychologie. Eine Einführung in die Persönlichkeitssysteme von Freud bis Skinner. Donauwörth: Ludwig Auer.
Eysenck, H. J. (1997): Dimensions of Personality, Transaction Publ.
Hermann, (1976). Zitieren von Quellen im Internet. Mittwoch, 02.11.05, 10:27
Schmidt A. M. (2011): Grundlagen der Personalführung, Studienskript, Verlag wissenschaftliche Scripten, Auerbach
Zieger E. (2009): Rollentheorie aus sozialpsychologischer Sicht, GRIN Verlag, München
http://www.dza.de/download/09_selbst+Persönlichkeit.pdf
http://www.stangl.eu/psychologie/definition/Persoenlichkeit.shtml
Anfragen
Frage 1:
Wie lässt sich das Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbestimmung beim Menschen angemessen handhaben?
Frage 2:
Wie lässt sich eine Entfaltung der Persönlichkeit gerade junger Menschen ohne Gefährdung von deren Einbindung in soziale Gebilde gewährleisten?
Frage 3:
Lässt sich eine Entfaltung der Persönlichkeit ohne hinreichende Wahrnehmung von Verantwortung für die genutzte Freiheit rechtfertigen?
Frage 4:
Welche Folgewirkungen sind bei ausufernder Egozentrik auf Kosten anderer zu erwarten?
Frage 5:
Zwischen Entfaltung der Persönlichkeit und Rückbindung zu sozialen Gebilden ist da über den gesamten Lebenslauf betrachtet ein stabiles Gleichgewicht überhaupt erzielbar?
Antwortversuche
Antwortversuch zu Frage 1:
Das Spannungsfeld zwischen Fremd- und Selbstbestimmung ist eine stetige Herausforderung. Ein Rezept dafür gibt es nicht. Und nicht nur im Generellen sehen wir uns gezwungen, uns zu positionieren, sondern in jedem Bereich unseres Seins und auch in allen Zeitabschnitten unserer Existenz. Angemessen handhaben lässt sich dieses Spannungsfeld nur durch ein nicht nachlassendes Bemühen um den rechten Weg, durch Lernen aus Erfahrung, sowie Hoffnung und Zuversicht.
Antwortversuch zu Frage 2:
EineEntfaltung der Persönlichkeit junger Menschen ohne Gefährdung ihrer Einbindung in soziale Gebilde lässt sich wohl am besten durch ein Bewusstmachen der Bedeutung von Entfaltung der Persönlichkeit und Selbstverwirklichung einerseits, sowie Ein- und Rückbindung in soziale Gebilde andererseits, durch ein positives Vorbild und durch eine hilfreiche Begleitung auf dem Weg der Entwicklung bewerkstelligen.
Antwortversuch zu Frage 3:
Die Entfaltung der Persönlichkeit ohne Rücksicht und Wahrnehmung von Verantwortung für die genutzte Freiheit lässt sich wohl kaum rechtfertigen. Und der Missbrauch von Freiheit führt längerfristig betrachtet zum Verlust der Freiheit.
Antwortversuch zu Frage 4:
Ausufernde Egozentrik auf Kosten anderer lässt Widerstand der nicht hinreichend Berücksichtigten und eine zunehmende Vereinsamung erwarten. Da wir allerdings immer wieder auf Andere angewiesen sind, führt uns ausufernde Egozentrik in aller Regel in eine Sackgasse.
Antwortversuch zu Frage 5:
Zwischen Entfaltung der Persönlichkeit und Rückbindung zu sozialen Gebilden wird sich kaum ein stabiles Gleichgewicht bezogen auf den gesamten Lebenslauf bewerkstelligen lassen. Zum einen sind wir in stetiger Entwicklung begriffen und andererseits haben wir uns immer wieder neue Schwerpunkte. Dies erfordert ein stetiges Ringen um Ausgleich.
Bildung und Entwicklung, zwei Seiten einer Medaille
mit steigendem Wert
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
In einer Zeit des globalen Wandels und dynamischer Veränderungen ist das individuelle Anschlusshalten Herausforderung und Aufgabe. Noch nie in der Geschichte war es so wichtig, durch Bildung und Selbstentfaltung Zeit- und Zukunftsfähigkeit zu sichern.
Daher erscheint die Auseinandersetzung mit Bildung und Entwicklung nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, um uns in unserer Zeit richtig zu verstehen und Konsequenzen aus unserem Erkennen zu ziehen. Erst dann werden wir in der Lage sein, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, abgesehen von Jenen, die auf Kosten anderer den einfachen Weg gehen.
Sind Letztgenannte aber ernst zu nehmen? Können sie als Maßstab heran gezogen werden? Wollen wir uns mit Ihnen auf gleiche Stufe stellen? Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir sind nichts besseres, aber wir haben aus unserer Verantwortung heraus höhere Ansprüche an uns, denen wir gerecht werden wollen.
Bildung und Entwicklung sind so große Themenkreise, dass wir im Ernst nicht erwarten können, sie in einem kleinen Beitrag erschöpfend aufarbeiten zu können. So beschränken wir uns auf grundlegende Aussagen, die zum Weiterdenken und zur Konkretisierung anregen sollen.
Auch ist von der Bezogenheit auf unseren Teil der Welt, die entwickelten Staaten Westeuropas und unsere Zeit, die Zeit des globalen Wandels und der dynamischen Veränderungen auszugehen. Insoweit bleibt der überwiegende Teil der Welt außerhalb unseres Blickfeldes, auch wenn sich dessen nähere Betrachtung lohnt.
Nicht zuletzt bleibt unbeachtet, dass sich innerhalb unserer Gesellschaft ein Spektrum von Hochmotivierten und Demotivierten, von interessierten Bildungsnachfragern und Bildungsverweigerern, von Aktiven und Passiven ergibt, welches es nicht gerade leicht macht, umfassend alle relevanten Aspekte auszuleuchten.
So wollen wir uns im Rahmen der nachfolgenden Ausführungen Wissen über Bildung, Entwicklung und deren Wechselbeziehung erarbeiten und Perspektiven nachspüren. Wir wollen so Grundzüge für unser künftiges Verhalten identifizieren, die im weiteren Verlauf zu konkretisieren sind und der Umsetzung harren.
Bildung und Entwicklung sind zwei Seiten einer Medaille und deren Wert steigt, gerade in unserer Zeit. So lautet die These, von der wir ausgehen. Und in der Tat spricht Vieles dafür, dass wir mit dieser Vermutung richtig liegen, dass wir uns auf richtigem Kurs bewegen und uns dadurch gegebene Chancen zur Bewältigung der auf uns zukommenden Herausforderungen bewahren.
Ziel ist also Bewusstwerdung und Bewusstmachung von Gegebenheiten als Ausgangspunkt für das Verhalten – gewissermaßen ein erster Schritt, dem weitere zu folgen haben. Wir stehen mithin nach wie vor am Anfang unserer Reise, wenn wir nachfolgende Grundüberlegungen zu einem Abschluss gebracht haben.
Bildung
„Bildung … bezeichnet die Formung des Menschen im Hinblick auf sein „Menschsein“, seine geistigen Fähigkeiten. Der Begriff bezieht sich sowohl auf den Prozess („sich bilden“) als auch auf den Zustand („gebildet sein“). Dabei entspricht die zweite Bedeutung einem bestimmten Bildungsideal (zum Beispiel dem humboldtschen Bildungsideal), das im Laufe des Bildungsprozesses angestrebt wird. Ein Zeichen der Bildung, das nahezu allen Bildungstheorien gemein ist, lässt sich umschreiben als das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt, soweit es die Sphäre des Profanen betrifft.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3:
Elementarkompetenzen der Bildung
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bildung
Der moderne dynamische und ganzheitliche Bildungsbegriff steht für den lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen, bei dem er seine geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten und seine personalen und sozialen Kompetenzen erweitert. Es kann aber keinen perfekten Menschen geben; individuelle Anlagen sowie zeitliche, räumliche und soziale Bedingungen setzen der Verwirklichung eines wie auch immer definierten Bildungsideals Grenzen.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Bildung)
Und in der Tat haben wir heute die Einsicht, dass ein hohes Maß an Bildung anzustreben ist, um Freiraum und Handlungsmöglichkeiten zu schaffen und zu erhalten. Gleichzeitig sind unsere Möglichkeiten, dies zu erreichen, durch vielfältige Faktoren beschränkt.
Wesenskern der Bildung ist Denken, Wissen und Kommunizieren. Das Denken weitet unseren Horizont.„Unter Denken werden alle Vorgänge zusammengefasst, die aus einer inneren Beschäftigung mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen eine Erkenntnis zu formen versuchen. Bewusst werden dabei meist nur die Endprodukte des Denkens, nicht die Denkprozesse, die sie hervorbringen.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Denken)
Das Wissen eröffnet uns Einsicht. Es ist jeweils nur zeitlich gültig, beschreib- und erforschbar. Es lässt sich auf soziokulturelle Wirklichkeiten beziehen und ist mit einer Machtfunktion gegenüber Unwissenden verknüpft, die angemessen auszuüben eine sozialethische Pflicht darstellt. (vgl. http:// de.wikipedia.org/wiki/Wissen).
Und im Kommunizieren – dem Austausch mit Anderen – werden schließlich
- unsere Gedanken vor einer verbalen Äußerung von uns selbst strukturiert,
- unsere Aussagen im Rahmen einer Zweiwegkommunikation auf den Prüfstand gestellt,
- durch Rückmeldungen Anderer ins rechte Licht gerückt, sodass wir
- die Richtigkeit und Angemessenheit unserer Positionen einzuschätzen in der Lage sind.
Gerade in Zeiten des Wandels und dynamischer Veränderungen sind wir auf diese Bildung in besonderer Art und Weise angewiesen, um mit der fortschreitenden Entwicklung unserer Institutionen, der sozialen Gebilde und unserer Gesellschaft insgesamt Schritt halten zu können.
Ist aber gesellschaftliche Realität in einem Entwicklungsprozess gefangen, so muss auch Bildung immer wieder neu hinterfragt werden, um deren Relevanz für eine sich fortlaufend verändernde Realität sicher zu stellen. Nur so lässt sich gewährleisten, dass wir auf der Höhe der Zeit und in der Lage sind, den Zumutungen des Seins in seiner Veränderung zu trotzen.
Wandel fordert insoweit Bildung. Er zwingt uns, im Bemühen um Erkenntnis nicht nachzulassen, um nicht hinter den Entwicklungen unserer Zeit hinterher zu hinken.
Individuelle Entwicklung
„Unter Entwicklung versteht man im Allgemeinen einen Prozess der Entstehung, der Veränderung bzw. des Vergehens.“ (http://entwicklung.know-library.net/) In diesem Zusammenhang gibt es in der Entwicklungspsychologie drei Prinzipien:
- das Prinzip des Wachstums,
- das Prinzip der Reifung und
- das Prinzip des Lernens.
Uns interessieren in diesem Zusammenhang vor allem die Prinzipien der Reifung und des Lernens, welche individuelle Entwicklung zur reifen, selbstverantwortlich handelnden Persönlichkeit zum Ziele haben. Um mit Illichmann zu sprechen: „Im Verlauf des menschlichen Lebens lassen sich fortwährend Veränderungen im Verhalten und Erleben beobachten. Diese Veränderungen werden als Entwicklung bezeichnet.“ (Illichmann 2000, S. 301)
Dazu gibt es in der Psychologie eine Vielzahl an Entwicklungstheorien (theories of development), die es gilt, zu einem in sich widerspruchsfreien Gesamtsystem zusammen zu fassen und zu grundlegenden Entwicklungsgesetzen zu verallgemeinern.
Dass wir uns der individuellen Entwicklung nicht entziehen können, wenn wir im Konzert der Akteure mitspielen wollen, ist wohl einsichtig. Doch wo und wie wird die Zukunft aussehen? Wo müssen wir uns verändern? Wo gilt es unsere Bildung nachzubessern? Dies sind offene Fragen, auf die es keine einfachen und allgemeingültigen Antworten gibt.
Notwendig wird individuelle Entwicklung jedoch – und wir sind uns dessen gewiss – da
- die Welt um uns nicht stehen bleibt, sich verändert, im Zeitverlauf neue Herausforderungen mit sich bringt, die uns zwingen Stellung hierzu zu beziehen,
- da auch die sozialen Gebilde und andere Personen unserer Zeit der Entwicklung unterworfen sind und sich daher unser Gegenüber verändert,
- da wir vom Entdeckerdrang animiert gar nicht anders können, als uns Fragen zu stellen und unsere Positionen fortzuschreiben,
- da neue Entdeckungen, Erkenntnisse und Erfahrungen uns zur Revision bisheriger Positionen zwingen und nicht zuletzt,
- da Entwicklung letztlich in unserem menschlichen Sein angelegt ist.
Wer individuelle Entwicklung nicht zulassen will, der lebt in der Vergangenheit. Er ist in Antworten von gestern gefangen und immer weniger in der Lage, mit seiner Lebensumwelt angemessen zu kommunizieren und sich im Neuen zu Recht zu finden. Er entkleidet sich seiner Fähigkeit, Einfluss zu nehmen und wird damit zum Spielball im Wirken Anderer.
In diesem Zusammenhang entstehen Fragen hinsichtlich der auftauchenden Belastungen, sowie der Grenzen individueller Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit. Denn keiner von uns ist unbegrenzt flexibel – und dies in allen Phasen des Lebenslaufes. Niemand kann sich unentwegt grundlegend verändern und aus der permanenten Veränderung heraus glaubwürdig, vertrauenswürdig und überzeugend handeln.
Weder uns selbst noch andere können wir mithin überfordern und doch sind wir dazu bestimmt, eingebunden in den Strom globaler Veränderungen nicht als monolythischer Fels den uns umgebenden Kräften zu widerstehen. So ist letztlich eine Gratwanderung zwischen dem Bewahren der eigenen Identität und der Veränderung im Einklang mit den sich wandelnden Verhältnissen zu vollführen.
Dies erscheint uns als eine Aufgabe, die uns in einer Zeit globaler Umwälzungen an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit führt und uns manchmal gar überfordert. So geht es letztlich darum, zu verändern was zu verändern ist, hinzunehmen was nicht zu ändern ist und zwischen beidem zu unterscheiden. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan. In der Konkretion des Alltages wird uns dies zuweilen gelingen, zuweilen auch nicht.
Wechselbeziehungen
Menschliche Bildung und individuelle Entwicklung sind insoweit miteinander verknüpft, sodass wir von zwei Seiten einer Medaille sprechen können.Bildung führt zu individueller Entwicklung und individuelle Entwicklung ist auf Bildung angewiesen.
Insoweit kann es sinnvollerweise eine Betrachtung des Einen ohne die Berücksichtigung des Anderen kaum geben. Dabei wird uns bewusst, dass wir aktiv zu werden haben und uns nicht alleine auf den „Nürnberger Trichter“ und das Tun Anderer (Eltern, Lehrer, Erzieher) verlassen können.
Eigenverantwortlichkeit ist insoweit ein Zeichen für die Reife des Menschen und dem Erwachsenen gemäß. Sie zeigt eine Zuwendung zur Realität, auch wenn uns diese nicht in allen Facetten gefällt. Wir anerkennen damit, dass wir eingebunden sind in unsere Zeit und unsere Gesellschaft, die sowohl fordert, als auch fördert – wenn auch nicht immer gerecht Leistung honoriert.
Individuelle Entwicklung ist insoweit Resultat von Bildung – sowohl prozess- als auch ergebnisbezogen. Sie ist ein möglichst angemessenes Reifen, das Hoffnung gibt und Zuversicht verleiht, den Zumutungen von Gegenwart und Zukunft gewachsen zu sein.
So besteht zwischen Bildung und Entwicklung eine deutlich erkennbare Wechselbeziehung. Bildung ist auf individuelle Entwicklung hin angelegt. Sie hat zum Ziel, Individuen zeit-, orts- und sozialbezogen jenes „Know how“ an die Hand zu geben, das sie befähigt, in ihrer Zeit, an ihrem Ort und im Austausch mit anderen bestehen zu können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4:
Wechselbeziehungen
Quelle: selbst erstellt
Insoweit kann von der Notwendigkeit einer wechselseitigen Bezogenheit von Bildung und individueller Entwicklung gesprochen werden. Dies deutet wiederum auf die Verantwortung des Einzelnen, aber auch gesellschaftlicher Kräfte (z.B. von Eltern, Lehrern, Erziehern, aber auch Arbeitgebern und Gesellschaft) hin.
Das sich entwickelnde Individuum ist eingeordnet in die Entwicklung heutiger sozialer Gebilde und heutiger Gesellschaft insgesamt. Diese Einordnung kann den Einzelnen bremsen, wie sie ihn auch zum Nachziehen veranlassen und verpflichten kann.
Vordenker, Querdenker und Handelnde können ein Lied davon singen, wie noch nicht für ihre Ideen reife soziale Gebilde und eine für ihre Lösungsangebote noch nicht reife Gesellschaft die Entwicklung von Institutionen bzw. der Lebensumwelt insgesamt behindern oder gar verhindern.
Im Gegenzug werden Hinterherhinkende in die Pflicht genommen oder zurück gelassen. Ihnen ebenfalls gerecht zu werden ist eine Forderung an uns Alle, sofern wir den Anspruch einer sozialen Gesellschaft weiterhin aufrecht erhalten wollen.
Perspektiven
So zeigen sich die Wissenszunahme und die Zunahme des Könnens als ein Entwicklungsmotor und als treibende Kraft. Sie lassen uns nicht im Stich mit unseren Problemen und Strebungen und sie lassen uns Zusammenhänge besser erkennen. So schaffen sie uns ein mögliches Wachsen in der Erkenntnis und verbesserte Problemlösungsfähigkeiten.
Wenn wir die letzten einhundert Jahre betrachten, so kommen wir nicht umhin anzuerkennen, dass gerade die Zunahme des Wissens und Könnens in diesem Zeitabschnitt quantitativ und qualitativ von früheren Zeitabschnitten deutlich abweicht. Wir werden in stärkerem Masse gefordert, als frühere Generationen.
Ungeachtet dessen ist es so, wie es ist. Wir können uns eben die Welt nicht ernsthaft schön träumen, ohne Schaden zu nehmen und Schaden für Andere zu verursachen. Insoweit sind die Zeichen der Zeit ein Datum und von uns allenfalls in Richtung einer weiteren Zunahme von Wissen und Können zu beeinflussen.
Zunahme des Wissens und Dynamik der Entwicklung sind insoweit Forderungen an den Einzelnen. Sie zwingen uns, in unserem Bildungs- und Entwicklungsbemühen über den gesamten Lebenslauf betrachtet nicht nachzulassen, sodass die Option auf eine Verbesserung der individuellen Lage Realität werden kann.
Die an den Einzelnen zu stellenden Forderungen korrespondieren mit dessen Mitverantwortung für andere Menschen und sind letztlich ethisch begründet. Damit kommen Werte und Wertungen ins Spiel. Demmer spricht hier davon, dass „die menschliche Natur als unmittelbares Kriterium sittlichen Handelns das Ergebnis eines komplexen Verstehensprozesses, von Deutungen und Werten (ist)“ (Demmer, zit. nach Schallenberg 2010, 114).
Wiederum sind wir gehalten, fortlaufend an uns zu arbeiten, um nicht hinter den bestehenden Erfordernissen zurück zu bleiben. Schließlich handelt der Mensch als Person „nach vorhergehenden und nachfolgenden Urteilen, er agiert aufgrund seiner persönlichen Talente, er bewährt sich in unvorhersehbaren und konkreten Situationen, er wird Selbst und Persönlichkeit durch die bewusste Wahl und Entscheidung für ein tragendes Lebensprojekt“ (Schallenberg 2010, 115)
Aus individuellem Verhalten lassen sich denn auch Konsequenzen ableiten. Liegen sie im Falle der Annahme der Herausforderung zu Bildung und individueller Entwicklung in der Chance der Teilhabe am Geschehen, so muss bei Bildungs- und individueller Entwicklungsverweigerung mit einem Stillstand gerechnet werden, der sich uns als Rückschritt präsentiert.
Das Individuum als Person tritt im Verweigerungsfalle die Würde, die ihm als vernunftbegabtem Wesen zukommt, mit Füssen und bleibt damit die Entwicklung zur Persönlichkeit letztlich schuldig. In seinem Verhalten, kommt des Menschen Entscheidungsfreiheit individuelle Substanz einer vernünftigen Geistnatur zum Tragen, die sich auch auf den falschen Weg begeben kann.
Die Folgen wird der Einzelne zu tragen haben. Er wird gewissermaßen „die Suppe auslöffeln müssen, die er sich eingebrockt hat“. Immerhin bleibt die Hoffnung, dass falsche Entscheidungen im Zeitablauf korrigiert werden können. Je länger man allerdings auf Abwegen geht, desto schwieriger wird eine Revision des eingeschlagenen Weges sein.
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Zusammenfassend kommen wir zu dem Ergebnis, dass eine Auseinandersetzung mit Bildung und individueller Entwicklung geboten erscheint. Begriff und Begrifflichkeit sowie Wesenskern von Bildung führte uns zu Bildung und Wandel. Dem folgte eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen Entwicklung, dessen Notwendigkeit, sowie deren Belastungen und Grenzen.
Dies mündete in eine Thematisierung der Wechselwirkungen von Bildung und individueller Entwicklung, die uns zur Einordnung des Individuums in das globale Geschehen führte. Dabei ist der Mensch nicht nur Getriebener, sondern auch Treibender, wenn er die Zeichen der Zeit erkennt und dazu antritt Akzente zu setzen.
Dem schloss sich eine Skizzierung von Perspektiven an. In diesem Zusammenhang
- war auf die Wissenszunahme als Entwicklungsmotor einzugehen, ferner
- auf Forderungen an den Einzelnen und schließlich
- auf die Konsequenzen aus jeweilig individuellem Verhalten.
Vorstehendes reflektierend kommen wir daher zu dem Schluss, dass wir in Selbstbestimmung unsere eigene Identität bestimmen und mit unserer humanen Begrenztheit leben müssen. Uns ist ungeachtet dessen aufgetragen, das Unsere zu einer positiven Entwicklung zu tun und auf Fortschritt im besten Sinne zu hoffen. Wenn Jeder das Seine dazu beiträgt, so kann uns die Reise in eine weiterhin lebenswerte Zukunft gelingen.
Ohne Bildung und individuelle Entwicklung geht dies nicht. Ein mittels Bildung und individueller Entwicklung im Einklang stehen mit den sich abzeichnenden Veränderungen steigert schließlich unseren Wert für uns selbst, für Andere und für unsere Gesellschaft. Es ist dies eine Option, die in der Regel nicht nur einen Mehrwert erwarten lässt, sondern im Dienste an Anderen und der eigenen Person Sinn und Erfüllung vermittelt.
So bleibt als Ausblick noch zu ergänzen, dass uns niemand unsere Entscheidungen abzunehmen in der Lage ist. Andere können bestenfalls raten und unterstützen. Sie können Orientierung geben und an den Verstand appellieren, jedoch kaum mehr. Ein „gelungenes Leben“ scheint uns schlussendlich als erstrebenswertes Resultat auf. Wohl dem, der dies erreicht zu haben, an seinem Lebensabend mit Recht von sich behaupten kann.
Literatur
Clauss G. ( 1995): Fachlexikon ABC Psychologie. Thun und Frankfurt am Main: Harri Deutsch.
Demmer K., zitiert nach Schallenberg P. (2010): Ethik, in: Gänswein G./ Lohmann M. (Hg.): Katholisch : Wissen aus erster Hand, Rheinbach : CMZ Verlag, sowie Freiburg Basel Wien : Herder Verlag
Dorsch F. (1994): Psychologisches Wörterbuch. Bern: Hans Huber.
Illichmann A. (2000): Arbeitsbuch Psychologie. Wien: Manz Verlag Schulbuch GmbH.
Schallenberg P. (2010): Ethik, in: Gänswein G./Lohmann M. (Hg.): Katholisch : Wissen aus erster Hand, Rheinbach : CMZ Verlag, sowie Freiburg Basel Wien : Herder Verlag
Zimbardo, P.G. (1983): Psychologie, Berlin, Heidelberg, New York. Tokyo : Springer-Verlag
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildung
http://de.wikipedia.org/wiki/Denken
http://de.wikipedia.org/wiki/Wissen
http://entwicklung.know-library.net
Anfragen
Frage 1:
Bildung und Entwicklung hängen zusammen, beide beeinflussen und ergänzen sich wechselseitig. Wie lässt sich aus diesem Zusammenhang langfristiger Nutzen für den Einzelnen, für soziale Gebilde und unsere Gesellschaft ziehen?
Frage 2:
Entwicklungsstreben und Bildung zeitigen Auswirkungen auf die Entfaltung der Persönlichkeit. Wie lässt sich dieser Effekt auch bei bildungsferneren Schichten verstärken?
Frage 3:
In der Perspektive ist weiterhin mit einer Zunahme des Wissens und einer Dynamik der Entwicklung zu rechnen. Wie lässt sich dafür Sorge tragen, dass der Einzelne nicht überfordert wird?
Frage 4:
Bildungsverweigerung verschlechtert berufliche Chancen. Wie können bei tendenziell steigenden Anforderungen Minderqualifizierte zufriedenstellend in das Beschäftigungssystem integriert werden?
Frage 5:
Ausbildung alleine reicht heute nicht aus. Wie kann Kompetenzaufbau mit Einstellungs- und Verhaltensentwicklung angemessen verknüpft werden?
Frage 6:
Welche Rolle sollte im Zusammenhang mit Bildung und Entwicklung die Wirtschafts- und Sozialethik spielen?
Frage 7:
Was ist in der Turbulenz der vielfältigen Veränderungen noch Kern unseres Selbstverständnisses und unserer Kultur? Was hat für uns und unsere Gesellschaft bleibenden Wert?
Antwortversuche
Antwortversuch zu Frage 1:
Nutzen für dem Einzelnen, für soziale Gebilde und für die Gesellschaft lässt sind dann aus dem Zusammenhang von Bildung und Ausbildung ziehen, wenn Ausbildung in Bildung eingebunden ist. Es geht mithin nicht nur um Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten für eine Profession, sondern auch um das Entwickeln von angemessenen Einstellungen und das Einüben von verantwortungsbewussten und sozialverträglichen Verhaltensweisen.
Antwortversuch zu Frage 2:
Zur Entfaltung der Persönlichkeit erscheint in einer Zeit des Wandels Entwicklungsstreben und Bildung unverzichtbar. Präferenzen bei bildungsferneren Schichten liegen anders. Daher bedarf es der Überzeugung und der Unterstützung, dass auch hier der Anschluss nicht verpasst wird.
Antwortversuch zu Frage 3:
Um den Einzelnen nicht zu überfordern bedarf es eines schrittweisen Entwicklungsprozesses. Wir können also sowohl bei der Geschwindigkeit als auch bei der Permanenz von Entwicklung ansetzen. Ungeachtet dessen wird es bei jedem Einzelnen eine Grenze des nicht mehr Bewältigbaren geben – beim Einen früher, beim Anderen später.
Antwortversuch zu Frage 4:
Zufriedenstellende Integration von Bildungsverweigerern in das Beschäftigungssystem bei steigenden Anforderungen ist schwer. Hier lässt sich nur auf das Offenhalten von Entwicklungswegen, auf Beratung, Unterstützung und Hilfe, aber auch auf sanften Druck verweisen. Nimmt man die Würde des Menschen ernst, so schließt dessen Freiheit auch die Freiheit zu Fehlentscheidungen mit ein.
Antwortversuch zu Frage 5:
Eine in Bildung integrierte Ausbildung erscheint als sinnvoller Weg. Wenn sich der Aufbau von Kompetenzen mit dem Erwerb von Erfahrungen verbindet, und eine Reflexion des Geschehens stattfindet, dann lässt sich eine angemessene Einstellungs- und Verhaltensentwicklung und damit auf eine wünschenswerte Persönlichkeitsentfaltung erhoffen.
Antwortversuch zu Frage 6:
Wirtschafts- und Sozialethik kommt im Zusammenhang mit Bildung und Entwicklung eine herausragende Bedeutung zu. Sie sorgt dafür, die Grenzen des Vertretbaren nicht überschritten werden. Die Rückbindung von Bildung und Entwicklung zu Wirtschafts- und Sozialethik ist eine permanente Herausforderung.
Antwortversuch zu Frage 7:
Die Turbulenz der vielfältigen Veränderungen und die Relativierung von Werten haben dazu geführt, dass der Kern unseres Selbstverständnisses und unserer Kultur verschwimmt. So tut eine Rückbesinnung not, wie auch eine Festlegung des für wichtig Erachteten im Konsens. Dies erfordert traditionelle Werte vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen zu betrachten und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.
Entwicklungen, Einflussfaktoren, Ergebnisse
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Gesellschaftliche Entwicklung geschieht jeweils als Folge des Wirkens von Vordenkern und aktiv Handelnden. Wie aber kommt deren Vorreiterrolle eine wichtige Funktion innerhalb sozialer Gebilde und der Gesellschaft, sowie eine gestaltende Bedeutung zu? Wie gestaltet sich der Zusammenhang von deren Tun und erzieltem Ergebnis?
Sich damit auseinander zu setzen erscheint der Mühe wert. Denn der Entwicklungsstand von sozialen Gebilden und Gesellschaft und deren Konkurrenzfähigkeit mit Anderen wird davon nicht unmaßgeblich bestimmt. Aus Sicht des Autors ist dieses Grund genug, die gewählte Themenstellung aufzugreifen.
Denn das Wissen über und das Bewusstwerden von Zusammenhängen erscheint als Voraussetzung dafür, die Rahmenbedingungen zukunftsfähig zu gestalten, sodass Vordenker und aktiv Handelnde ihre Funktion wahrnehmen und ihrer Vorreiterrolle in vollem Umfange gerecht werden können.
Einschränkend muss eingangs allerdings auf die zeitliche und räumliche Gebundenheit der getroffenen Aussagen hingewiesen werden, ebenso auf deren Charakter als metatheoretische Betrachtung. Differenzierung und Ausgestaltung der Statements tut not, aber eine grundlegende Auseinandersetzung, ein Überblick, kann richtungsweisende Kraft entfalten.
Dies ist immerhin als ein Schritt in die richtig erscheinende Richtung zu betrachten. Weitere Schritte folgen zu lassen ergibt sich als logische Konsequenz aus ersten Überlegungen. Jene weiteren Schritte müssen jedoch gesonderten Betrachtungen vorbehalten bleiben.
So bemüht sich der vorliegende Beitrag darum, nachfolgenden Überlegungen den Weg zu bereiten und zum Weiterdenken anzuregen. Die Neugierde und das Entdecken von Zusammenhängen sind hier Fortschritt im positiven Sinne und sollen dies auch gerne sein.
Im vorliegenden Beitrag geht es letztlich darum, die Funktion und die Probleme von Vordenkern und aktiv Handelnden innerhalb sozialer Gebilde und der Gesellschaft offen zu legen. Es geht aber auch darum, Hintergründe und Rahmenbedingungen aufzugreifen, die ergebnismitbestimmende Kraft entfalten.
Damit werden Vordenker und aktiv Handelnde in einen Rahmen gestellt, der das betrachtete Bild zu seiner vollen Wirkung bringt – als Voraussetzung für die zu ziehenden Schlüsse und darauf basierenden, der zu treffenden Maßnahmen.
So ist im Einzelnen einzugehen auf gesellschaftliche Entwicklungen, auf Vordenker und aktiv Handelnden, auf Behinderungen und Verhinderungen, sowie auf erzielte Ergebnisse. Zusammenfassung, Reflexion und Ausblick runden unsere Betrachtung ab.
Gesellschaftliche Entwicklungen
Wenn wir die aktuellen Gegebenheiten gesellschaftlicher Entwicklungen betrachten, so ist festzustellen, dass grundlegende Unterschiede zu früheren Zeitabschnitten bestehen. Tendenziell sind wir nicht Treibende, sondern Getriebene und die Grenzen individueller Bewältigungsfähigkeit der täglich neuen Herausforderungen werden bei der Einen und bei dem Anderen zuweilen erreicht.
Gerade die Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Veränderungen fordert unsere ganze Kraft, um den Überblick nicht zu verlieren, um Schritt halten und unseren Einfluss auf Entwicklungen geltend machen zu können. Im Gegensatz zu geruhsameren früheren Zeiten müssen wir uns aktiv dafür einsetzen, dass Nichts aus dem Ruder läuft – weder individuell, noch bezogen auf soziale Gebilde in denen wir stehen, noch auf unsere Gesellschaft und auf die Weltgemeinschaft insgesamt.
Wir begreifen uns heute immer stärker als Individuen, die in einen Entwicklungsprozess eingebunden sind, gegen den wir erfolglos ankämpfen, in dem wir uns mitentwickeln, oder den wir mitgestalten können. Insoweit sind wir nicht nur Getriebene, sondern ebenso gut auch Treibende, wenn wir an den richtigen Schräubchen drehen.
Eingebunden sind wir in einen globalen Wandel, der heute nicht nur die Globalisierung und den demographischen Wandel für uns bereit hält, sondern ebenso eine ungeheure Zunahme des Wissens und vielfältige, sich überlagernde Veränderungen. Gerade die Gleichzeitigkeit des gefordert Werdens ist unser Problem.
Mit dem Globalen Wandel verbindet sich ein Orientierungsverlust vieler und eine Relativierung von Werten, obwohl ein tragfähiges Fundament an Überzeugungen und Übereinstimmungen erst Gemeinschaft möglich macht und ihr Zukunftsfähigkeit gibt.
So ist der Globale Wandel, die Veränderung der Verhältnisse in nie gekanntem Ausmaße, nicht nur erkennbare Chance zur Verbesserung, sondern ebenso auch permanente Aufgabe, der wir uns zu stellen haben. Damit ist der grundlegende Unterschied zu statischen Gesellschaften umrissen.
Zum Globalen Wandel tritt die bereits angesprochene Dynamik der Veränderungen. Was in früheren Zeitabschnitten sich gemächlich entwickelte, hat heute eine Veränderungsgeschwindigkeit erreicht, die uns erschreckt zurückweichen lässt. Selbst Fachleute können heute nur noch auf einem begrenzten Gebiet mit dem Ausmaß an Fortschritt mithalten.
Fortschritt ist dabei zunächst weder gut noch böse, sondern beides. Denn es muss sich erst heraus kristallisieren, was sich bewährt und auch künftig Bestand haben wird. Gerade die Gleichzeitigkeit von positivem und negativem an Veränderungen bei gegebener Veränderungsgeschwindigkeit macht uns sprachlos.
Wäre da nicht immer wieder eine „Entschleunigung“ bei den Veränderungen wünschenswert, ein Innehalten und Prüfen, eine Zeit, die uns tragfähige Orientierung gewinnen lässt? Hektik des Alltages und Zeit der Muse sollten doch ein Gleichgewicht bilden. Menschen in früheren Zeitabschnitten waren sich dessen bewusst. Und auch heute finden wir entsprechende Möglichkeiten, z.B. im Rahmen von Kloster auf Zeit.
Vordenker, Querdenker und aktiv Handelnde
Dinge bewegen, können im Wesentlichen die Vordenker und die aktiv Handelnden. Sie sind ohne Zweifel eine kleine Minderheit in der Gesellschaft, jedoch für deren Fortentwicklung von maßgeblicher Bedeutung. Zu dieser Gruppe zählen auch jene Querdenker, die manchmal lästig sind und Fragen stellen, uns aber dazu veranlassen, die Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten und dadurch die Qualität von Lösungen für die auftauchenden Herausforderungen zu verbessern.
Vordenker, Querdenker und aktiv Handelnde fordern uns vieles ab und manchmal schießen sie über das Ziel hinaus. Gut, wenn es da bremsende Faktoren und bremsende Mitmenschen gibt, sodass sich ein neues Gleichgewicht der Kräfte einstellen kann. Ein Übergewicht der bremsenden Faktoren oder aber der bremsenden Behinderer und Verhinderer ist von Übel. Be- oder Verhindern sie doch die Konkurrenzfähigkeit unserer Einrichtungen und unserer Gesellschaft gegenüber anderen Einrichtungen und Gesellschaften.
Auf Zuschauer, Desinteressierte und Unbeteiligte näher einzugehen, erübrigt sich in diesem Zusammenhang, da diese keinen Einfluss auf die Veränderungen, deren Umfang und deren Geschwindigkeit ausüben – ungeachtet der quantitativ hohen Anzahl der diesen Gruppen zuzurechnenden Personen. So sind Vordenker, Querdenker und aktiv Handelnde, aber auch Be- und Verhinderer im Blickpunkt unseres Interesses.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5:
Differenzierung der Bezugspersonen
Quelle: selbst erstellt
Vorantreibende aber auch Bremser werden dabei von ihrer Mission getrieben, Positives zu bewirken bzw. Negatives zu verhindern und damit verknüpft sich Interesse und Neugier einerseits bzw. Angst vor Neuem andererseits.
Entscheidend ist wohl nicht nur die Kompetenz zur Einflussnahme, sondern auch der Wille etwas zu bewirken, sowie die Zuversicht dies auch tun zu können. Kompetenz, Wille und Zuversicht sind insoweit Triebfedern, die Fortschritt bewirken.
Vordenker, Querdenker und aktiv Handelnde bedürfen allerdings – wie bereits angesprochen – des Korrektivs der Realisten, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren, Behinderer und Verhinderer der Einsicht und des Zutrauens, dass Neues nicht per se negativ zu werten und ausschließlich von Gefahr ist.
Auch bei sozialen Gebilden und der Lebensumwelt sind gewisse Erfordernisse gegeben, eine Einrichtung oder Gesellschaft voran zu bringen. In erster Linie ist in diesem Zusammenhang auf die gepflegte Grundhaltung zu verweisen. Besteht Offenheit für Veränderungen, eine Bereitschaft, sich dem Wandel und den Veränderungen zu stellen?
So können wir ermessen, dass manche Einrichtung und manche Gesellschaft die in Erstarrung verharrt, irgendwann ihre Zukunftsfähigkeit verliert und damit sich überlebt, sofern nicht in einem großen Veränderungsschritt der Anschluss an die Umwelt vollzogen wird.
Uns ist dabei bewusst, dass viele kleine, aufeinander folgende Schritte leichter zu verkraften sind, als ein grundlegender radikaler Wandel der Verhältnisse in kurzer Zeit. Die vielen kleinen Schritte vermitteln im Übrigen fortlaufende Erfolgserlebnisse, die das Zutrauen stärken und zu erneuter Anstrengung ermuntern.
Behinderungen und Verhinderungen
Bei den Behinderungen und Verhinderungen sind in erster Linie bestehende Strukturen anzusprechen. Sie sind zumeist Ergebnisse früherer Bemühungen um die Lösung damaliger Herausforderungen. Lösungskonzepte aus der Vergangenheit haben allerdings das Manko, heutigen Gegebenheiten und Herausforderungen immer weniger gerecht werden zu können.
So war die Bürokratie einstmals ein Fortschritt gegenüber Willkür, Zufälligkeit und Ungleichbehandlung. „Der Bürokratieansatz stellt (- wir wissen es -) auf Arbeitsteilung, Amtshierarchie, Regeln und Normen zur Aufgabenerfüllung sowie Aktenmäßigkeit der Verwaltung ab … .“ (Schmidt 2011, 7)
Strukturen und Verfahrensabläufe sollten jedoch heute dem Grundsatz folgen: Soviel wie nötig und so wenig wie möglich, sodass einerseits Chaos verhindert, Orientierung gegeben, aber – gerade in einer Zeit des Wandels und der Veränderungen – andererseits auch bürokratische Erstarrung vermieden wird.
Auch Funktionsträger mit Entscheidungsmacht können neben der Behinderung und Verhinderung des Negativen auch zu Behinderung und Verhinderung des Positiven werden. Dies geschieht vor allem dann, wenn sie nach dem Peter-Prinzip hierarchisch die Stufe ihrer eigenen Kompetenz überschritten haben und nicht mehr auf der Höhe der Zeit und seiner Erfordernisse sind.
Gerade das Erkennen der Grenzen eigener Kompetenzen wird hier nicht selten zum Problem – zumal wenn die Unterstellten und Kooperierenden innerhalb autoritärer Grundorientierung zum Selbstschutz Führungsentscheidungen abnicken. Das Wirksamwerden eines hohen Reifegrades bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würde im Interesse der Bezugspersonen, Einrichtung und des Gemeinwohls anderes erwarten lassen.
So zählen heute die Entfaltung der Persönlichkeit, die Entwicklung vorhandener Kompetenzen und die Vermittlung von Erfahrungen ebenso zu denAufgaben von Führungskräften, wie die Einflussnahme auf Einstellungen, die Ausgestaltung von Verhaltensweisen, die Einbindung in eine überzeugende und ethisch verantwortbare Unternehmenskultur, aber auch die Bewahrung eigener Bodenhaftung.
Letztlich sind an dieser Stelle mögliche diffuse Widerstände anzusprechen, denen mittels angemessenem Führungsverhalten, welches die Ängste nimmt und unterstützend wirksam wird, vorgebeugt werden. Widerstände entstehen schließlich nicht aus einer Laune heraus. Sie sind in aller Regel durch bisherige Erfahrungen und bestehende Befürchtungen subjektiv wohl begründet.
Dies sollte Führungskräfte veranlassen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Entwicklung einzubeziehen und ihnen Hilfestellung zu bieten. Als Nebeneffekt erschließen sich so zusätzliche Kompetenzen und Erfahrungen, die helfen, eine bestmögliche Lösung bestehender Herausforderung zu bewerkstelligen.
Widerstände sind so gesehen Kennzeichen eines unangemessenen Führungsverhaltens, das es im Interesse der Aufgabenerfüllung und aller Beteiligten abzustellen gilt. Nicht die Widerstand Leistenden sollten mithin durch Sanktionen gefügig gemacht werden. Es geht vielmehr darum, diese bei der Reise in die Zukunft mitzunehmen.
Erzielte Ergebnisse
Erzielte Ergebnisse sind multifaktoriell bestimmte Phänomene. Dies bedeutet, dass nicht nur wir alleine für die Ergebnisse verantwortlich gemacht werden können. Mitentscheidend sind in diesem Zusammenhang
- neben uns als Handelnde und/oder Verantwortliche,
- der Grad an Angemessenheit der Aufgabenzuordnung,
- die Lösbarkeit der gestellten Aufgabe,
- die gegebenen Rahmenbedingungen,
- das Handeln anderer Beteiligten,
- das Bereitstehen erforderlicher Ressourcen,
- die Verfügbarkeit von hinreichend Zeit,
- der Zugang zu notwendigen Informationen, aber auch
- externe Faktoren usw.
Wenn viele Faktoren mitentscheidend sind, so stellt sich die Frage, ob die Schwächen bei einzelnen Faktoren durch andere Faktoren kompensiert werden können. In dem einen Fall wird dies wohl gehen, in dem anderen Fall wird – bildlich gesprochen – die Kette beim Schwächsten Glied auseinander brechen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Neue Heraus- im Zeitablauf Entwicklungen
forderungen erzielte Ergebnisse
Abbildung 6:
Wirkungskette
Quelle: selbst erstellt
Schlimm, wenn dann die nicht Beteiligten belobigt, die Unschuldigen zur Rechenschaft gezogen und der Kausalität nicht ernsthaft auf den Grund gegangen wird. Die bestehende Chance aus Gewesenem für die Zukunft zu lernen wäre letztlich vertan. Wird allerdings das Ergebnis als Zwischenergebnis begriffen, so ist das Spiel möglicherweise noch offen, sind die bestehenden Möglichkeiten vielleicht nur noch nicht in vollem Umfange ausgeschöpft.
Positive Entwicklung hat – wie wir wissen – viele Väter. Jeder will Anteil am Erfolg haben. Und in der Tat ist Erfolg dem Zusammentreffen günstiger Umstände, von aufgewandter Mühe, aber zuweilen auch Glück oder Zufall zu verdanken.
So gilt es, im Rahmen positiver Entwicklung nicht übermütig zu werden. Es gilt, durch fortgesetztes Bemühen und einem „nicht nachlassen“ den für die Zukunft angestrebten Erfolg zu begünstigen – aller Freude über den Zwischenerfolg zum Trotz.
Auf einer positiven Entwicklung lässt sich aufbauen. Sie lässt sich verstetigen und absichern. Und dies jenseits der Frage, wer denn letztlich den Gewinn aus der positiven Entwicklung zieht. Denn es gibt auch Werte jenseits des Profits – Gott sei Dank.
Im öffentlichen Bewusstsein ist eine negative Entwicklung ein Waisenkind. Aber auch hier besteht eine Gesamtverantwortung aller Beteiligten. Die Kausalität sollte jedenfalls nicht ohne eingehende Analyse auf einen Sündenbock geschoben werden, damit sich alle anderen als „nicht verantwortlich“ betrachten können.
Größe zeigt der, der nicht nur zu seinen Erfolgen, sondern auch zu seinem Scheitern steht. Mag er es selbst verschuldet haben oder nicht. Realistischer Weise gehört Erfolg und Misserfolg zu jedem menschlichen Leben. Entscheidend erscheint nur, wie man damit umgeht. Ist eine negative Entwicklung gleich die große Katastrophe, das ungerechte Schicksal, das „Aus“ für alle Zeit, oder nicht doch eine neue Herausforderung, die es zu bewältigen gilt?
Das Bohren dicker Bretter sollte jedenfalls nicht bereits bei ersten Widerständen aufgegeben und die Gegebenheiten widrigen Umständen zugeschoben werden. Es ist eben „nicht Alles so maßlos traurig“. Denn im punktuellen Scheitern liegt die Möglichkeit zu einem neuen Anfang, der auf gemachte Erfahrungen zurückgreifen kann.
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Entwicklungen unser Leben beeinflussen – heute mehr denn je. Sie sind mitentscheidend dafür, ob wir, ob unsere sozialen Gebilde und unsere Gesellschaft Zukunft haben. So folgten den Aussagen zu aktuellen Gegebenheiten Ausführungen zum globalen Wandel und zur Dynamik der Veränderungen.
Anschließend gingen wir aufVordenker und aktiv Handelnde, auf Erfordernisse bei den Vorantreibenden, sowie bei sozialen Gebilden und Lebensumwelt ein, um schließlich Behinderungen und Verhinderungen in den Blick zu nehmen. In diesem Zusammenhang thematisierten wir Strukturen, Funktionsträger und Widerstände.
Im Zuge einer Ergebnisbetrachtung wurden Ergebnisse als multifaktoriell bestimmte temporäre Phänomene identifiziert, die nicht nur von Vordenkern und Handelnden bestimmt werden. So ließen sich positive und negative Entwicklungen näher beleuchten und deren Bestimmungsfaktoren aufzeigen. Dies mündete ein in die Zusammenfassung, die Reflexion und den Ausblick.
Dies alles berücksichtigend kommen wir zu dem Schluss, dass wir uns heute den heutigen Gegebenheiten, der Globalisierung und dem Wandel nicht entziehen können. Diese sind prägend für unsere Zeit und zu berücksichtigende Faktoren bei der Sicherung von Zukunftsfähigkeit.
Bestehende Strukturen, übergeordnete Funktionsträger und aufkeimende Widerstände können den positiven Einfluss der Vordenker und aktiv Handelnden nicht nur berichtigen, sondern auch be- oder gar verhindern. Dass sich das letztlich negativ auf Einzelne, soziale Gebilde und die Gesellschaft auswirkt, muss wohl nicht näher ausgeführt werden.
So wissen wir um die vielfältigen Einflüsse, die zu gewünschten oder nicht gewünschten Ergebnissen führen. So lassen sich denn auch positive und negative Entwicklungen in Abhängigkeit von personalen, strukturellen und sonstig beeinflussenden Faktoren als Zwischenergebnisse der Entwicklung konstatieren.
Dies führt uns zur Erkenntnis, daß unermütliches Bemühen durch Nichts zu ersetzen ist. Denn Stillstand ist Rückschritt. Und immer wieder neu stehen wir vor Herausforderungen. Wir stehen vor ihnen als Getriebene, als Mitschwimmende oder als Treibende. Um unseren Part spielen zu können, scheint letztlich erforderlich, dass wir auf der Höhe der Zeit bleiben und uns unsere Kompetenzen unter veränderten Gegebenheiten bewahren. Ohne eigene Anstrengung wird dies sicherlich nicht gelingen können. Unsere eigene Entscheidung und unser eigener Einsatz werden mit darüber entscheiden, ob wir leben und mitgestalten oder ob wir gelebt werden. Sich „richtig“ zu entscheiden ist der Mühe wert.
Literatur
Groth A./Plaßmann Th. (2011): Führungsstark im Wandel, Campus Verlag, Frankfurt/Main New York
Salber D. (2009): Wirklichkeit im Wandel, Bouvier Verlag, Bonn
Schmidt A. M. (2011): Organisation, Personalmanagement, Personalführung, Verlag Wissenschaftliche Scripten, Auerbach
Winkels R. S. (2007): Wandel : Herausforderungen und Chancen für Personalentwicklung und Betriebliche Weiterbildung, Lit Verlag, Berlin Münster Wien Zürich London
Anfragen
Frage 1:
Wie können wir Einfluss darauf nehmen, dass uns und unsere Mitarbeiter der globale Wandel und die Dynamik der Veränderungen nicht überfordern?
Frage 2:
Welche Grundhaltung gegenüber Kooperationspartnern erscheint angemessen, um im Miteinander die sich ergebenden Herausforderungen zu bewältigen?
Frage 3:
Eine Reihe von Einflussfaktoren lassen sich durch uns beeinflussen, eine andere Reihe leider nicht. Wie können wir jene Schräubchen identifizieren, an denen wir drehen können?
Frage 4:
Wenn stetes Bemühen in Zeiten der Veränderungen erforderlich und die Geruhsamkeit verloren gegangen ist, bedarf es da nicht neuer Refugien der Regeneration und von Auszeiten, um langfristig leistungsfähig zu sein und zu bleiben?
Frage 5:
Verstehen wir uns als Getriebene oder als Treibende? Und welche Auswirkungen hat in diesem Zusammenhang unsere Grundeinstellung?
Antwortversuche
Antwortversuch zu Frage 1:
Wir können den Versuch unternehmen, Entwicklung zu beeinflussen, denn nicht Dinge zwingen, sondern Menschen, die hinter den Dingen stehen. Darüber hinaus können wir Unterstützung gewähren und bei Rückfragen hilfreich zur Seite stehen.
Antwortversuch zu Frage 2:
Bei dem wechselseitig aufeinander angewiesen sein, der notwendigen Bündelung von Kompetenzen um Herausforderungen trotzen zu können, erscheint wohl nur eine Grundhaltung sinnvoll. Es ist dies die Grundhaltung, die auf Zusammenarbeit setzt, ungesunde Rivalität und „Null-Summen-Spiele“ vermeidet.
Antwortversuch zu Frage 3:
Ein identifizieren der Schräubchen an denen wir drehen können geschieht zumeist durch den Versuch. So wird sich zeigen, was geht und was nicht. Da wir allerdings nicht alles das tun sollten was wir könnten, erscheint eine vorhergehende Abschätzung der Folgewirkungen angebracht. Wir sprechen hier von einer Berücksichtigung der handlungstheoretischen Verantwortungsstufen. Gefordert ist letztlich Professionalität, Legalität und Legitimität.
Antwortversuch zu Frage 4:
In Zeiten der Veränderungen und eines Verlustes von Geruhsamkeit sind neue Refugien der Regeneration und Auszeiten Hilfen dafür, nicht dem „Burn-Out-Syndrom“ zu verfallen. Ob nun „Kloster auf Zeit“ oder feste Zeiten des Rückzugs, ob Wanderungen in der freien Natur oder die Konzentration auf Familie und Freundeskreis: wichtig erscheint der Ausgleich, damit nicht gesundheitliche Schäden der Preis der Überlast sind.
Antwortversuch zu Frage 5:
Die Grundeinstellung des Einzelnen ist für diesen eine maßgebliche Größe. Sie hat prägenden Einfluss auf dessen individuelles Verhalten. Treibende nehmen selbstbewusst die Dinge in die Hand, Getriebene sind Spielball des Geschehens. Handelnde setzen selbst Akzente, während Passive tendenziell „gelebt werden“. Mit der Grundeinstellung und dem Grad der Aktivität verbindet sich gerade in einer Zeit des Wandels die Ausprägung der Zufriedenheit. Diese wiederum ist Zeichen dafür, in welchem Ausmaße individuelles Selbstverständnis mit der vorfindlichen Lebensumwelt korrespondiert.
Person, Persönlichkeit und Selbstverständnis
aus christlicher Sicht
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Eine Auseinandersetzung mit Person, Persönlichkeit und Selbstverständnis reflektiert individuelles Sein und gibt damit Bewusstsein, das hilft, den Personen und Dingen gegenüber die für richtig erachteten Weg konsequent zu gehen. Sie ist damit eine Klärungshilfe mit nachfolgenden Auswirkungen und soll dies auch sein.
Denn nicht als Getriebener, sondern als Treibender setzt man Akzente und hat die Möglichkeit, in freier Selbstbestimmung verantwortungsbewusst zu handeln. Gerade dies zeichnet das Menschsein aus. Der Einzelne wird damit zur Besonderheit in all den Facetten seines Seins.
Warum eine Auseinandersetzung mit der aufgeworfenen Thematik gerade heute wichtig erscheint, lässt sich rasch darstellen und nachvollziehen. Es ist dies die in unserer Gesellschaft vorzufindende Relativierung von Werten und ein damit einhergehender Orientierungsverlust, der gerade angesichts der vielfältigen Wandlungsprozesse und einer Dynamik globaler Entwicklung der Bewältigung bedarf.
Die nachfolgende Betrachtung kann natürlich nicht auf den Einzelfall eingehen. Insoweit ist eine Beschränkung auf das Grundsätzliche gegeben und muss es auch sein. In der Erkenntnis vom Allgemeinen zum Besonderen vorzugehen erscheint denn auch als sinnvoller Weg, der mit den nachfolgenden Ausführungen nicht abgeschlossen ist und auch nicht sein kann.
Kontextgebundenheit schränkt die nachfolgend getroffenen Aussagen in ihrem Erläuterungswert weiter ein. Insoweit ist Bescheidenheit angesagt. Und doch soll zum Ausdruck kommen, welcher Standpunkt für uns überzeugend erscheint und uns von da her Orientierung zu geben vermag.
Nicht zuletzt ist darauf zu verweisen, dass eine interdisziplinäre Betrachtung Schwächen aufweist, dafür aber einen Gesamtüberblick über den gewählten Themenkreis ermöglicht. Darauf aufbauend können themenbezogene Ausführungen aus fachwissenschaftlicher Sicht vertiefend wirksam werden.
So unternehmen wir den Versuch, Person, Persönlichkeit uns Selbstverständnis aus christlicher Sicht zu beleuchten und deren Verhältnis zueinander zu klären. Im Einzelnen soll deren Wesen und Inhalt thematisiert und schlussendlich resultierende Konsequenzen für das individuelle Handeln aufgezeigt werden.
Wir sind mithin bemüht, aus fortschreitender Erkenntnis, einem Bewusstwerden und Bewusstmachen von Gegebenheiten resultierende Schlüsse zu ziehen, die individuell verarbeitet, beim Rezipienten angemessen erscheinende Einstellungen und Verhaltensweisen begünstigen sollen.
Zielvorstellungen finden ihre Begrenzung durch das autonome Entscheidungsrecht des Menschen. Er hat letztlich zu entscheiden, ob er nachfolgende Ausführungen als Orientierungsgröße für sich anerkennt und sein künftiges Verhalten an ihnen ausrichtet.
Person und Persönlichkeit
„Der Mensch ist Person und hat Natur. Insoweit bildet er eine Person-Natur-Einheit. … Dabei fällt es der biologischen Natur zu, personale Natur zu schützen, wie zu begrenzen. Die Natur gibt zu denken und zu deuten; sie fordert zu Wertung und Urteilsbildung heraus.“ (Schallenberg 2011, 114)
Innerhalb der gesetzten Grenzen hat die Person Freiraum, der zu gestalten ist. Und innerhalb dieses Könnens kann der Einzelne auch nach dem Sollen fragen. Diese Fähigkeit zeichnet ihn gegenüber den übrigen Geschöpfen aus. Nach christlichem Glauben ist Gott Schöpfer und Urbild, der Mensch hingegen Geschöpf und Abbild. (vgl. Schallenberg 2010, 127) Damit wird Humanismus, der den Menschen zum Maß aller Dinge setzt, relativiert und eine transzendentale Dimension erschlossen.
Aus dem Abbildtatbestand resultiert, dass „die menschliche Natur als unmittelbares Kriterium sittlichen Handelns das Ergebnis eines komplexen Verstehensprozesses, von Deuten und Werten (ist).“ (Demmer zit. nach Schallenberg 2011, 114)
„Als Individuum ist jeder Mensch einzigartig und von unvergleichlicher Würde bestimmt. Und zugleich kommt dieses Individuum zu einzigartigen und unverwechselbaren Lebensentscheidungen und Handlungsweisen, die erst aus der Person eine Persönlichkeit erwachsen lassen.“ (Schallenberg 2010, 115)
Damit wird klar, dass man Person ist und sich im Laufe der individuellen Entwicklung zur Persönlichkeit entfaltet. Denken und Fühlen bestimmt das Handeln des Einzelnen. Nicht aus sich selbst heraus, sondern als Abbild vom Urbild ist man dabei Empfangender und doch herausgefordert.
„In der christlichen Glaubenslogik besteht die Würde des Menschen darin, so von Gott anerkannt und gesucht zu werden, dass er in der Geschichte in Selbstbestimmung seine Identität gestalten darf, und dass er von Gott hierin unendlich wertgeschätzt wird und umfangen bleibt.“ (Striet 2010, 141)
Letztlich führt uns die innerliche Erkenntnis individueller Bestimmung zur Frage nach deren Umsetzung, zur Frage nach der Nutzung aller Talente und Möglichkeiten für ein gutes und gelingendes Leben. (vgl. Schallenberg 2010, 127)
„Der Begriff Persönlichkeit umfasst die einzigartigen psychologischen Eigenschaften eines Individuums, in denen es sich von anderen unterscheidet.“ (Asendorpf 1999, 5) Sie ist stetige Aufgabe, unter Nutzung von ererbten Anlagen und erworbener Umwelterfahrungen, seiner Bestimmung als Subjekt gerecht zu werden.
Insoweit ist die Persönlichkeit des Menschen eine Werdende und sich Entfaltende. Sie ist eine lebenslange Baustelle, deren Grundstrukturen zwar bald erkennbar sind, deren Vollendung jedoch – wie es so schön heißt – auf sich warten lässt.
Sich entfaltende Persönlichkeit impliziert dafür die Fähigkeit, neue Wege zu gehen und sich zu verändern. Und dies betrifft nicht nur den individuellen Wandel vom Kind zum Erwachsenen mit kind- bzw. erwachsenengemäßen Ansichten und Einsichten.
Stellenwert und Selbstverständnis aus christlicher Sicht
Menschliches Sein ist in seiner Vielfältigkeit – entgegen teilweise vorzufinddender menschenverachtender Gepflogenheiten – erst einmal ernst und anzunehmen. Denn gegenüber den Mitgeschöpfen ist die Vernunftbegabung des Individuums kennzeichnendes Charakteristikum und differenzierende Besonderheit. Insoweit kommt dem Menschen die Stellung als „Krönung der Schöpfung“ zu – nicht aus dessen Verdienst, sondern aus geschenkter Gnade.
Dies anerkennend ergibt sich resultierend eine Grundhaltung, die über das „eigene Ich“ hinaus denkt und auch entsprechend handelt. Wenn wir zuweilen hinter unseren eigenen Ansprüchen zurück bleiben, so ist dies letztlich der menschlichen Unvollkommenheit geschuldet.
Und doch ist das stete individuelle Bemühen, dem eigenen Selbstverständnis gerecht zu werden schlussendlich ausschlaggebend. Mehr als unser Bestes zu geben kann niemand verlangen und unsere Grenzen können wir so ohne weiteres auch nicht überschreiten.
Wenn wir das Selbstverständnis eines Menschen betrachten, so zeigt sich in ihm die individuelle Sicht und der individuelle identifizierte Wesenskern der eigenen Persönlichkeit. Inwieweit subjektives Empfinden jedoch mit den realen Gegebenheiten und der Sicht Anderer übereinstimmt, bleibt in diesem Zusammenhang offen.
Ein christlich geprägtes Selbstverständnis resultiert aus der Überzeugung, als Ebenbild Gottes geschaffen zu sein.Damit kommt dem Menschen Würde zu. So wird der Glaube zu einem tragenden Fundament individuellen Seins und eines christlich Selbstverständnisses.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Handeln
Abbildung 7:
Wirkkette und Einflüsse
Quelle: selbst erstellt
Dieses hat Einfluss auf individuelle Verhaltensweisen. Denn das eigene Selbstverständnis ist treibende Kraft. Und Jeder ist wohl bemüht, eine innere Zerrissenheit zu vermeiden und mit sich im Reinen zu sein.
Wenn einem Selbst Würde zukommt, so gilt dies auch für andere. Ihnen gegenüber ist also auch deren Würde Rechnung zu tragen, sodass man deren Anerkennung der eigenen Würde einfordern kann. Die Frage des Umgangs miteinander steht damit im Raum.
Solidarität und Subsidiarität sind Konsequenzen aus dieser Würde. Solidarität lässt den Nächsten in der Not nicht im Stich, Subsidiarität sichert ihm Freiheit und Freiraum zu selbstbestimmtem Leben. Insoweit ist einem Wegsehen ebenso entgegen zu treten, wie einer entmündigenden Überversorgung.
Das angemessene Maß zu finden und zu berücksichtigen stellt sich uns dabei als stetige Herausforderung für Einzelne, soziale Gebilde, Gesellschaft und Weltgemeinschaft dar, die auch die Mitschöpfung berücksichtigen sollte. Eine Vernachlässigung des Bemühens um dieses rechte Maß würde – und dessen können wir gewiss sein – uns längerfristig alle ärmer machen.
Konsequenzen
Dies führt uns zu Forderungen aus eigenem Erkennen. Diese sind individuell bestimmt und abhängig
- von Anlagen und familiären Hintergrund,
- von den jeweiligen Umwelteinflüssen,
- vom Ausmaß des Reflektierens der eigenen Person, der Optionen und Wertvorstellungen,
- der Positionierung zwischen Egozentrismus und Altruismus,
- aber auch dem Nachdenken über Erwartungen und Ziele,
- der Einsatzbereitschaft, sowie
- der Definition des für gut Erachteten und
- der Ausprägung des Verantwortungsbewusstseins.
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- Quote paper
- Prof. Dr. Alfons Maria Schmidt (Author), 2012, Wandel, sozialer Bezug, Umwelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203584