Zwischen Weiterbildung und Zeitarbeit besteht offensichtlich ein grundsätzlicher Widerspruch: Schließlich ist betriebliche Weiterbildung gemeinhin auf Langfristigkeit angelegt, während die Zeitarbeit für flexible und – wie häufig unterstellt wird – instabile Beschäftigungsverhältnisse steht. Stimmt das eigentlich?
Zur Beantwortung dieser Frage werden in diesem Buch im ersten Schritt die besonderen Charakteristika der Zeitarbeitsbranche herausgearbeitet, u.a. ihr hoher Anteil gering qualifizierter Beschäftigter, die kurzen Beschäftigungsdauern, ihre besondere Arbeitsmarktrelevanz und die zunehmende Regelungsdichte.
Im zweiten Schritt erfolgt branchenunabhängig die systematische Darstellung der idealtypischen Konzeption betrieblicher Weiterbildung – von der Feststellung des Weiterbildungsbedarfs über die Durchführung verschiedener Weiterbildungsmaßnahmen bis hin zum Bildungscontrolling, also der Feststellung des ökonomischen und pädagogischen Weiterbildungserfolgs.
Mit Hilfe empirischer Untersuchungen und theoretischer Überlegungen werden dann beide Stränge miteinander verknüpft:
Im dritten Schritt geht es um die wesentlichen Besonderheiten, die sich für die Weiterbildung in der Zeitarbeit auf Grund ihrer branchenspezifischen Charakteristika ergeben. Die Besonderheiten betreffen vor allem die Amortisationsdauer der Weiterbildungsmaßnahmen und deren Opportunitätskosten.
Unter Berücksichtigung dieser Besonderheiten wird im vierten Schritt die zuvor dargestellte Konzeption der Weiterbildung – wie mit einer Schablone – über die Zeitarbeitsbranche gelegt, um zu sehen, wo Widersprüche bestehen, wo Elemente existieren, die sich besonders gut einfügen, und welche Handlungsoptionen sich daraus ergeben.
Im Ergebnis kann der Aussage, zwischen Zeitarbeit und Weiterbildung bestehe ein grundsätzlicher Widerspruch, nicht zugestimmt werden. Stattdessen zeigt sich, dass die Zeitarbeit in ihren Grundstrukturen geradezu prädestiniert ist, die idealtypische Konzeption der Weiterbildung umzusetzen. Das gilt insbesondere bei der Feststellung von Weiterbildungsbedarfen und der für das Bildungscontrolling erforderlichen Kostentransparenz.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass das Weiterbildungspotenzial dieser Branche nicht durch stärkere Regulierung, sondern durch eine höhere Akzeptanz der Zeitarbeit erschlossen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Aufbau der Arbeit
- Zeitarbeit
- Begriffsbestimmung
- Rahmenbedingungen
- Unternehmens- und Beschäftigungsstrukturen
- Ökonomische und arbeitsmarktliche Bedeutung
- Zwischenfazit
- Konzeption allgemeiner betrieblicher Weiterbildung
- Begriffsbestimmung
- Feststellung von Weiterbildungsbedarfen
- Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen
- Bildungscontrolling
- Zwischenfazit
- Besonderheiten bei der Weiterbildung von Zeitarbeitnehmern
- Empirische Untersuchung: Befragung von Zeitarbeitsunternehmen
- Kurze Beschäftigungsdauern
- Wechselnde Einsatzorte
- Weitere Problemfelder
- Zwischenfazit
- Handlungsoptionen
- Feststellung von Weiterbildungsbedarfen in Zeitarbeitsunternehmen
- Mögliche Weiterbildungsmaßnahmen in der Zeitarbeit
- Lehrgänge / Trainings / Seminare
- E-Learning
- Blended Learning
- Verbundausbildung
- SGB III geförderte Maßnahmen
- Weitere Maßnahmen
- Bildungscontrolling in Zeitarbeitsunternehmen
- Zwischenfazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den spezifischen Anforderungen der Weiterbildung in Unternehmen der Zeitarbeitsbranche und möglichen Handlungsoptionen. Sie untersucht den Widerspruch zwischen Weiterbildung und Zeitarbeit und zeigt die Herausforderungen auf, die sich aus der branchentypischen Flexibilität und der hohen Fluktuation von Zeitarbeitnehmern für die betriebliche Weiterbildung ergeben.
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Struktur der Zeitarbeitsbranche
- Ökonomische und arbeitsmarktliche Bedeutung der Zeitarbeit
- Konzeption der betrieblichen Weiterbildung und deren Anwendbarkeit auf die Zeitarbeit
- Besonderheiten der Weiterbildung von Zeitarbeitnehmern, insbesondere hinsichtlich kurzer Beschäftigungsdauern und wechselnder Einsatzorte
- Handlungsmöglichkeiten zur Optimierung der Weiterbildung in der Zeitarbeitsbranche
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 beschreibt die Zeitarbeitsbranche in ihrer rechtlichen Struktur und ihren Besonderheiten. Es geht auf die Bedeutung der Zeitarbeit für die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Arbeitsmarktchancen für Geringqualifizierte ein.
- Kapitel 3 stellt das idealtypische Konzept der betrieblichen Weiterbildung vor und erläutert die verschiedenen Phasen der Weiterbildungsplanung, -durchführung und -kontrolle. Es werden verschiedene Methoden der Weiterbildungsbedarfserhebung und -umsetzung vorgestellt.
- Kapitel 4 befasst sich mit den spezifischen Herausforderungen der Weiterbildung in der Zeitarbeitsbranche, insbesondere mit den kurzen Beschäftigungsdauern und den häufig wechselnden Einsatzorten der Zeitarbeitnehmer.
- Kapitel 5 diskutiert auf der Grundlage der branchenspezifischen Besonderheiten Handlungsoptionen für die Gestaltung der Weiterbildung in Zeitarbeitsunternehmen, z. B. hinsichtlich der Auswahl geeigneter Maßnahmen und der Gestaltung des Bildungscontrollings.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Zeitarbeit, Weiterbildung, betriebliche Weiterbildung, Bildungscontrolling, Personalentwicklung, Flexibilisierung, Geringqualifizierte, Beschäftigungsdauer, Einsatzorte, Handlungsoptionen, Amortisationsdauer, Opportunitätskosten.
- Quote paper
- Stefan Liebenberg (Author), 2012, Spezifische Anforderungen der Weiterbildung in Unternehmen der Zeitarbeitsbranche und mögliche Handlungsoptionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203509