Wenngleich Historiker aller Couleur sich bis in die Gegenwart uneins darüber sind, ob die Industrialisierung in Europa als „Revolution“ bezeichnet werden kann, lässt sich nicht bestreiten, dass dieser Prozess der entscheidende Schrittmacher für die menschliche Entwicklungsgeschichte auf dem Weg in die Moderne war. Ausgehend von England breiteten sich neuartige Technologien, Erfindungen und Produktionstechniken ab Ende des 18. Jahrhunderts in immer größerem Umfang aus.
Allerdings gestaltete sich der Ablauf dieses Vorgangs nicht überall gleich, sondern war insbesondere von den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Region abhängig. Innerhalb der Räumlichkeiten, die wir heute als „Deutschland“ bezeichnen, nahm das Königreich Sachsen eine Vorreiterrolle ein. So wurde Chemnitz aufgrund seiner hohen Fabrikdichte nicht ohne Stolz als „sächsisches Manchester“ bezeichnet. Doch auch andere Räume brachten bedeutende Industriezentren hervor.
Ziel dieser Arbeit ist es, durch einen exemplarischen Vergleich Rheinland-Westfalens mit dem Königreich Sachsen Parallelen, vor allem aber auch mögliche Unterschiede in der industriellen Entwicklung verschiedener Gebiete bzw. Staaten innerhalb Deutschlands herauszustellen. Dazu werden schwerpunktmäßig die notwendigen Voraussetzungen und Einflussfaktoren, aber auch besondere (Rahmen-)Bedingungen betrachtet, die die Industrialisierung erst möglich machten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorbetrachtungen zur Industrialisierung in Deutschland
- Probleme der vergleichenden Analyse
- Stadien und regionale Differenzierung
- Rahmenbedingungen, Entwicklungen, Durchbruch der Industrialisierung
- Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Rheinland-Westfalen im 18. und 19. Jahrhundert
- Rheinland-Westfalen und Sachsen im Vergleich
- Schlussbetrachtung
- Fazit
- Ausblick
- Quellen / Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die Industrialisierung in Deutschland durch einen exemplarischen Vergleich des Königreichs Sachsen mit Rheinland-Westfalen zu untersuchen. Dabei werden Parallelen und Unterschiede in der industriellen Entwicklung verschiedener Gebiete bzw. Staaten innerhalb Deutschlands herausgestellt. Der Fokus liegt auf den notwendigen Voraussetzungen und Einflussfaktoren, aber auch besonderen (Rahmen-)Bedingungen, die die Industrialisierung ermöglichten.
- Die Herausforderungen der vergleichenden Analyse der deutschen Industrialisierung im Kontext der Kleinstaaterei
- Die Anwendung von Stadienmodellen und dem Take-Off-Modell auf die Industrialisierung in Sachsen und Rheinland-Westfalen
- Die Rolle von protoindustriellen Strukturen und die Entwicklung der Landwirtschaft in beiden Regionen
- Der Einfluss von Rohstoffvorkommen, Bevölkerungsentwicklung und staatlicher Gewerbeförderung auf den Industrialisierungsprozess
- Die Bedeutung von Pilotbranchen und der Eisenbahnbau für die Industrialisierung in Sachsen und Rheinland-Westfalen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der vergleichenden Analyse der deutschen Industrialisierung im Kontext der Kleinstaaterei. Es werden Schwierigkeiten bei der Beurteilung komplexer Zusammenhänge zwischen Regierung, gesellschaftlichen Ordnungssystemen und Industrialisierung sowie die unterschiedliche Qualität und Quantität empirischer Daten hervorgehoben. Darüber hinaus werden Stadienmodelle und das Take-Off-Modell als Erklärungsansätze für die Durchsetzung der Industrialisierung vorgestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich den jeweiligen Rahmenbedingungen, Entwicklungen und dem Durchbruch der Industrialisierung in Sachsen und Rheinland-Westfalen. Im ersten Teil werden die protoindustriellen Strukturen, die Entwicklung der Landwirtschaft, die Rolle von Rohstoffvorkommen und die Bedeutung von Bevölkerungsentwicklung und staatlicher Gewerbeförderung in Sachsen betrachtet. Im zweiten Teil werden die protoindustriellen Strukturen, die Entwicklung der Landwirtschaft, die Bedeutung von Rohstoffvorkommen, die Rolle der Bevölkerungsentwicklung und der Einfluss staatlicher Gewerbeförderung in Rheinland-Westfalen analysiert.
Das vierte Kapitel vergleicht die Industrialisierung in Sachsen und Rheinland-Westfalen anhand ausgewählter Elemente und Aspekte. Es werden die protoindustriellen Strukturen, die Rohstoffvorkommen, die Entwicklung der Landwirtschaft, das Bevölkerungswachstum, die Pilotbranchen, die Handels- und Verkehrsinfrastruktur sowie die Rolle des Staates in beiden Regionen gegenübergestellt und bewertet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Industrialisierung in Deutschland, den Vergleich von Sachsen und Rheinland-Westfalen, die Entwicklung von Protoindustrien, die Rolle der Landwirtschaft, die Bedeutung von Rohstoffvorkommen, die Bevölkerungsentwicklung, die staatliche Gewerbeförderung, die Bedeutung von Pilotbranchen, den Eisenbahnbau, Stadienmodelle und das Take-Off-Modell.
- Quote paper
- Frank Bodenschatz (Author), 2011, Regionale Differenzierung der Industrialisierung in Deutschland , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203480