Fukushima-nur ein Beispiel dafür, das den Menschen heutzutage die oftmals nur schwer zu ertragende Realität in aller Deutlichkeit vor Augen führt. Ist in einer solchen Welt überhaupt noch Platz für jeglichen Wunderglauben und welche Rolle spielen die biblischen Wundergeschichten des Neuen Testaments? Entstammen diese nicht einer vergangenen, antiken Zeitepoche, die dem aktuellen Weltverständnis schier unvereinbar gegenüberstehen? Wäre eine logische Konsequenz nicht der Ausschluss der Wundergeschichten aus dem biblischen Kanon?
Auf die aufgeworfenen und durchaus aktuellen bzw. provokanten Fragen bietet die vorliegende Arbeit unter dem Titel: Sind Wunder noch zeitgemäß? eine ausführliche und theologisch konzipierte Antwort.
Dabei wird zunächst der Unterschied zwischen Wunder und Wundergeschichte und die Stellung der Wunder in der Bibel herausgestellt, bevor die Wunder Jesu sowie seine Person als Wundertäter systematisch-theologische Reflexion erfahren und von einem symbolischen Verständnis her interpretiert werden. Den Hauptteil der Arbeit bildet die umfassende Exegese der "Schweinerei von Gerasa" (Mk 5,1-20). Hieraus ergeben sich eine Reihe, so in der Forschungsgeschichte noch nicht vorliegenden Ergebnisse: So möchte ich besonders auf den gestaffelten Glaubensprozess mehrerer Aktanten in der Wundergeschichte, die ich als "absichtvoll fehlschlagendes Gleichnis" im Sinne Markus betiteln möchte hinweisen und des Weiteren einen "Neuen-Reich-Gottes-Begriff" herleiten. Anschließend möchte ich auf einen "Synthetischen Glaubensbegriff" hinweisen, die Arbeit selber in einem Verständnis einer "Neuen Zeitmäßigkeit" biblischer Wundergeschichten gipfeln lassen und damit die Frage: Sind Wunder noch zeitgemäß? positiv beantworten. In einem letzten Schritt werden die aus der Exegese gewonnenen Erkenntnisse auf den gesamten biblischen Kanon übertragen und angewendet.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Gibt es Wunder tatsächlich immer wieder?
- 1. Wunder vs. Wundergeschichte
- 1.1 Was ist ein Wunder?
- 1.2 Abgrenzung zur Wundergeschichte
- 2. Die Stellung der Wundergeschichten in der Bibel
- 2.1 Wundergeschichten
- 2.2 Exorzismen
- 3. War Jesus Wundertäter?
- 3.1 Reflexion der Konzeptionen von Jesus
- 3.2 Symbolischer Begriff des Wundertäters
- 4. Systematisch-theologische Reflexion der Wunder Jesu
- 4.1 Überblick über ausgewählte forschungsgeschichtliche Positionen
- 4.2 Übertragung des symbolischen Ansatzes auf die Wunder Jesu
- 5. Die Schweinerei von Gerasa (Mk 5,1-20)
- 5.1 Text
- 5.2 Literarkritik: Räumliche, personelle und zeitliche Widersprüche
- 5.3 Sprachliche Analyse
- 5.3.1 Motivgerüste und Kombination in der Ereignisfolge
- 5.3.2 Glaubensprozess des Geheilten - zwischen „Bewegen“ & „Bewegtwerden“
- 5.3.3 Charakterisierung der Personen
- 5.3.4 Gestaffelte Glaubensprozess mehrerer Aktanten
- 6. Neuer Reich-Gottes-Begriff
- 7. Die Wundergeschichte als „absichtsvoll fehlschlagendes Gleichnis“
- 8. Synthetischer Glaubensbegriff
- 9. Neue Zeitmäßigkeit der Wundergeschichten
- 10. Übertragung auf alle biblischen Texte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage der Zeitgemäßheit von Wundern. Sie analysiert verschiedene Verständnisweisen von Wundern, sowohl im biblischen Kontext als auch in der modernen Gesellschaft. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Wundergeschichten in der Bibel und reflektiert die Leben-Jesu-Forschung im Hinblick auf Jesu Wirken als Wundertäter. Die Interpretation eines konkreten Beispiels (die Schweinerei von Gerasa) dient der vertieften Analyse.
- Das Verständnis von Wundern in der Geschichte und Gegenwart
- Die Rolle von Wundergeschichten in der Bibel
- Die Interpretation der Wunder Jesu im Kontext der Leben-Jesu-Forschung
- Eine detaillierte textkritische und sprachliche Analyse der Markuserzählung von der Gerasener Schweinerei
- Die Frage nach der Zeitgemäßheit von Wundererzählungen
Zusammenfassung der Kapitel
0. Gibt es Wunder tatsächlich immer wieder?: Dieses einleitende Kapitel beginnt mit einem Liedtext, der die allgegenwärtige Möglichkeit von Wundern betont, und erweitert dies auf Beispiele aus Politik, Technik und Natur, um zu zeigen, wie weit verbreitet das Phänomen "Wunder" in verschiedenen Kontexten der heutigen Gesellschaft ist. Es wird ein Kontrast zwischen dem persönlichen Wunderglauben und der biblischen Vorstellung von Gottesliebe geschaffen, die Grenzen sprengen und Wunder bewirken kann. Die Einleitung endet mit der Frage nach der Realität von Wundern in einer modernen Gesellschaft, wobei die Bandbreite an Wunderverständnissen in der Forschungsgeschichte hervorgehoben wird.
1. Wunder vs. Wundergeschichte: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Abgrenzung der Begriffe "Wunder" und "Wundergeschichte". Es legt den Grundstein für die weitere Untersuchung der Thematik durch die Klärung der zentralen Begriffe. Die Unterschiede zwischen den Definitionen der beiden Begriffe wird herausgearbeitet, um Missverständnisse vorzubeugen.
2. Die Stellung der Wundergeschichten in der Bibel: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Wundergeschichten und Exorzismen in der Bibel. Es setzt sich mit ihrer Bedeutung und ihrem Kontext auseinander, um deren Rolle innerhalb der biblischen Erzählungen zu verstehen. Die verschiedenen Arten von Wundern und ihre Funktion innerhalb des biblischen Gesamtkontextes werden beleuchtet. Die Unterscheidung zwischen Wundergeschichten und anderen Erzählformen wird diskutiert.
3. War Jesus Wundertäter?: Dieser Abschnitt beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf Jesus als Wundertäter. Er diskutiert verschiedene Konzeptionen von Jesus und untersucht den symbolischen Aspekt seines Tuns. Die verschiedenen Interpretationen der Wunder Jesu und ihre Bedeutung für das Verständnis seiner Person und Botschaft stehen im Mittelpunkt.
4. Systematisch-theologische Reflexion der Wunder Jesu: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über verschiedene Forschungspositionen zur Theologie der Wunder Jesu. Es integriert die zuvor vorgestellten Ansätze und entwickelt eine eigene theologische Perspektive. Der Fokus liegt auf der Integration von historischen und systematischen theologischen Ansätzen zur Interpretation der Wunder Jesu.
5. Die Schweinerei von Gerasa (Mk 5,1-20): Dieses Kapitel analysiert die Markuserzählung von der Gerasener Schweinerei detailliert. Es beinhaltet eine Textanalyse, literarkritische Betrachtungen von räumlichen, personellen und zeitlichen Aspekten, sowie eine sprachliche Analyse der Motivgerüste, des Glaubensprozesses der Beteiligten und der Charakterisierung der Personen. Die Gestaffeltheit des Glaubensprozesses mehrerer Akteure wird besonders hervorgehoben.
6. Neuer Reich-Gottes-Begriff: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Entwicklung eines neuen Verständnisses vom Reich Gottes im Kontext der Wundergeschichten. Es analysiert die Bedeutung der Wunder für das Verständnis des Reiches Gottes und wie sie dieses Reich illustrieren.
7. Die Wundergeschichte als „absichtsvoll fehlschlagendes Gleichnis“: Dieser Abschnitt interpretiert die Wundergeschichten als Gleichnisse, die absichtlich nicht vollständig verstanden werden sollen, um den Leser zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen. Die Funktion der "fehlschlagenden" Gleichnisse wird hier ausführlich untersucht.
8. Synthetischer Glaubensbegriff: Dieses Kapitel entwickelt einen umfassenden Glaubensbegriff, der die vorherigen Analysen integriert. Es fasst die verschiedenen Aspekte des Glaubens zusammen und stellt einen synthetischen Ansatz dar.
9. Neue Zeitmäßigkeit der Wundergeschichten: Hier wird die Aktualität und Relevanz von Wundergeschichten in der modernen Zeit diskutiert und argumentiert, warum sie auch heute noch eine Bedeutung haben. Es wird ein Bezug zur ursprünglichen Fragestellung der Arbeit hergestellt und eine neue Perspektive auf die Zeitgemäßheit von Wundergeschichten dargestellt.
10. Übertragung auf alle biblischen Texte: In diesem Kapitel wird versucht, die gewonnenen Erkenntnisse auf andere biblische Texte zu übertragen und deren Relevanz für das Gesamtverständnis der Bibel zu beleuchten. Es wird ein allgemeineres Verständnis der biblischen Texte angestrebt.
Schlüsselwörter
Wunder, Wundergeschichten, Bibel, Jesus, Leben-Jesu-Forschung, Theologie, Symbol, Glaube, Zeitgemäßheit, Reich Gottes, Gerasener Schweinerei, Textanalyse, Literarkritik, Sprachliche Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Zeitgemäßheit von Wundern
Was ist der Hauptgegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Frage nach der Zeitgemäßheit von Wundern. Sie analysiert verschiedene Verständnisweisen von Wundern, sowohl im biblischen Kontext als auch in der modernen Gesellschaft.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Wundergeschichten in der Bibel, reflektiert die Leben-Jesu-Forschung im Hinblick auf Jesu Wirken als Wundertäter, untersucht das Verständnis von Wundern in Geschichte und Gegenwart, führt eine detaillierte textkritische und sprachliche Analyse der Markuserzählung von der Gerasener Schweinerei durch und diskutiert die Frage nach der Zeitgemäßheit von Wundererzählungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in zehn Kapitel, beginnend mit einer Einleitung zur Frage der Existenz von Wundern in der heutigen Zeit. Es folgen Kapitel zur Definition von "Wunder" und "Wundergeschichte", zur Stellung von Wundergeschichten in der Bibel und zur Frage, ob Jesus ein Wundertäter war. Ein ausführliches Kapitel widmet sich der textkritischen und sprachlichen Analyse der Gerasener Schweinerei (Markus 5,1-20). Die restlichen Kapitel befassen sich mit einem neuen Reich-Gottes-Begriff, der Interpretation von Wundergeschichten als "absichtsvoll fehlschlagende Gleichnisse", einem synthetischen Glaubensbegriff, der neuen Zeitgemäßheit von Wundergeschichten und der Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf alle biblischen Texte.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet verschiedene Methoden, darunter die textkritische Analyse (am Beispiel der Gerasener Schweinerei), die sprachliche Analyse, die systematisch-theologische Reflexion und die historische Forschung. Es werden verschiedene Forschungspositionen zur Theologie der Wunder Jesu berücksichtigt.
Was ist das zentrale Ergebnis der Analyse der Gerasener Schweinerei?
Die Analyse der Gerasener Schweinerei umfasst eine detaillierte Textanalyse, literarkritische Betrachtungen räumlicher, personeller und zeitlicher Aspekte sowie eine sprachliche Analyse der Motivgerüste, des Glaubensprozesses der Beteiligten und der Charakterisierung der Personen. Besonders hervorgehoben wird die gestaffelte Entwicklung des Glaubensprozesses bei mehreren Akteuren.
Wie wird der Begriff "Wunder" definiert?
Die Arbeit differenziert zwischen "Wunder" und "Wundergeschichte". Die genaue Definition wird im ersten Kapitel erarbeitet, wobei die Unterschiede zwischen beiden Begriffen herausgearbeitet werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Welche Bedeutung haben Wundergeschichten in der Bibel?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Wundergeschichten und Exorzismen in der Bibel und deren Bedeutung und Kontext innerhalb der biblischen Erzählungen. Verschiedene Arten von Wundern und ihre Funktion im biblischen Gesamtkontext werden beleuchtet.
Wie wird die Zeitgemäßheit von Wundergeschichten begründet?
Die Arbeit argumentiert für die Aktualität und Relevanz von Wundergeschichten in der modernen Zeit und präsentiert eine neue Perspektive auf ihre Zeitgemäßheit. Dabei wird ein Bezug zur ursprünglichen Fragestellung hergestellt.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Wunder, Wundergeschichten, Bibel, Jesus, Leben-Jesu-Forschung, Theologie, Symbol, Glaube, Zeitgemäßheit, Reich Gottes, Gerasener Schweinerei, Textanalyse, Literarkritik, Sprachliche Analyse.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Theologen, Bibelwissenschaftler, Studenten der Theologie und alle, die sich für das Thema Wunder, die Bibel und die Interpretation religiöser Texte interessieren.
- Quote paper
- Anna Hesbacher (Author), 2012, Brauchen wir heute noch biblische Wundergeschichten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203261