Die Seminararbeit beleuchtet die BRIC Staaten nicht wie in den Medien so oft von ihrer wirtschaftlichen Seite, sondern wie sie sich im Vergleich zu ihren großen globalen Vorreitern in bestimmten Themen verhalten. In dieser Arbeit werden die beiden Bereiche Rüstung und Pressefreiheit untersucht.
Inhaltsverzeichnis
1.Rüstung
1.1 Einleitung
1.2 Globaler Überblick
1.3 Die BRIC-Staaten
1.3.1 Brasilien
1.3.2 Russland
1.3.3 Indien
1.3.4 China
1.4 Die alten Führungsmächte
1.4.1 USA
1.4.2 Europa
1.4.3 Japan
1.5 Zusammenfassung
2. Pressefreiheit
2.1 Einleitung
2.2. Die BRIC Staaten
2.2.1 Brasilien
2.2.2 Russland
2.2.3 Indien
2.2.4 China
2.3 Die alten Führungsmächte
2.4 Zusammenfassung
3. Literaturverzeichnis
4. Abbildungsverzeichnis
1.Rüstung
1.1 Einleitung
Dieses Kapitel soll anhand des Status Quo und der weiteren Entwicklung im Bereich der Rüstung einen Überblick über die Aktivitäten der BRIC-Staaten und der alten Führungsmächte schaffen. Dabei wird zuerst kurz auf die globale Ebene eingegangen. Anschließend werden die Rüstungsausgaben und -aktivitäten der einzelnen BRIC-Staaten und der alten Führungsmächte näher beleuchtet.
1.2 Globaler Überblick
Wie aus dem SIPRI Yearbook 2012 – also dem jährlich erscheinenden Bericht des Stockholm International Peace Research Insitute – herauszulesen ist, lassen sich die globalen Rüstungsausgaben für das Jahr 2011 auf ungefähr 1,738 Billionen US-Dollar schätzen. Dies bedeutet, dass die weltweiten Rüstungsausgaben erstmals seit 1998 nicht signifikant gestiegen sind (vgl. Abb. 1). Trotz des Umstandes, dass im Jahr 2011 die Rüstungsausgaben summa summarum ungefähr auf dem gleichen Niveau wie im Jahr zuvor blieben, kann man laut SIPRI noch nicht von einer langfristigen Trendumkehr sprechen. Als Hauptgrund für diese Stagnation werden vor allem die wirtschaftlichen Probleme der westlichen Staaten genannt, die bereits im Jahr 2008 begann und seither deutlich – auch bei den Ausgaben militärischer Mittel – zu spüren war. In Abbildung 1 ist dieser Umstand sichtbar. In den Jahren 2009, 2010 und 2011 stiegen die Ausgaben minimal beziehungsweise blieben auf ähnlichem Niveau. Es ist auf den ersten Blick erkennbar, dass die Militärausgaben der USA beinahe die Hälfte der globalen Militärausgaben ausmachen. Auf diesen Umstand wird später noch einmal näher eingegangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Abbildung 2 sind die Rüstungsausgaben nach Regionen gegliedert. Wie man aus der Tabelle entnehmen kann, nahmen die Rüstungsausgaben in West- und Zentraleuropa um 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr ab. Im Gegensatz dazu nahmen die Ausgaben in Osteuropa um beachtliche 10,2 % zu. Ähnlich wie in West- und Zentraleuropa ist die Lage auch in Nordamerika, wo die Ausgaben für Rüstung im Jahr 2011 um 1,2 % im Vergleich zum Vorjahr sanken. Eine auffällig starke Steigerung der Ausgaben lässt sich auch in Nordafrika beobachten. Hauptverantwortlich dafür ist Algerien, das seine Ausgaben um 44 % zum Vergleichsjahr 2010 steigerte. Dieser Umstand lässt sich auf das in den letzten Jahren gesteigerte Einkommen durch den Export von Öl erklären. Darüber hinaus investierte Algerien aus Angst die Proteste in Libyen könnten auf das eigene Land übergreifen massiv in das Militär. Insgesamt und global gesehen lässt sich ein leichtes Plus der Rüstungsausgaben von 0,3 % zum Vorjahr feststellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Rüstungsausgaben nach Regionen 2011; Quelle: http://www.sipri.org/yearbook/2012/2012/files/SIPRIYB12Summary.pdf
(vgl. SIPRI Yearbook 2012, Summary, S. 8)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Top10-Länder mit weltweit höchsten Militärausgaben, Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/157935/umfrage/laender-mit-den-hoechsten-militaerausgaben, 2012
Abbildung 3 zeigt nun die in Diagrammform die zehn Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben im Jahr 2011. Die Daten für dieses Diagramm stammen wieder von der SIPRI. Man muss dazu sagen, dass diese Rangliste „nur“ die absoluten Ausgaben in Dollar im Bereich des Militärs auflistet. Sehr interessant sind jedoch auch die Ausgaben in Prozent des BIP. Auffallend bei näherer Betrachtung der Abbildung 3 ist, dass sich darin alle BRIC-Staaten finden lassen. Weiters fällt wieder sofort auf, dass die USA mit 711 Milliarden Dollar ungefähr fünf Mal soviel für das Militär ausgibt wie China. Die USA – und das kann vorweg genommen werden – ist mit Abstand die größte militärische Macht der Welt. Würde man die Rüstungsausgaben aller europäischen Staaten addieren, so würde man auf eine Summe von rund 407 Milliarden Dollar kommen. So gesehen stellt Europa die zweitgrößte militärische Macht. Am Meisten für Rüstung geben aus europäischer Sicht Großbritannien, Frankreich und Deutschland aus. Abbildung 4 zeigt anhand einer Karte, in der die Flächen der jeweiligen Staaten proportional zu deren Rüstungsausgaben verzerrt wurden. Dabei wurden die Rüstungsausgaben aus dem Jahr 2006 verwendet. Seit damals hat sich nicht allzu viel verändert. Die Kräfteverhältnisse sind im Grund genommen ähnlich geblieben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Rüstungsausgaben proportional zur Staatsfläche, Quelle: www.rp-online.de/wissen/leben/worldmapper-das-wahre-bild-der-erde-1.2097552, 2012
1.3 Die BRIC-Staaten
Im Folgenden soll auf die derzeitige Situation im Bereich der Rüstung in den einzelnen BRIC-Staaten eingegangen werden. Dabei wird einleitend vor allem auf die Rüstungsausgaben und die Entwicklung der Rüstungsausgaben erwähnt. Darüber hinaus soll – in konkreten Fällen – auf die Rüstungsindustrien der einzelnen Staaten eingegangen werden.
Die Daten zu den Rüstungsausgaben, welche für viele der nachfolgenden Diagramme verwendet wurden, stammen von der Datenbank des Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI. (http://milexdata.sipri.org)
Zu den Daten muss gesagt werden, dass in einigen Fällen – wenn keine offiziellen Daten vorliegen – die Angaben vom SIPRI geschätzt wurden. Dieser Fall trifft zum Beispiel auf China zu. China gibt zwar offiziell Angaben über das Verteidigungsbudget an, jedoch sind diese bei weitem zu niedrig angegeben.
Zur Erklärung der Daten muss noch erwähnt werden, dass die Jahre 2000 bis 2011_a vom SIPRI mit den Wechselkursen des Jahres 2010 gerechnet wurden. Zur besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Jahre wurden für alle Jahre eben jene Werte – also errechnet mit den Wechselkursen im Jahr 2010 – verwendet. In der textlichen Ausführung werden dann auch jeweils die Werte für 2011 genannt (sozusagen 2011_b), die mit aktuellen Wechselkursen errechnet wurden.
1.3.1 Brasilien
Brasilien gab im Jahr 2011 ungefähr 35,4 Milliarden Dollar für das Militär aus. Während der Jahre 2001 bis 2010 betrug das Wachstum der brasilianischen Rüstungsausgaben rund 30 Prozent, was eine jährliche Wachstumsrate von ungefähr 2,9 Prozent beträgt. Diese mäßige Entwicklung der Militärausgaben kann auf die Kürzung um 20 Prozent des Budgets von Präsident Luis Ináco Lula da Silva im Jahr 2003 zurückgeführt werden. Seit Mitte der Neunziger Jahre bis zum Jahr 2003 erhöhte Brasilien die Ausgaben für Rüstungszwecke konstant. Nach 2003 bis 2010 stiegen die Militärausgaben Brasiliens wieder konstant an. Grob gesagt lässt sich sagen, dass mit zunehmendem wirtschaftlichem Wohlstand auch die Militärausgaben in Brasilien stiegen. Im Jahr 2011 veranlasste Präsident Wilma Youssef schließlich, das Rüstungsbudget – ähnlich wie im Jahr 2003 – sozusagen im Zuge einer Sanierung des Staatshaushalts wieder rasant um 27 Prozent zu kürzen. So ist der Rückgang im letzten Jahr von (im Diagramm, also bezogen auf das Jahr 2010) 34,4 Milliarden Dollar auf 31,6 Milliarden Dollar zu erklären.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Entwicklung der Rüstungsausgaben Brasiliens, 2000-2011
Im Jahr 2010 gab Brasilien 73 Prozent des Verteidigungsbudgets für Personalkosten, vor allem Gehälter und Pensionen, aus. Die restlichen 27 Prozent wurden zum Beispiel in den Erwerb von Waffen investiert. Ähnlich wie auch andere Staaten in der Region investierte Brasilien in den letzten Jahren vor allem in die Modernisierung der Streitkräfte. Die nationale Verteidigungsstrategie aus dem Jahr 2008 beinhaltet den Plan das militärische Potenzial zu steigern und die heimische Rüstungsindustrie wiederzubeleben. Wichtig in diesem Zusammenhang ist beispielsweise die vertragliche Einigung mit Frankreich im Jahr 2009, in der es um die Anschaffung von vier Scorpène U-Boote und Brasiliens erstes Atom-U-Boot geht. Darüber hinaus wurde auch die Anschaffung von 50 Super Cougar EC725 Hubschraubern fixiert. Das Besondere daran ist, dass diese im Zuge eines Technologietransfers in Brasilien gefertigt werden sollen.
Unter dem Namen FX-2-Programm wurde im Jahr 2002 mit der Ausschreibung begonnen, ein geeignetes Produkt und einen geeigneten Konzern zu finden, der Flugzeuge im Zuge eines Technologietransfers auch in Brasilien herstellt. Nach Verzögerungen hätte im Jahr 2011 der Gewinner der Ausschreibung bekannt gegeben werden sollen. Die Kürzungen im Budget verzögerten aber auch diesen rund 2-Milliarden teuren Deal bisher. Auch andere Projekte, wie zum Beispiel die Anschaffung von Fregatten und Überwachungsbooten und ein Grenzüberwachungssystem, welche Radaranlagen, Panzer und Drohnen in der Höhe von 6 Milliarden Dollar beinhaltet, verzögerten sich aufgrund der Budgetkürzungen.
Brasilien hat eine sehr große regionale Bedeutung und versucht, auch international an Bedeutung zu gewinnen, sowohl wirtschaftlich, als auch militärisch. Während der Jahre 2001 bis 2010 stieg das BIP um 41 Prozent. Der rasche ökonomische Aufschwung und die politische Stabilität – Brasilien ist eine der stabilsten Demokratien Südamerikas – lassen die brasilianische Regierung immer wieder auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat hoffen. Brasilien wird auch in Zukunft in Rüstung investieren. Als Grund wird vor allem das Potenzial sich verteidigen zu können genannt.
(vgl. SIPRI Yearbook 2011: http://www.sipri.org/yearbook/2011/files/SIPRIYB1104-04A-04B.pdf; abgerufen am 16.7.2012)
1.3.2 Russland
Russland überholte Großbritannien und Frankreich und rückte mit rund 71,9 Milliarden Dollar auf Platz drei der Liste der Länder mit den höchsten Militärausgaben vor. Das entsprach einem Anstieg von 9,3 Prozentpunkten im Vergleich zu 2010. Damit ist Russland für rund 4 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben verantwortlich. Der Anstieg der russischen Militärausgaben geht laut SIPRI vor allem auf das Bemühen Moskaus zurück, seine veraltete Rüstungsindustrie bis 2020 grundlegend zu modernisieren. Man rechne mit einem weiteren Zuwachs in den kommenden Jahren, sagte Sam Perlo-Freeman, Experte für Militärausgaben beim SIPRI.
(vgl. http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/waffen-der-westen-kuerzt-ruestungsausgaben/6518312.html; abgerufen am 7.7.2012)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Entwicklung der Rüstungsausgaben Russlands, 2000-2011
Wie man gut aus dem Diagramm (wieder mit Zahlen die aus den Wechselkursen im Jahr 2010 errechnet wurden) sieht, gab es in den letzten elf Jahren einzig im Jahr 2010 einen Rückgang der Militärausgaben, welcher vermutlich auch – ähnlich wie in Europa – auf die wirtschaftliche Krise zurückgeführt werden kann.
Laut einem Zeitungsbericht der deutschen Zeit, erklärte Wladimir Putin zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl 2012, die russische Armee „beispiellos“ aufzurüsten. Konkret sieht sein Plan vor, dass in den nächsten zehn Jahren die Streitkräfte mit etwa 600 Billionen Rubel modernisiert werden sollen. Diese Modernisierung beinhaltet die Anschaffung von 400 Interkontinentalraketen, 600 Kampfflugzeugen, 2.300 Panzern und 20 U-Booten bis zum Jahr 2020. Im Personalbereich wird eine Mannstärke von einer Million Soldaten bis 2017 angestrebt. Laut Putin sei dieses Aufrüsten nötig, um auf das von den USA und der NATO geplante Raketenabwehrsystem zu reagieren.
(vgl. http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-02/russland-armee-investition; abgerufen am 10.7.2012)
Klar ist, dass Russland alles versucht um wieder zu seiner alten (militärischen) Stärke zurückzukehren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion musste Russland eine drastische Kürzung des Verteidigungsbudgets hinnehmen. Seitdem Putin an der Macht ist, versucht er Russland wieder als Macht zu positionieren, mit der man rechnen muss.
Ein weiterer entscheidender Grund für die Investitionen Putins in die russischen Streitkräfte hängt stark mit wirtschaftlichen Interessen zusammen. Denn Putin kündigte wiederholt an, seine Streitkräfte auch bei der Verteidigung von Rohstoffen einzusetzen. So sollen in Zukunft etwa die Grenztruppen in der Arktis verstärkt werden, um die dort vermuteten Vorräte an Öl, Gas und Edelmetallen zu sichern, die in naher Zukunft durch die globale Erwärmung und das daraus folgende Abschmelzen des Eises zugänglich sein sollen.
Experten wie zum Beispiel Konstantin Makijenko vom Analysezentrum für Strategien und Technologien sind skeptisch, ob sich Putins Pläne in die Realität umsetzen lassen. Denn es wird schwierig werden diese Vorhaben zu finanzieren.
(http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-02/russland-armee-investition; abgerufen am 12.7.2012)
1.3.3 Indien
Das Verteidigungsbudget Indiens betrug im Jahr 2011 rund 48,9 Milliarden Dollar. Wie man im Diagramm sieht stiegen die Ausgaben im Jahr 2010 nur leicht oder stagnierten sogar fast. Im Jahr 2011 wurden die Ausgaben schließlich auf 44,3 Milliarden Dollar (errechnet mit den Wechselkursen des Jahres 2010) gesenkt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Entwicklung der Rüstungsausgaben Indiens, 2000-2011
Ähnlich wie China, konnte Indien Dank der rapiden ökonomischen Entwicklung in den letzten Jahren zu einer starken Regionalmacht aufsteigen, was sich auch im Diagramm wiederspiegelt. Dieser Aufstieg ist natürlich auch – ähnlich wie im Fall Brasiliens – mit wachsenden Interessen und Hoffnungen auf globaler Ebene verbunden. Indien pflegte traditionellerweise engen Kontakt mit Russland. In den letzten Jahren kam man eher davon ab und baute eine starke strategische Partnerschaft mit den USA auf, die auch militärische Kooperationen beinhaltet. Diese Partnerschaft dient dabei beiden Ländern. Erstens indem man damit eine gewisse Balance zum Aufrüsten und stärker werden Chinas schafft. Zweitens kann Indien seinem Anspruch weltweit mehr Bedeutung zu erlangen, mit einer Kooperation mit der Supermacht USA in gewisser Weise beikommen.
Drei Trends lassen sich bezüglich des Budgets der Indischen Armee erkennen. Die Ausgaben für Ausrüstung und Infrastruktur sind während des Bilanzjahres 2003/2004 um 23 Prozent und während des Bilanzjahres 2004/2005 um weitere 37 Prozent gestiegen. Seit damals gab es eine konstante Steigerung in diesem Bereich um rund 34 Prozent. Diese Ausgaben wurden vor allem in die Modernisierung der Indischen Streitkräfte investiert, da diese vorher vor allem aus Sowjet-Technologie bestand. Das Budget für diesen Bereich soll bis zum Bilanzjahr 2015/2016 jedes Jahr um 10 Prozent steigen. Daneben hat sich der Anteil für Forschung und Entwicklung von den gesamten Rüstungsausgaben seit dem Bilanzjahr 2001/2002 mit 1,3 Prozent auf 5,6 Prozent im Bilanzjahr 2010/2011 vervierfacht. Von diesen vermehrten Investitionen in Forschung und Entwicklung soll vor allem auch die Indische Rüstungsindustrie profitieren, so der Plan. Neben den zuvor genannten Bereichen wurde auch der Anteil für die Luftstreitkräfte von den Gesamtausgaben vergrößert. Mit der Modernisierung der Luftstreitkräfte, welche vor allem den Ankauf von neuen Kampfflugzeugen, Radarsystemen, Satelliten und Drohnen miteinbezieht, will man vor allem auf den Erzfeind Pakistan und China reagieren. Die Steigerung des militärischen Potenzials und die Sicherung und der Ausbau der Informationsbeschaffung sind die Hauptziele. Neben den Luftstreitkräften wurde auch stark in die Marine investiert. Das Budget für diesen Bereich stieg in den letzten Jahren rapide an.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Indien in der Periode von 2006 bis 2010 der größte Importeur konventioneller Waffen war. Dieses Faktum beruht auf zwei Entwicklungen. Einerseits die verstärkte Modernisierung des Indischen Militärs. Andererseits jedoch auch das Unvermögen der heimischen Industrie, das eigene Militär mit Gerät auszurüsten. All diese Entwicklungen müssen vor dem Hintergrund gesehen werden, dass in Teilen Indiens extreme Armut herrscht.
(vgl. SIPRI Yearbook 2011: http://www.sipri.org/yearbook/2011/files/SIPRIYB1104-04A-04B.pdf; abgerufen am 18.7.2012)
1.3.4 China
Im Jahr 2010 betrug das offizielle Verteidigungsbudget Chinas rund 78 Milliarden Dollar. Schätzungen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts zufolge sollen die tatsächlichen Ausgaben im Rüstungsbereich im Jahr 2010 ungefähr 119 Milliarden Dollar betragen haben. Dem aktuellen Jahresbericht der SIPRI zufolge investierte China im darauf folgenden Jahr 2011 bereits 143 Milliarden Dollar (nach Wechselkursen im Jahr 2011). China ist damit auf Platz zwei der Länder mit den meisten Rüstungsausgaben, klar hinter den USA. Der weltweite Anteil der chinesischen an den gesamten Rüstungsausgaben beträgt damit rund 8 Prozent.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Entwicklung der Rüstungsausgaben Chinas, 2000-2011
Zwischen den Jahren 2001 und 2010 stiegen die Rüstungsausgaben um insgesamt 189 Prozent, was einem jährlichen Zuwachs von rund 12,5 Prozent entspricht. Im Jahr 2010 gab es mit nur 3,8 Prozent eine auffällig geringe Steigerung des Rüstungsbudgets. Dieser "Einschnitt" war bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage im Jahr 2009, die durch die globale Rezession ausgelöst wurde. In der letzten Dekade betrug der Anteil der Militärausgaben am chinesischen BIP im Durchschnitt immer 2 bis 2,2 Prozent. Die großen Investitionen in die Modernisierung des Militärs spiegeln den rapiden wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre wieder. Laut offiziellen Angaben zeigen sich die großen Investitionen vor allem in zwei Bereichen. Einerseits wurden in den letzten Jahren die Gehälter erhöht und die Bedingungen der Truppen verbessert. Auf der anderen Seite wurde vor allem in eine bessere und modernere Informationsbeschaffung für die Streitkräfte investiert. Dieser Umstand verdeutlicht wieder, dass China einen technologischen Rückstand im Vergleich zu den westlichen Staaten aufzuholen hat. Vor allem die technologische Lücke zu den USA ist immer noch sehr groß. Diese zu schließen ist in den nächsten Jahren beziehungsweise Jahrzehnten mit extrem viel finanziellem Aufwand verbunden.
(vgl. SIPRI Yearbook 2011: http://www.sipri.org/yearbook/2011/files/SIPRIYB1104-04A-04B.pdf; abgerufen am 19.7.2012)
„Die Volksrepublik China versucht für alle Teilstreitkräfte und Waffengattungen ihre technologische Lücke zu schließen. Dies zeigt sich beispielsweise beim Erwerb von Technologie für die Entwicklung und den Bau von Flugzeugträgern. Die Volksrepublik China hat das nicht fertig gestellte Schwesterschiff des russischen Flugzeugträgers "Admiral Kuznetsov" erworben und unmittelbar danach umgebaut. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieses Schiff nach Abschluss der Ausrüstungsarbeiten als erster einsatzbereiter Flugzeugträger der Volksrepublik China den Kampfwert der Hochseeflotte entscheidend verstärken wird. Ähnliches gilt für den Luftfahrtbereich. In diesem Produktionsbereich hat China modernste Kampfflugzeuge aus russischer Produktion erworben und entwickelt darauf aufbauend eigene Kampfflugzeuge.“
(http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=1036; abgerufen am 7.7.2012)
Wie erwähnt wurden bis vor kurzem zum Zweck der Modernisierung vor allem aus Russland importiert. Diese Importe sind schrittweise weniger geworden und in Zukunft will auch China versuchen die eigene Rüstungsindustrie anzukurbeln und heimisches Gerät entwickeln. Trotz großer eigener Anstrengungen bleibt China bis dato abhängig von Russland und Europa, indem beispielsweise Triebwerke für Militärflugzeuge und hochtechnologisches Gerät importiert werden. Ein weiterer Bereich, in den China zunehmend investiert, ist die Marine.
Aus China heißt es immer wieder, dass große Aufrüsten nicht zu einer Vormachtstellung führen soll. Sinn und Zweck der großen Investitionen im Rüstungsbereich sei es nur, sich selbst ausreichend verteidigen zu können. Im selben Atemzug wird oft von den drei Gründen gesprochen, die diese zunehmende Aufrüstung legitimieren sollen: Separatismus, Terrorismus und Extremismus. Darüber hinaus werden auch friedensschaffende Operationen und Anti-Piraterie-Missionen genannt.
Natürlich gibt es von verschiedenen Seiten Bedenken und sehr kritische Reaktionen in Folge der stetigen Aufrüstung des chinesischen Militärs. Vor allem die USA beziehungsweise die Nachbarländer Japan und Indien fühlen sich bedroht. Auf der anderen Seite kann man die großen militärischen Anstrengungen Chinas in gewisser Hinsicht auch als Angstreaktion vor der übermächtigen militärischen Stärke der USA deuten.
(vgl. SIPRI Yearbook 2011: http://www.sipri.org/yearbook/2011/files/SIPRIYB1104-04A-04B.pdf; abgerufen am 19.7.2012)
1.4 Die alten Führungsmächte
1.4.1 USA
Mit Militärausgaben von rund 711 Milliarden Dollar (vgl. Abb. 3) investierten die USA im Jahr 2011 im Vergleich zu allen anderen Staaten weltweit mit Abstand am Meisten in ihre Rüstung. Besonders hervorzuheben ist, dass die Rüstungsausgaben in den USA im Jahr 2011 zum ersten Mal seit 1998 rückläufig waren. Dieser Umstand ist einerseits auf den Budgetstreit im Kongress zurückzuführen, andererseits auf den Rückzug aus dem Irak und die reduzierte Militärpräsenz in Afghanistan.
(vgl. http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/globale-ruestungsausgaben-sind-nicht-mehr-gestiegen--58339453.html; abgerufen am 7.7.2012)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Entwicklung der Rüstungsausgaben der USA, 2000-2011
Im Jänner dieses Jahres präsentierte US-Verteidigungsminister Leon Panetta in welchen Bereichen innerhalb des Militärs die USA in den nächsten Jahren konkret sparen wollen. Das Paket sieht vor, dass in den nächsten zehn Jahren insgesamt ungefähr 487 Milliarden Dollar gespart werden sollen. Im Zuge dieses Sparprogrammes soll die Mannstärke um fast 100.000 Soldaten auf ungefähr 470.000 Mann schrumpfen. Weiters sollen neben den Reduktionen im Personalbereich auch Beschaffungsprogramme zu einem ausgeglichenen Budget beitragen. Ganz konkret handelt es sich dabei um Kampfflugzeuge (Joint Strike Fighter) und U-Boote, deren Beschaffung verzögert werden soll. An den elf Flugzeugträgern, über die die USA verfügen, soll jedoch vorerst nicht gespart werden.
(vgl. http://www.diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/727569/Diktat-der-leeren-Kassen-zwingt-das-Pentagon-zu-Einschnitten; abgerufen am 10.7.2012)
Das alles ändert nichts daran, dass die USA weiterhin mit großem Abstand Militärmacht Nummer eins sind. Die USA sind trotz der leichten Senkung des Militärbudgets für 41 % der weltweiten Rüstungsausgaben verantwortlich. Das US-Budget ist ungefähr fünfmal so groß wie das von China (143 Mrd. Dollar).
(vgl. http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/globale-ruestungsausgaben-sind-nicht-mehr-gestiegen--58339453.html; abgerufen am 7.7.2012)
Exkurs UAV – Unmanned Aerial Vehicle
In den USA, wie auch weltweit, zeichnet sich in der Rüstungsindustrie ein neuer Trend ab. „Die UAV“ – also unbemannte Luftfahrzeuge – „sind in den USA heute schon ein 5-Milliarden-Dollar-Geschäft. Die UAV-Flotte der US Air Force ist eine der wenigen Militärabteilungen, die nicht mit Kürzungen rechnen muss. Die Rüstungsindustrie – vorab die großen US-Rüstungskonzerne wie Boeing, Lockheed Martin, General Atomics und Northrop Grumman – rechnet mit einer Verdoppelung der globalen Aufträge für UAV in den nächsten zehn Jahren.“
(http://www.woz.ch/1141/automatisierung-der-gewalt/falke-raeuber-sensenmann; abgerufen am 7.7.2012)
„Bereits heute bildet die US Air Force mehr Soldatinnen und Soldaten an UAV aus als an herkömmlichen Flugzeugen. Seit 2005 gibt es einen 1200-prozentigen Zuwachs an Luftpatrouillen mit bewaffneten Drohnen. Und die Rüstungsindustrie der USA hat offenbar die Entwicklung von neuen bemannten Flugzeugen für die militärische Luftfahrt ganz aufgegeben und arbeitet nun ausschließlich an der Robotisierung der Air Force.“
(http://www.woz.ch/1141/automatisierung-der-gewalt/falke-raeuber-sensenmann; abgerufen am 7.7.2012)
„Bereits heute sind über vierzig Staaten im Besitz von Drohnen: Die USA (56 Prozent des Gesamtvolumens), gefolgt von China (12 Prozent), Israel (9 Prozent) und Russland (8 Prozent). Indien, Pakistan, Brasilien, der Iran und Europa stecken noch in den Anfängen der UAV-Beschaffung, holen aber schnell auf. In vielen dieser Länder werden die ferngesteuerten Flugkörper neben klassischen Verteidigungszwecken auch zur Grenzüberwachung und zur Beobachtung der eigenen Bevölkerung eingesetzt.“
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