Der Weg in die Finanzmarktkrise (Beleuchtung einiger spezieller Fälle)
Lösungsansätze der Bewältigung vorausgeganger Folgen
Ausblick in die Entwicklung der Finanzmärkte
I. Gliederung
1 Einleitung
2 Finanzmarktkrise
2.1 Bedeutung
2.2 Der Weg in die US – Immobilienkrise und deren Folgen
2.3 Zusammenbruch der sächsischen Landesbank
3 Lösungsansätze zur Krisenbewältigung
3.1 Stabilisierung des deutschen Finanzmarktes mit dem
Konjunkturpaket II
3.2 Ansätze der USA und Großbritanniens
3.3 Ursachen für die unterschiedliche Bewältigung Deutschlands und Großbritanniens
4 Zukunft der Finanzmärkte
4.1 Deutscher Finanzmarkt
4.2 Amerikanischer Finanzmarkt
5 Quellenangaben
1 Einleitung
„Geld regiert die Welt“ – ein altes Sprichwort, das auch heute noch Anwendung im Finanzsektor findet. Geld ist ein wichtiges Mittel, um die Wirtschaft eines Landes aufrecht zu erhalten oder um Einkäufe im Supermarkt zu tätigen.
Während der Finanzkrise 2008 wurde viel Geld verloren und viel Geld musste man investieren, um einen Zusammenbruch des Bankensystems oder des kompletten Finanzsektors zu verhindern. Allerdings muss man bemerken, dass es sich nicht um ein paar Tausend Euro oder Dollar handelt, sondern um mehrere Milliarden Euro oder Dollar. Man fragt sich nun, wer diese Schuldenlast zu tragen hat. Allererst einmal der Staat, der die Hilfen zur Verfügung stellt, aber letztendlich läuft die ganze Misere auf den Steuerzahler hinaus. Außerdem muss geklärt werden, wer überhaupt für die „Schieflage“ der Finanzmärkte verantwortlich ist. Um den Finanzmarkt derart in Wallung zu bringen, müssen einige Faktoren erfüllt sein wie zum Beispiel übermäßig gute und lang andauernde Konjunkturphasen. In diesen Phasen herrscht Optimismus auf den Märkten und die Arbeitslosigkeit ist relativ niedrig. Was folgt ist Überproduktion und daraus folgt dann wiederum übermäßiges Produzieren von Gütern, die dann allerdings aufgrund der hohen Verfügbarkeit keinen Kunden mehr finden. Dieser Zyklus wiederholt sich laut Finanzexperten alle vier bis sechs Jahre.
Doch im Jahr 2008 griff die Form der Finanzmarktkrise nicht nur auf Firmen über, sondern auch auf das Bankensystem. Die Banken waren nun kaum noch bereit Kredite zu vergeben und somit gerieten die Unternehmen noch mehr in die Finanzmarktkrise hinein.
Meiner Meinung nach ist die Finanzmarktkrise ein schlimmes Ereignis, welches den Finanzmarkt erschüttern kann. Die Aufgabe der Regierungen der Staaten mussten nun Lösungen finden, um zuallererst einmal den Finanzmarkt zu stabilisieren und dann Entscheidungen treffen damit eine solche Finanzkrise in Zukunft nicht mehr auftreten kann.
In meiner Hausarbeit habe ich Ursachen für die Finanzmarktkrise 2008 gesucht und sie analysiert. Des Weiteren habe ich die Lösungsansätze die Krise zu bewältigen verschiedener Staaten genauer betrachtet und dann Ursachen für die unterschiedliche Herangehensweise gesucht. Außerdem habe ich versucht einen Ausblick, auf die Entwicklung der Finanzmärkte, zu geben.
2 Finanzmarktkrise
2.1 Bedeutung
Als Finanzmarktkrise bezeichnet man „ein[en] durch spekulative Übertreibungen ausgelöster Einbruch der Preise von Finanzmarktanlagen“[1] . Diese Übertreibungen entstehen, wenn die Erwartungen von Gewinnen der Anleger weit über die möglichen Renditen liegen. Das hat zur Folge, dass immer weniger Kapital in diesen Markt fließt. Da nun immer weniger Geld angelegt wird, betrachten auch die Marktteilnehmer die aktuelle Finanzsituation als schlecht, somit wird auch der Kauf von bestimmten Papieren sinken. Statt eines Einkaufs von Wertpapieren kommt es zu Verkäufen, die meist ohne vorherige Einschätzung des Risikos getroffen wurden.
Finanzmarktkrisen können in verschiedenen Formen auftreten. Der Börsencrash am „Schwarzen Montag“ 1987 und die Dot Com Krise[2] 2001 beschränkten sich nur auf die Aktienmärkte. 2008 hingegen griff die Finanzmarktkrise auf das gesamte globale Bankensystem über. Dass es 2008 zu einem Übergriff auf alle Sektoren des Bankensystems kam, hatte die Ursache, dass sich die riskanten Anlagen nur in der Hand einiger Spezialbanken befanden, diese ihre Anlageprodukte weltweit verkauft wurden, also weltweit in Umlauf gebracht werden. Folge dessen waren massive Kurseinbrüche, die weiteren Pessimismus bei den Anlegern hervorriefen. Es folgt eine Vertrauenskrise, bei der der Handel auf den Finanzmärkten ebenfalls massiv zurückgeht oder gar ganz zum Erliegen kommt. Nun ist das gesamte Bankensystem gefährdet zusammenzustürzen, und das hätte zur Folge, dass die Wirtschaft ebenfalls zusammenbrechen würde.
Die Banken sind nach einer Finanzkrise ohnehin sehr skeptisch in der Vergabe von Krediten, denn diese fürchtet, dass das vergebene Geld in eine Firma fließt, die möglicherweise durch die abnehmende Wirtschaftsleistung insolvent geht. Die abnehmende Wirtschaftsleistung kommt zustande, da der hervorgerufene Pessimismus bei den Anlegern die Kauflaune bei den Kunden drückt, da viele Waren im Preis steigen. Das ausgezahlte Geld der Bank könnte in der Insolvenzmasse stecken. Die Bank würde ihr Geld also im schlimmsten Falle nicht wieder bekommen. Dieser Fall muss in so einer Situation unter allen Umständen ausgeschlossen werden. Es werden also vielen Unternehmen Kredite verweigert, die diese normalerweise benötigen. Das Unternehmen kann nun aufgrund des weniger vorhandenen Kapitals nicht mehr in dem Maße produzieren wie zuvor, benötigt also weniger Mitarbeiter. Die Folge sind nun Mitarbeiterentlassungen und eine Konjunkturkrise. In diesen finanziell schwierigen Zeiten ist weiterhin davon auszugehen, dass die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt, also der Absatz von Waren abnimmt. Zwar ist dieser in den meisten Fällen in einer kleinen Größenordnung, aber, wenn der Umsatz fehlt, geht die Wirtschaftsleistung weiter zurück und nicht selten ist es dann der Fall, dass große und kleine Unternehmen Insolvenz anmelden müssen.
2.2 Der Weg in die US – Immobilienkrise und deren Folgen
Die Finanzmarktkrise und die Immobilienkrise in den USA gehören zusammen, denn die Finanzmarktkrise ist eine sogenannte Subprime-Krise, also eine „Zweit-Krise“. Sie ist ein Resultat der Immobilienkrise. Genauer betrachtet hat diese ihren Ursprung bereits nach den Terroranschlägen am 11.09.2001. Um Panik in der Bevölkerung und eine Inflation zu vermeiden, wurde der Zins für Kredite in den USA zwischen 2001 und 2003 insgesamt dreizehn Mal gesenkt, von 6,5 Prozent auf 1,0 Prozent. Erst 2004 wurden die Kredite dann wieder schrittweise teurer.
Das Geld zuvor war also billig, viele amerikanische Bürger nutzten diese Möglichkeit. In den meisten Fällen wurde das Geld dazu verwendet, um sich den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen, denn eigentlich konnte man sich dieses nicht leisten, aber da kamen die billigen Kredite der Banken gerade recht. Diese bildeten zusammen mit den teuren Preisen auf dem Immobilienmarkt eine enorme Triebkraft für die Kreditvergabe. Damit stieg die Nachfrage schneller als das Angebot, die Preise für sämtliche Immobilien stiegen stark an. Trotzdem konnten sich Menschen, die nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügten, sich Häuser kaufen. Viele Kreditinstitute sahen die Notwendigkeit an bonitätsschwache Schuldner Geld zu verleihen, sogenannte Subprime-Darlehen (subprime loans). Es wurden viele Milliarden US-Dollar somit an Kreditnehmer mit zweifelhafter Bonität verliehen. Das Anwachsen des Subprime-Marktes führte allerdings auch dazu, dass immer niedrigere Standards in der Vergabe von Krediten eingeführt wurden. Die Kreditinstitute vergaben schließlich sogenannte „Ninja-Kredite“ (No Income, no Job, no assets)[3] .
Nun stellt sich die Frage, ob das überhaupt einen Nutzen für die Bank hätte. Diese Kredite hatten einen großen Nutzen für die Banken, denn die Subprime-Darlehen waren immer teurer als die normalen Darlehen, der Schuldner aber musste weniger als beim normalen Darlehen oder gar keine Sicherheiten vorweisen. Damit hatte die Bank zwar kaum Gewissheit, ob der Kreditnehmer überhaupt das beanspruchte Geld zurückzahlen kann, aber da die Zinsen höher waren, stieg auch der Gewinn der Banken. Mit diesen Darlehen wurden also viele Immobilien ohne einen einzigen Cent Eigenkapital finanziert. Die Vergabe der Kredite erfolgte bis etwa 2006, bis die Blase platzte. Zuvor gab es einen großen Bauboom, eine riesige, nicht überblickbare Masse an Häusern wurde errichtet. Aber nun war das Angebot an Immobilien größer als die Nachfrage. Das hatte zur Folge, dass die Preise nun wieder langsam sanken. Der Leitzins aber sank nicht. Dieser sank nur bis 2003 auf nur 1,0 Prozent, aber ab 2004 wieder angehoben, die Zinsen stiegen. Jetzt konnten viele Kreditnehmer ihre Raten nicht mehr bezahlen. Die Subprime-Darlehen waren sozusagen zu einem riesigen Loch ohne Boden geworden. Niemand wusste, ob die Bank ihr Geld von den bonitätsschwachen Schuldnern zurückerhält. 2006 war die Zahl der Zwangsvollstreckungen in den USA dadurch auf dem historischen Höchststand seit insgesamt 40 Jahren. Mit den stetig steigenden Zinsen wurde es immer schwieriger für Hausbesitzer ihre Kredite zu bedienen. Viele Hypotheken wurden nicht gezahlt. „In diesen Strudel gerieten schnell diejenigen, die den Kreditnehmern das Geld leichtfertig geliehen hatten“[4] .
Dazu gehörten auch in der Branche große Banken wie zum Beispiel der Branchenführer bei den Finanzierern von Hypotheken: Countrywide. Die Frage aber nun ist, was genau geschehen war. Um das Risiko der Kredite möglichst klein zu halten, beschlossen viele Immobilienfinanzierer das Verkaufen der Kredite. Käufer der Kredite waren zum Beispiel Großanleger, Banken und HEDGE-Fonds[5] . Diese teilten die Kredite bis zur Unkenntlichkeit und mischten dazu gute sowie schlechte Wertpapiere bei. So konnte man schlecht nachempfinden, wie risikofreudig die Anlage tatsächlich war. Am Ende der Verkaufskette standen sehr oft Konzerne wie Rhineland Funding. Durch die Ankäufe wurde viel Geld ausgegeben, deshalb gab Rhineland Funding Spezialanleihen heraus, die als Sicherheiten für die angekauften Kredite dienen sollten. Dies war ein sehr undurchsichtiges Geschäft. Die Risiken wurden somit immer weiter verteilt. Als 2006 der Abwärtstrend einsetzte, dienten nur die „faulen“ Kredite als Basis und so wurden alle Beteiligten mitgerissen. Nach den Hypothekenfinanzieren erwischte es nun auch die Banken. Viele kündigten für das laufende Jahr milliardenschwere Defizite an. Zur Immobilienkrise kam auch noch eine Vertrauenskrise hinzu, denn niemand wusste, wer wie tief im „Subprime-Sumpf“ steckte, weigerten sich die Banken anderen Banken Geld zu leihen. Erst als die Zentralbank eingriff und wieder Geld in den Markt pumpte, beruhigte sich die Lage vorerst. So wurde der letztendliche Kollaps der Banken aber nur hinausgezögert. Branchenriesen wie zum Beispiel Citigroup oder Merrill Lynch kündigten Milliardenverluste an. Citigroup verlor 57 % an Gewinn. Die einzig logische Folge dessen ist nur noch eine Personalentlassung. Als erstes traf es den Chef Charles Prince, der aufgrund der damaligen Lage zurücktrat. Merrill Lynch verlor 8 Milliarden Dollar, hier wurde Vorstandschef Stan O’Neal entlassen. Im Juli 2008 meldete IndyMac als erste Bausparbank Konkurs an. Daraufhin beschloss der US-Senat ein Gesetz, das etwa 400.000 Kunden Entlastung bot. Nun aber schaltete sich auch das FBI ein. Dieses ermittelte gegen insgesamt 14 Unternehmen wegen Verdachts auf Betrug und Insiderhandel. Wenig später mussten die größten Baufinanzierer der USA Fannie Mae und Freddie Mac unter staatliche Obhut genommen werden und mit mehr als 75 Milliarden Dollar gestützt werden. Aber das war noch nicht das Ende: Lehman Brothers, die viertgrößte Investmentbank der USA musste Konkurs anmelden. Ein besseres Ende hatte die Versicherung AIG: Diese wurde mit einem Kredit von 85 Milliarden Dollar von der US-Notenbank gestützt und somit vor dem Zusammenbruch geschützt.
2.3 Der Zusammenbruch der sächsischen Landesbank
Nach der Wiedervereinigung 1990 berief der damalige Regierungschef Kurt Biedenkopf Georg Milbradt – einen Finanzprofessor – Finanzminister nach Sachsen. Dieser setzte sich von Anfang zwei klare Ziele für das Finanzressort im Freistaat Sachsen. Erstens wollte er die Verschuldung möglichst klein halten, somit also auch die Investitionen auf einem kleinen Niveau halten. Zweitens wollte er für Ostdeutschland eine eigene Landesbank schaffen, die Sachsen LB. Ende der 90er Jahre allerdings folgte dann die große Ernüchterung. Zwar hatten sich einige größere Unternehmen wie zum Beispiel Volkswagen, Infineon und AMD im Wirtschaftsraum Sachsen angesiedelt, aber den Konkurs vieler DDR Betriebe zu kompensieren war schlichtweg nicht möglich. Der heimische Markt bot also wenige Chancen zu wachsen, also auch wenige Chancen für die Sachsen LB mehr Gewinn zu schlagen. Georg Milbradt hatte die Idee, dass man Privatbanken und die hier ansässigen Sparkassen zu einer Sachsenfinanzgruppe vereint. Doch anfangs zeigte sich daran wenig Interesse und wurde nicht weiter besprochen. Im Jahre 2001 änderte der Verwaltungsrat dann aufgrund der zu kleinen Wirkungsfläche im Raum Sachsen die Geschäftsstrategie. Das Gremium beschloss, dass sich das Hauptgeschäft der Sachsen LB nun auf den internationalen Markt konzentrieren soll. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Warnungen durch den CDU-Abgeordneten Kajo Schommer und einen Bankmanager, dass sich dies als zu großes Risiko herausstellen könnte und die Bank dann Liquiditätsprobleme erleidet. Diese Entscheidung wurde maßgeblich durch Thomas de Maiziere beeinflusst, denn dieser setzte sich stark dafür ein. Kurt Biedenkopf hatte Georg Milbradt im Machtkampf um die Nachfolge seines Amtes kurz vorher gekündigt.
[...]
[1] siehe: Quellenangaben Seite I
[2] Im Zuge der Dot-Com Krise setzte ein Kurseinbruch vor allem von Unternehmen ein, deren Geschäfte vor allem auf Internettechnologien beruhten.
[3] deutsche Übersetzung: kein Einkommen, kein Job, keine Liquidität
[4] wörtliche Übernahme von: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/immobilienkrise16.html
[5] Hedging (to hedge: absichern) bedeutet eigentlich die Absicherung von Geschäften durch den Aufbau einer Gegenposition in derselben Geschäftsart, um Verluste und jedes Risiko zu minimieren. Mit der Zeit kamen immer mehr Wertpapiere dazu, die letztendlich dazu führen konnten, dass man hohe Gewinne erzielte oder aber auch herbe Verluste zu verzeichnen hatte. Die Bezeichnung HEDGE-Fond ist also irreführend, da sie dem Anleger vortäuscht, dass diese Anlage sicher sei. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: HEDGE-Fonds sind hochspekulative Anlagen in überaus risikobehafteten Kapitalgeschäften.
- Quote paper
- Martin Schaarschmidt (Author), 2009, Die Finanzmarktkrise 2008/2009 und ihre Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202606
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