Zu Beginn des 17. Jhs. reiste ein aus dem schweizerischen Freiburg stammender Söldner Namens Elie Ripon im Dienste der Niederländischen Ostindischen Kompanie nach Asien. Seine Erlebnisse der Jahre 1617 bis 1627 verarbeitete Ripon nach seiner Rückkehr literarisch, wie das damals auch viele andere Reisende taten.
Die vorliegende Arbeit versucht eine historisch-kritische Interpretation von Ripons Reisebericht in Bezug auf dessen Bild des Fremden. Es wird herausgearbeitet, wie europäische Reisende allgemein und Ripon im Besonderen die asiatische Welt projizierten, und warum sie das auf die entsprechende Weise taten. Im Zentrum steht dabei die Bewertung von Ripons Fähigkeiten, Fremdes wahrzunehmen und dieses angemessen darzustellen. Dabei wird auch die These überprüft, dass sich Ripons Reisebericht gegenüber den meisten anderen zeitgenössischen Reiseberichten hinsichtlich seiner Wahrnehmung und Darstellung des Fremden nicht wesentlich unterscheidet, insbesondere auch hinsichtlich der Tatsache, dass er weniger individuell-singuläre, sondern viel mehr kollektiv-reproduzierbare Erlebnisse erzählte.
Ripons Bericht ist als titelloses Manuskript mit unklaren Entstehungsumständen überliefert; er lagert in der Kantonsbibliothek Freiburg. Erschlossen wird Ripons Darstellung in dieser Arbeit über eine Edition von Yves Giraud, der das originale Dokument erstmals transkribiert herausgegeben hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielsetzung und Vorgehensweise
- Quelle: Der Reisebericht von Elie Ripon
- Überlieferungsgeschichte
- Autor
- Adressaten
- Anmerkungen zur verwendeten Edition
- Quellengattung Reiseberichte
- Geschichtlicher Überblick
- Funktionen frühneuzeitlicher Reiseberichte
- Wahrnehmung und Darstellung des Fremden und des Neuen
- Nachfrageorientierung und Lesererwartungen
- Defizite in der Wahrnehmung
- Defizite in der Darstellung
- Typische Elemente frühneuzeitlicher Reiseberichte
- Stereotype Motive
- Wahrheitsbekundungen
- Einsatz von Anekdoten und Geschichten
- Folgen für die geschichtswissenschaftliche Interpretation
- Der Reisebericht von Elie Ripon
- Inhalt und ereignisgeschichtlicher Kontext
- Inhaltsangabe des Reiseberichts
- Aufbau und Sprache
- Ereignisgeschichtlicher Kontext
- Ripons Darstellung des Fremden
- Fremddarstellung durch europäische Kategorisierungen
- Fremddarstellung in ethnographisch-kulturellen Beschreibungen
- Fremddarstellung durch fremdes Vokabular
- Fremddarstellung in der Rezeption von wundersamen Dingen
- Fremddarstellung in Flora, Fauna und Naturformen
- Fremddarstellung in Anekdoten und Geschichten
- Aspekte kritischer Selbstreflexion des Verfassers
- Inhalt und ereignisgeschichtlicher Kontext
- Schlussfolgerungen
- Wesen der Wahrnehmung Ripons
- Angemessenheit der Fähigkeit zur Fremddarstellung
- Entwicklung und Vermittlung von Wissen
- Verortung gegenüber anderen Reiseberichten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Reisebericht von Elie Ripon, einem schweizerischen Söldner, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Asien reiste. Der Fokus liegt auf der Interpretation von Ripons Darstellung des Fremden und seiner Fähigkeit, die asiatische Welt aus europäischer Perspektive zu erfassen und darzustellen.
- Die Herausarbeitung der Projektionen europäischer Reisender, insbesondere Ripons, auf die asiatische Welt.
- Die Bewertung von Ripons Wahrnehmungsfähigkeit und der Art und Weise, wie er Fremdes darstellt.
- Die Analyse von Ripons Reisebericht im Vergleich zu zeitgenössischen Reiseberichten hinsichtlich seiner Wahrnehmung und Darstellung des Fremden.
- Die Identifizierung von literarischen Topoi in Ripons Bericht und deren Verortung im Kontext der Quellengattung der frühneuzeitlichen Reiseberichte.
- Die Erörterung der Bedeutung des kontextuellen Rahmens für die Interpretation von Ripons Fremdbild.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung erläutert die Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit sowie die Bedeutung des Reiseberichts von Elie Ripon als Quelle. Sie stellt außerdem die Überlieferungsgeschichte des Berichts sowie Informationen über den Autor und seine Adressaten vor.
- Quellengattung Reiseberichte: Dieses Kapitel bietet einen geschichtlichen Überblick über die Gattung der Reiseberichte und beleuchtet deren Funktionen in der Frühneuzeit. Es untersucht die typischen Merkmale und Herausforderungen bei der Wahrnehmung und Darstellung des Fremden sowie die Folgen für die geschichtswissenschaftliche Interpretation.
- Der Reisebericht von Elie Ripon: Dieses Kapitel analysiert den Inhalt des Reiseberichts von Elie Ripon, seinen Aufbau und seine Sprache. Es befasst sich mit Ripons Darstellung des Fremden, indem es verschiedene Aspekte wie Kategorisierungen, ethnographische Beschreibungen, fremdes Vokabular und die Rezeption von wundersamen Dingen untersucht. Des Weiteren wird auf Aspekte kritischer Selbstreflexion des Verfassers eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Wahrnehmung und Darstellung des Fremden im Reisebericht von Elie Ripon. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Reisebericht, Frühneuzeit, Asien, Fremdbild, Wahrnehmung, Darstellung, Europäische Perspektive, Kategorisierung, Ethnographie, Stereotypen, Anekdoten, Selbstreflexion, Geschichte, Kultur, Kontext, Interpretation.
- Quote paper
- Remo Wasmer (Author), 2012, Wahrnehmung und Darstellung des Fremden im Reisebericht des Söldners Elie Ripon zu seinen Erlebnissen in Asien zu Beginn des 17. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202357