Frühere Studien konnten zeigen, dass Frauen in Führungspositionen verstärkt auf Formen restriktiven Essverhaltens zurückgreifen, um ein schlankes Äußeres zu erhalten, durch das sie Leistungsfähigkeit und Fitness demonstrieren. Hauptziel dieser Untersuchung war es nun herauszufinden, ob schon besonders karriereorientierte Studentinnen vermehrt ein solches Essverhalten zeigen oder ob es erst mit der Übernahme einer Führungstätigkeit auftritt. Dieser Untersuchung lagen drei Studien aus den Jahren 2006 bis 2008 zugrunde, die sich mit dem Essverhalten von Frauen in Führungspositionen und von Studentinnen beschäftigt hatten. Bei den Probandinnen handelte es sich um 300 bzw. 124 Frauen aus dem Middle- und Top-Management deutscher Unternehmen sowie um 265 Studentinnen einer Hochschule für Informatik, Technik, Wirtschaft und Medien. Trotz unterschiedlichem Durchschnittsalter gab es eine weitgehende Übereinstimmung der BMI-Werte von Managerinnen und Studentinnen. In allen drei Studien lagen die BMI-Werte überwiegend im Bereich des Normalgewichts mit Schwerpunkt im unteren und mittleren Normalgewichtsbereich. Sowohl die Mehrheit der Studentinnen als auch die meisten Managerinnen griffen auf Formen restriktiven Essens und vermehrte sportliche Betätigung zurück, um ihr Gewicht bewusst zu beeinflussen. Studentinnen bevorzugten hierbei sportliche Betätigung, Managerinnen wandten aufgrund ihres knappen Freizeitbudgets vor allem Formen restriktiven Essverhaltens zur Gewichtsregulation an. Es ließ sich nicht nachweisen, dass Studentinnen, die zu restriktivem Essverhalten neigen, später zu Managerinnen werden, die restriktives Essverhalten praktizieren. Die Studienergebnisse bestätigen jedoch erneut die These, dass Formen restriktiven Essverhaltens in unserer Überflussgesellschaft inzwischen als übliche, „normale“ Methoden der Gewichtsregulation von breiten Teilen der Bevölkerung angewandt werden, ohne dass dem im jedem Fall ein pathologisches Verhaltensmuster zugrunde liegen muss.
Zusammenfassung:
Ziel: Frühere Studien konnten zeigen, dass Frauen in Führungspositionen verstärkt auf Formen restriktiven Essverhaltens zurückgreifen, um ein schlankes Äußeres zu erhalten, durch das sie Leistungsfähigkeit und Fitness demonstrieren. Hauptziel dieser Untersuchung war es nun herauszufinden, ob schon besonders karriereorientierte Studentinnen vermehrt ein solches Essverhalten zeigen oder ob es erst mit der Übernahme einer Führungstätigkeit auftritt.
Kollektiv und Methode: Unserer Untersuchung lagen drei Studien aus den Jahren 2006 bis 2008 zugrunde, die sich mit dem Essverhalten von Frauen in Führungspositionen und von Studentinnen beschäftigt hatten. Bei den Probandinnen handelte es sich um 300 bzw. 124 Frauen aus dem Middle- und Top-Management deutscher Unternehmen sowie um 265 Studentinnen einer Hochschule für Informatik, Technik, Wirtschaft und Medien. Acht der jeweils 50 Fragen eines per Email verschickten Fragebogens beschäftigten sich mit dem Bereich Ernährung und Gesundheit. Gefragt wurde unter anderem nach Größe und Gewicht der Probandinnen, nach ihrem Essverhalten zu Hause und im Betrieb bzw. an der Hochschule, nach Gewichtsveränderungen in den letzten Jahren und nach der Anwendung gewichtsregulierender Maßnahmen.
Ergebnisse: Trotz unterschiedlichem Durchschnittsalter gab es eine weitgehende Übereinstimmung der BMI-Werte von Managerinnen und Studentinnen. In allen drei Studien lagen die BMI-Werte überwiegend im Bereich des Normalgewichts mit Schwerpunkt im unteren und mittleren Normalgewichtsbereich. In der Gruppe der Studentinnen zeigten sich keine signifikanten Korrelationen zwischen ausgeprägtem Karrierestreben und einem niedrigen BMI bzw. einem ausgeprägten restriktiven Essverhalten. Bei den Studentinnen fanden sich darüber hinaus wesentlich stärkere Gewichtsschwankungen als in der Gruppe der weiblichen Führungskräfte. Die Studentinnen wandten bevorzugt Sport als Mittel zur Gewichtsregulation an, griffen im Bedarfsfall jedoch auch auf verschiedene Formen des restriktiven Essens zurück. Anders als sie versuchten weibliche Führungskräfte in weitaus engeren Grenzen ihr Gewicht konstant zu halten und wandten dazu vor allem verschiedene Formen des restriktiven Essens an.
Schlussfolgerungen:
Sowohl die Mehrheit der Studentinnen als auch die meisten Managerinnen greifen also auf Formen restriktiven Essens und vermehrte sportliche Betätigung zurück, um ihr Gewicht bewusst zu beeinflussen. Studentinnen bevorzugen hierbei sportliche Betätigung, Managerinnen wenden aufgrund ihres knappen Freizeitbudgets vor allem Formen restriktiven Essverhaltens zur Gewichtsregulation an. Es ließ sich nicht nachweisen, dass Studentinnen, die zu restriktivem Essverhalten neigen, später zu Managerinnen werden, die restriktives Essverhalten praktizieren. Die Studienergebnisse bestätigen jedoch erneut die These, dass Formen restriktiven Essverhaltens in unserer Überflussgesellschaft inzwischen als übliche, „normale“ Methoden der Gewichtsregulation von breiten Teilen der Bevölkerung angewandt werden, ohne dass dem im jedem Fall ein pathologisches Verhaltensmuster zugrunde liegen muss.
Schlüsselwörter: Frauen in Führungspositionen, Studentinnen, Restriktives Essenverhalten, gewichtsregulierende Methoden
Abstract:
Aim: Many women executives use forms of restrained eating to keep their slim body over a long period of time in order to demonstrate their fitness, power and success, as former studies showed. It was the main aim of our present study to find out whether female students who are above all career-oriented already frequently show such patterns of restrained eating or whether these forms of restrained eating do not occur before they began their work as an executive.
Test Subjects and Method:
Our investigation is based on three studies (2006 to 2008) concerning the eating behaviour of women executives and female students. Our interviewees were 300 resp. 124 German women in leading positions (top management and middle management) and 265 female students of a university of applied sciences for computer science, engineering, business and digital media. The subject of eight of the 50 questions of the questionnaires each was nutrition and health. In these questionnaires which we sent by e-mail to the interviewees we asked for their height and their present body weight, for their nutrition behaviour at home and at work resp. at the university, for weight changes in the last years and for the use of weight maintaining methods.
Results:
In spite of their different average age female manager’s and female student’s body mass index nearly occur. In all our studies their BMI values were in low and middle normal range. Female students did not show any significant correlation between a pursuit of career and low-range body mass index resp. appreciable patterns of restrained eating. Furthermore body weight of female students varied much more than it did among female executives. As their preferred weight maintaining method female students use sports, but they also apply patterns of restrained eating if needed. In contrast most women executives try staying the same weight very strictly by using several methods of restrained eating above all.
Conclusions:
Most female students as well as female managers consciously use both to maintain their weight, intensive sports and different patterns of restrained eating. Thereby female students prefer sports. Because female managers only have little spare time, they more often use various methods of restrained eating. We could not verify our thesis which implies that career-oriented female students which often use forms of restrained eating will become women executives who still practice patterns of restrained eating to stay the same weight. Our study data once more verify the thesis that in our affluent society patterns of restrained eating are common, “normal” methods of weight maintaining for wide sections of the population and that this does not have to be a pathological behaviour in any case.
Keywords: Women executives, female students, restrained eating, weight maintaining methods
Einleitung
Der Begriff des restriktiven oder gezügelten Essens (restrained eating) wurde erstmals in den 1970er Jahren von einer Arbeitsgruppe um C. Peter Herman eingeführt [1, 2] und später in Deutschland von Westenhöfer und Pudel aufgegriffen. Pudel und Westenhöfer [3] konkretisierten und definierten diesen Begriff nun als ein zeitlich relativ überdauerndes Muster der Nahrungsaufnahme, das dadurch gekennzeichnet ist, dass die Nahrungsaufnahme unter kognitiver Kontrolle stattfindet, wobei gleichzeitig physiologische Hunger- und psychologische Appetenzsignale übergangen werden. Ziel ist eine geringere Kalorienzufuhr zum Zweck der Gewichtsreduktion und/oder Gewichtskonstanz.
In den folgenden Jahren gab es immer wieder Hinweise darauf, dass Formen restriktiven Essverhaltens nicht nur regelmäßig im Rahmen von manifesten Essstörungen – etwa bei anorektischen Patienten – zu finden sind, sondern dass darüber hinaus auch anscheinend gesunde Menschen auf solche Maßnahmen zurückgreifen, um ihr Gewicht konstant zu halten oder zu reduzieren [4, 5, 6, 7, 8, 9]. Es fanden sich auch Anzeichen dafür, dass ein solches Essverhalten nicht nur bei übergewichtigen Menschen häufiger vorkommt [5, 6, 7], sondern auch bei Menschen, die ihrer Umgebung durch ihr schlankes Äußeres ihre Leistungsfähigkeit, ihre Fitness und Attraktivität demonstrieren wollen – denn Schlankheit steht in unserer Gesellschaft zunehmend auch für Erfolg und Leistungswillen, da es einem schlanken Menschen offensichtlich gelingt, sich gegenüber den Versuchungen einer Überflussgesellschaft erfolgreich zu behaupten. In früheren Untersuchungen konnten wir zeigen, dass z.B. Frauen in Führungspositionen solche Maßnahmen des restriktiven Essverhaltens verstärkt anwenden, um nicht zuzunehmen bzw. um ihr Gewicht zu reduzieren [10, 11]. Aber auch unter Studentinnen fanden wir diese Verhaltensmuster weit verbreitet [12].
Im Verlauf dieser Arbeiten stellten sich uns eine Reihe weiterer Fragen, auf wir nun hier im Rahmen dieser Veröffentlichung eingehen möchten:
- Zeigen sich die bei vielen Frauen in Führungspositionen gefundenen Anzeichen für ein restriktives Essverhalten schon vor Übernahme einer Führungsposition, z.B. schon während ihrer Studienzeit?
- Können wir besonders karriereorientierte Studentinnen anhand typischer Anzeichen eines ausgeprägten Karrierestrebens identifizieren? Wenn ja, welche Anzeichen kämen hier in Frage?
- Lässt sich daraus eine Korrelation zwischen solchen Anzeichen ausgeprägten Karrierestrebens und einem besonderen Essverhalten bzw. einem niedrigen Body-Mass-Index bei den Studentinnen aufzeigen?
- Welche Formen der Einflussnahme auf ihr Gewicht bevorzugen Studentinnen resp. weibliche Führungskräfte?
- Gibt es Anzeichen dafür, dass Studentinnen, die zu einem restriktiven Essverhalten neigen, später zu weiblichen Führungskräften werden, die ein restriktives Essverhalten praktizieren?
Probanden und Methoden
In den Jahren 2006 bis 2008 führte wir insgesamt drei Untersuchungen durch, die sich mit dem Essverhalten von Frauen in Führungspositionen [10, 11] und von Studentinnen [12, 13] beschäftigten. Von den 2006 erstmals von uns kontaktierten 300 weiblichen Führungskräften aus dem deutschen Top- und Middlemanagement nahmen im Winter 2007/2008 insgesamt 124 Frauen erneut an einer Befragung teil. Die Probandinnen erhielten wie bei unserer ersten Studie einen in Kooperation mit Studentinnen der Hochschule Furtwangen, Fakultät Wirtschaft, entwickelten Fragebogen per Email zugesandt mit der Bitte, diesen auszufüllen und an uns zurück zu senden. Wie bei der ersten Befragung handelte es sich hier um einen Fragebogen, der neben Fragen zum Thema „Karrierehindernisse für Frauen in Führungspositionen“ auch einen Abschnitt enthielt, der mögliche Zusammenhänge von Ernährung/Gesundheit einerseits und Beruf/Karriere andererseits zum Inhalt hatte. Er bestand aus einem Mix aus offenen und geschlossenen Fragen. In beiden Studien beschäftigten sich jeweils acht der 50 Fragen mit dem Bereich Ernährung und Gesundheit.
An unserer im Wintersemester 2007/2008 ebenfalls in Kooperation mit der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Hochschule Furtwangen durchgeführten Studie zum Karriere- und Ernährungsverhalten von Studentinnen nahmen 265 der insgesamt 1044 weiblichen Studierenden an der Hochschule Furtwangen teil. Auch sie füllten einen von uns erstellten Fragebogen aus, der in Anlehnung an die beiden „Managerinnen-Fragebogen“ neben verschiedenen Abschnitten zum Thema „Studentinnen auf dem Weg in Führungspositionen“ auch einen Abschnitt enthielt, der sich mit dem Ernährungsverhalten der Studentinnen beschäftigte.
Die jeweilige Positionierung dieser Fragen an den Schluss sollte eine vorzeitige Ablehnung des Fragebogens durch die Probandinnen verhindern, da wir damit rechnen mussten, dass das Thema „Gewicht“ von vielen Frauen als heikel angesehenen wird. Erstellt wurden alle Fragebogen im Word-Format, sodass sie problemlos am PC ausgefüllt und wieder zurück gemailt werden konnte. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte mit Hilfe von GrafStat (Fragebogenprogramm, Ausgabe 2007/08) und Analyse-it® for Excel (statistische Software zur Datenanalyse).
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- Quote paper
- Dr. med. Lotte Habermann-Horstmeier (Author), 2010, Restriktives Essverhalten - eine durchaus übliche Methode der Gewichtsregulation für Frauen in Führungspositionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201971
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