Die vorliegende Arbeit befasst sich mit John Searles Sozialontologie. Das Ziel seiner Ausarbeitungen besteht darin, das Problem der Sozialontologie zu klären, das heißt herauszufinden, wie Menschen eine ‚soziale’ Wirklichkeit kreieren“ (Searle 2009). Unser Hauptaugenmerk wird hierbei auf den Gegenstand der Sozialontologie, also auf soziale Prozesse und Tatsachen, soziale Objekte und Ereignisse, gelenkt sein. Generell versucht Searle durch seine Ausführungen zu klären, inwiefern institutionelle soziale Phänomene „über die Sozialontologie hinausgehen, die bei sozialen Tieren vorliegt“ (Searle 2009). Seine Arbeit ist demnach ein Versuch zu erklären, durch welche Merkmale die menschliche Sozialontologie der tierischen überlegen ist.
Searle nimmt die soziale Wirklichkeit als menschliches Konstrukt an, die nur dadurch existiert, weil wir glauben und akzeptieren, dass sie existiert. Was macht etwa ein bedrucktes Stück Papier zu einem Geldschein mit einem bestimmten Wert? Wieso kann ein Tier dieselbe physische Beschaffenheit eines Geldscheins betrachten wie ein Mensch, aber doch nicht den Geldschein, sondern nur das bedruckte Papier sehen?
In diesem Zusammenhang werden wir auf die drei Grundformeln Searles zur Beschreibung der Grundstruktur der sozial-institutionellen Wirklichkeit stoßen, und hierzu die kollektive Intentionalität, Statuszuschreibung und konstitutive Regeln und Prozeduren näher betrachten. Es soll beschrieben werden, wie zum Beispiel ein bedrucktes Stück Papier durch Statuszuweisung eine gewisse Macht erzeugt. Wie können auf Menschen durch die Zuschreibung eines Status deontische Kräfte wirken?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Merkmale der Wirklichkeit
- Notwendige Unterscheidungen
- Sozial-institutionelle Wirklichkeit
- Kollektive Intentionalität
- Funktionszuschreibung
- Konstitutive Regeln und Prozeduren
- Funktionen der Sprache
- Institutionen
- Institutionelle Tatsachen
- Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von John Searle zielt darauf ab, die Sozialontologie zu klären und zu verstehen, wie Menschen eine soziale Wirklichkeit erschaffen. Der Fokus liegt dabei auf sozialen Prozessen, Tatsachen, Objekten und Ereignissen. Searle versucht zu erklären, wie institutionelle soziale Phänomene über die Sozialontologie sozialer Tiere hinausgehen und welche Merkmale die menschliche Sozialontologie von der tierischen unterscheiden.
- Die Rolle des menschlichen Bewusstseins und der Anerkennung in der Entstehung sozialer Tatsachen
- Die Unterscheidung zwischen beobachterrelativen und beobachterunabhängigen Phänomenen
- Die Bedeutung der kollektiven Intentionalität, Statuszuschreibung und konstitutiver Regeln für die soziale Wirklichkeit
- Die Sprache als Grundlage für soziale Institutionen und die Bedeutung der Einigung auf eine gemeinsame Sprache
- Die Macht von Statuszuweisungen und ihre Auswirkungen auf deontische Kräfte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Sozialontologie von John Searle vor und erläutert das Ziel seiner Arbeit: die Entstehung sozialer Tatsachen und Prozesse zu erklären. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung zwischen menschlicher und tierischer Sozialontologie. Searle geht davon aus, dass die soziale Wirklichkeit ein menschliches Konstrukt ist, das durch den Glauben und die Akzeptanz der Menschen existiert. Die Einleitung führt die drei Grundformeln Searles ein: kollektive Intentionalität, Statuszuschreibung und konstitutive Regeln, die im Verlauf der Arbeit näher betrachtet werden.
Merkmale der Wirklichkeit
Dieses Kapitel behandelt die Unterscheidung zwischen beobachterrelativen und beobachterunabhängigen Phänomenen. Searle argumentiert, dass soziale Tatsachen, wie z.B. Geld, objektiv existieren, unabhängig von der individuellen Anerkennung. Ihre Existenz ist jedoch von der allgemeinen Akzeptanz und Anerkennung durch die Gesellschaft abhängig. Searle stellt einen provisorischen Test vor, um die Abhängigkeit eines Phänomens von der menschlichen Einstellung zu bestimmen. Dieser Test wird als unzureichend erkannt, da er das menschliche Bewusstsein selbst als beobachterrelativ einordnen würde.
Sozial-institutionelle Wirklichkeit
Dieser Abschnitt behandelt die drei Grundformeln von Searle: kollektive Intentionalität, Statuszuschreibung und konstitutive Regeln. Die kollektive Intentionalität beschreibt die Fähigkeit, gemeinsame Ziele und Absichten zu haben, während die Statuszuschreibung die Vergabe von Macht und Funktionen auf Basis von sozialen Regeln und Institutionen beinhaltet. Konstitutive Regeln legen fest, wie bestimmte Dinge zu verstehen und zu verwenden sind, z.B. die Regeln eines Spiels oder eines Vertrags. Die Sprache wird als Grundlage für die soziale Wirklichkeit gesehen, da sie die gemeinsame Kommunikation und die Bildung von Institutionen ermöglicht.
Institutionen
Dieser Abschnitt widmet sich institutionellen Tatsachen, die durch soziale Regeln und Übereinkommen entstehen. Searle argumentiert, dass institutionelle Tatsachen auf beobachterunabhängigen mentalen Phänomenen basieren und durch die menschliche Anerkennung existieren. Beispiele für institutionelle Tatsachen sind Gesetze, Verträge, Geld und Eigentum. Searle zeigt auf, dass diese Tatsachen nur innerhalb des sozialen Systems existieren und von den Menschen geschaffen werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit von John Searle beschäftigt sich mit zentralen Fragen der Sozialontologie, insbesondere mit der Entstehung und Existenz sozialer Tatsachen und Institutionen. Wichtige Themen sind die Rolle des menschlichen Bewusstseins, die Unterscheidung zwischen beobachterrelativen und beobachterunabhängigen Phänomenen, die Bedeutung von Sprache und kollektiver Intentionalität sowie der Einfluss von Statuszuschreibung und konstitutiven Regeln.
- Quote paper
- Lisa Schiele (Author), 2011, Wie entsteht eine soziale Wirklichkeit? Einstieg in die Sozialontologie von John Searle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201580