„Mich halten? Guidon von Tarent? (Er ersticht Julius.)“. Als ich an dieser Stelle bei der Erstrezeption des Textes war, fühlte ich mich regelrecht über-fahren. Bis dahin war immer nur die ‚Rede‘ von Taten, von Liebe hier, Ehre dort. Bei näherer Betrachtung konnte ich dann das Unausweichliche nach-vollziehen und bereits erahnen, was kurz darauf mit Guido geschehen wür-de.
Doch genügt ein subjektives Empfinden der Unausweichlichkeit einer Situa-tion, um von einer tragischen Situation zu sprechen? Ich hatte das Gefühl, dass alles zu glatt sei, zu durchgeplant, eine geradezu makellos konstruierte Dramenhandlung. Nun ist aber das Gefühl ein eher sekundär zu betrachten-des literaturwissenschaftliches Instrument, um bestimmte Thematiken und Problematiken an einem Text nachzuvollziehen. Mit der Hilfe von Hans-Dieter Gelfert, dessen Ansichten zur Tragödie ich überwiegend teile, ver-suche ich im Folgenden zunächst das Kennzeichnende des Tragischen zu umreißen, um im zweiten Teil den tragischen Charakter des Leisewitzschen Dramas „Julius von Tarent“ anhand der vorher skizzierten Erkenntnisse hervorzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Tragische
- Diskussionsgrundlage über den Begriff
- Was macht nun die Tragödie zur Tragödie?
- Was kann nicht tragisch sein?
- Die sechs aristotelischen Schlüsselbegriffe
- Die deutsche Tragödie und der Sturm und Drang
- „Julius von Tarent“ – tragisch?
- Ein Werk des Sturm und Drang
- Der besondere Untergang des Julius als Voraussetzung
- Nachweis der formalen Strukturmomente
- Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Leisewitz’ Drama „Julius von Tarent“ als Tragödie anzusehen ist. Der Autor Willy Schlegel untersucht zunächst den Begriff des Tragischen und stellt ihn in den Kontext der deutschen Tragödie und des Sturm und Drang. Anschließend wird die Dramenhandlung von „Julius von Tarent“ auf tragische Elemente analysiert. Der Fokus liegt dabei auf dem besonderen Untergang des Protagonisten Julius und der Frage, ob er den Kriterien einer klassischen Tragödie genügt.
- Definition des Tragischen
- Die Rolle des Untergangs in der Tragödie
- Das Werk „Julius von Tarent“ im Kontext des Sturm und Drang
- Tragische Elemente in der Dramenhandlung
- Die Bedeutung der formalen Strukturmomente
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation des Dramas dar und beleuchtet das subjektive Empfinden des Autors bei der ersten Lektüre. Sie führt zudem die grundlegenden Überlegungen zur Tragödie ein, die im folgenden Kapitel vertieft werden.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Wesen des Tragischen und seiner begrifflichen Abgrenzung. Es werden die Ansichten von Peter Szondi und Hans-Dieter Gelfert zur Tragödie erläutert und die Dialektik Hegels als zentrales Element der Tragödie dargestellt. Die Arbeit zeigt auf, welche Elemente die Tragödie konstituieren und welche Todesarten nicht als tragisch gelten.
Kapitel 3 analysiert Leisewitz’ Drama „Julius von Tarent“ im Hinblick auf die Tragik. Es wird auf die Einordnung des Werks in den Sturm und Drang, die spezifischen Merkmale des Untergangs von Julius sowie die formalen Strukturmomente der Tragödie eingegangen.
Schlüsselwörter
Tragödie, Sturm und Drang, Leisewitz, Julius von Tarent, Dialektik, Untergang, Sittlichkeit, Tod, Drama, Dramenhandlung, formale Strukturmomente.
- Quote paper
- Willy Schlegel (Author), 2012, „Julius von Tarent“ – Zum Wesen des Tragischen in Leisewitz‘ Drama, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201433