Bei der Bestimmung von Verrechnungspreisen handelt es sich um einen der bedeutendsten Bereiche der Steuergestaltung und -politik international agierender Unternehmen. Die Ergebnisse einer Umfrage unter großen multinationalen Unternehmen zeigen, dass über 70% der Befragten die Gestaltung von Verrechnungspreisen für eine der größten steuerlichen Herausforderungen für ihre Organisation halten. Verrechnungspreise stellen Entgelte dar, die zwischen rechtlich selbständigen, aber miteinander verbundenen Unternehmen für Lieferungen und Leistungen berechnet werden. Nach aktuellen Schätzungen werden zwischen 60% und 70% des gesamten internationalen Handels durch Lieferungen und Leistungen zwischen solchen Unternehmen abgedeckt. Aus steuerlichen Gründen hat jedes einzelne Unternehmen seinen Gewinn separat zu ermitteln. Auf Grund der rechtlichen Selbstständigkeit umfasst dieser auch die Ergebnisse, die aus dem Leistungsaustausch der verbundenen Unternehmen resultieren. Dieser Gewinn entsteht allerdings nicht durch das Handeln auf einem tatsächlichen Markt, so dass als Entgelt für die Lieferungen und Leistungen interne Verrechnungspreise anzusetzen sind.
Der Gestaltung von Verrechnungspreisen kommt somit eine hohe Bedeutung zu, zumal ihre systematische Festlegung Gewinne in verschiedenen Staaten beeinflusst. Verrechnungspreise haben einen unmittelbaren Einfluss auf Auf-wand und Ertrag und wirken sich folglich auch auf die steuerliche Bemessungsgrundlage aus. Geschäfte zwischen Mitgliedern einer wirtschaftlichen Einheit eröffnen so ein beträchtliches Potenzial, Spielräume zur steuerlichen Gewinnverlagerung und damit das internationale Steuergefälle auszunutzen. Die Konzernleitung kann dies erreichen, indem sie durch eine gezielte Festlegung von Verrechnungspreisen Gewinne in jene Gesellschaften im Konzern verlagert, die einer niedrigeren Steuerbelastung unterliegen. Insbesondere „Hochsteuer-länder“ sind von steuermotivierten Ergebnisverteilungen betroffen, indem Steuersubstrat ins niedriger besteuerte Ausland verlagert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Gang der Untersuchung
- Funktion und Bedeutung von Verrechnungspreisen im internationalen Konzern
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Grundlagen der Verrechnungspreissystematik
- Begriff des Verrechnungspreises
- Verrechnungspreisvorschriften
- Der Fremdvergleichsgrundsatz im internationalen und nationalen Kontext
- Der Fremdvergleich auf Ebene der OECD
- Der Fremdvergleich auf nationaler Ebene
- Nationale Verrechnungspreisvorschriften
- Korrekturvorschriften
- Mitwirkungs- und Sanktionsvorschriften
- Nationale Dokumentationsvorschriften
- Überblick über nationale Dokumentationsvorschriften
- Sachverhaltsdokumentation
- Angemessenheitsdokumentation
- Darstellung der Methoden zur Verrechnungspreisbestimmung
- Charakterisierung der Unternehmenstypen
- Verrechnungspreismethoden
- Überblick
- Transaktionsbezogene Standardmethoden
- Gewinnorientierte Methoden
- Darstellung und Vergleichbarkeit von Fremdvergleichsdaten
- Ausprägungen des Fremdvergleichsgrundsatzes und Darstellung von Fremdvergleichsdaten
- Tatsächlicher und hypothetischer Fremdvergleich
- Bedeutung und Begriff von Fremdvergleichsdaten
- Ermittlung von Fremdvergleichsdaten
- Abstufung der Vergleichbarkeit von Fremdvergleichsdaten und Auswirkungen auf die Verrechnungspreisbestimmung
- Stufenverhältnis der Vergleichbarkeit von Fremdvergleichsdaten
- Uneingeschränkte Vergleichbarkeit
- Eingeschränkte Vergleichbarkeit
- Keine Vergleichbarkeit
- Festlegung von Verrechnungspreisen mit Hilfe von Planrechnungen
- Systematik von Planrechnungen
- Methoden zur Bestimmung von Verrechnungspreisen auf Basis von Planrechnungen
- Planrechnungsbasierte Verrechnungspreisbestimmung auf Basis der Kapitalverzinsungsmethode
- Planrechnungsbasierte Verrechnungspreisbestimmung auf Basis von Renditekennzahlen
- Planrechnungsbasierte Verrechnungspreisbestimmung auf Basis einer Wertschöpfungsbeitragsanalyse
- Die Wertschöpfungsbeitragsanalyse als Instrument der Verrechnungspreisbestimmung
- Bestimmung von Gewinnerwartungen beim hypothetischen Fremdvergleich
- Vorbemerkungen
- Determinanten der Gewinnerwartung von Unternehmen
- Ermittlung des Marktpreises im mikroökonomischen Modell
- Gewinnmaximierung als oberste Maxime unternehmerischen Handelns und allgemeine betriebswirtschaftliche Einflussfaktoren von Gewinnerwartungen
- Wertschöpfungsbeiträge als Determinanten von Gewinnerwartungen
- Interdependenzen zwischen der Wertschöpfungsbeitragsanalyse und der Bestimmung steuerlicher Verrechnungspreise
- Notwendige Basisdaten der Wertschöpfungsbeitragsanalyse und steuerrechtliche Implikationen
- Vorbemerkungen
- Industrieanalyse
- Allgemeine Marktanalyse und Analyse der Wettbewerbssituation
- Identifizierung der kritischen Erfolgsfaktoren und Risiken
- Unternehmensanalyse
- Unternehmensprofil
- Geschäftsstrategie
- Identifizierung der Hauptgeschäftsprozesse
- Identifizierung von Werttreibern
- Transaktionsanalyse
- Konzepte zur Bestimmung von Wertschöpfungsbeiträgen
- Funktioneller Ansatz zur Bestimmung angemessener Verrechnungspreise
- Theoretische Grundlagen
- Funktions- und Risikoanalyse als Grundlage für die Anwendung der Beitragsanalyse
- Zuordnung von Wertschöpfungsbeiträgen bei der Beitragsanalyse
- Prozessorientierter Ansatz zur Bestimmung angemessener Verrechnungspreise
- Theoretische Grundlagen
- Identifizierung, Aufspaltung und Beschreibung von Geschäfts- bzw. Schlüsselprozessen und Werttreibern
- Prozessanalyse
- Prozessbeitragsanalyse
- Begründung der Angemessenheit
- Möglichkeiten und Grenzen der Wertschöpfungsbeitragsanalyse im steuerrechtlichen Kontext
- Subjektivität der Beurteilung
- Planrechnung oder Profit Split Method?
- Wertschöpfungsbeitragsanalyse als Instrument zur Konzernsteuerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Bestimmung angemessener steuerlicher Verrechnungspreise bei fehlenden Fremdvergleichsdaten. Sie analysiert die Möglichkeiten und Grenzen der Wertschöpfungsbeitragsanalyse als Instrument zur Festlegung solcher Preise. Die Arbeit befasst sich mit der aktuellen Rechtslage im Bereich der Verrechnungspreisgestaltung und untersucht die Anwendbarkeit der Wertschöpfungsbeitragsanalyse unter dem Gesichtspunkt der steuerlichen Anforderungen.
- Der Fremdvergleichsgrundsatz als Kernelement der Verrechnungspreisbestimmung
- Die Herausforderungen bei der Anwendung des Fremdvergleichsgrundsatzes im Kontext fehlender Marktpreise
- Die Wertschöpfungsbeitragsanalyse als alternative Methode zur Bestimmung angemessener Verrechnungspreise
- Die Anwendung der Wertschöpfungsbeitragsanalyse im Kontext der steuerlichen Anforderungen
- Die Chancen und Grenzen der Wertschöpfungsbeitragsanalyse als Instrument zur Festlegung von Verrechnungspreisen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Problemstellung und dem Gang der Untersuchung. Es werden die Funktion und Bedeutung von Verrechnungspreisen im internationalen Konzern erläutert, die Problematik bei der Festlegung angemessener Verrechnungspreise im Falle fehlender Fremdvergleichsdaten aufgezeigt und der Aufbau der Arbeit dargelegt.
Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen der Verrechnungspreissystematik erläutert. Es werden der Begriff des Verrechnungspreises, die relevanten Verrechnungspreisvorschriften und die verschiedenen Methoden zur Verrechnungspreisbestimmung vorgestellt. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf die Problematik der fehlenden Fremdvergleichsdaten und die Möglichkeiten ihrer Ersetzung gelegt.
Das dritte Kapitel analysiert die Wertschöpfungsbeitragsanalyse als Instrument der Verrechnungspreisbestimmung. Es werden die Determinanten der Gewinnerwartung von Unternehmen im Kontext eines hypothetischen Fremdvergleichs untersucht und die Interdependenzen zwischen der Wertschöpfungsbeitragsanalyse und der Bestimmung steuerlicher Verrechnungspreise erörtert. Es werden verschiedene Konzepte zur Bestimmung von Wertschöpfungsbeiträgen vorgestellt und deren Eignung im steuerrechtlichen Kontext bewertet.
Schlüsselwörter
Verrechnungspreise, Fremdvergleichsgrundsatz, Wertschöpfungsbeitragsanalyse, Gewinnorientierte Methoden, Steuerrecht, Internationale Steuergestaltung, Konzernsteuerung, Planrechnung, Profit Split Method.
- Quote paper
- Anna Lena Slowikowski (Author), 2011, Möglichkeiten und Grenzen der Bestimmung angemessener steuerlicher Verrechnungspreise bei fehlenden Fremdvergleichsdaten mittels der Wertschöpfungsbeitragsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201210