Alle vergangenen Kulturen und Gesellschaften kannten für ihre Mitglieder verbindliche Vorschriften und Gesetze. Diese waren in der Regel religiös legitimiert. Es ist aber ein zentrales Merkmal der abendländischen Kultur, dass sie im Zuge und als Folge der Reformation, der Aufklärung und der allgemeinen Säkularisierung – wie es M. Weber formulierte – in religiöser Hinsicht entzaubert wurde. Diese Entzauberung der Welt hat Auswirkungen auf die Gesetzgebung der Menschen. Die Gesetzgebung der modernen Staaten beruht nicht mehr auf religiös legitmierten Normen. Vor allem der Utilitarismus verlangt heute eine rationale, vernunftgemäße Begründung der Ethik. Auch für Peter Singer gelten nur rational begründbare und nicht religiöse Argumente (s. u.).
Bahn brechend war hier Hobbes´ Vertragstheorie, deren Grundgedanke ja darin besteht, dass legitime Souveränität gänzlich ohne göttliches Eingreifen funktioniert und ausschließlich auf der Basis eines Vertrages zwischen `gleichberechtigten´ Menschen entsteht. Der Souverän ist der unbeteiligte Dritte, auf den das `Recht auf alles´ des Naturzustandes übertragen wird. Der Leviathan bietet dafür – quasi als Gegenleistung - Sicherheit, Frieden und Wohlstand. Bei Hobbes deutet sich also das erste Mal an, was Kennzeichen aller Gesetzgebung der Neuzeit sein wird: Wenn es keine Rückbindung an Gott mehr gibt, dann sind die Menschen auf sich selbst zurückgeworfen; sie müssen dann untereinander verbindliche Regeln schaffen, die mit der Vernunft einsehbar sind und allgemeine Verbindlichkeit beanspruchen müssen.
Der Utilitarismus ist eine Geistesströmung, die genau diesen Anspruch erhebt: allgemein verbindliche Normen sollen mit wissenschaftlichem Handwerkszeug begründet werden. Wegweisend war Benthams Forderung, die Moralphilosophie müsse sich (nun endlich) auf den Weg der Wissenschaftlichkeit begeben. Dies ist deshalb schwierig, weil in einer pluralistischen Gesellschaft die Gruppen und die von diesen vertretenen Interessen mannigfaltig sind. Deshalb geht der Utilitarismus von einer Grundannahme aus: der Mensch ist ein Wesen, das jederzeit nach seinem Nutzen strebt. Diese Annahme ist keine Erfindung der Utilitaristen, sondern sie können sich hier auf einige antike Denker berufen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Utilitarismus
- Der Utilitarismus und seine Einordnung in die Ethik
- Der klassische Utilitarismus und seine Charakteristika
- Peter Singer und seine utilitaristische Position
- Singers Selbsteinstufung in die wissenschaftliche Ethik
- Singers Drei-Stufen-Modell
- Der singersche Personenbegriff
- Singer über den Status von Embryonen
- Kritik und Wertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Peter Singers utilitaristische Position und ordnet sie in den Kontext des klassischen Utilitarismus ein. Das Ziel ist es, Singers Argumentationslinien nachzuvollziehen und seine wichtigsten Thesen kritisch zu beleuchten. Die Arbeit verzichtet dabei auf eine abschließende Bewertung.
- Einordnung des Utilitarismus in die Ethik
- Charakteristika des klassischen Utilitarismus
- Darlegung von Singers utilitaristischer Position
- Analyse von Singers Personenbegriff
- Singers Sicht auf den Status von Embryonen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den Wandel der Gesetzgebung in der abendländischen Kultur, weg von religiös legitimierten Normen hin zu einer rational begründeten Ethik. Sie führt den Utilitarismus als eine Strömung ein, die nach wissenschaftlichen Kriterien allgemein verbindliche Normen begründen möchte, und kündigt die Struktur der Arbeit an, welche Singers Position im Kontext des Utilitarismus detailliert darstellt und kritisch bewertet.
Der Utilitarismus: Dieses Kapitel beginnt mit der Einordnung des Utilitarismus in die Ethik als Wissenschaft, differenziert zwischen deskriptiver, normativer und Metaethik und argumentiert, dass der Utilitarismus vor allem deskriptiv ist, aber normative Elemente enthält. Anschließend werden die Kernpunkte des klassischen Utilitarismus vorgestellt, einschließlich seiner Wurzeln im antiken Hedonismus und seiner Betonung des Nutzenprinzips. Der Fokus liegt auf der empirischen Grundlage des Utilitarismus und der Abgrenzung von der deontologischen Ethik Kants.
Peter Singer und seine utilitaristische Position: Dieses Kapitel beschreibt Singers Selbsteinstufung in die wissenschaftliche Ethik und analysiert sein Drei-Stufen-Modell. Es beleuchtet seinen Personenbegriff als zentralen Aspekt seiner Position und untersucht seine Sichtweise auf den Status von Embryonen. Die Kapitel liefern somit detaillierte Einblicke in Singers utilitaristische Argumentation und die damit verbundenen ethischen Implikationen.
Schlüsselwörter
Utilitarismus, Peter Singer, Ethik, normative Ethik, deskriptive Ethik, Konsequenzprinzip, Hedonismus, Personenbegriff, Embryonenstatus, rationale Begründung, wissenschaftliche Ethik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Peter Singers Utilitaristische Position
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die utilitaristische Position von Peter Singer und ordnet sie in den Kontext des klassischen Utilitarismus ein. Sie untersucht Singers Argumentationslinien, seine wichtigsten Thesen und beleuchtet kritisch seinen Personenbegriff und seine Sicht auf den Status von Embryonen. Eine abschließende Bewertung wird vermieden.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Einordnung des Utilitarismus in die Ethik, die Charakteristika des klassischen Utilitarismus, Singers utilitaristische Position, seine Drei-Stufen-Modell, seinen Personenbegriff und seine Sicht auf den Status von Embryonen. Der Wandel der Gesetzgebung von religiös legitimierten Normen hin zu einer rational begründeten Ethik wird ebenfalls beleuchtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über den Utilitarismus, ein Kapitel über Peter Singer und seine utilitaristische Position und einen Abschnitt zur Kritik und Wertung. Die Einleitung beschreibt den Kontext und die Zielsetzung. Das Kapitel über den Utilitarismus erklärt dessen Einordnung in die Ethik und seine Kernpunkte. Das Kapitel über Singer analysiert seine Position, seinen Personenbegriff und seine Sicht auf Embryonen.
Was ist der klassische Utilitarismus?
Der klassische Utilitarismus wird als eine Strömung beschrieben, die nach wissenschaftlichen Kriterien allgemein verbindliche Normen begründen möchte. Seine Kernpunkte umfassen seine Wurzeln im antiken Hedonismus und die Betonung des Nutzenprinzips. Die empirische Grundlage und die Abgrenzung zur deontologischen Ethik Kants werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielt Singers Personenbegriff?
Singers Personenbegriff ist ein zentraler Aspekt seiner utilitaristischen Position und wird in der Arbeit detailliert analysiert. Er ist entscheidend für Singers Sicht auf den Status von Embryonen und die damit verbundenen ethischen Implikationen.
Wie wird Singers Position eingeordnet?
Singers Position wird im Kontext des klassischen Utilitarismus eingeordnet. Die Arbeit verfolgt seine Argumentationslinien und beleuchtet seine wichtigsten Thesen, wobei auch sein Drei-Stufen-Modell berücksichtigt wird.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Relevante Schlüsselwörter sind: Utilitarismus, Peter Singer, Ethik, normative Ethik, deskriptive Ethik, Konsequenzprinzip, Hedonismus, Personenbegriff, Embryonenstatus, rationale Begründung, wissenschaftliche Ethik.
Gibt es eine abschließende Bewertung von Singers Position?
Nein, die Arbeit verzichtet auf eine abschließende Bewertung von Singers Position.
- Quote paper
- Agnes Thiel (Author), 2007, Peter Singer und der Utilitarismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201134