Die Entwicklungen im Fernsehgeschäft vollziehen sich unter den wachsamen Augen des Bundeskartellamts und der KEK . Die im Medienbereich tätigen Unternehmen haben bereits vor einiger Zeit die Konvergenz der Medien für die Zukunft erkannt und ein Geflecht an Beteiligungen über die Grenzen einzelner Medien hinweg aufgebaut. Mit diesem Geflecht wird den Unternehmen die Möglichkeit eröffnet, ihre Produkte in die verschiedensten Märkte und Medienbereiche zu transportieren, um sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Über die Grenzen der Medien und ihrer Märkte hinweg geschlossene Unternehmensverbindungen können als Medienkong-lomerate bezeichnet werden. Medienkonglomerate können im Einzelfall ein erhebli-ches ökonomisches Risiko mit sich bringen und somit Gegenstand kartellrechtlicher Prüfungen werden. Medienunternehmen unterliegen im Wesentlichen den Verboten für marktbeherrschende und marktstarke Unternehmen in uneingeschränktem Maße und ohne medienspezifische Anwendungsdoktrin. Bei Unternehmenszusammen-schlüssen in Deutschland ist das Bundeskartellamt vorwiegend für die Beurteilung der Zusammenschlüsse anhand der Regelungen der deutschen Fusionskontrolle, §§ 35 ff. GWB, zuständig. Ziel der deutschen Fusionskontrolle ist die Gewährleistung der Erhaltung wettbewerblicher Marktstrukturen. Gem. § 36 Abs.1 GWB hat die Be-hörde einen Zusammenschluss zu untersagen, von dem zu erwarten ist, dass er eine marktbeherrschende Stellung begründet oder verstärkt. Bei Fusionen unterscheidet man üblicherweise zwischen horizontalen, vertikalen und konglomeraten Fusionen. Bei einem horizontalen Zusammenschluss sind die Unternehmen auf denselben Märkten tätig. Bei vertikalen Zusammenschlüssen (z.B. zwischen Zulieferer und Hersteller oder zwischen Hersteller und Händler) können sich Verstärkungseffekte insbesondere im Hinblick auf das Tatbestandsmerkmal in § 19 Abs.2 Nr.2 GWB „Zu-gang zu den Beschaffungs- oder Absatzmärkten“ ergeben. Eine vertikale Integration im Medienmarkt erlaubt die Kontrolle über mehrer Produktionsstufen, maximal von der Produktion eines Inhaltes bis zum Vertrieb des Endproduktes an den Kunden...
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- B Problemstellung
- C Gang der Untersuchung
- D Die Besonderheiten konglomerater Medienzusammenschlüsse am Beispiel Springer/ProSiebenSat.1
- I. Die Entscheidung des BKartA
- II. Besonderheiten der Entscheidung
- III. Marktabgrenzung
- IV. Fernsehwerbemarkt
- 1. Sachliche Marktabgrenzung
- 2. Räumliche Marktabgrenzung
- 3. Marktbeherrschung (Duopol zwischen P7S1/Bertelsmann)
- 4. Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung
- 5. Ergebnis zum Fernsehwerbemarkt
- V. Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen
- 1. Sachliche Marktabgrenzung
- 2. Räumliche Marktabgrenzung
- 3. Marktbeherrschung
- 4. Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung
- 5. Ergebnis zum Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen
- VI. Anzeigenmarkt für Zeitungen
- 1. Sachliche Marktabgrenzung
- 2. Räumliche Marktabgrenzung
- 3. Marktbeherrschende Stellung
- 4. Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung
- 5. Ergebnis zum Anzeigenmarkt für Zeitungen
- E Besonderheiten der Prognoseentscheidung
- 1. Prognosezeitraum
- 2. Grad der Wahrscheinlichkeit
- F Blick auf die EG-Praxis
- G Freigabe unter Auflagen
- H Fazit
- I Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Untersagung der Fusion zwischen Axel Springer und ProSiebenSat.1 durch das Bundeskartellamt im Wintersemester 2008/09. Ziel ist es, die Besonderheiten konglomerater Medienzusammenschlüsse im deutschen Fusionskontrollrecht zu analysieren und die Entscheidung des Bundeskartellamtes im Detail zu beleuchten.
- Analyse der Entscheidung des Bundeskartellamtes bezüglich der Springer/ProSiebenSat.1 Fusion.
- Untersuchung der Besonderheiten konglomerater Medienzusammenschlüsse im Fusionskontrollrecht.
- Marktabgrenzung im Mediensektor und die Berücksichtigung digitaler Märkte.
- Bewertung der Prognoseentscheidung des Bundeskartellamtes.
- Vergleich mit der europäischen Praxis der Fusionskontrolle.
Zusammenfassung der Kapitel
A Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema ein und skizziert den Untersuchungsgegenstand: die Ablehnung der Fusion zwischen Axel Springer und ProSiebenSat.1 durch das Bundeskartellamt. Es wird die Relevanz des Themas für das deutsche Fusionskontrollrecht hervorgehoben und die Methodik der Untersuchung dargelegt.
B Problemstellung: Die Problemstellung beleuchtet die Herausforderungen der Fusionskontrolle im Kontext konglomerater Medienzusammenschlüsse. Es wird die Frage aufgeworfen, inwiefern die spezifischen Marktstrukturen und die potenziellen Auswirkungen einer solchen Fusion auf den Wettbewerb angemessen bewertet werden können. Der Fokus liegt auf den Besonderheiten, die sich durch die verschiedenen Mediensegmente (TV, Print) ergeben.
C Gang der Untersuchung: In diesem Kapitel wird die Vorgehensweise der Untersuchung detailliert beschrieben. Es wird die Struktur der Arbeit erläutert und die einzelnen Kapitel inhaltlich vorgestellt. Der methodische Ansatz und die verwendeten Rechtsquellen werden transparent gemacht. Dies dient der Nachvollziehbarkeit der Analyse.
D Die Besonderheiten konglomerater Medienzusammenschlüsse am Beispiel Springer/ProSiebenSat.1: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert die Entscheidung des Bundeskartellamtes im Detail. Es werden die einzelnen Märkte (Fernsehwerbemarkt, Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen, Anzeigenmarkt für Zeitungen) abgegrenzt und die Marktmacht der beteiligten Unternehmen untersucht. Die potenziellen Auswirkungen der Fusion auf den Wettbewerb, insbesondere durch Cross-Promotion-Effekte, werden eingehend geprüft.
E Besonderheiten der Prognoseentscheidung: Dieses Kapitel widmet sich der Prognoseentscheidung des Bundeskartellamtes. Es werden die Kriterien für die Prognose des zukünftigen Wettbewerbs nach der Fusion beleuchtet, insbesondere der Prognosezeitraum und der erforderliche Grad der Wahrscheinlichkeit für die Annahme wettbewerbsbeschränkender Auswirkungen. Die Argumente des Bundeskartellamtes werden kritisch hinterfragt.
F Blick auf die EG-Praxis: Hier wird die Entscheidung des Bundeskartellamtes im Kontext der europäischen Fusionskontrolle eingeordnet. Es werden Parallelen und Unterschiede zu vergleichbaren Entscheidungen auf europäischer Ebene aufgezeigt und die unterschiedlichen Ansätze in der Bewertung konglomerater Zusammenschlüsse verglichen.
G Freigabe unter Auflagen: Dieses Kapitel könnte theoretisch die möglichen Szenarien beleuchten, unter welchen Auflagen die Fusion hätte genehmigt werden können. Allerdings wird dies hier nicht weiter ausgeführt, um den Fokus auf die tatsächliche Entscheidung zu wahren.
Schlüsselwörter
Fusionskontrolle, Medienfusion, Axel Springer, ProSiebenSat.1, Bundeskartellamt, Konglomerate Zusammenschlüsse, Marktabgrenzung, Marktbeherrschung, Cross-Promotion, Fernsehwerbemarkt, Lesermarkt, Anzeigenmarkt, Prognoseentscheidung, Wettbewerbsrecht, GWB.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Springer/ProSiebenSat.1 Fusion
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Untersagung der Fusion zwischen Axel Springer und ProSiebenSat.1 durch das Bundeskartellamt im Wintersemester 2008/09. Sie untersucht die Besonderheiten konglomerater Medienzusammenschlüsse im deutschen Fusionskontrollrecht und beleuchtet die Entscheidung des Bundeskartellamtes im Detail.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Analyse der Entscheidung des Bundeskartellamtes, die Besonderheiten konglomerater Medienzusammenschlüsse im Fusionskontrollrecht, die Marktabgrenzung im Mediensektor (inkl. digitaler Märkte), die Bewertung der Prognoseentscheidung des Bundeskartellamtes und einen Vergleich mit der europäischen Fusionskontrollpraxis.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: Einleitung, Problemstellung, Gang der Untersuchung, Analyse der Springer/ProSiebenSat.1 Fusion (inkl. Marktabgrenzungen in verschiedenen Marktsegmenten wie Fernsehwerbemarkt, Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen und Anzeigenmarkt für Zeitungen), Besonderheiten der Prognoseentscheidung, Blick auf die EG-Praxis, mögliche Freigabe unter Auflagen (theoretische Betrachtung) und Fazit/Ausblick.
Welche Märkte wurden im Detail untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf den Fernsehwerbemarkt, den Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen und den Anzeigenmarkt für Zeitungen. Für jeden Markt wurden die sachliche und räumliche Marktabgrenzung sowie die Marktbeherrschung und die potenzielle Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung durch die Fusion untersucht.
Wie wurde die Prognoseentscheidung des Bundeskartellamtes bewertet?
Die Arbeit beleuchtet die Kriterien der Prognoseentscheidung, insbesondere den Prognosezeitraum und den Grad der Wahrscheinlichkeit für wettbewerbsbeschränkende Auswirkungen. Die Argumente des Bundeskartellamtes werden kritisch hinterfragt.
Wie wird die Entscheidung im europäischen Kontext eingeordnet?
Die Arbeit vergleicht die Entscheidung des Bundeskartellamtes mit der europäischen Fusionskontrollpraxis, um Parallelen und Unterschiede in der Bewertung konglomerater Zusammenschlüsse aufzuzeigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Fusionskontrolle, Medienfusion, Axel Springer, ProSiebenSat.1, Bundeskartellamt, Konglomerate Zusammenschlüsse, Marktabgrenzung, Marktbeherrschung, Cross-Promotion, Fernsehwerbemarkt, Lesermarkt, Anzeigenmarkt, Prognoseentscheidung, Wettbewerbsrecht, GWB.
Welche Methodik wurde angewendet?
Die Arbeit legt Wert auf eine transparente Darstellung der Methodik und der verwendeten Rechtsquellen, um die Nachvollziehbarkeit der Analyse zu gewährleisten. Der methodische Ansatz wird im Kapitel "Gang der Untersuchung" detailliert beschrieben.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die konkreten Schlussfolgerungen und der Ausblick werden im Kapitel "Fazit" und "Ausblick" präsentiert. Der Fokus liegt auf der detaillierten Analyse der Entscheidung des Bundeskartellamtes und den Besonderheiten der Fusionskontrolle im Kontext konglomerater Medienzusammenschlüsse.
- Quote paper
- Dr. Jens Steger (Author), 2009, Konglomerate Medienzusammenschlüsse in der deutschen Fusionskontrolle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200139