Kaum ein Land auf der Welt kann von sich behaupten, es hätte noch nie in der Geschichte seines Bestehens unter inneren Auseinandersetzungen, seien sie ethnisch-religiöser oder politischer Art, gelitten. Die Medien sind voll davon.
Doch es kann mit Bestimmtheit gesagt werden, dass sich in keinem Land der Welt die Konfliktursachen derart weit zurückverfolgen lassen wie in Nordirland. Seit nunmehr 840 Jahren kämpfen zwei Bevölkerungsgruppen um die Vorherrschaft auf der grünen Insel am äußersten Rand Europas, von wenigen und vor allem kurzlebigen Friedenszeiten abgesehen.
Lange Zeit hat Europa wenig Interesse an dieser Auseinandersetzung gezeigt. Dafür kommen vielerlei verschiedene Gründe in Betracht, wie eigene innere Konflikte, eigene territoriale Eroberungen, die Weltkriege, aber auch der Glauben, dies sei Sache Großbritanniens. Mitunter war es sicherlich auch die fehlende Möglichkeit via Medien die Menschheit außerhalb Europas auf die Geschehnisse in Irland aufmerksam zu machen, die erst ab dem 20. Jahrhundert weitläufig gegeben sind. Doch erst mit dem gewalttätigen Ausbruch des Konfliktgeschehens im Jahre 1968, der nur die Spitze einer scheinbar ewig währenden Auseinandersetzung darstellte, erreichte den Nordirlandkonflikt ein bis dato unbekanntes Interesse. Denn als friedliche Protestler im Oktober 1968 von einer rasenden Meute mit Steinen beworfen und geschlagen wurden, waren auch erstmals Kameras dabei, die die unglaublichen Bilder von Angst, Wut und in Hass umschlagende Verzweiflung um die Welt schickten. Von nun an vermehrte sich das Interesse am Phänomen des Nordirlandkonfliktes, der von den Briten verharmlosend als „Troubles“ bezeichnet wird, nicht nur von journalistischer Seite, sondern auch von wissenschaftlicher. Plötzlich war er nicht mehr das unliebsame Problem Großbritanniens, sondern rückte nun in den Fokus der Welt.
Im Jahre 2008, in dem diese wissenschaftliche Arbeit entstanden ist, scheint dort Frieden zu herrschen, wo vor genau 40 Jahren die gewalttätigsten Auseinandersetzungen der nordirischen Geschichte ihren Lauf nahmen, die bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts 3296 Todesopfer und weitere tausende leicht- wie auch schwerverletzte Personen forderten. Die Gründe für diese Auseinandersetzung werden aber bis heute diskutiert. Diese Arbeit möchte daher einen Beitrag dazu leisten, die Genese des Konfliktes und seinen Verlauf zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Der Nordirlandkonflikt in Literatur und Forschung
- 1.2 Vorgehensweise
- 2. Der Verlauf der „Troubles“ von 1968 bis 1972
- 2.1 Der Beginn der Eskalation
- 2.2 Vom „Internment without Trial“ bis zum „Bloody Sunday“
- 3. Historischer Rückblick
- 3.1 Das Jahr 1169 und seine Folgen
- 3.2 Die Unterwerfung Irlands im 16. und 17. Jahrhundert
- 3.3 Das 18. Jahrhundert – vom „Treaty of Limerick“ bis zum „Union Act“
- 3.4 Das 19. Jahrhundert als Epoche der Einheit
- 3.5 Von der irischen Renaissance bis 1921
- 3.6 Die Zeit nach der Teilung bis zum Ausbruch der Troubles
- 4. Ursachenanalyse der Eskalation von 1968 bis 1972
- 4.1 Das Problem der „doppelten Minderheit“
- 4.2 Das politische System als Faktor der Eskalation
- 4.2.1 Die Besonderheiten des Wahlsystems
- 4.2.2 Law and Order
- 4.2.3 Politik und „sectarianism“
- 4.3 Ethnische und konfessionelle Unterschiede als Ursache
- 4.3.1 Die ethnische Konfliktlinie
- 4.3.2 Die religiöse Konfliktlinie
- 4.4 Der ökonomische Aspekt als Ursache
- 4.5 Die soziale Benachteiligung als Konfliktursache
- 4.6 Der Faktor Segregation als Ursache
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen der Eskalation des Nordirlandkonflikts in den Jahren 1968 bis 1972. Ziel ist es, die komplexen Faktoren zu analysieren, die zu diesem Konflikt führten. Die Arbeit betrachtet sowohl langfristige historische Entwicklungen als auch kurzfristige politische und soziale Ereignisse.
- Historischer Kontext des Nordirlandkonflikts
- Politische und soziale Faktoren der Eskalation
- Die Rolle von Religion und Ethnizität im Konflikt
- Ökonomische und soziale Ungleichheiten als Konfliktursachen
- Das Problem der "doppelten Minderheit"
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Nordirlandkonflikts ein und skizziert den Forschungsstand sowie die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Es beleuchtet die Komplexität des Konflikts und die Herausforderungen seiner wissenschaftlichen Analyse.
2. Der Verlauf der „Troubles“ von 1968 bis 1972: Dieses Kapitel beschreibt den Verlauf der Eskalation des Nordirlandkonflikts zwischen 1968 und 1972. Es zeichnet den Beginn der Gewalt und die wichtigsten Ereignisse dieser Phase nach, darunter das "Internment without Trial" und der "Bloody Sunday". Der Fokus liegt auf der zunehmenden Radikalisierung und Eskalation der Gewalt.
3. Historischer Rückblick: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden historischen Überblick über die Entwicklungen in Nordirland, beginnend mit dem Jahr 1169 und reichend bis zum Ausbruch der "Troubles". Es analysiert die verschiedenen Phasen der irischen Geschichte, die zum Konflikt beitrugen, darunter die englische Kolonisierung, die Unterdrückung der irischen Bevölkerung und die Teilung Irlands. Die Kapitel veranschaulichen die langfristigen Ursachen der Spannungen.
4. Ursachenanalyse der Eskalation von 1968 bis 1972: Dieser zentrale Teil der Arbeit analysiert die Ursachen der Eskalation des Konflikts in den Jahren 1968 bis 1972. Es werden verschiedene Faktoren untersucht, darunter das politische System, ethnische und religiöse Unterschiede, ökonomische Ungleichheiten und soziale Benachteiligung. Das Kapitel beleuchtet das komplexe Zusammenspiel dieser Faktoren und ihre Bedeutung für den Ausbruch der Gewalt.
Schlüsselwörter
Nordirlandkonflikt, Troubles, Ursachenanalyse, Eskalation, Historischer Kontext, Politisches System, Religion, Ethnizität, Soziale Ungleichheit, Ökonomische Faktoren, Segregation, Doppelte Minderheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema: Ursachen der Eskalation des Nordirlandkonflikts (1968-1972)
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen der Eskalation des Nordirlandkonflikts zwischen 1968 und 1972. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Analyse der komplexen, langfristigen und kurzfristigen Faktoren, die zu diesem Konflikt beitrugen.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung (mit Forschungsstand und Methodik), 2. Der Verlauf der „Troubles“ von 1968 bis 1972 (mit Darstellung wichtiger Ereignisse), 3. Historischer Rückblick (von 1169 bis zum Ausbruch der Troubles), 4. Ursachenanalyse der Eskalation von 1968 bis 1972 (Analyse verschiedener Faktoren wie politisches System, Religion, Ethnizität, ökonomische und soziale Ungleichheiten) und 5. Schlussbetrachtung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit untersucht den historischen Kontext des Nordirlandkonflikts, die politischen und sozialen Faktoren der Eskalation, die Rolle von Religion und Ethnizität, ökonomische und soziale Ungleichheiten als Konfliktursachen und das Problem der "doppelten Minderheit".
Welche Ursachen für die Eskalation werden analysiert?
Kapitel 4 analysiert eingehend die Ursachen der Eskalation. Es werden Faktoren wie das politische System (Wahlsystem, Law and Order, "sectarianism"), ethnische und konfessionelle Unterschiede, ökonomische Aspekte, soziale Benachteiligung und Segregation untersucht. Das komplexe Zusammenspiel dieser Faktoren wird beleuchtet.
Welche historischen Entwicklungen werden betrachtet?
Kapitel 3 bietet einen umfassenden historischen Rückblick, beginnend mit dem Jahr 1169 und umfassend die englische Kolonisierung, die Unterdrückung der irischen Bevölkerung, den "Treaty of Limerick", den "Union Act", die irische Renaissance und die Zeit nach der Teilung Irlands bis zum Ausbruch der "Troubles".
Welche Methode wird in dieser Arbeit angewendet?
Die Einleitung beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit, die sich mit der komplexen wissenschaftlichen Analyse des Nordirlandkonflikts auseinandersetzt. Die genaue Methode wird im Dokument selbst erläutert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Nordirlandkonflikt, Troubles, Ursachenanalyse, Eskalation, Historischer Kontext, Politisches System, Religion, Ethnizität, Soziale Ungleichheit, Ökonomische Faktoren, Segregation, Doppelte Minderheit.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse der Thematik des Nordirlandkonflikts in strukturierter und professioneller Weise.
- Quote paper
- Raphaela Tkotzyk (Author), 2008, Der Nordirlandkonflikt: Ursachenanalyse der Auseinandersetzung in den Jahren 1968-1972, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200063