Betrachtet man den Begriff der Freundschaft unter dem Aspekt von Politik und Privatheit, so stellt sich die Frage, ob ein scheinbar so amorpher Begriff wie Freundschaft heute noch politische Bedeutung beanspruchen kann. Für Aristoteles bestand an dieser Relevanz nicht der geringste Zweifel. Freundschaft war für ihn eine gleichermaßen staatsbügerliche Praxis und Beziehungsform welche durch wechselseitige ökonomische Interdependenz sozialen Zusammenhalt stiftet und den Kern der Vergesellschaftung bildet. Wie ist es heute um jenes vergemeinschaftende und staatsbürgerliche Potential der Freundschaft bestellt? Jacques Derridas "Politik der Freundschaft" versucht den Begriff gerade durch das Denken seiner inhärenten Aporien wieder als politische Kategorie fruchtbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie privat ist das Politische noch? Oder: Kann Freundschaft noch als politische Kategorie gedacht werden?
- Derrida und die vernachlässigten Aspekte der Freundschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay beschäftigt sich mit der Frage, ob Freundschaft in der heutigen Zeit noch als politische Kategorie gedacht werden kann. Er beleuchtet, wie der Begriff der Freundschaft im Laufe der Geschichte von Philosophen wie Aristoteles, Hegel und Montaigne betrachtet wurde und wie sich diese Konzeptionen auf die gegenwärtige Situation der Freundschaft in westlichen Gesellschaften auswirken.
- Die Repolitisierung des Privaten
- Die Verbindung zwischen Freundschaft und Politik
- Der Einfluss des Medien und der Populärkultur auf die Vorstellung von Freundschaft
- Das Paradox der Freundschaft in der postmodernen Gesellschaft
- Derrida's Dekonstruktion des Freundschaftbegriffs
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay beginnt mit der These, dass die Formel "Das Private ist politisch" aus der 68er-Bewegung auch heute noch aktuell ist. Der Autor zeigt, dass sich diese These in Bezug auf Freundschaft untersuchen lässt, indem er verschiedene theoretische Ansätze und die heutige Lebensrealität betrachtet.
- Im ersten Kapitel beleuchtet der Autor den historischen Kontext der Freundschaftstheorie und analysiert die Ansätze von Aristoteles, Hegel und Montaigne. Er zeigt dabei, dass diese Philosophen zwar die Freundschaft als eine wichtige politische Kategorie angesehen haben, aber gleichzeitig auch auf die Problematik der "einen Seele in zwei Körpern" hingewiesen haben.
- Im zweiten Kapitel setzt sich der Autor mit dem Paradox der Freundschaft in der heutigen Gesellschaft auseinander. Er kritisiert den zunehmenden Hang zur "Bekenntnisfreundschaft" und argumentiert, dass die Freundschaft in einer individualisierten Gesellschaft als "unternehmerisches Selbst" betrachtet wird.
- Abschließend stellt der Autor zwei Möglichkeiten vor, wie die Sozialwissenschaften auf das Dilemma der Freundschaft reagieren können. Er argumentiert, dass eine sozialphilosophische Kritik an den Pathologien der modernen Gesellschaft den Begriff der Freundschaft nicht ausreichend repolitisieren kann. Er plädiert daher für eine Repolitisierung des Freundschaftbegriffs im Sinne von Jacques Derrida, der sich mit den "unheimlichen" Implikationen der Freundschaft auseinandersetzt.
Schlüsselwörter
Der Essay beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Freundschaft, Politik, Privatheit, Repolitisierung, Logozentrismus, Dekonstruktion, Anerkennung, Pathologie, und Subjektivität. Er behandelt den Einfluss des Medien und der Populärkultur auf die Freundschaft, sowie die Problematik der "Bekenntnisfreundschaft". Darüber hinaus spielt das Werk von Jacques Derrida eine wichtige Rolle, insbesondere seine Analyse des Freundschaftbegriffs im Zusammenhang mit der "einen Seele in zwei Körpern".
- Arbeit zitieren
- Christian Müller (Autor:in), 2011, Zur Repolitisierung des Privaten in Jacques Derridas Denken der Freundschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199861