Die Hungernot in Kasachstan zählt auch heute noch, knapp zwanzig Jahre nach dem Ende des Sowjetregimes, zu den am wenigsten erforschten menschlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Die Gründe hierfür liegen zum Einen in der schwierigen Aktenzugänglichkeit, da viele relevante Dokumente noch unter Verschluss gehalten werden, zum Anderen in dem erst seit Mitte der 1990er Jahre aufkeimenden Interesse an einer Aufarbeitung des Geschehenen. Bis dahin hatte man die Hungersnot lediglich als unbedeutenden Nebeneffekt einer erfolgreichen Sowjetisierung angesehen.
Die Ursachen für die Hungersnot lassen sich auf zwei zentrale Punkte zurückführen. Auf der einen Seite die Bekämpfung des Kulakentums und die damit einhergehende Zwangskollektivierung, aber auch die schwierige Ausgangssituation und die damit verbundenen kulturellen und ethnischen Probleme, auf die die Sowjetführung im traditionellen Kasachstan der 1920er Jahre traf. Eine Integration der nomadisch lebenden Kasachen in die Sowjetgesellschaft war von vorneherein zum Scheitern verurteilt, da die russischen Machthaber wenig Rücksicht auf die Traditionen der einheimischen Bevölkerung nahmen und die Repressalien im Kampf gegen die Kulaken und zur Durchsetzung der Zwangskollektivierung, vertieften nur den Graben zwischen kasachischer Bevölkerung und der hauptsächlich russischstämmigen Obrigkeit, was schlussendlich zu gewalttätigem Widerstand der Kasachen führte.
Inwieweit der sowjetischen Führung eine Mitschuld, wenn nicht gar die alleinige Verantwortung, für die Hungersnot zuzuschreiben ist, wird ebenfalls zu erörtern sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage und Lebensweise der kasachischen Nomaden
- Bekämpfung des Kulakentums und Zwangskollektivierung
- Die Hungersnot in Kasachstan
- Die Rolle der Parteiführung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Hungersnot in Kasachstan zwischen 1928 und 1933. Ziel ist es, die Ursachen und Folgen dieser humanitären Katastrophe zu analysieren und die Rolle der sowjetischen Führung zu beleuchten. Dabei wird die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und die Entkulakisierung als zentrale Faktoren betrachtet.
- Die Lebensweise der kasachischen Nomaden und ihre Integration in die sowjetische Gesellschaft
- Die Bekämpfung des Kulakentums und die Zwangskollektivierung als Instrumente der Sowjetisierung
- Die Hungersnot als Folge der gescheiterten Kollektivierung und der Repressionen gegen die kasachische Bevölkerung
- Die Rolle der Parteiführung und die Verantwortung für die Hungersnot
- Die Folgen der Hungersnot für die kasachische Bevölkerung und die Entwicklung Kasachstans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Hungersnot in Kasachstan als eines der am wenigsten erforschten Ereignisse des 20. Jahrhunderts dar und beleuchtet die Gründe für die späte Aufarbeitung. Es werden zwei zentrale Ursachen für die Hungersnot benannt: die Zwangskollektivierung und die schwierige Ausgangssituation der kasachischen Nomaden.
Das Kapitel "Ausgangslage und Lebensweise der kasachischen Nomaden" beschreibt die traditionelle Lebensweise der Nomadenstämme und die Schwierigkeiten, die ihre Integration in die sowjetische Gesellschaft mit sich brachte. Die nomadische Lebensweise wurde als "rückständig" angesehen und durch die sowjetische Politik bewusst sabotiert, was zu gewaltsamen Erhebungen der Kasachen führte.
Das Kapitel "Bekämpfung des Kulakentums und Zwangskollektivierung" analysiert die sowjetische Politik der Entkulakisierung und die damit einhergehende Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Die Kulaken wurden zum Feindbild aufgebaut und systematisch verfolgt, während die Kollektivierung die traditionelle Lebensweise der Nomaden zerstörte und zu einem massiven Verlust von Viehbestand führte.
Das Kapitel "Die Hungersnot in Kasachstan" beschreibt die Folgen der Zwangskollektivierung und der unsachgemäßen Verwaltung der Kolchosen. Der Verlust von Viehbestand, die fehlende Erfahrung im Ackerbau und die überzogenen Abgaben führten zu einer katastrophalen Hungersnot, die die kasachische Bevölkerung in die Flucht trieb.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Hungersnot in Kasachstan, die Zwangskollektivierung, die Entkulakisierung, die kasachischen Nomaden, die Sowjetisierung, die Rolle der Parteiführung und die Folgen für die kasachische Bevölkerung. Der Text beleuchtet die Ursachen und Folgen der Hungersnot, die Rolle der sowjetischen Politik und die Verantwortung der Parteiführung für diese humanitäre Katastrophe.
- Arbeit zitieren
- René Feldvoß (Autor:in), 2011, Die Hungersnot in Kasachstan 1928 - 1933, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199617
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