Die Protagonisten des Wiener Aktionismus überschritten „Anfang der 1960er-Jahre die Gattungsgrenzen der Malerei zugunsten von Aktionen mit realen Körpern, Objekten und Substanzen in Raum und Zeit“ . Der Kunstbegriff wurde grundlegend hinterfragt und aufgebrochen.
Die Aktionisten interessierten sich in der Wiener Kunst für die Künstler, welche „körpersprachlichen Ausdruck als Seismografen und Indikator psychischen Erlebens thematisierten“ . Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Richard Gerstl waren in der Wiener Kunst wesentliche Bezugspunkte, weil diese Künstler Interesse hatten, in ihren Porträts über den körperlichen Ausdruck das Psychische zu erfassen und Mut zum Tabubruch aufbrachten. In der Nachkriegskunst fand vor allem die Malergruppe St. Stephan aufgrund ihrer abstrakten Malweise die Aufmerksamkeit der Aktionisten. Aber der wichtigste Bezugspunkt für die Aktionisten stellte Arnulf Rainer dar, weil er eine expressive Malweise verwendete und mit seinem Körper posierte, was er fotografisch und filmisch festhielt. Außer den informel - bzw. körpermotorischen Malern gab es noch zwei relevante Bewegungen, welche den Wirklichkeitsbegriff auch hinterfragten: Die Wiener Gruppe und die Wiener Formalfilmer. Die Wiener Gruppe und die Formalfilmer hatten keinen unmittelbaren Einfluss auf den Wiener Aktionismus, aber es gab ähnliche Ansätze , wodurch einige Zusammenarbeiten zustande kamen.
Die Aktionisten begannen in der Malerei. Aber sie mussten diese erweitern, um die Fläche, das Tafelbild, zum Raum zu öffnen. Worum ging es den Aktionisten und was zeichnet sie als solche aus? Im Folgenden soll diese Frage diskutiert werden.
Zunächst erfolgt eine Schilderung der Zeitumstände, in welcher die Aktionisten ihren Aufbruch starteten. Daran schließt sich die Beschreibung ausgewählter Aktionen der Hauptprotagonisten des Wiener Aktionismus an. Abschließend werden Ziel und Kernaussagen der Aktionisten dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Von der Malerei zum Aktionismus
- Die 1960er-Jahre – Die Zeit des Aufbruchs
- Ausgewählte Aktionen der Hauptprotagonisten des Wiener Aktionismus
- Hermann Nitschs „6. Aktion“ von 1964
- Günter Brus’ „Wiener Spaziergang“ von 1965
- Otto Muehls „Bodybuilding“ von 1965
- Rudolf Schwarzkoglers „Hochzeit“ von 1965
- Ziel und Kernaussagen der Wiener Aktionisten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Wiener Aktionismus, einer künstlerischen Bewegung, die in den 1960er Jahren in Österreich entstand. Im Fokus stehen die Aktionen der Hauptprotagonisten Hermann Nitsch, Günter Brus, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler, die Kunst durch radikale und oft provokative Aktionen neu definierten.
- Die Überwindung traditioneller Kunstformen und die Suche nach einer „direkten Wirklichkeit“
- Die Bedeutung des Körpers und der Psyche im künstlerischen Schaffen
- Die Rolle der Destruktion und des Rituals in der Kunst
- Der Konflikt zwischen den Aktionisten und der Gesellschaft
- Der Einfluss des Wiener Aktionismus auf spätere Künstlergenerationen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung – Von der Malerei zum Aktionismus
Die Einleitung skizziert den Ursprung des Wiener Aktionismus, der sich aus der Malerei entwickelte und die Gattungsgrenzen durch Aktionen mit realen Körpern und Objekten überschritt. Die Arbeit erläutert die wichtigsten Bezugspunkte der Aktionisten in der Wiener Kunst und Kunstgeschichte, darunter Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl, die Gruppe St. Stephan und Arnulf Rainer.
Die 1960er-Jahre – Die Zeit des Aufbruchs
Dieses Kapitel beleuchtet den historischen und gesellschaftlichen Kontext des Wiener Aktionismus. Die 1960er Jahre waren geprägt vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Wirtschaftswunder, sozialen Umwälzungen und dem Aufkommen neuer Lebensstile. Die Arbeit analysiert das politische und kulturelle Klima in Österreich und zeigt, wie die repressive Atmosphäre und die Verweigerung des Umdenkens in der Gesellschaft zu einer Radikalisierung der Kunstformen führten.
Ausgewählte Aktionen der Hauptprotagonisten des Wiener Aktionismus
Dieses Kapitel stellt ausgewählte Aktionen der Hauptprotagonisten des Wiener Aktionismus vor, darunter Nitschs „6. Aktion“, Brus’ „Wiener Spaziergang“, Muehls „Bodybuilding“ und Schwarzkoglers „Hochzeit“. Die Arbeit analysiert die jeweiligen Aktionen im Detail und geht auf die verwendeten Materialien, die Symbolik, die Rolle des Körpers und die Reaktion des Publikums ein.
Schlüsselwörter
Der Wiener Aktionismus ist gekennzeichnet durch die Verwendung von Körperlichkeit, Destruktion, Ritualen, Katharsis, Tabubrüchen, dem Streben nach „direkter Wirklichkeit“ und dem Einsatz von psychoanalytischen Theorien.
- Quote paper
- Carsten Lincke (Author), 2012, Der Wiener Aktionismus - Künstlerischer Protest zwischen Provokation und Selbstfindung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199557