Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem deutschen Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Da der
Begriff „Bürgertum“ ein ebenso schillernder wie vieldeutiger Begriff ist, muss zu Anfang
natürlich erst eine Definition des Wortes „Bürger“ und ein kleiner Überblick über seinen
Bedeutungswandel gegeben werden.
Dies geschieht vor allem in Anlehnung an die These Jürgen Kockas, dass das Bürgertum sich
als klassenübergreifende Gruppe vor allem durch eine gemeinsame Kultur auszeichnet. Im
Folgendem soll die Frage beantwortet werden, ob diese bürgerliche Kultur tatsächlich eine
verbindende Kultur war, die verschiedene Schichten zusammenbrachte, oder ob das, was wir
aus heutiger Sicht als „Bürgerkultur des 19. Jahrhunderts“ bezeichnen - die sichtbaren
architektonischen Hinterlassenschaften, aber auch das damalige kulturelle Angebot – nicht
allein in den Händen der städtischen Eliten lag, während die restliche Bevölkerung vom Kulturangebot
ausgeschlossen wurde.
Die Ausführungen und Beispiele beziehen sich dabei alle auf das deutsche Bürgertum – sie
gelten also nicht zwangsläufig für das Bürgertum anderer Staaten, auch wenn zwischen diesen
gewiss Parallelen gibt. Das Blickfeld richtet sich hierbei vor allem auf das 19. Jahrhundert,
allerdings muss zur Darstellung des Gesamtzusammenhangs manchmal bis zum Spätmittelalter
vorgegriffen werden. Um die Entwicklungstendenzen des späten Bürgertums aufzuzeigen,
wird im letzten Kapitel auch das 20. Jahrhundert kurzzeitig gestreift, jedoch soll vorliegende
Arbeit nicht den gesamten Auflöseprozess und die Krisen des Bürgertums in der
Weimarer Republik und im Nationalsozialismus darstellen, so dass es dort bei einer eher
oberflächlichen Betrachtung verbleibt.
Aufgrund dieses eng gesteckten thematischen Rahmens werden solche Themen, wie der
wachsende Nationalismus im späten 19. Jahrhundert oder die „Deutsche Sonderweg“-These
ausgespart. Stattdessen bildet die Frage nach der Aufgabe von Kultur im städtischen Leben
den Mittelpunkt dieser Arbeit:
„Bürgerkultur“ als verbindende Kultur aller Bürger, „Bürgerkultur“ als distinktive Kultur
einer Elite“ ?1
1 Aus der Einleitung der von Dieter Hein und Andreas Schulz herausgegebenen Sammelschrift „Bürgerkultur im
19. Jahrhundert. Bildung, Kunst und Lebenswelt.“ Hrsg. von Dieter Hein und Andreas Schulz. München: Beck,
1996, S. 26
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Begriff des „Bürgers“
- III. Kultur und Bürgerkultur
- IV. Beispiele der Kulturentwicklung im 19. Jahrhundert
- 1) Vereine, Clubs und Dilettanten:
- 2) Entstehung einer eigenen Theaterkultur :
- V. Repräsentation der Bürgerkultur
- VI. Auflöseerscheinungen innerhalb des Bürgertums
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das deutsche Bürgertum des 19. Jahrhunderts und untersucht die Frage, ob es sich bei der bürgerlichen Kultur um eine verbindende Kraft für verschiedene Gesellschaftsschichten handelte oder ob sie vorrangig die Interessen einer städtischen Elite repräsentierte.
- Definition des Begriffs „Bürger“ und seine Entwicklung im 19. Jahrhundert
- Analyse der bürgerlichen Kultur und ihrer Ausprägungen
- Untersuchung der Rolle von Vereinen, Clubs und Theater in der bürgerlichen Kultur
- Beurteilung der Repräsentationsfunktion der Bürgerkultur
- Analyse von Auflöseerscheinungen innerhalb des Bürgertums
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fokus der Arbeit auf die Frage nach der verbindenden oder elitären Funktion der bürgerlichen Kultur im 19. Jahrhundert dar. Kapitel II beleuchtet die Entwicklung des Begriffs „Bürger“ und seine verschiedenen Bedeutungen im Kontext der ständischen Ordnung und des aufkommenden Kapitalismus. In Kapitel III werden Kultur und Bürgerkultur definiert und verschiedene Aspekte der kulturellen Entwicklung im 19. Jahrhundert analysiert. Kapitel IV liefert konkrete Beispiele für diese Entwicklung, wobei Vereine, Clubs und die Entstehung einer eigenen Theaterkultur im Mittelpunkt stehen. Kapitel V beschäftigt sich mit der Repräsentationsfunktion der Bürgerkultur. Schließlich behandelt Kapitel VI Auflöseerscheinungen innerhalb des Bürgertums.
Schlüsselwörter
Bürgertum, Bürgerkultur, 19. Jahrhundert, Ständische Ordnung, Kapitalismus, Vereine, Theater, Repräsentation, Elite, Auflöseerscheinungen, Kultur, Bildungsbürgertum.
- Quote paper
- Marcel Egbers (Author), 2002, Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Verbindende Kultur oder Repräsentant einer Elite?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19916