Die Recherche für diese Arbeit war einerseits schwer, weil ich fast vergeblich und lange nach Literatur und Quellen gesucht habe. Andererseits leicht, weil ich dann, im Vergleich zu anderen möglichen Themen, ziemlich wenig lesen musste. Die männliche Prostitution als gesellschaftliches Phänomen und soziologische Kategorie ist, im Gegensatz zur weiblichen Prostitution, nur wenig erforscht. Die Bücher über Homosexualität erwähnen zwar die Prostitution unter Homosexuellen, aber behandeln sie nicht ausführlich. Es scheint, als ob die männliche Prostitution schon immer ein Tabuthema im Tabu war. Das erste Tabu ist die Prostitution selbst, das Zweite sind Männer, die sich prostituieren und Männer, die als Kunde auftreten. Fachleute behaupten2, dass man Themen wie Sexualmoral, männliche Sozialisation, sexuelle Identität, Geschlechterverhalten, Bisexualität, Homosexualität, Gewalt und Macht, Migration, Pädophilie, Suchtverhalten oder Menschenhandel mitbedenken muss, wenn man sich mit männlicher Prostitution befasst. Männliche Prostitution hat in jeder Gesellschaft eine Ventilfunktion, „sie ist eine Art informeller Protest gegen die herrschende (Sexual)Moral und ihre anerkannten Beziehungsmuster (Heterosexualität, Monogamie) und das Geschlechterverhalten.“3 In der Gesellschaft ist männliche Prostitution noch immer nicht als Beruf anerkannt. Männliche Prostituierte haben immer noch keine Kranken- und Sozialversicherungsmöglichkeit und auch ein gültiger Vertragsabschluss mit den Kunden ist unmöglich, während weibliche Prostituierte diese Rechte, zumindest in Deutschland, bereits inne haben. Nach Foucault4 hat die männliche Prostitution für den sich prostituierenden Mann schon im alten Griechenland gesellschaftliche Nachteile mit sich gebracht. Männern, die sich prostituierten, wurden mehrere bürgerliche Rechte versagt und auch das Ausüben verschiedener Ämter war für sie gesetzlich verboten. Währenddessen galt die von Frauen ausgeübte Prostitution im klassischen Griechenland als natürlichste Sache der Welt. Die Bordelle, im heutigen Sinn, lassen sich auf die griechischen, öffentlichen Häuser zurückzuführen. Das Besuchen solcher Häuser galt als normal. Die homosexuelle und hauptsächlich bisexuelle Liebe hatte einen gesellschaftlich hochangesehenen Status.
Inhaltsverzeichnis
- I. Die männliche Prostitution – Tabu im Tabu
- I.a. Einleitung
- I.b. Arten der männlichen Prostitution
- I.c. Die Frage der Authentizität – Potenz
- II. Filmbeispiele: Die männliche Prostitution im Film – Ein vernachlässigtes Motiv?
- II.a. In der Hauptrolle: Beruflich & Privat
- II.b. In der Nebenrolle: als Opfer des Milieus
- III. „Ich schlage vor, wir kommen jetzt auch zum Geschäft.“ Hans in „My own private Idaho" - Einzelne Filmanalysen
- III.a. Ein Mann für gewisse Stunden (American Gigolo) Paul Schrader, USA, 1979
- III.a.1. Einstieg
- III.a.2. Freiheit
- III.a.3. Die nicht vorhandenen, erotische Szenen - Frage der Authentizität
- III.a.4. Trennung von Privatem und Beruflichem
- III.b. Asphalt Cowboy (Midnight Cowboy) John Schlesinger, USA, 1969
- III.b.1. Der Möchtegern“- Call-Boy
- III.b.2. Psychische Probleme der Vorgeschichte – Weitere Erinnerungs- und Traumbilder
- III.b.3. Road Movie - Weitere Erinnerungs- und Traumbilder
- III.b.4 Letzte Road Movie Sequenz ohne Erinnerungsbilder - Leitmotiv Männerfreundschaft - die wahre Liebe?
- III.c. Die flambierte Frau; Rober van Ackeren, BRD, 1983
- III.c.1 Das Berufsbild männlicher und weiblicher Prostituierter
- III.c.2 Prostituierter mit Prostituierte - Trennung von Privatem und Beruflichem
- III.c.3 Darstellung des Scheiterns der Liebe – Warum ist eine Rettung nicht möglich?
- III.d. My own private Idaho (Das Ende der Unschuld) Gus van Sant, USA 1991
- III.d.1 Der Stricher – das Milieu
- III.d.2 Die Freier - Frage der Authentizität
- III.d 3 Männerfreundschaft und Homosexualität als Leitmotiv
- III.d.4 Psychische Probleme der Vorgeschichte – Erinnerungsbilder beim Sex
- Darstellung männlicher Prostitution im Film
- Soziale und gesellschaftliche Tabuisierung der männlichen Prostitution
- Vergleich der filmischen Inszenierungen mit soziologischen Aspekten
- Analyse der Motive und Charaktere in den ausgewählten Filmen
- Die Frage der Authentizität in der filmischen Darstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Darstellung männlicher Prostitution in ausgewählten Filmen. Ziel ist es, die filmische Behandlung dieses oft vernachlässigten Themas zu analysieren und die dargestellten Aspekte mit gesellschaftlichen Realitäten und Tabuisierungen zu vergleichen.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Die männliche Prostitution – Tabu im Tabu: Dieses Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten der Recherche zum Thema männliche Prostitution aufgrund seiner gesellschaftlichen Tabuisierung. Es wird auf den Mangel an wissenschaftlicher Literatur hingewiesen und die komplexen soziologischen Aspekte wie Sexualmoral, männliche Sozialisation und sexuelle Identität diskutiert. Der Text vergleicht die gesellschaftliche Akzeptanz weiblicher und männlicher Prostitution und verweist auf historische und gesellschaftliche Kontexte, die zur andauernden Tabuisierung männlicher Prostitution beitragen.
II. Filmbeispiele: Die männliche Prostitution im Film – Ein vernachlässigtes Motiv?: Dieses Kapitel dient als Einleitung zur Filmanalyse und stellt die Frage nach der filmischen Darstellung männlicher Prostitution als vernachlässigtes Motiv. Es werden zwei Hauptrollen der männlichen Prostitution im Film herausgestellt: zum einen die Hauptrolle, in der der Beruf und das Privatleben des Protagonisten thematisiert werden, zum anderen die Nebenrolle, in der der Prostituierte als Opfer seines Umfelds erscheint.
III. „Ich schlage vor, wir kommen jetzt auch zum Geschäft.“ Hans in „My own private Idaho" - Einzelne Filmanalysen: In diesem Kapitel werden vier Filme ("American Gigolo", "Midnight Cowboy", "Die flambierte Frau", "My Own Private Idaho") im Detail analysiert. Jeder Film wird hinsichtlich seiner Darstellung der männlichen Prostitution, der Charaktere und ihrer Motive untersucht und mit den im ersten Kapitel beschriebenen gesellschaftlichen Aspekten in Verbindung gesetzt. Die Analysen fokussieren sich auf die unterschiedlichen Facetten der männlichen Prostitution (Beruf, Privatleben, Beziehungen, psychische Probleme) und wie diese im jeweiligen Film dargestellt werden.
Schlüsselwörter
Männliche Prostitution, Film, Filmanalyse, Tabu, Soziologie, Homosexualität, Heterosexualität, Sexualmoral, Männerbilder, gesellschaftliche Akzeptanz, Authentizität, "American Gigolo", "Midnight Cowboy", "Die flambierte Frau", "My Own Private Idaho".
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Darstellung männlicher Prostitution im Film
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert die Darstellung männlicher Prostitution in ausgewählten Filmen. Sie untersucht, wie dieses oft vernachlässigte Thema filmisch behandelt wird und vergleicht die dargestellten Aspekte mit gesellschaftlichen Realitäten und Tabuisierungen.
Welche Filme werden analysiert?
Die Arbeit analysiert detailliert vier Filme: "American Gigolo", "Midnight Cowboy", "Die flambierte Frau" und "My Own Private Idaho".
Welche Aspekte der männlichen Prostitution werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf verschiedene Facetten der männlichen Prostitution, darunter die Darstellung des Berufs, des Privatlebens, der Beziehungen, psychischer Probleme und die Frage der Authentizität in der filmischen Darstellung. Es wird auch der Unterschied zwischen der Haupt- und Nebenrolle des männlichen Prostituierten im Film betrachtet.
Wie werden die Filme analysiert?
Die Filmanalysen untersuchen die Charaktere und Motive in den einzelnen Filmen und setzen diese in Beziehung zu den im ersten Kapitel beschriebenen gesellschaftlichen Aspekten. Die Analysen betrachten die unterschiedlichen Arten der Darstellung männlicher Prostitution und die damit verbundenen gesellschaftlichen Tabus.
Welche gesellschaftlichen Aspekte werden berücksichtigt?
Die Arbeit beleuchtet die gesellschaftliche Tabuisierung der männlichen Prostitution, den Mangel an wissenschaftlicher Literatur zu diesem Thema, und diskutiert komplexe soziologische Aspekte wie Sexualmoral, männliche Sozialisation und sexuelle Identität. Sie vergleicht die gesellschaftliche Akzeptanz von weiblicher und männlicher Prostitution und untersucht die historischen und gesellschaftlichen Kontexte, die zur andauernden Tabuisierung beitragen.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Kapitel I behandelt die männliche Prostitution als Tabuthema und die damit verbundenen Schwierigkeiten der Recherche. Kapitel II führt in die Filmanalyse ein und stellt die Frage nach der filmischen Darstellung männlicher Prostitution als vernachlässigtes Motiv. Kapitel III enthält die Einzelanalysen der vier ausgewählten Filme.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Männliche Prostitution, Film, Filmanalyse, Tabu, Soziologie, Homosexualität, Heterosexualität, Sexualmoral, Männerbilder, gesellschaftliche Akzeptanz, Authentizität, "American Gigolo", "Midnight Cowboy", "Die flambierte Frau", "My Own Private Idaho".
Was ist die Zielsetzung der Hausarbeit?
Die Zielsetzung ist es, die filmische Behandlung der männlichen Prostitution zu analysieren und die dargestellten Aspekte mit gesellschaftlichen Realitäten und Tabuisierungen zu vergleichen. Es soll untersucht werden, wie die männliche Prostitution in den ausgewählten Filmen dargestellt wird und welche Botschaften diese Darstellungen vermitteln.
Wo finde ich weitere Informationen zum Thema?
Die Hausarbeit verweist auf die Schwierigkeiten, wissenschaftliche Literatur zum Thema männliche Prostitution zu finden, aufgrund der gesellschaftlichen Tabuisierung.
- Quote paper
- Gertrud Czinki (Author), 2003, Darstellung der männlichen Prostitution im Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19889