Die Betrachtung kultureller Phänomene kann in der Soziologie auf die Entwicklung eines eigenständigen Forschungsstrangs zurückblicken, der sich auf Grund verschiedener geistesgeschichtlicher Einflüsse und sozialstruktureller Bedingungen, wie die Entstehung der Massengesellschaft und des industriellen Kapitalismus, bereits im 18. Jahrhundert herauskristallisierte und stetig weiterentwickelte.
Die Behandlung der Kulturfrage spielt jedoch nicht nur auf gesamtgesellschaftlicher Ebene eine Rolle, sondern gewinnt auch auf der speziellen Ebene der Organisation an Bedeutung. Der Begriff der Organisationskultur lenkt den Blick von dem instrumentalisierten Unternehmensmitglied, welches unter der Zurückstellung eigener Wünsche, Bedürfnisse und Ansprüche seinen Beitrag zur Zielerreichung leisten soll, auf Phänomene, die scheinbar keine Relevanz hinsichtlich der unternehmerischen Zielerreichung besitzen.
Durch die Erkenntnis der Grenzen rationaler und technokratischer Unternehmensführung kommt es zu einer schwindenden Bedeutung quantitativer Schlüsselgrößen zugunsten einer Aufwertung qualitativer Merkmale hinsichtlich des Unternehmenserfolgs. Angesichts der Grenzen der Rationalität und der schwindenden Identifikations- und Bindekräfte werden nun neue Identifikations- und Motivationsquellen benötigt, um den Unternehmenserfolg in einer Situation zunehmender Wirtschaftsprobleme zu sichern. Der postulierte Zusammenhang zwischen der Organisationskultur und dem Unternehmenserfolg wird in dieser Arbeit untersucht.
Die Hauptthese und die daraus abzuleitenden Untersuchungsfragen ergeben sich durch den Bezug auf eine Auffassung hinsichtlich der Organisationskulturthematik, die vor allem managementtheoretischen Konzepten entlehnt sind. Es soll von der These ausgegangen werden, dass die Organisationskultur den Unternehmenserfolg maßgeblich positiv beeinflusst. Zur Überprüfung der angeführten These werden die damit eng verknüpften Leitfragen beantwortet, welchen Stellenwert die Auffassung der starken Kulturen besitzt und welche mutmaßlichen Funktionen sie erfüllen, ob eine Organisationskultur hinsichtlich der Erfüllung ihrer Funktionen aktiv gestaltet werden kann und welche Bedeutung der Organisationskultur in Bezug auf den Unternehmenserfolg nun letztendlich zukommt.
Durch eine kritische Herangehensweise und eine vergleichende Darstellung unterschiedlicher Auffassungen sollen diese Fragen beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Was ist eine Organisation? Eine Begriffseingrenzung als Basis für das Verständnis der vorliegenden Arbeit
- 2.1 Definition der Organisation
- 2.1.1 Organisationsziele
- 2.1.2 Formale Struktur
- 2.1.3 Informale Struktur
- 2.1.4 Mitglieder
- 3. Organisationskultur und ihre theoretische Einbettung
- 3.1 Von der wissenschaftlichen Betriebsführung nach Taylor zur Human Relations Bewegung
- 3.1.1 Die wissenschaftliche Betriebsführung nach Frederick Winslow Taylor
- 3.1.2 Die Human Relations Bewegung
- 4. Organisationskultur: Definition und Bedeutung
- 4.1 Verschiedene Ansätze der Organisationskultur
- 4.1.1 Der Variablen-Ansatz
- 4.1.2 Der Metaphern-Ansatz
- 4.1.3 Die dynamische Perspektive: Das Organisationskulturmodell nach Schein
- 5. Starke Kulturen und ihre Funktionen
- 5.1 Starke und schwache Kulturen
- 5.2 Funktionen der Organisationskultur
- 5.2.1 Die Integrationsfunktion
- 5.2.2 Die Koordinationsfunktion
- 5.2.3 Die Motivationsfunktion
- 6. Ein Rekurs auf die drei Ansätze der Organisationskultur zur veranschaulichenden Darstellung ihrer Gestaltungsmöglichkeiten
- 6.1 Organisationskultur als Managementaufgabe: Der Variablen-Ansatz nach Peters und Waterman
- 6.2 Organisationskultur als Realitätskonstruktion: Der Metaphern-Ansatz
- 6.3 Kulturbewusstes Management als Ausweg? Die dynamische Perspektive
- 7. Organisationskultur als Erfolgsfaktor? Eine empirische Prüfung
- 7.1 Starke Kulturen und kulturelle Anpassungsfähigkeit als Erfolgsfaktoren: Eine empirische Prüfung nach Kotter und Heskett
- 7.2 Die kulturelle Lücke: Eine empirische Studie nach Wittel
- 8. Kritische Würdigung der vorgestellten Ansätze
- 9. Organisationskultur: Ein systemtheoretisches Modell
- 9.1 Autopoiesis
- 9.2 Operative Schließung und System-/Umweltdifferenz
- 9.3 Beobachtung
- 9.4 Kommunikation als Operation sozialer Systeme
- 9.5 Entscheidung als Operation von Organisationen
- 9.6 Organisationskultur aus systemtheoretischer Perspektive
- 10. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht kritisch, inwieweit Organisationskultur als Erfolgsfaktor betrachtet werden kann. Die Arbeit beleuchtet verschiedene theoretische Ansätze zur Organisationskultur und prüft diese empirisch. Der Fokus liegt auf dem Verständnis von Organisationskultur und ihren Funktionen innerhalb von Organisationen.
- Definition und verschiedene theoretische Ansätze von Organisationskultur
- Funktionen von starken Organisationskulturen
- Empirische Überprüfung des Zusammenhangs zwischen Organisationskultur und Unternehmenserfolg
- Kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Theorien und Modellen
- Systemtheoretische Betrachtung der Organisationskultur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Organisationskultur ein und beschreibt den historischen Kontext der kultursoziologischen Forschung. Sie betont die Bedeutung kultureller Aspekte im organisationalen Kontext und hebt den Fokus auf die Frage nach Organisationskultur als Erfolgsfaktor hervor. Der Übergang von rein zweckrationalen Organisationsbetrachtungen hin zu einem Verständnis, das soziale und werteorientierte Gefüge einbezieht, wird thematisiert. Der informelle Charakter von Organisationskultur wird angesprochen.
2. Was ist eine Organisation? Eine Begriffseingrenzung als Basis für das Verständnis der vorliegenden Arbeit: Dieses Kapitel legt die Grundlage für die Arbeit, indem es den Begriff „Organisation“ präzisiert. Es definiert Organisationen anhand ihrer Ziele, formalen und informalen Strukturen sowie ihrer Mitglieder. Diese Definition dient als Ausgangspunkt für die spätere Auseinandersetzung mit Organisationskultur. Die verschiedenen Aspekte der Organisationsstruktur bilden ein wichtiges Fundament für das Verständnis des Einflusses der Kultur auf die Organisation.
3. Organisationskultur und ihre theoretische Einbettung: Dieses Kapitel zeichnet die Entwicklung des Verständnisses von Organisationskultur nach. Es beginnt mit der wissenschaftlichen Betriebsführung nach Taylor und beschreibt den Paradigmenwechsel zur Human-Relations-Bewegung. Dieser Abschnitt analysiert die Entwicklung des Denkens über Arbeit und Organisationen, von einem rein instrumentellen Ansatz hin zu einem, der die menschlichen Faktoren stärker berücksichtigt. Die Entwicklung legt die Basis für ein differenziertes Verständnis der Organisationskultur.
4. Organisationskultur: Definition und Bedeutung: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Ansätze zur Definition und Bedeutung von Organisationskultur. Es werden der Variablen-, der Metaphern- und der dynamische Ansatz nach Schein vorgestellt und miteinander verglichen. Jeder Ansatz bietet eine einzigartige Perspektive auf die Komplexität von Organisationskultur und ihre vielschichtigen Facetten. Die unterschiedlichen Perspektiven tragen zum umfassenden Verständnis der Thematik bei.
5. Starke Kulturen und ihre Funktionen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Eigenschaften starker und schwacher Organisationskulturen und ihren Funktionen. Die Integrations-, Koordinations- und Motivationsfunktionen werden detailliert erläutert und ihre Bedeutung für den Unternehmenserfolg analysiert. Der Zusammenhang zwischen starken Kulturen und erhöhter Effektivität wird untersucht, wobei der Einfluss auf die Mitarbeitermotivation im Fokus steht.
6. Ein Rekurs auf die drei Ansätze der Organisationskultur zur veranschaulichenden Darstellung ihrer Gestaltungsmöglichkeiten: Dieses Kapitel wendet die drei zuvor beschriebenen Ansätze (Variablen-, Metaphern- und dynamischer Ansatz) auf die Gestaltung von Organisationskultur an. Es werden konkrete Beispiele und Fallstudien herangezogen, um die praktischen Implikationen der verschiedenen Ansätze zu veranschaulichen. Die Kapitel zeigen auf, wie Organisationen ihre Kultur aktiv gestalten können.
7. Organisationskultur als Erfolgsfaktor? Eine empirische Prüfung: In diesem Kapitel werden empirische Studien herangezogen, um den Zusammenhang zwischen Organisationskultur und Unternehmenserfolg zu untersuchen. Die Arbeiten von Kotter und Heskett sowie Wittel werden analysiert und ihre Ergebnisse kritisch bewertet. Die empirischen Befunde liefern wichtige Evidenz für die These, ob Organisationskultur tatsächlich einen Erfolgsfaktor darstellt.
8. Kritische Würdigung der vorgestellten Ansätze: Dieses Kapitel bietet eine kritische Reflexion der in den vorherigen Kapiteln vorgestellten Ansätze zur Organisationskultur. Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle werden diskutiert und die Grenzen ihrer Anwendbarkeit aufgezeigt. Die kritische Würdigung trägt zu einem differenzierten Gesamtbild bei.
9. Organisationskultur: Ein systemtheoretisches Modell: Dieses Kapitel präsentiert ein systemtheoretisches Modell der Organisationskultur. Es werden Konzepte wie Autopoiesis, operative Schließung und Kommunikation im Kontext von Organisationen erläutert. Der systemtheoretische Ansatz bietet eine alternative Perspektive auf Organisationskultur und ihre Dynamik.
Schlüsselwörter
Organisationskultur, Erfolgsfaktor, theoretische Ansätze, empirische Prüfung, starke Kulturen, schwache Kulturen, Human Relations, Taylorismus, Systemtheorie, Autopoiesis, Unternehmenskultur, Management.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Organisationskultur als Erfolgsfaktor?
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht kritisch, inwieweit Organisationskultur als Erfolgsfaktor für Unternehmen betrachtet werden kann. Sie beleuchtet verschiedene theoretische Ansätze zur Organisationskultur und prüft diese empirisch. Der Fokus liegt auf dem Verständnis von Organisationskultur und ihren Funktionen innerhalb von Organisationen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und verschiedene theoretische Ansätze von Organisationskultur, Funktionen von starken Organisationskulturen, empirische Überprüfung des Zusammenhangs zwischen Organisationskultur und Unternehmenserfolg, kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Theorien und Modellen sowie eine systemtheoretische Betrachtung der Organisationskultur.
Welche theoretischen Ansätze zur Organisationskultur werden vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert und vergleicht verschiedene Ansätze zur Organisationskultur, darunter den Variablen-Ansatz, den Metaphern-Ansatz und den dynamischen Ansatz nach Schein. Diese Ansätze werden hinsichtlich ihrer Gestaltungsmöglichkeiten und praktischen Implikationen diskutiert.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Organisationskultur und Unternehmenserfolg untersucht?
Der Zusammenhang zwischen Organisationskultur und Unternehmenserfolg wird anhand empirischer Studien untersucht. Die Arbeiten von Kotter und Heskett sowie Wittel werden analysiert und ihre Ergebnisse kritisch bewertet. Die empirische Prüfung liefert Evidenz für die These, ob Organisationskultur tatsächlich einen Erfolgsfaktor darstellt.
Welche Rolle spielt die Systemtheorie in der Arbeit?
Die Arbeit präsentiert ein systemtheoretisches Modell der Organisationskultur, das Konzepte wie Autopoiesis, operative Schließung und Kommunikation im Kontext von Organisationen erläutert. Der systemtheoretische Ansatz bietet eine alternative Perspektive auf Organisationskultur und ihre Dynamik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, beginnend mit einer Einleitung und einer Begriffsbestimmung von „Organisation“. Es folgen Kapitel zur theoretischen Einbettung der Organisationskultur, zur Definition und Bedeutung von Organisationskultur, zu starken Kulturen und ihren Funktionen, zur Gestaltung von Organisationskultur anhand der verschiedenen Ansätze, zur empirischen Prüfung des Zusammenhangs zwischen Organisationskultur und Erfolg, einer kritischen Würdigung der vorgestellten Ansätze, einem systemtheoretischen Modell und schließlich einem Fazit.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Organisationskultur, Erfolgsfaktor, theoretische Ansätze, empirische Prüfung, starke Kulturen, schwache Kulturen, Human Relations, Taylorismus, Systemtheorie, Autopoiesis, Unternehmenskultur und Management.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die die Kernaussagen und Ergebnisse jedes Kapitels prägnant zusammenfasst.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Personen, die sich akademisch mit dem Thema Organisationskultur auseinandersetzen möchten, insbesondere an Studierende und Wissenschaftler im Bereich der Organisationsforschung, des Managements und der Soziologie.
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- Nina Montag (Author), 2009, Organisationskultur als Erfolgsfaktor?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198445