Der vorliegende Beitrag versucht sich an einer vorläufigen Bestimmung des Phänomens Esoterik aus praktisch-theologischer Sicht. Dafür wird zunächst die religionswissenschaftliche Debatte um den Begriff in ihren Grundzügen skizziert, bevor folgende Arbeitshypothese aufgestellt wird: Esoterisches liegt u.a. dann vor, wenn der Anspruch erhoben wird, eine Weltanschauung als Alternative oder als Ergänzung in Relation zu Religion/Spiritualität und Naturwissenschaft zu vertreten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Esoterik? Eine Arbeitshypothese
Einleitung
Erste Annäherungsversuche
Religionswissenschaftliche Bestimmungsversuche
Eine erste Erkenntnis: Aufklärung und Esoterik
Diskussion
Arbeitshypothese: die „Esoterik“ und das „Esoterische“
Was ist Esoterik? Eine Arbeitshypothese
Zusammenfassung:
Der vorliegende Beitrag versucht sich an einer vorläufigen Bestimmung des Phänomens Esoterik aus praktisch-theologischer Sicht. Dafür wird zunächst die religionswissenschaftliche Debatte um den Begriff in ihren Grundzügen skizziert, bevor folgende Arbeitshypothese aufgestellt wird: Esoterisches liegt u.a. dann vor, vor der Anspruch erhoben wird, eine Weltanschauung als Alternative oder als Ergänzung in Relation zu Religion/Spiritualität und Naturwissenschaft zu vertreten.
Einleitung
Dorothea Lüddeckens und Rafael Walthert haben den Begriff der „fluiden Religion“ ins Spiel gebracht.[1] Sie vertreten die These, „dass in Religionen im westeuropäischen Kontext dauerhafte und umfassende Zugehörigkeiten zunehmend durch unverbindliche, zeitlich beschränkte und spezifischere Beteiligungen abgelöst werden, zentrale Vorgaben und Hierarchien an umfassender Bedeutung verlieren und die Religiosität der Individuen durch eine Vielzahl sozialer Beziehungen und eine diesbezügliche Dynamik geprägt wird. Dieser wachsenden Mobilität auf der individuellen Ebene entspricht auf der Seite der religiösen Anbieter eine wachsende Vielfalt und eine Öffnung für Beteiligungen, die nicht auf umfassender Zugehörigkeit basieren.“ (10)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dahinter stehe die These, „dass gemeinschaftliche, auf Gemeinsamkeit beruhende Formen des Sozialen, zunehmend durch gesellschaftliche, auf Ungleichheit basierende ersetzt werden“. (11)
Wie Lüddeckens und Walthert zeigen, beziehen sich die in ihrem Band herausgegebenen Beiträge zur fluiden Religion gerade auch auf „Neue Religiöse Bewegungen“ (vgl. 9ff.), die oftmals als besonders bindungsintensiv betrachtet werden.
Erste Annäherungsversuche
Bereits seit längerer Zeit ist deutlich, dass eine Bestimmung der Esoterik nicht über die Bedeutung des Begriffs selbst zu leisten ist. Dieser begegnet vermutlich zum ersten Mal als Substantiv in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[2] Seine vordergründige Bedeutung, etwa im Sinne von „innerlich“ (griech. esoterikós), soll sich entweder auf „innerseelische“ Vorgänge beziehen oder darauf, dass nur ein auserwählter, „innerer Kreis“ Kenntnis davon habe.[3] Beide Bestimmungen greifen jedoch zu kurz: Esoterische Praktiken können den innerseelischen Bereich sehr wohl transzendieren; und bei einem Marktanteil von 15% am Umsatz des deutschen Buchmarktes etwa im Jahr 2007 kann kaum noch von einem Randphänomen gesprochen werden.[4]
Auch die in kulturwissenschaftlicher Forschung übliche Herangehensweise im Sinne eine Differenzierung von emischer und etischer Perspektive (i.e. Innen- und Außensicht) führt im Falle des Begriffs Esoterik nicht zu eindeutigen Bestimmungen. Einerseits könnte der Begriff insofern als ein genuin emischer begriffen werden, als er u.a. um 1870 beim Okkultisten Eliphas Lévi (1810-1875) im Sinne einer Sammelbezeichnung begegnet. Andererseits würden nicht wenige Vertreter eines Ansatzes, der von Außenstehenden als „esoterisch“ wahrgenommen werden kann, diesen Begriff im Sinne einer Selbstbezeichnung ablehnen. Andere wiederum rekurrieren bewust darauf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Schwierigkeiten einer Definition des Begriffs hängen wohl auch damit zusammen, dass es sich bei der „Esoterik“ letztlich um ein Konstrukt der Neuzeit handelt. Dass man zu dieser Zeit „für die vielfältigen Okkultpraktiken und Geheimlehren der Vergangenheit solche Sammelbegriffe wie 'Esoterik' und 'Okkultismus' prägte, zeigt bereits eine gewisse Ideologisierung an. So nimmt man hinter den Einzel -Praktiken der magisch-okkulten Tradition eine einheitliche Weltanschauung an. Seit Lévi und Blavatsky ist man es gewohnt, diese okkulte bzw. esoterische Weltanschauung dem modernen, abstrakten, rationalen Denken als 'ganzheitliches Denken', als 'Ur-Weisheit' der Menschheit entgegenzusetzen – gewissermaßen als 'Alternative' oder 'Dritten Weg' sowohl gegenüber der modernen Wissenschaft als auch gegenüber der traditionellen christlichen Religionen [Kursivsetzung im Original, HF]“.[5]
Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass die Esoterik heute eine stark kommerzialisierte Seite hat, man denke an esoterische Anbieter von „Waren, Seminaren oder Reisen und ein dementsprechendes Publikum von Esoterik-Konsumenten“.[6]
[...]
[1] Dorothea Lüddeckens, Rafael Walthert, Fluide Religion: Eine Einleitung, in: Dorothea Lüddeckens, Rafael Walthert (Hg.), Fluide Religion. Neue religiöse Bewegungen im Wandel. Theoretische und empirische Systematisierungen, 2010.
[2] Vgl. Monika Neugebauer-Wölk, Der Esoteriker und die Esoterik: Wie das Esoterische im 18. Jahrhundert zum Begriff wird und seinen Weg in die Moderne findet, Aries 10 (2), 2010, 217-231.
[3] Vgl. Christoph Bochinger, New Age und moderne Religion, 1994, 374f.
[4] Vgl. www.funkkolleg-religion.de/material/24-selbstbedienung/ (Stand: 28.2.2011)
[5] Horst Reller, Hans Krech, Matthias Kleiminger (Hg.), Handburch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, Gütersloh, 20005, 503.
[6] Ebd. 505. Diesen Aspekt beleuchtet näher auch Matthias Pöhlmann, Im Kraftstrohm göttlicher Energien. Erscheinungsformen und Hintergründe moderner Esoterik, in: Reinhard Hempelmann, Matthias Pöhlmann, Estoerik als Trend. Phänomene – Analysen – Einschätzungen, EZW-Texte 198, 2008, 5-40.
- Quote paper
- Haringke Fugmann (Author), 2012, Was ist Esoterik? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198271
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