Bei der Analyse der Europäischen Integration kann man sich mitunter zweier Theorien bedienen, die einerseits höchst unterschiedliche Sichtweisen einnehmen und sich gegenseitig widersprechen, sich aber andererseits gegenseitig ergänzen und miteinander vereint ein probates Mittel darstellen, um den Europäischen Integrationsprozess zu erklären. Die Rede ist vom Neofunktionalismus auf der einen und vom Intergouvernementalismus auf der anderen Seite. Im folgenden soll versucht werden, die wichtigsten Aspekte beider Theorien in vergleichender Weise darzustellen. Aus didaktischen Gründen soll das Gewicht dabei klar auf Seiten der erstgenannten Theorie liegen. Untersucht werden zunächst die jeweiligen Motive für die Integration, gefolgt von den Akteuren, die bei der jeweiligen Theorie im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, und abschließend der entsprechende Integrationsprozess selbst. Auf der Basis der erarbeiteten Ergebnisse sollen letztlich die Hauptkritikpunkte am Neofunktionalismus und eine mögliche Verbindung zwischen Neofunktionalismus und Intergouvernementalismus dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Die Akteure
- Die Motive
- Der Prozess
- Kritik am Neofunktionalismus
- Eine Brücke zwischen Intergouvernementalismus und Neofunktionalismus
- Abschließende Bemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit den Integrationstheorien des Neofunktionalismus und des Intergouvernementalismus und untersucht die jeweiligen Motive für die Integration, die Akteure, die im Zentrum der Betrachtung stehen, sowie den Integrationsprozess selbst. Der Fokus liegt dabei auf dem Neofunktionalismus, während der Intergouvernementalismus als Vergleichspunkt dient.
- Analyse der Motive für die Integration aus neofunktionalistischer und intergouvernementalistischer Sicht
- Untersuchung der wichtigsten Akteure in beiden Theorien
- Darstellung des Integrationsprozesses gemäß den beiden Theorien
- Kritikpunkte am Neofunktionalismus
- Mögliche Verbindung zwischen Neofunktionalismus und Intergouvernementalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Akteure: Im Mittelpunkt des Intergouvernementalismus stehen nationale Regierungen, die als rationale Akteure agieren, deren Handeln von der Wiederwahl motiviert ist. Der Neofunktionalismus hingegen betont die Rolle von supranationalen und subnationalen Akteuren, insbesondere wirtschaftliche und gesellschaftliche Eliten, die den Integrationsprozess vorantreiben, um ihre Interessen durchzusetzen.
Die Motive: Der Intergouvernementalismus geht von einem anarchischen internationalen System aus, in dem Staaten nach Sicherheit und Machterhalt streben. Die Notwendigkeit gemeinsamer Lösungen für gemeinsame Probleme führt zu internationaler Kooperation, bei der Souveränität abgegeben wird. Der Neofunktionalismus hingegen argumentiert mit idealistischen und sozioökonomischen Gründen für die Integration: Sicherung des internationalen Friedens und Förderung des gesellschaftlichen Wohlstands.
Der Prozess: Der Intergouvernementalismus betrachtet die Integration als Ergebnis von Gipfeltreffen und Regierungskonferenzen, wobei die großen Mitgliedstaaten einen starken Einfluss haben. Der Neofunktionalismus hingegen sieht die Integration als Prozess mit Eigendynamik, der durch das Konzept des "spill-over" geprägt ist. Dabei wird durch die erfolgreiche Kooperation in einem Sektor ein Druck auf die Erweiterung der Integration in andere Bereiche erzeugt.
Schlüsselwörter
Der Essay beleuchtet die zentralen Themen der Europäischen Integration, insbesondere die Theorien des Neofunktionalismus und des Intergouvernementalismus. Die Analyse konzentriert sich auf die Akteure, die Motive und den Prozess der Integration, wobei die Rolle von nationalen Regierungen, supranationalen und subnationalen Akteuren, sowie das Konzept des "spill-over" im Vordergrund stehen. Darüber hinaus werden die Kritikpunkte am Neofunktionalismus und die Möglichkeit einer Verbindung zwischen den beiden Theorien diskutiert.
- Quote paper
- Sebastian Wiesnet (Author), 2003, Neofunktionalismus und Intergouvernementalismus- Zwei Integrationstheorien im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19808