Führungskräfte und Entscheidungsträger in heutigen Unternehmen sehen sich häufig einer Vielzahl von Informationen aus einer großen Menge heterogener Daten gegenüber, die Grundlage für Entscheidungen bieten sollen. Angemessene Hilfsmittel sind notwendig, um aus dieser "Datenflut“ entscheidungsrelevante Informationen zu gewinnen. Aufgrund der sich ständig wandelnden Herausforderungen in einem Unternehmen, stellt die Informationsverarbeitung einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Insbesondere das Top-
Management benötigt Instrumente, um Erkenntnisse zur aktuellen Lage des Unternehmens und entsprechende Steuerungsimpulse für die Kontrolle der Geschäfte zu erlangen. Die Konzepte von Managementcockpits bieten einen vielversprechenden Ansatz, da hierbei die Informationen managementgerecht aufbereitet werden, um anschließend kritische Entwicklungen innerhalb des Unternehmens erkennen, zeitnah strategische Entscheidungen ableiten und entsprechende Maßnahmen umsetzen zu können. Um zu jeder Zeit und an jedem Ort auf die komplexen Unternehmensdaten zugreifen zu können, ist es sinnvoll die Nutzungsmöglichkeit eines Managementcockpit auch auf mobile Endgeräte zu erweitern. Mobility bzw. Mobilität ist dabei generell ein Trend, der sich mehr und mehr aus dem privaten Umfeld ins unternehmerische verschiebt. Daher sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um komplexe mobile Strategien umsetzen zu können. Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Projektarbeit die Anforderungen an einer mobilen Lösung des Managementcockpits in der Finanz Informatik analysieren und die Besonderheiten, die hierbei zu
berücksichtigten sind, herausstellen.
INHALT
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Ziele und Motivation
1.3 Aufbau der Proj ektarbeit
2 Managementcockpit in der mobilen Dimension
2.1 Managementcockpit
2.1.1 Definition
2.1.2 Klassifikation
2.1.3 Nutzung in der Finanz Informatik
2.2 Business Intelligence
2.2.1 Definition
2.2.2 Klassifikation
2.2.3 Nutzung in der Finanz Informatik
2.3 Mobile Endgeräte
2.3.1 Definition
2.3.2 Klassifikation
2.3.3 Nutzung in der Finanz Informatik
2.4 Mobile BI
2.4.1 Definition
2.4.2 Klassifikation
2.4.3 Nutzung in der Finanz Informatik
3 Mobile User Experience
3.1 Usability
3.2 Utility
3.3 Joy Of Use
3.4 Zwischenfazit
4 Mobile Interface Design
4.1 Navigation Design
4.2 Interaction Design
4.3 Screen Design
4.4 Zwischenfazit
5 Mobile Data Visualization
5.1 KPI Visualization
5.2 Aggregation Visualization
5.3 Information Visualization
5.4 Zwischenfazit
6 Gesamtfazit
Anhang A: Offline-Version Steuerungscockpit (Personal)
Anhang B: Referenzarchitektur eines Data Warehouse-Systems
Anhang C: Vergleich zwischen OLTP und OLAP
Anhang D: Strukturierung des ganzheitlichen Steuerungscockpits
Anhang E: Diagramm-Matrix
Anhang F: DuPont Kennzahlensystem
Literaturverzeichnis
TABELLEN
Tabelle 1 : Entwicklungsstufen von Mobile BI
Tabelle 2: Analyseergebnis Mobile User Experience
Tabelle 3: Analyseergebnis Mobile Interface Design
Tabelle 4: Analyseergebnis Mobile DataVisualization
ABBILDUNGEN
Abbildung 1: Aufbau der Proj ektarbeit
Abbildung 2: Die Perspektiven der Balanced Scorecard
Abbildung 3: Auszug Steuerungscockpit (Personal)
Abbildung 4: Sichtweisen auf Business Intelligence
Abbildung 5: Klassifikation mobile Endgeräte
Abbildung 6: Elemente der User Experience
Abbildung 7: Bestandteile „Usability"
Abbildung 8: Bestandteile „Utility"
Abbildung 9: Bestandteile „Joy Of Use"
Abbildung 10: Ontologisches Designdiagramm nach Bonsiepe
Abbildung 11: Seitenstruktur Steuerungscockpit für iPad
Abbildung 12: Navigationsverhalten Steuerungscockpit für iPad
Abbildung 13: Farbspektrum der Finanz Informatik nach Corporate Design
Abbildung 14: Grafiktypen zur Darstellung von Unternehmenskennzahlen
Abbildung 15: Grundformen von einfachen Diagrammtypen
Abbildung 16: Zuordnungsmatrix für einfache Diagrammtypen
Abbildung 17: Statusvisualisierung
Abbildung 18: Ansicht des Managementcockpit-Raumes
Abbildung 19: Zielzusammenhänge im Themenblock "Personal"
ABKÜRZUNGEN
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Führungskräfte und Entscheidungsträger in heutigen Unternehmen sehen sich häufig einer Vielzahl von Informationen aus einer großen Menge heterogener Daten gegenüber, die Grundlage für Entscheidungen bieten sollen. Angemessene Hilfsmittel sind notwendig, um aus dieser „Datenflut" entscheidungsrelevante Informationen zu gewinnen. Aufgrund der sich ständig wandelnden Herausforderungen in einem Unternehmen, stellt die Informationsverarbeitung einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Insbesondere das TopManagement benötigt Instrumente, um Erkenntnisse zur aktuellen Lage des Unternehmens und entsprechende Steuerungsimpulse für die Kontrolle der Geschäfte zu erlangen. Die Konzepte von Managementcockpits bieten einen vielversprechenden Ansatz, da hierbei die Informationen managementgerecht aufbereitet werden, um anschließend kritische Entwicklungen innerhalb des Unternehmens erkennen, zeitnah strategische Entscheidungen ableiten und entsprechende Maßnahmen umsetzen zu können. Um zu jeder Zeit und an jedem Ort auf die komplexen Unternehmensdaten zugreifen zu können, ist es sinnvoll die Nutzungsmöglichkeit eines Managementcockpit auch auf mobile Endgeräte zu erweitern. Mobility bzw. Mobilität ist dabei generell ein Trend, der sich mehr und mehr aus dem privaten Umfeld ins unternehmerische verschiebt. Daher sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um komplexe mobile Strategien umsetzen zu können. Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Projektarbeit die Anforderungen an einer mobilen Lösung des Managementcockpits in der Finanz Informatik analysieren und die Besonderheiten, die hierbei zu berücksichtigten sind, herausstellen. Um dem Leser genauer in die Thematik einzuführen, sollen in den folgenden Unterkapiteln die Ausgangssituation sowie die persönlichen und unternehmerischen Ziele und Motivation erläutert und der Aufbau der Projektarbeit vorgestellt werden.
1.1 Ausgangssituation
Die Finanz Informatik GmbH & Co. KG1 ist der aus dem Zusammenschluss von FinanzIT und Sparkassen Informatik entstandene einzige IT-Dienstleister der Sparkassen- Finanzgruppe. Nach der Fusion, die rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft getreten ist, wurden unterschiedliche Projekte gestartet um das neue Unternehmen zu optimieren. In einem dieser Projekte (Projektname: „CoPS") steht die Harmonisierung der ControllingProzesse und -Systeme im Vordergrund. Im Rahmen dieses Projektes wurde bereits ein Managementcockpit zur Unterstützung strategische Managementaufgaben auf Basis von SAP BW entwickelt. In einem nächsten Schritt sollen nun die Anforderungen an den Aufbau eines kennzahlenbasierten Managementcockpits in der mobilen Dimension der Finanz Informatik analysiert werden. Diese praxisnahe Problemstellung soll im Rahmen einer Projektarbeit vor dem Hintergrund des immer bedeutender werdenden Megatrends „Mobilität" berücksichtigt werden. Immer mehr mobile Endgeräte werden verkauft, sodass auch zunehmend im Geschäftsleben mobile Anwendungen branchenübergreifend an Bedeutung gewinnen. Die Visualisierung komplexer Daten auf mobilen Endgeräten soll daher anhand der konkreten Aufgabenstellung aus der Praxis bearbeitet werden.
1.2 Ziele und Motivation
Die Ziele der vorliegenden Projektarbeit sind differenziert zu betrachten. Auf der einen Seite sollen allgemeine Anforderungen von mobilen Anwendungen wie Mobile User Experience oder Mobile Interface Design sowie die spezifischen Anforderungen zu Mobile Data Visualization ausführlich betrachtet werden. Darüber hinaus soll aber auch immer die vorliegende Aufgabenstellung aus der Praxis im Mittelpunkt stehen und daher die Darstellungsmöglichkeiten von komplexen Daten in Form eines Managementcockpits auf mobilen Endgeräten berücksichtigt werden. Als Ergebnis soll letztlich ein genaueres Bild entstehen, welche Möglichkeiten es gibt eine mobile Anwendung des Managementcockpits den Anwendern der Finanz Informatik zur Verfügung zu stellen. Hierzu soll explizit keine technische Infrastruktur- oder Betriebssystemanalyse erarbeitet werden. Auch die Wirtschaftlichkeit bzw. der einhergehende Entwicklungs- und Integrationsaufwand ist nicht Bestandteil dieser Projektarbeit. Stattdessen steht die systematische und strukturierte Analyse von Hauptschwerpunktthemen im Mittelpunkt der Projektarbeit mit dem Ziel, neue Ideen für eine mobile Lösung zu entwickeln.
Durch die ausführliche Bearbeitung eines konkreten Business-Cases, der Aspekte von Mobile Business Intelligence beinhaltet, sowie der Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagen im Rahmen einer VAWi-Projektarbeit ist gewährleistet, dass ein methodisches Vorgehen angewendet wird. Darüber hinaus können Randgebiete aus der Theorie, die wahrscheinlich aus Zeitgründen ohne Bezug zu einer Projektarbeit nicht ausreichend betrachtet worden wären, stärker in die praktische Arbeit im Unternehmen einfließen. Hieraus kann das Projekt „CoPS" profitieren und ein qualitativ besseres Projektergebnis für die Finanz Informatik erzielen. Gleichzeitig bietet die Bearbeitung des Themas auch eine persönliche Motivation, da das Themengebiet sehr komplex und spannend ist und zudem die Kenntnisse über Besonderheiten mobiler Endgeräte Zukunftsperspektiven versprechen.
1.3 Aufbau der Projektarbeit
Um den Leser mit möglichst allen relevanten Bereichen des Themengebietes vertraut zu machen, soll in Kapitel 2 zunächst das Managementcockpit in der mobilen Dimension im Fokus stehen. Durch die einheitliche bausteinartige Vorstellung der zentralen Begrifflichkeiten werden die theoretischen Grundlagen für das weitere Verständnis der Projektarbeit gelegt und bereits mit praktischen Bezügen angereichert. Die insgesamt vier Säulen des Grundlagenkapitels bilden das Fundament für unterschiedliche Aspekte hinsichtlich Mobile User Experience in Kapitel 3, ausgewählte Themenbereiche im Rahmen von Mobile Interface Design in Kapitel 4 sowie Sichtweisen von Mobile Data Visualization in Kapitel 5. In diesen drei zentralen Kapiteln werden die Anforderungen an den Aufbau des Managementcockpits auf mobilen Endgeräten zunächst allgemein durch theoretische Erkenntnisse vorgestellt und anschließend aus unternehmensspezifischer Sicht konkretisiert. Darauf aufbauend werden in Kapitel 6 im Rahmen eines Gesamtfazits die ursprünglich aufgestellten Untersuchungsziele bewertet und ein Ausblick auf das weitere Vorgehen geliefert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Aufbau der Projektarbeit
2 Managementcockpit in der mobilen Dimension
In diesem Kapitel sollen zunächst die Grundlagen für die Begriffe Managementcockpit, Business Intelligence, Mobile Endgeräte und Mobile BI gelegt werden. Da die zentralen Begrifflichkeiten des Kapitels nicht eindeutig in der Literatur definiert werden, sollen zu Beginn eines jeweiligen Unterkapitels unterschiedliche Definitionsmöglichkeiten diskutiert und anschließend einer der Ausgangssituation angemessenen Grundlage geschaffen werden. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll die unterschiedlichen Begrifflichkeiten zu klassifizieren, da in dieser Projektarbeitjeweils nur bestimmte Klassen von Bedeutung sind. Abschließend soll in jedem Unterkapitel ein praktischer Bezug zum Unternehmen hergestellt werden, indem die Nutzung in der Finanz Informatik analysiert wird.
2.1 Managementcockpit
Um ein erstes Verständnis für den Begriff „Managementcockpit" zu bekommen, sollen in diesem Abschnitt die Grundlagen gelegt werden. Hierzu wird zunächst das Wortteil „Management" einzeln betrachtet und anschließend auf den kompletten Begriff erweitert. Darüber hinaus soll im Rahmen einer Klassifikation eine genaue Abgrenzung zu ähnlichen Begrifflichkeiten im Rahmen des Corporate Performance Managements erfolgen. Im Anschluss daran wird der derzeitige Einsatz des sogenannten Steuerungscockpits in der Finanz Informatik betrachtet.
2.1.1 Definition
Das Wort „Management", das sich aus dem englisch Verb to manage2 ableitet, wird mittlerweile auch im deutschen Sprachraum sehr oft verwendet. Als mögliche etymologische ? Wurzel wird häufig auf das lateinische manus agere3 verwiesen (Staehle, 1999, S. 71). In der Literatur wird der Begriff „Management" grundsätzlich auf zweifache Art beschrieben und unterscheidet sich durch eine institutionelle und eine funktionale Perspektive. „Als Institution beinhaltet das Management alle leitenden Instanzen, d.h. alle Aufgabenbzw. Funktionsträger, die Entscheidungs- bzw. Anordnungskompetenzen haben" (Schierenbeck, 2003, S. 95). Diese Perspektive schließt also primär die Personengruppen eines Unternehmens ein, die Managementaufgaben wahrnehmen und im Folgenden „Manager" genannt werden.
Als Funktion umfasst das Management „alle zur Steuerung der Organisation notwendigen Prozesse und Funktionen, die zur Aufgabenerfüllung erforderlich sind" (Hentze, Heinecke, & Kammel, 2001, S. 6). Diese Dimension stellt also - unabhängig von bestimmten Personengruppen - die Aufgaben in den Vordergrund.
Ein Managementcockpit dient der Ebene des Top-Managements als Werkzeug zur Erfüllung der wesentlichen Aufgaben wie planen, organisieren und kontrollieren. Der Begriff „Cockpit" ist aus der Metapher für die Instrumententafel eines Flugzeugcockpits entstanden, auf der Piloten jederzeit alle notwendigen Informationen zur Lenkung ihrer Maschine ablesen können. Diese Analogie verdeutlicht die Darstellung von Unternehmenskennzahlen4 als Instrumentenanzeige wie im realen Flugzeugcockpit. Zusammenfassend soll folgende Definition für diese Projektarbeit dienen:
„Ein Managementcockpit [...] ist eine Visualisierungsform großer Mengen meist verteilter Informationen in verdichteter Form, z.B. als Kennzahlen, Messpunkte oder Key Performance Indikatoren" (Michels & Jäger, 2009, S. 11).
2.1.2 Klassifikation
Ein Managementcockpit wird als ein Konzept im Rahmen des sogenannten Corporate Performance Managements (CPM) bzw. Business Performance Managements (BPM) eingeordnet. Ähnliche Konzepte dieser eher betriebswirtschaftlich geprägten Begriffsgruppe, die sehr themenverwandt zum Managementcockpit sind, stellen Management-Dashboards und die recht populäre Balanced Scorecard (BSC) dar.
„Das Management-Dashboard enthält nur die wichtigsten Informationen für den Manager und soll auf akuten Handlungsbedarf hinweisen, enthält also noch weniger Detailinformationen als ein Management-Cockpit" (Dickerhof, 2008, S. 43).
Durch diese Abgrenzung, die naturgemäß durch subjektive Sichtweisen nicht ganz eindeutig ist, wird der Hauptunterschied zwischen einem Cockpit und einem Dashboard deutlich. Als eine besondere Form des Managementcockpits und des Management-Dashboards stellt die Realisierung einer Balanced Scorecard zur Unternehmensstrategie dar.
Die Autoren Kaplan und Norton (1992, S. 71-79) entwickelten die BSC-Methode in Zusammenarbeit von Unternehmenspraxis und Hochschulforschung.
Die BSC schafft dabei die Verbindung zwischen Strategie und Leistungsmessung, da die strategischen Ziele über finanzielle und nicht-finanzielle Leistungsindikatoren gemessen und gesteuert werden. Hierzu werden strategisch relevante Kennzahlen definiert, die in den Publikationen von Kaplan und Norton vier Perspektiven zugeordnet werden und in Abbildung 2 grafisch zusammengefasst sind (Gabriel, WS 04/05, S. 10):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die Perspektiven der Balanced Scorecard
Die Perspektiven dienen dem gesamten Konzept als Rahmenwerk und stellen sicher, dass alle relevanten Kenngrößen in verständlicher Form dargestellt werden.
2.1.3 Nutzung in der Finanz Informatik
Im Rahmen des Projektes „Controlling-Prozesse und -Systeme" (CoPS), welches nach der Fusion zur Finanz Informatik aufgesetzt worden ist, wurde erkannt, dass im Entschei- dungsprozess der Finanz Informatik ein wichtiges Instrument für die Top-ManagementEbene fehlte. Um diese Lücke zu schließen, wurde für die Einführung eines Managementcockpits zur Unterstützung strategischer Managementaufgaben ein eigenes Teilprojekt initiiert, dessen Aufgabe die fachliche und DV-technische Konzeption sowie die Implementierung und Integration in der vorhandenen IT-Landschaft war. Als inhaltliche Konzeptionsgrundlage diente die Idee der BSC, sodass sich die definierten Kennzahlen an dem Rahmenwerk der BSC orientieren und unterschiedlichen Perspektiven zugeordnet sind. In der Finanz Informatik wurden zur Kategorisierung die Themenblöcke Personal, Kunde, Projekte, Produkte und Kunde definiert. Die konkrete technische Umsetzung des Managementcockpits erfolgte auf Basis von SAP BW.
Das Ergebnis dieser Projektarbeit beinhaltet sowohl eine Online-Version als auch eine Druckversion und steht seit 01.10.2011 unter dem Begriff „Steuerungscockpit" der Geschäftsführung und Bereichsleitung als primäre Zielgruppe zur Verfügung.
Der Inhalt des Steuerungscockpits ist eine zusammenfassende Darstellung von steuerungsrelevanten Kennzahlen, die für die Entscheider durch Visualisierungselemente wie Ampelsymbole und Trendpfeile die aktuelle Unternehmenssituation transparent macht. Dabei werden Daten aus unterschiedlichen heterogenen Systemen im SAP BW zusammengeführt. Das etablierte Steuerungscockpit wird in einem monatlichen Rhythmus aktualisiert, wobei auch vergangene Berichtsperioden auswertbar sind, um die Historie verfolgen zu können. In der Online-Version sind standardisierte Navigationspfade vorgegeben und eingeschränkte Drill-Down-Funktionalitäten möglich, sodass beispielsweise von der GesamtUnternehmenssicht auf die Ressortsicht als hierarchische Ebene navigiert werden kann. Darüber hinaus werden durch Mitarbeiter des Unternehmenscontrollings bei kritischen oder erklärungswürdigen Kennzahlen Kommentare im Steuerungscockpit erfasst, sodass Begründungen für den aktuellen Status bzw. Trend und entsprechenden Handlungsempfehlungen dargestellt werden können.
Einen Auszug der Online-Version des derzeit eingesetzten Steuerungscockpits Personal ist in der folgenden Abbildung 3 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Auszug Steuerungscockpit (Personal)
Die Offline-Version, die als Ergebnis eine formatierte Druckfunktionalität des Steuerungscockpits liefert, wird zu fest definierten Zeitpunkten automatisiert generiert und per Mail an die Geschäftsführer der Finanz Informatik versendet. Die druckoptimierte Lösung beinhaltet dabei alle wesentlichen Informationen, wobei zu berücksichtigen ist, dass jeder Geschäftsführer eine unterschiedliche Version bekommt, da für das jeweilige Ressort, welches der Geschäftsführer verantwortet, mehr Detailinformationen enthalten sind.
Eine beispielhafte Generierung des Themenblocks „Personal" für den Berichtszeitraum 012.2011 für das Ressort 2000 liegt im Anhang A.
2.2 Business Intelligence
Die technische Grundlage zur Erstellung von Managementcockpits stellen in der Regel Werkzeuge dar, die unter dem Begriff „Business Intelligence" (BI) eingeordnet werden. BI kann als Weiterentwicklung klassischer Management Support Systeme (MSS) verstanden werden, dessen Informationssysteme aus der Historie heraus für jeweils unterschiedliche Zielgruppen des Managements entwickelt wurden (z.B. MIS, DSS oder EIS).
In diesem Kapitel soll der neuartigere Begriff „Business Intelligence" diskutiert und die wesentlichen Elemente des Oberbegriffes, die auch in der Finanz Informatik von zentraler Bedeutung sind, berücksichtigt werden. In einem nächsten Schritt soll eine gängige Klassifikation im Zusammenhang mit Business Intelligence vorgestellt werden um die Verknüpfungen der Begrifflichkeiten zu unterstreichen. Abschließend soll die Nutzung von Business Intelligence in der Finanz Informatik analysiert werden, um die unternehmensrelevante Bedeutung herzustellen.
2.2.1 Definition
Der Begriff Business Intelligence (BI) ist 1996 durch das Marktforschungsunternehmen Gartner Group5 entstanden, das die ersten Überlegungen aufstellte (Kemper, Mehanna, & Unger, 2004, S. 2). In der Literatur existieren zahlreiche Definitionsansätze, die hier nur auszugsweise angeführt werden können. Chamoni und Gluchowski (2004, S. 120) definieren beispielweise alle Systemkomponenten zum BI gehörend, die „operatives Datenmaterial zur Informations- und letztlich zur Wissensgenerierung aufbereiten und speichern, sowie Auswertungs- und Präsentationsfunktionalität anbieten."
Die SAP AG (2004, S. 10) definiert BI als „Sammlung von Anwendungen, die der Auswertung von Geschäftsdaten dienen. Das Data Warehouse, eine Komponente der BI- Werkzeuggruppe, ist das spezielle Werkzeug für die Bereinigung sowie das Laden und Speichern der vom Unternehmen benötigten Daten."
Es bleibt festzuhalten, dass es keine einheitliche Definition für Business Intelligence gibt. Vielmehr handelt es sich um einen IT-Oberbegriff, der eine Reihe von Komponenten bzw. Begrifflichkeiten vereint. Die zentralen Komponenten, die häufig mit BI in Verbindung gebracht werden und auch im Kontext des Steuerungscockpits in der Finanz Informatik von zentraler Bedeutung sind, sollen kurz erwähnt werden:
Data Warehouse (DWH):
Ein Data Warehouse ist ein spezielles Datenmanagementsystem, welches entscheidungsrelevante Daten für das Management eines betrieblichen Systems verwaltet und in geeigneter Form bereitstellt. Die Bereitstellung der Daten erfolgt im Allgemeinen in Form von multidimensional Datenstrukturen, innerhalb derer ein Entscheidungsträger in beliebiger Weise navigieren kann. Die zugehörige Datenbank wird dabei als Data Warehouse bezeichnet. Eine weit verbreitete Definition für den Begriff Data Warehouse liefert Inmon (2002, S. 31), der allgemein als Vater und Begründer des Data Warehouse-Konzepts gilt: „A data warehouse is a subject-oriented, integrated, nonvolatile, and time-variant collection of data in support of management's decision."
Eine idealtypische Referenzarchitektur von Data Warehouse-Systemen ist im Anhang B dargestellt. Aus Außensicht betrachtet, stellt dabei ein Data Warehouse-System zwei unterschiedliche Schnittstellen zur Verfügung: Die ETL- und die OLAP-Schnittstelle (Sinz, SS2011, S. 6).
Extraktion, Transformation, Laden (ETL):
Die ETL-Schnittstelle dient der Extraktion und Übernahme von Daten aus den unterschiedlichen operativen Datenquellen, der Transformation und Aufbereitung der Daten sowie dem Laden der Daten in das Data Warehouse-System. In der Extraktionsschicht werden Datenänderungen in den angebundenen Datenquellen erkannt und anschließend die entsprechenden Datensätze in den Arbeitsbereich6 des Data Warehouse-Systems übertragen. In einem nächsten Schritt werden die extrahierten Daten in ladbare Daten für das Data Warehouse transformiert. Im dritten und letzten Schritt des ETL-Prozesses findet das eigentliche physikalische Laden von Daten in das Data Warehouse statt.
Online Analytical Processing (OLAP):
Die OLAP-Schnittstelle dient dazu, dass der Datenbestand eines Data Warehouse-Systems nach unterschiedlichen Kriterien (Dimensionen) für das Management ausgewertet werden kann. Das OLAP-Konzept ist auf Codd (1993) zurückzuführen, den Entwickler des relationalen Datenbankmodells. Im Gegensatz zum OLAP-Konzept wurde das OLTP-Konzept zur transaktionsorientierten Datenverarbeitung für die Verwaltung operativer Daten entwickelt. Eine tabellarische Gegenüberstellung dieser beiden unterschiedlichen Konzepte ist in Anhang C dargestellt.
2.2.2 Klassifikation
Eine anerkannte Strukturierung für Business Intelligence liefern Gluchowski, Gabriel und Dittmar (2008, S. 92), die zwischen engen, analyseorientierten und weiten BIVerständnis differenzieren. Sowohl in dieser Strukturierung, die in Abbildung 4 dargestellt ist, als auch in vielen Definitionsversuchen werden die zentralen Komponenten wie Data Warehouse, ETL oder OLAP aufgegriffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Sichtweisen auf Business Intelligence
Deutlich werden in dieser Sichtweise die Zusammenhänge der unterschiedlichen Begrifflichkeiten sowie die Einordnung weiterer Themengebiete wie die bereits erwähnte BSC.
2.2.3 Nutzung in der Finanz Informatik
Für das interne Berichtswesen der Finanz Informatik wird ausschließlich das SAP BW als strategisches Werkzeug für BI eingesetzt. Hauptgrund für die Nutzung von SAP BW ist die gute Integration zu den operativen Systemen, die ebenfalls größtenteils auf Basis von SAPKomponenten beruht. SAP BW kann als Werkzeug im Sinne eines weiten BI-Verständnis gesehen werden, da es für nahezu jeden Themenkomplex spezielle Komponenten bereitstellt. Wie bereits in Kapitel 2.1.3 erwähnt, wurde auch das bisher entwickelte Steuerungscockpit mit den Mitteln von SAP BW erstellt.
2.3 Mobile Endgeräte
Auch das Grundlagenkapitel zur Erläuterung von mobilen Endgeräten soll der einheitlichen Vorgehensweise folgen. Nach erfolgter Begriffsdefinition soll auch hier eine gängige Klassifikation erläutert sowie ein anschließender praktischer Bezug durch die Analyse der Ist-Situation in der Finanz Informatik hergestellt werden.
2.3.1 Definition
Ein mobiles Endgerät ist nach Fritsch, Pallas und Pehl (2004, S. 42) ein „[...] elektronisches Gerät, welches zum einen die grundlegenden Anforderungen an ein Kommunikationsgerät erfüllt und zum anderen Eigenschaften hat, die die mobile Nutzung des Gerätes möglich machen."
Folgende grundlegende Eigenschaften müssen die Geräte dabei zur mobilen Nutzung aufweisen: (Schulte & Rosenbaum, 2006)
- kleine Abmessungen
- geringes Gewicht
- integrierter Flachbildschirm
- netzunabhängige Stromversorgung durch einen Akku bzw. eine Batterie
Die aufgeführten Eigenschaften machen deutlich, dass es sich hierbei um portable Geräte handelt, die ortsungebunden genutzt werden können.
Dieses Verständnis drückt sich auch im Begriffsglossar des Internetportals About.com7 aus: „Mobile device is a generic term used to refer to a variety of devices that allow people to access data and information from where ever they are." (Bucki)
Es wird deutlich, dass der Begriff der mobilen Endgeräte sehr weit gefasst ist, sodass im nächsten Abschnitt der Begriff genauer klassifiziert werden soll.
2.3.2 Klassifikation
Die Begriffsdefinition lässt zahlreiche unterschiedliche Typen als mobile Endgeräte zu. Im Kontext der Projektarbeit sind allerdings nur die Geräte relevant, die die Verarbeitung von Informationen ermöglichen. Aus diesem Grund werden im weiteren Verlauf der Ausarbeitung viele Gerätetypen, die nach allgemeiner Begriffsdefinition als mobiles Endgerät verstanden werden könnten (z.B. MP3-Player), nicht weiter betrachtet.
Eine sinnvolle Klassifikationsmöglichkeit nach Horster (2006, S. 112) in der Abbildung 5 sieht hierbei die Mobilitätsklassen Mobiltelefon, Smartphone, PDA und Notebook vor, wobei sich die Klassen hinsichtlich Mobilität, Leistung und Speicherkapazität unterscheiden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Klassifikation mobile Endgeräte
Ein wesentlicher Gerätetyp, der in dieser Klassifikation fehlt, ist die Kategorie der Tablet PCs, die noch relativ neu ist und im Spannungsdreieck zwischen PDA und Notebook eingeordnet werden kann.
Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Gerätetypen kurz beschrieben und die entsprechenden Merkmale herausgestellt werden.
Mobiltelefon
Bei Mobiltelefonen bzw. Handys handelt es sich um tragbare Telefone, die über Funk mit den jeweiligen Telefonnetzen Informationen austauschen (Weber, 2009, S. 48). Zur Ausstattung von Mobiltelefonen zählt neben dem eigentlichen Telefonieren auch das Versenden und Empfangen von Nachrichten (z. B. SMS oder MMS), die Möglichkeit Fotos mit einer Kamera zu erstellen oder auch über einen integrierten Musikplayer Lieder abspielen zu können.
Smartphone
Ein Smartphone zählt grundsätzlich ebenfalls zur Kategorie der Mobiltelefone, verfügt aber über eine größere Computerfunktionalität und -konnektivität (Schmeisser, 2011, S. 14). So ergänzen Smartphones den Funktionsumfang von Mobiltelefonen um Kalender-, EMail und Nachrichtenfunktionen, welche sie zu Universalgeräten der Informationsbeschaffung und -nutzung machen und daher sowohl privat als auch beruflich kaum wegzudenken sind.
PDA
Ein Personal Digital Assistant (PDA) ist ein kleiner, mobiler Computer, der ebenso wie Smartphones Funktionen zur Kalender-, Adress- und Aufgabenverwaltung bereitstellt. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit Office-Dateien zu verarbeiten. Aufgrund der aktuellen Entwicklung hin zu universell einsetzbaren Smartphones spielen PDAs keine Rolle mehr am Markt (Pakalski, 2007).
Tablet PC
„Tablet PCs, kurz Tablets, sind äußerst flache, in der Form und Größe ähnlich einer Schreibtafel aufgebaute Personal Computer (PC) [...]" (ITWissen) und erfahren aktuell ein wachsende Nachfrage am Markt. Aufgrund der Tatsache, dass Tablet PCs aufgrund ihrer Bauweise über keine Tastatur und Maus verfügen, erfolgt die Bedienung über einen berührungsempfindlichen Touchscreen. Die aktuellen Modelle entwickeln sich immer mehr zu Multimedia-Alleskönnern, die darauf ausgelegt sind Spiele zu ermöglichen, Videos anzuschauen oder auch schnell und bequem im Internet surfen zu können.
Notebook
Notebooks, Subnotebooks und Netbooks sind allesamt tragbare Computer, die sich in ihrer Größe und Ausstattung unterscheiden (Gookin, 2006, S. 30). Grundsätzlich handelt es sich hierbei um mobile Geräte, die leistungsmäßig gleichwertig mit Desktop PCs anzusiedeln sind und auch über die gleichen Funktionen verfügen. Im Vergleich zu Standard PCs sind sie aufgrund ihrer Mobilität allerdings flexibler einsetzbar und bieten neue Nutzungsmöglichkeiten.
2.3.3 Nutzung in der Finanz Informatik
In der Finanz Informatik sind die unterschiedlichsten Mobilitätsklassen zu finden. Es ist eine Vielzahl von unterschiedlichen Notebooks bzw. Netbooks sowie PDAs, Mobiltelefonen und Smartphones im Einsatz. Bei Smartphones sind am häufigsten Modelle von BlackBerry sowie diverse iPhone-Generationen von Apple anzutreffen. Darüber hinaus besitzen alle Geschäftsführer und Bereichsleiter der Finanz Informatik Apple iPads. Da diese mobilen Endgeräte die prominentesten Vertreter der Tablet PCs sind und die komplette Zielgruppe des Managementcockpits mit iPads ausgestattet ist, bietet es sich an, dies als Plattform für die Darstellung von Kennzahlen in der mobilen Dimension zu nutzen.
Im folgenden Teil der Projektarbeit wird daher ausschließlich das Apple iPad als Arbeitshypothese zur weitere Analyse verwendet.
[...]
1 http://www.f-i.de
2 dt.: handhaben, bewerkstelligen, leiten, führen
3 dt.: an der Hand führen
4 sog. „Key Performance Indikatoren" (KPI's)
5 http://www.gartner.com
6 sog. „Staging Area"
7 http://www.about.com
- Quote paper
- Christian Struck (Author), 2012, Anforderungen an den Aufbau eines kennzahlenbasierten Managementcockpits und Besonderheiten der mobilen Dimension in der Finanz Informatik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197186