Inhaltliche Zusammenfassung der einzelnen Kapitel und Personenbeschreibungen in Franz Kafkas Werk "Der Prozess".
Erstes Kapitel
Verhaftung / Gespräch mit Frau Grubach / Dann Fräulein Bürstner
An seinem 30. Geburtstag erfährt Josef K. eine sonderbare Überraschung: noch aus dem Bett heraus wird er verhaftet. Bereits kurz nach dem Aufstehen hatte er eine Veränderung bemerkt, da ihm die Köchin nicht wie gewohnt das Frühstück an das Bett brachte. An ihrer Stelle findet K. zwei Wächter, Franz und Willem, vor, die ihm mitteilen, dass er verhaftet sei. Jedoch können und dürfen beide, die K. als ziemlich einfache und einfältige Personen erscheinen, diesem keine weitere Auskunft geben, was der Anlass der Verhaftung sei. Die Wächter bieten ihm an, seine Sachen aufzubewahren, da sie sonst in den Depot kämen, sie zeigen sich also freundlich gegenüber K., dass dies jedoch nur Schein ist, erkennt K. kurz darauf, als Franz und Willem sein Frühstück verspeisen. Kurzzeitig geht K. davon aus, dass seine Kollegen von der Bank, bei welcher er eine hohe Stellung einnimmt, sich einen Scherz zu seinem Geburtstag erlauben, er verwirft den Gedanken jedoch wieder, da seiner
Meinung nach sonst auch die Mieter in der Pension involviert sein müssten. Er wird in das Zimmer nebenan gerufen, welches normalerweise von Fräulein Bürstner bewohnt wird, kurzerhand aber zu einer Art Verhandlungszimmer umfunktioniert wurde, wo ihn der Aufseher erwartet. K. ist froh, endlich einem vernünftigen Menschen gegenübertreten zu dürfen, seine Hoffnungen werden allerdings schon bald zunichte gemacht, da der Aufseher ihm deutlich klarmacht, dass er für ihn wie jeder andere Angeklagte zu behandeln sei. Neben dem Aufseher befinden sich die zwei Wächter sowie drei weitere Personen, die sich als Arbeitskollegen aus der Bank zu erkennen geben, in dem Zimmer. Nachdem diese drei das Zimmer des Fräulein Bürstners durchstöbert haben, begleiten sie ihn zur Bank, wo er seiner Arbeit wie gewohnt nachgehen solle. Auch sonst solle die Verhaftung weder seine Lebensweise noch seinen Beruf in keinster Weise beeinträchtigen.
Am Abend kommt K. nach der Arbeit sofort nach Hause, um sich bei Frau Grubach, der Vermieterin, für die Vorkommnisse am Morgen zu entschuldigen.
Diese betont daraufhin wiederholt, dass K. ihr liebster Mieter sei und verzeiht ihm die Geschehnisse, löst aber mit einer Bemerkung Fräulein Bürstner betreffend ein Wortgefecht mit K. aus. Obwohl er noch nie mehr als Grußworte mit ihr gewechselt hatte, beschließt er, sich auch bei Fräulein Bürstner zu entschuldigen und lauert ihr am Abend auf. Widerwillig lässt sie K. herein und er erfährt, dass sie eine Anstellung als Kanzleikraft in einem Advokatenbüro beginnen wird und somit als Hilfe im Prozess in Frage käme. Während er zur besseren Darstellung die Szene des Morgens räumlich zeigt, werden sie durch das Klopfen eines Hauptmannes, der ein Verwandter Frau Grubachs ist und zur Miete im Wohnzimmer wohnt, erschreckt. Daraufhin verabschiedet sich K. und überhäuft Fräulein Bürstner mit Küssen.
Zweites Kapitel
Erste Untersuchung
Telefonisch erfährt K., dass für den Sonntag nach seiner Verhaftung die erste Untersuchung angesetzt ist. An besagtem Tage macht sich K. also auf den Weg und kommt in ein ärmeres Viertel, wo er nach langem Suchen und kurz vor der Aufgabe von einer jungen Frau angesprochen wird, die ihn in ein Zimmer führt, wo es eng und stickig ist. Das Zimmer ist völlig überfüllt und in zwei Parteien geteilt, vorne sitzt der Untersuchungsrichter. Nachdem er aufgrund seiner langen Suche verspätet eintrifft, ermahnt ihn der Untersuchungsrichter, fragt ihn aber gleichzeitig, ob er der Zimmermaler sei. Als einzige Unterlage hat der Untersuchungsrichter ein altes Heft, das ihm K. kurzzeitig aus den Händen nimmt, da er sich vom Publikum angespornt fühlt und dieses auf seine Seite bringen will. Er beginnt seine Rede, wo er mit dem Gericht, dessen Wesen und dessen Verfahrensweise abrechnet. Der Untersuchungsrichter schweigt währenddessen, und auch K. muss, nachdem der Untersuchungsrichter jemandem im Publikum ein Zeichen gibt, erkennen, dass beide Parteien die gleichen Abzeichen tragen, was ihn dazu bringt, anzunehmen, dass alle unter einer Decke stecken. Trotzdem fühlt er sich weiter überlegen und nimmt kein Blatt vor den Mund, auch ein Liebespaar in der Ecke bringt ihn nicht aus der Fassung, jedoch lenkt es das Publikum ab, welchem K.s lange Rede zu langatmig scheint. K. beschimpft die Gerichtsleute als „korrupte Bande“ (S. 51 Z. 22) und verabschiedet sich mit den Worten „Ihr Lumpen […] ich schenke euch alle Verhöre“ (S. 52 Z. 6ff), nachdem ihn der Untersuchungsrichter trotz der ausdrucksstarken Rede nüchtern und teilnahmslos in die Schranken weist.
Drittes Kapitel
Im leeren Sitzungssaal Der Student
Die Kanzleien
Da er in der zweiten Woche nach der Verhaftung nichts vom Gericht hört, beschließt er, am Sonntag erneut in das Haus zurückzukehren, jedoch muss er feststellen, dass der „Gerichtssaal“ nun ein normales Wohnzimmer ist. Dort trifft er wieder auf die junge Frau, die sich als Frau des Gerichtsdieners ausgibt. Wie sich herausstellt, war sie und ein Student das Liebespaar, das K.s Rede unterbrach. Sie erklärt ihm, dass der Student um sie wirbt und sie das Verhältnis eingehen müsse, da dieser später zu großer Macht kommen könne. Außerdem nähert sie sich während des Gesprächs merklich an K. an. Durch ihre erotische Ausstrahlung hofft sie, K. für seinen Prozess eine Hilfe zu sein, da auch der Untersuchungsrichter sie begehre, ihre Unterhaltung wird jedoch von dem Studenten unterbrochen. Dieser nutzt seine Position aus und trägt die Frau vor K., der mit ihr weggehen wollte, weg, um sie zum Untersuchungsrichter zu bringen. K., der von der Frau ebenfalls angetan war, gerät in Streit mit dem Studenten, lässt das Paar dann aber fortgehen.
Als er noch in dem Zimmer wartet, kehrt der Gerichtsdiener, völlig außer Atem, zurück und erklärt, dass der Student und der Untersuchungsrichter ihn immer unter einem Vorwand weglocken, um seine Frau zu sich holen zu können. K. begleitet den Mann in die Gerichtskanzlei, die auf einem Dachboden in einem der Mietshäuser liegt. Die Luft dort ist schlecht und stickig, sodass K. zunehmend die Besinnung verliert und schlussendlich der Ohnmacht nahe ist. Der Gerichtsdiener lässt ihn alleine, doch eine Frau und der Auskunftgeber begleiten ihn wieder nach draußen, wo er sich plötzlich bester Gesundheit erfreut und wie beflügelt den Nachhauseweg antritt.
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- Quote paper
- Nicolas Feisst (Author), 2011, Franz Kafka: Der Prozess - Inhaltsangabe und Personenbeschreibung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197135