Eine Untersuchung der Arzt-Patient Beziehung unter Einflussnahme soziologischer Grundlagen und Paradigmen.
INHALTSVERZEICHNIS
1.0 EINLEITUNG:
1.1 Biographie Talcott Parsons` und seine Theoriebildung unter
Einflußnahme anderer Sozialwissenschaftler:
2.0 Gesellschaft und Krankheit in der Theorie Parsons` in
„The Case of modern medical practice“:
2.1. Die Handlungstheorie , die Anwendung des Orientierungsmusters
(Pattern Variables), und die Systemtheorie:
2.1.1 Fünf Alternativen der normativen Orientierung Pattern Variables
in „The Case of modern medical practice“:
2.2 Der psychoanalytische Aspekt:
3.0 Patient und Arzt als soziales System:
3.1 Kriterien der Krankenrolle (sick role):
3.2 Kriterien der Arztrolle (physician`s role)
3.3 Die Reziprozität in der Rollenkonzeption:
4.0 Kritik an der Theorie Parsons`:
4.1. Die Kritik der Vertreter der Konflikttheorie:
4.2 Die Fürsprache an der Theorie Parsons`:
5.0 Wirkung und Weiterentwicklung:
6.0 LITERATURVERZEICHNIS:
1.0 EINLEITUNG:
Die Motivation, sich mit diesem englischen Text zu befassen, kam erstens aus dem persönlichen Interesse an englischer Sprache, und zweitens aus dem Erstaunen, wie jemand eine recht komplexe Angelegenheit, wie in diesem Fall der Kommunikation zwischen Arzt und Patient, zielgerichtet pragmatisch und verhältnismäßig „ einfach“ eine verhaltensorientierte Theorie erstellt hat.
Je mehr ich mich anfangs mit dem Text befasste, desto größer wurde mein Interesse für die eigentliche Person Talcott Parsons, aber auch seiner Fürsprecher und Gegner. So habe ich mich auch mit anderen seiner Werke befasst, um seine Gedankengänge, wie er durch welche Impressionen und Begegnungen zu bestimmten Paradigmen und Paradigmenwechsel kam, besser verstehen zu können.
Der Originaltext in englischer Sprache ist von mir übersetzt worden, und wird im Folgenden auch zitiert (kursiv dargestellt). Wenn ich mich bei der Bearbeitung anderer Autoren „bedient“ habe, ist es gesondert gekennzeichnet.
Die Verfasserin
1.1 Biographie Talcott Parsons` und seine Theoriebildung unter Einflußnahme anderer Sozialwissenschaftler:
- geboren 1902 in Colorado Springs(USA)
- studierte vorerst Biologie, bevor er durch „einen unorthodoxen Anhänger der institutionalierten Nationalökonomie“[1] zur Sozialwissenschaft bekehrt wurde.
- 1924 ging er nach Großbritannien und traf dort auf einen seiner wichtigsten „Lehrer“, Bronislaw Malinowski (Sozialanthropologe)[2]
- Durch einen Studentenaustausch gelang er nach Heidelberg und schrieb dort seine Doktorarbeit mit dem Titel:“ The Concept of Capitalism in the theories of Max Weber(Gesellschaftstheoretiker) and Werner Sombart(Wirtschaftstheoretiker)
- 1927 ging er wegen einer Tutorenstelle an die Harvard-Universität
- 1932-1934 gehörte er zeitweise dem Harvard-Pareto-Kreis an, dessen Gastgeber ein Mediziner namens L.J.Henderson gewesen war
- 1935 verfasste er sein erstes Hauptwerk „The structure of social Action“, unter Bezugnahme seiner entwickelten Handlungstheorie und dem Einfluß von Pareto (ital. Soziologe), M. Weber, Durkheim und Marshall (Wirtschaftswissenschaftler)
- später folgend galt sein Interesse der Systemerklärung Hendersons` im physikalisch/chemischen Sinn, und Pareto`s „Systemmodell“ aus der Theorie der Mechanik
- Durch den Einfluß Hendersons` wendete er diese Modelle auf „das lebendige System“[3] an.
- Sein Interesse gilt immer mehr auch der Konzeption Freud`s und entwickelt u.a. die Arzt-Patient Verbindung mit Psychosomatik. Er betrachtet nun Krankheit als eine Form abweichenden Verhaltens[4] und ihre Therapie als soziale Kontrolle der Gesellschaft
- 1946 erwirbt er nach eigener psychoanalytischer Behandlung in Boston die Qualifikation zum Lehranalytiker. Im gleichen Jahr erhält er die Leitung des neu eingerichteten „Department of Social Relation“in Harvard, wo er bis 1956 auch verblieb.
- 1979 verstarb Parsons.
2.0 Gesellschaft und Krankheit in der Theorie Parsons` in „The Case of modern medical practice“:
Parsons` Interesse bei der Darstellung der Interaktion zwischen Arzt un Patient behandelt die „Problematik“ der Gesundheit.Für Parsons ist Gesundheit eine Funktionsvorraussetzung für gesellschaftliche Ordnung.
Im ersten Abschnitt von „The Case of modern medical practice“ stellt er an mehreren Textstellen in „The functional setting of medical practice and the cultural tradition“dar, inwieweit Krankheit und Gesundheit die Fähigkeiten zur Ausübung einer sozialen Rolle in einer Gesellschaft beeinflussen.
„...Gesundheit ist als ein Hauptbestandteil des Funktionierens jedes Mitglieds einer Gesellschaft enthalten, so daß ein niedriges Niveau der Gesundheit und ein zu häufiges Auftreten von Krankheiten dysfunktional im Hinblick auf das Funktionieren eines sozialen Systems ist.“(430)
„...Die weitestgehende Minimierung von Krankheiten sollte als Kontrolle einer Gesellschaft im eigenen funktionalen Interesse stehen.“(ebd.)
„Die moderne medizinische Praxis ist ein `Mechanismus`in einem sozialen System, um die Krankheit ihrer Mitglieder zu bewältigen. Es enthält eine Reihe institutionalisierter Rollen.“(432)
„...Krankheit ist als ein Zustand der Störung im `normalen`Funktionieren des Einzelnen anzusehen, einerseits durch den Zustand des Organismus als biologisches System und andererseits als persönliche und soziale Anpassung.“(431)
[...]
[1] vgl. PARSONS in: Soziologie autobiographisch, Drei Berichte zur Entstehung einer Wissenschaft, 1975,.1
[2] vgl.ebd.
[3] vgl.ebd. 7
[4] vgl.ebd., 15