Die Niederlage Ottos IV. bei Bouvines 1214 entschied nicht nur den deutschen Thronstreit, sondern auch Johann (John) I. „Ohne Land“ von England musste am 18.9.1214 den englisch-französischen Waffenstillstand von Chinon bis 1220 unterzeichnen. Durch den auch lange zuvor bestehenden Konflikt zwischen Papst Innozenz III. und John I., nutzten die Barone die außenpolitischen Fehlschläge und erhoben sich gegen John. Denn als sehr ungerecht galt das königliche, willkürliche Gewohnheitsrecht, das alle feudalen Stände unterdrückte, weshalb die Barone beim Aufstand 1215 mit einem politisch-gesetzgeberischen Programm das Königsrecht definieren und begrenzen wollten. In der Magna Carta Libertatum (große Freiheitsurkunde) fanden John und die Barone endlich ihre Friedensformel. Am 19.06.1215 bei Runnymede von John unter militärischen Druck unterzeichnet, gab die Magna Carta der englischen Kirche, den Baronen und „freien Männern“ Rechte und Freiheiten und beschränkte vor allem die feudale königliche Gewalt.
Auf die Carta bauten weitere Deklarationen und Urkunden auf, die schließlich den heutigen britischen Parlamentarismus hervorbrachten. Darum haben sich in der Forschung zwei Flügel herausgebildet: Der traditionelle Flügel, der meint, die Barone hatten visionär für den späteren Verfassungsstaat schon – als Vorläufer der Moderne - individuelle Schutz- und Freiheitsrechte verankert und der neuere Flügel, der darin nur ein feudales Dokument sieht, wo die Barone ihre Macht rechtlich sicherten und stärkten gegenüber dem schwächelnden König.
So soll Thema dieser Arbeit sein, ob und inwiefern die Magna Carta ein Verfassungsdokument ist, das der Bevölkerung Schutz- und Freiheitsrechte gewährte oder ob sie doch die feudale Macht der Barone mehrte. Dazu möchte ich die Arbeit folgendermaßen gliedern: erst wird zur Übersicht die Magna Carta von 1215 grob in ihrem Aufbau und Inhalt erläutert, dann werden die Betroffenenkreise abgesteckt, Schutz- und Freiheitsrechte in ihrer damaligen Bedeutung beleuchtet und die Folgen bezüglich des Themas behandelt; ein Fazit rundet das Ganze ab.
Inhaltsverzeichnis
- 1.) Vorgeschichte und Frage nach dem Sinn der Magna Carta Libertatum
- 2.) Die Magna Carta als Feudal- oder Freiheitsdokument?
- 2.1) Inhalt und Aufbau der Magna Carta
- 2.2) Die Rechte der Magna Carta zwischen Feudal- und individuellen Freiheitsrechten
- 2.2.1) Untersuchung der betroffenen Personenkreise
- 2.2.2) Untersuchung der Schutzrechte
- 2.2.3) Untersuchung der Freiheitsrechte
- 2.3) Feudale und freiheitliche Folgen der Magna Carta
- 3.) Fazit: Die Magna Carta als weitgehend feudales Dokument mit freiheitlichen Folgen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Magna Carta Libertatum von 1215 und beleuchtet die Frage, ob sie primär der Sicherung individueller Freiheitsrechte oder der Verrechtlichung des Feudalsystems zugunsten der Barone diente. Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation der Urkunde im Kontext der damaligen politischen und sozialen Verhältnisse.
- Die Vorgeschichte der Magna Carta und die Konflikte zwischen König Johann Ohneland und den Baronen.
- Der Inhalt und Aufbau der Magna Carta und die darin enthaltenen Bestimmungen.
- Die betroffenen Personenkreise und die Reichweite der gewährten Rechte (Schutz- und Freiheitsrechte).
- Die Folgen der Magna Carta für das feudale System und die Entwicklung individueller Freiheiten.
- Die unterschiedlichen Interpretationen der Magna Carta in der Forschung (feudales vs. freiheitliches Dokument).
Zusammenfassung der Kapitel
1.) Vorgeschichte und Frage nach dem Sinn der Magna Carta Libertatum: Dieses Kapitel beleuchtet die politischen und militärischen Ereignisse, die zur Entstehung der Magna Carta führten. Die Niederlage Ottos IV. bei Bouvines 1214 und der Waffenstillstand von Chinon schwächten König Johann Ohneland, was die Barone nutzten, um sich gegen seine willkürliche Herrschaft zu erheben. Der Konflikt zwischen König und Baronen, geprägt durch ungerechtes königliches Gewohnheitsrecht, führte schließlich zur Unterzeichnung der Magna Carta als Kompromiss. Das Kapitel etabliert die Forschungsfrage, ob die Magna Carta ein Dokument der individuellen Freiheitsrechte oder der feudalen Macht ist und skizziert die gegensätzlichen Interpretationen in der Forschung.
2.) Die Magna Carta als Feudal- oder Freiheitsdokument?: Dieses Kapitel analysiert den Inhalt und die Struktur der Magna Carta. Es unterteilt die 63 Klauseln in verschiedene Themenbereiche, wie die Freiheit der Kirche, Erbrechtsbestimmungen, Familienrecht, Schuldenregelungen, Steuererhebungen, Bestimmungen zu Städten und Handel, sowie gerichtliche Fragen. Durch die detaillierte Erläuterung der einzelnen Klauseln wird die Komplexität der Urkunde und die Vielschichtigkeit ihrer Bestimmungen deutlich gemacht. Es werden die unterschiedlichen Interpretationen der Klauseln im Hinblick auf feudale und individuelle Freiheitsrechte diskutiert und der Fokus liegt darauf, wie die Bestimmungen die jeweiligen Interessen von König und Baronen widerspiegeln könnten.
Schlüsselwörter
Magna Carta Libertatum, König Johann Ohneland, Barone, Feudalsystem, individuelle Freiheitsrechte, Schutzrechte, Verfassungsgeschichte Englands, Gewohnheitsrecht, königliche Gewalt, mittelalterliches England, Rechtsgeschichte.
Häufig gestellte Fragen zur Magna Carta Libertatum
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Magna Carta Libertatum von 1215 und untersucht, ob sie in erster Linie der Sicherung individueller Freiheitsrechte oder der Festigung des Feudalsystems zugunsten der Barone diente. Die Analyse betrachtet die Urkunde im Kontext der damaligen politischen und sozialen Verhältnisse.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Vorgeschichte der Magna Carta und die Konflikte zwischen König Johann Ohneland und den Baronen, den Inhalt und Aufbau der Urkunde mit ihren Bestimmungen, die betroffenen Personenkreise und die Reichweite der gewährten Rechte (Schutz- und Freiheitsrechte), die Folgen der Magna Carta für das feudale System und die Entwicklung individueller Freiheiten sowie die unterschiedlichen Interpretationen der Magna Carta in der Forschung (feudales vs. freiheitliches Dokument).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Kapitel 1 beleuchtet die Vorgeschichte und die Frage nach dem Sinn der Magna Carta. Kapitel 2 analysiert die Magna Carta als Feudal- oder Freiheitsdokument, indem es den Inhalt und Aufbau der Urkunde detailliert untersucht und die verschiedenen Interpretationen der Klauseln im Hinblick auf feudale und individuelle Freiheitsrechte diskutiert. Kapitel 3 fasst die Ergebnisse zusammen und zieht ein Fazit.
Welche Personenkreise waren von der Magna Carta betroffen?
Die Arbeit untersucht die Personenkreise, die von den Bestimmungen der Magna Carta betroffen waren, um die Reichweite der gewährten Rechte (Schutz- und Freiheitsrechte) zu bestimmen. Dies ist ein zentraler Punkt der Analyse, um die Frage nach dem feudalen oder freiheitlichen Charakter der Urkunde zu beantworten.
Welche Folgen hatte die Magna Carta für das feudale System und individuelle Freiheiten?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Magna Carta auf das feudale System und die Entwicklung individueller Freiheiten. Es wird analysiert, inwieweit die Urkunde zu Veränderungen im Verhältnis zwischen König und Baronen, sowie zu einer Stärkung oder Schwächung individueller Rechte geführt hat.
Wie wird die Frage nach der feudalen oder freiheitlichen Natur der Magna Carta beantwortet?
Die Arbeit untersucht die verschiedenen Interpretationen der Magna Carta in der Forschung und kommt zu einem Fazit, ob sie primär ein feudales Dokument mit freiheitlichen Folgen darstellt oder nicht. Die Analyse der einzelnen Klauseln und ihres Kontextes bildet die Grundlage für diese Schlussfolgerung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Magna Carta Libertatum, König Johann Ohneland, Barone, Feudalsystem, individuelle Freiheitsrechte, Schutzrechte, Verfassungsgeschichte Englands, Gewohnheitsrecht, königliche Gewalt, mittelalterliches England, Rechtsgeschichte.
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- Philip J. Dingeldey (Author), 2012, Die Magna Carta Libertatum von 1215, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196632