Während der Lektüre der Perikope fällt mir das Sprichwort „Undank ist der
Welt Lohn.“ ein und ich erinnere mich an unterschiedliche Situationen aus dem
Alltag, in denen ich Undankbarkeit oder Gleichgültigkeit erfahren habe. Von
diesen kurzen Schlaglichtern lenkt mich meine Erinnerung auf die Arbeit in der
Gemeinde. Jeder kennt solche Enttäuschungen: Jugendmitarbeiter haben eigens
für die Konfirmandenfreizeit eine Anspielszene vorbereitet, doch während sie
im Scheinwerferlicht schwitzend den auswendig gelernten Text vorsprechen,
ist ein großer Teil des Publikums unruhig und unaufmerksam, sodass sich in
der anschließenden auf dem Anspiel basierenden Gruppenstunde keine der
Konfirmandinnen und Konfirmanden an die Pointe erinnern kann. Nach der
Rückkehr von der Freizeit erzählt eine der Mitarbeitenden einem Freund von
der Enttäuschung. Dieser erklärt ihr daraufhin, er sehe ohnehin keinen Sinn in
kirchlichem Engagement und rät, sie solle mehr an sich selbst denken und ihre
Freizeit anders gestalten. So kann ich mich in dem enttäuschten
Weinbergbesitzer wiederfinden, denn Christen erleben es nicht selten, dass ihr
herzliches Engagement ohne Erfolg bleibt oder belächelt wird.
Der erste Teil der Perikope erzählt, wie Menschen Unrecht tun, ohne dass es
für sie Konsequenzen hat. Das erinnert mich an die Vergehen, von denen
häufig in Zeitungen zu lesen ist. Da sind auf der einen Seite Industrielle, die
jahrelang unbemerkt Steuern hinterzogen und korrupte Politiker, die viel Geld
in schwarze Kassen wandern ließen und auf der anderen Seite werden aufgrund
leerer Staatskassen immer mehr Kürzungen im Sozialsystem vorgenommen
und Einrichtungen für die Schwachen der Gesellschaft geschlossen. Wie die
Winzer, die einen möglichst hohen Profit erwirtschaften wollen und dafür
buchstäblich über Leichen gehen, vergessen heutzutage auch Manager bei der
Gewinnoptimierung, dass sich hinter den Personalnummern Schicksale von
Menschen verbergen, für die sie verantwortlich sind. Christliche Ideale spielen
eine immer unbedeutendere Rolle im gesellschaftlichen, politischen, und
wirtschaftlichen Leben, doch dies bleibt scheinbar ohne Folgen. Offenbar kann
man auch ein erfolgreiches und ausgefülltes Leben führen, wenn man sich
nicht an Gott und sein Weisungen hält. Viele Menschen schreiben sich das auf
ihre Fahnen und so muss die schrumpfende Kirche immer mehr Kritik ertragen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Der persönliche Zugang des Autors zur Perikope Mk. 121-12
- Historisch-kritischer Kommentar
- Systematisch-theologische Überlegungen
- Untersuchungen zu den dogmatischen Disziplinen
- Gotteslehre
- Anthropologie, Schöpfung und Sündenlehre
- Christologie und Soteriologie
- Eschatologie
- Fokussierung im Blick auf die zu erstellende Predigt
- Untersuchungen zu den dogmatischen Disziplinen
- Homiletische Situation und Besinnung
- Homiletische Gesamtsituation („Homiletische Großwetterlage“)
- Die Gemeinde vor Ort
- Der Gottesdienst
- Grundstruktur und lokale Besonderheiten
- Proprium und Modifikationen
- Zum Ablauf des Gottesdienstes
- Predigt
- Predigtintention und Predigtskizze
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der homiletischen Ausarbeitung der Perikope Markus 12,1-12. Ziel ist die Entwicklung einer Predigt, die den Kontext der Perikope, ihre theologischen Implikationen und ihre Relevanz für eine heutige Gemeinde berücksichtigt. Die Arbeit verbindet persönliche Erfahrungen des Autors mit historisch-kritischer Exegese und systematisch-theologischen Überlegungen.
- Das Thema Undankbarkeit und Gottes Barmherzigkeit
- Die Auslegung des Gleichnisses von den bösen Weingärtnern
- Die Relevanz des Gleichnisses für die heutige Gesellschaft
- Die Anwendung der Perikope auf die konkrete Predigtarbeit
- Die Rolle von Gottes Geduld und Gerechtigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Der persönliche Zugang des Autors zur Perikope Mk. 121-12: Der Autor beschreibt seine persönlichen Erfahrungen mit Undankbarkeit im kirchlichen und gesellschaftlichen Kontext, die ihn auf die Thematik der Perikope aufmerksam gemacht haben. Er identifiziert sich mit dem enttäuschten Weinbergbesitzer und stellt einen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Missständen her, wo christliche Ideale oft vernachlässigt werden. Der Autor reflektiert den Zweifel an Gottes Existenz angesichts dieser Entwicklungen, findet aber Trost in der Botschaft von Gottes Geduld und der letztendlichen Gerechtigkeit. Die Perikope bestärkt ihn in seinem Engagement für Kirche und Gesellschaft.
Historisch-kritischer Kommentar: Dieser Abschnitt analysiert den Text von Markus 12,1-12 historisch-kritisch. Er ordnet die Perikope in den Kontext der Streitgespräche Jesu in Jerusalem ein und diskutiert die mögliche nachträgliche Einfügung in den Überlieferungszusammenhang. Der Autor beleuchtet die Verbindung zum Weinberglied aus Jesaja und die volkstümliche Erzählweise. Er diskutiert verschiedene Interpretationen, insbesondere die Frage nach der sozialen Kritik gegenüber den römischen Besatzern oder dem Hohen Rat. Der Fokus liegt jedoch auf der Interpretation als Anklage gegen die priesterliche Führerschaft Israels, welche Gottes Gesandte missachtet.
Schlüsselwörter
Markus 12,1-12, Gleichnis der bösen Weingärtner, Undankbarkeit, Gottes Barmherzigkeit, Gottes Gerechtigkeit, Homiletik, Predigtarbeit, Gemeinde, Gesellschaft, Sozialkritik, Historisch-kritische Exegese, Systematische Theologie.
Häufig gestellte Fragen zur homiletischen Ausarbeitung von Markus 12,1-12
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit der homiletischen Ausarbeitung der Perikope Markus 12,1-12. Ziel ist die Entwicklung einer Predigt, die den Kontext, die theologischen Implikationen und die Relevanz für eine heutige Gemeinde berücksichtigt. Die Arbeit verbindet persönliche Erfahrungen des Autors mit historisch-kritischer Exegese und systematisch-theologischen Überlegungen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Themen Undankbarkeit und Gottes Barmherzigkeit im Kontext des Gleichnisses von den bösen Weingärtnern. Es wird die Auslegung des Gleichnisses, seine Relevanz für die heutige Gesellschaft, die Anwendung auf die Predigtarbeit, sowie die Rolle von Gottes Geduld und Gerechtigkeit untersucht. Der persönliche Zugang des Autors, historisch-kritische Exegese, systematisch-theologische Überlegungen, homiletische Aspekte (Situation, Gottesdienst, Predigtintention) und ein Literaturverzeichnis sind ebenfalls enthalten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel, die den persönlichen Zugang des Autors, einen historisch-kritischen Kommentar, systematisch-theologische Überlegungen (Gotteslehre, Anthropologie, Christologie, Eschatologie etc.), die homiletische Situation, den Gottesdienst, die Predigt, die Predigtintention und -skizze, sowie einen Anhang und ein Literaturverzeichnis umfassen.
Wie wird die Perikope Markus 12,1-12 ausgelegt?
Die Auslegung erfolgt auf mehreren Ebenen: Der Autor verbindet seine persönlichen Erfahrungen mit Undankbarkeit mit einer historisch-kritischen Analyse des Textes, die den Kontext in Jerusalem, die mögliche nachträgliche Einfügung in die Überlieferung und verschiedene Interpretationen (soziale Kritik, Anklage gegen die priesterliche Führung) beleuchtet. Systematisch-theologisch werden Aspekte der Gotteslehre, Anthropologie, Christologie und Eschatologie im Kontext des Gleichnisses betrachtet. Der Fokus liegt auf der Interpretation als Anklage gegen die priesterliche Führerschaft, die Gottes Gesandte missachtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Markus 12,1-12, Gleichnis der bösen Weingärtner, Undankbarkeit, Gottes Barmherzigkeit, Gottes Gerechtigkeit, Homiletik, Predigtarbeit, Gemeinde, Gesellschaft, Sozialkritik, Historisch-kritische Exegese, Systematische Theologie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel ist die Entwicklung einer Predigt, die den Kontext der Perikope, ihre theologischen Implikationen und ihre Relevanz für eine heutige Gemeinde berücksichtigt. Die Arbeit soll ein Beispiel für eine ganzheitliche homiletische Ausarbeitung liefern, die persönliche Erfahrungen, wissenschaftliche Exegese und theologische Reflexion verbindet.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Theologiestudierende, Pfarrer*innen, Prediger*innen und alle, die sich mit der homiletischen Ausarbeitung biblischer Texte beschäftigen. Sie bietet einen exemplarischen Einblick in den Prozess der Predigtvorbereitung und -gestaltung.
- Quote paper
- Hendrik Münz (Author), 2003, Undank ist der Welt Lohn, aber Gott ist barmherzig und gerecht. Homiletischer Entwurf zu Mk. 12,1-12, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19638