Wir sind eine Generation der Leseunlustigen. Eine Generation mit unzureichenden mathematischen sowie naturwissenschaftlichen Fähigkeiten, die zu schlecht auf den Berufseinstieg vorbereitet ist. So charakterisieren öffentliche Stimmen des Ausbildungsmarktes und der PISA-Studie die derzeitige Bildungssituation in Deutschland.
Hört man diese Stimmen, könnte man meinen, wir hätten uns an Heinrich Zille orientiert, einem deutschen Künstler, der den Spruch prägte: „Kinder, lernt nicht, sonst müßt ihr später arbeiten.“ Diese humoristische Empfehlung verkennt die funktionale Vielfalt des Lernens. So lernt man nicht nur für die Eltern, um Prüfungen zu bestehen, Zertifikate zu erhalten, oder einen späteren Beruf, man lernt vor allem für sich selbst. Lernen bedeutet Optionen kennenzulernen, leistet einen Beitrag zur Persönlichkeitsprägung und Identitätsfindung und ermöglicht ein Leben im Einklang mit seiner Umwelt. Lernen vermittelt dem Menschen Orientierung in einer komplexen Welt oder kurz ausgedrückt: Lernen bedeutet Leben und Leben bedeutet Lernen.
„Lernen doof, Lehre doof“
Vorschläge zur qualitativen Verbesserung der Schulbildung
Wir sind eine Generation der Leseunlustigen. Eine Generation mit unzureichenden mathematischen sowie naturwissenschaftlichen Fähigkeiten, die zu schlecht auf den Berufseinstieg vorbereitet ist. So charakterisieren öffentliche Stimmen des Ausbildungsmarktes und der PISA-Studie die derzeitige Bildungssituation in Deutschland. Hört man diese Stimmen, könnte man meinen, wir hätten uns an Heinrich Zille orientiert, einem deutschen Künstler, der den Spruch prägte: „Kinder, lernt nicht, sonst müßt ihr später arbeiten.“ Diese humoristische Empfehlung verkennt die funktionale Vielfalt des Lernens. So lernt man nicht nur für die Eltern, um Prüfungen zu bestehen, Zertifikate zu erhalten, oder einen späteren Beruf, man lernt vor allem für sich selbst. Lernen bedeutet Optionen kennenzulernen, leistet einen Beitrag zur Persönlichkeitsprägung und Identitätsfindung und ermöglicht ein Leben im Einklang mit seiner Umwelt. Lernen vermittelt dem Menschen Orientierung in einer komplexen Welt oder kurz ausgedrückt: Lernen bedeutet Leben und Leben bedeutet Lernen.
Bildung gilt in Deutschland als wichtiges Gut und so wundert es nicht, dass die eher mittelmäßigen Ergebnisse deutscher Schüler bei der ersten PISA-Vergleichsstudie bundesweit Aufsehen erregten. Die daraufhin folgende öffentliche Diskussion über das Bildungswesen drehte sich vorwiegend um eine weitere Bildungsexpansion, deren Finanzierung und die Einführung eines bundesweiten statt föderalistischen Bildungssystems. Dabei kam eine grundlegende Debatte über den Strukturwandel des Unterrichtsaufbaus meiner Meinung nach zu kurz. Eine Diskussion über eine Reformation der Stoffvermittlung, der Rollenfunktionen der Lehrenden und Lernenden, der Lernziele, Zeiteinteilung und Interdisziplinarität ist jedoch unabdingbar, wenn man nachhaltig die Bildung verbessern möchte.
Im Folgenden möchte ich mich in Hinblick auf konstruktivistische Lernansätze mit einem möglichen Strukturwandel des Unterrichts auseinandersetzen, dessen Vor- und Nachteilen erörtern, um schließlich die Frage zu beantworten: Wie lässt sich die Lehre qualitativ verbessern?
Konstruktivismus und Bildung
Der Konstruktivismus stellt eine philosophische Richtung dar, welche den Menschen als autopoietische, operational geschlossene Systeme versteht. Er führt an, dass Sinnesreize entsprechend des individuellen biografisch geprägten Vorwissens interpretiert werden und daher die äußere Welt nicht objektiv erlebt werden kann, sondern stets eine individuell gangbare Konstruktion darstellt. Wissen ist demnach subjektiv, kann aber aufgrund ähnlicher Konstruktionen bei anderen Individuen durchaus von jenen geteilt werden. Lernen heißt somit, sich aktiv eigene Weltbilder aufzubauen. Stimmt ein Weltbild mit einer gewissen Wahrnehmung nicht überein, spricht man von einer Störung, einer Perturbation, welche in Folge durch eine Anpassung des Weltbildes wieder bereinigt wird. Die Wahrnehmung der Außenwelt stimmt wieder mit dem Wissen überein. Das Individuum hat dazu gelernt.
Was soeben mit den Begriffen Weltbild, Wissen, eigene Konstruktion bezeichnet wurde, sind Elemente des Überbegriffes Bildung. Bildungserwerb ist demnach ein lebenslanger Prozess, welcher mit der individuellen Biografie eng verknüpft ist. Generell beinhaltet er die „Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Werthaltungen, Gefühlen, Einstellungen usw. als auch deren Ergebnis.“ (Hillmann 2007: 101). Bildung prägt die Persönlichkeit.
Aus dem Blickwinkel des Konstruktivismus bedeutet Bildung, die Relativität der Welt zu erkennen und eigene Konstruktionen zu reflektieren oder wie Siebert es ausdrückt: „Bildung ist eine verantwortungsvolle Haltung zur Welt, zur Gesellschaft, zu sich selbst.“ (Siebert 2003: 28). Angesichts des enormen inhaltlichen Umfangs von Bildung kann die Schule stets nur einen Ausschnitt darbieten.
Aufbau der derzeitigen Bildungssystems
Im deutschen Bildungssystem gestaltet sich dieser Bildungsausschnitt dreistufig, wobei der Primär- sowie Sekundärsektor I für alle gesunden Heranwachsenden verpflichtend ist. Der Sekundarsektor II ist unterdessen fakultativ.
Weiterhin lässt sich das Bildungssystem nach Schultypen untergliedern, für den ersten Sektor ist es die Grundschule, welche zwischen sechs beziehungsweise sieben Jahren und neun bis zehn besucht wird. In der Sekundarstufe werden die Schüler dann nach Leistung differenziert, es lassen sich Haupt-, Real-, Berufs- sowie Gesamtschulen und Gymnasien voneinander unterscheiden. Je nach Schultyp schwanken auch die Gewichtung von Praxis und Theorie sowie die Dauer der Ausbildung. Im Folgenden wird nur noch die gymnasiale Lehre betrachtet, da sie besonders theoretisch orientiert ist.
Die gymnasiale Didaktik beinhaltet verschiedene Unterrichtsmethoden und neben den bereits erwähnten konstruktivistischen gibt es auch behavioristische oder kognitivistische. Während der behavioristische Ansatz auf einer Konditionierung aufbaut, also einem Bestrafungs- und Belohnungsschema, betrachtet der kognitivistische Ansatz das Lernen als einen psychischen Prozess der Wissensaneignung.
In der Schule wird überwiegend auf einer kognitiven Basis unterrichtet. Frontalunterricht mit regelmäßigen Lernerfolgskontrollen und einer strikten Fächerunterteilung bestimmt das Unterrichtsgeschehen. Der Lehrstoff zu einem Gegenstand wird bereits in der Planung in einzelne Einheiten unterteilt, welche dann gut strukturiert den Schülern dargeboten werden. Weiterhin gehört zu dieser Unterrichtsform eine möglichst übersichtliche Gestaltung der Stunde. Vor Beginn versucht der Lehrende klarzumachen, was die Lernziele sind und welcher Sinn verfolgt wird, weiterhin versucht er den Stoff in übergeordnete Zusammenhänge zu übertragen. Dies ermöglicht einerseits eine gute Vernetzung mit Vorwissen, erleichtert das Finden von Schemata, bringt andererseits aber auch die Gefahr eines nur oberflächlichen Verstehens mit sich, das heißt das Gelerntes nicht in anderen Kontexten angewandt werden kann.
Ein weiteres Problem ist, dass der Lernende eine eher passive Rolle spielt, während der Lehrende aktiv unterrichtet. Ohne eingebunden zu sein, fällt es jedoch schwer auf Dauer die Aufmerksamkeit zu halten, insbesondere wenn der Schüler noch keinen persönlichen Zugang zum Thema gewonnen hat. Weitere Nachteile sind, dass durch das reibungslose Verstehen der Stoff nur oberflächlich erfasst und daher auch rasch wieder vergessen wird.
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- Arbeit zitieren
- Bianka Bülow (Autor:in), 2009, „Lernen doof, Lehre doof“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196228
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