Mit dem Ende der Weimarer Republik in Deutschland 1933 tat sich ein ganz neues Staatssystem auf, denn mit seinem Amtsantritt als Reichskanzler im Januar 1933 formte Hitler die Weimarer Demokratie in eine Diktatur um, die geprägt war von dem Führerkult, der Gleichschaltung der Bürger und auch dem Hass gegenüber Minderheiten in der Bevölkerung. So wurde auch der Antisemitismus und die Auslöschung der Juden ein großes Ziel der Nationalsozialisten, damit verbunden ist natürlich die massenhafte Auswanderung von Juden aus dem nationalsozialistischem Deutschland. Den Verlust des eigenen Vaterlandes thematisiert auch die jüdische Schriftstellerin Mascha Kaléko in ihrem Gedicht „Im Exil“ aus dem Jahr 1945.
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Mascha Kaléko - „Im Exil“
eine Analyse
„Ich hatte einst ein schönes Vaterland -
so sang schon der Flüchtling Heine.
Das seine stand am Rheine,
das meine auf märkischem Sand.
Wir alle hatten einst ein (siehe oben!).
Das fraß die Pest, das ist im Sturz zerstoben.
O Röslein auf der Heide,
dich brach die Kraftdurchfreude.
Die Nachtigallen wurden stumm,
sahn sich nach sicherm Wohnsitz um,
und nur die Geier schreien
hoch über Gräberreihen.
Das wird nie wieder, wie es war,
wenn es auch anders wird.
Auch, wenn das liebe Glöcklein tönt,
auch wenn kein Schwert mehr klirrt.
Mir ist zuweilen so, als ob
das Herz in mir zerbrach.
Ich habe manchmal Heimweh.
Ich weiß nur nicht, wonach.“
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Mit dem Ende der Weimarer Republik in Deutschland 1933 tat sich ein ganz neues Staatssystem auf, denn mit seinem Amtsantritt als Reichskanzler im Januar 1933 formte Hitler die Weimarer Demokratie in eine Diktatur um, die geprägt war von dem Führerkult, der Gleichschaltung der Bürger und auch dem Hass gegenüber Minderheiten in der Bevölkerung. So wurde auch der Antisemitismus und die Auslöschung der Juden ein großes Ziel der Nationalsozialisten, damit verbunden ist natürlich die massenhafte Auswanderung von Juden aus dem nationalsozialistischem Deutschland. Den Verlust des eigenen Vaterlandes thematisiert auch die jüdische Schriftstellerin Mascha Kaléko in ihrem Gedicht „Im Exil“ aus dem Jahr 1945.
In dem Gedicht stellt das lyrische Ich dar, dass es früher einmal ein Vaterland besaß, das allerdings diesem Status nicht mehr gerecht wird. Es beschreibt die Atmosphäre während des Nationalsozialismus und vermutet, dass das Land nie wieder so sein wird, wie es in der Weimarer Zeit war. Außerdem erklärt es, dass sein Herz gebrochen sei und es sich nicht sicher ist, wohin sich ihr Heimweh richtet.
Das Gedicht beinhaltet fünf Strophen, die alle aus vier Versen bestehen, die sich jedoch durch unterschiedliche Reimschemata auszeichnen, so gibt es in der ersten Strophe einen Kreuzreim, dieser wird dann in der zweiten und dritten Strophe durch einen teilweise unreinen Paarreim abgelöst. In den Strophen drei und vier fällt auf, dass sich nur die jeweils letzten Verse reimen. Den Gestus des Gedichtes kann man mit den Adjektiven resignierend und nostalgisch bezeichnen. Es ist in einer geschlossenen Form und mit vielen Enjambements verfasst, die allerdings auch unregelmäßig verteilt sind.
In der ersten Strophe des Gedichtes beginnt das lyrische Subjekt mit dem Ausspruch: „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ (Z.1), dies zeigt, dass das lyrische Ich seinem ehemaligen Vaterland im jetzigen Zustand nicht würdigend gegenübersteht, sondern eher ablehnend. Im Folgenden klärt das lyrische Ich auf, dass dieser Ausspruch nicht von ihm selbst stammt, sondern vom Schriftsteller Heinrich Heine. Dabei ist auffällig, dass das lyrische Ich auch einen Bezug zur Epoche herstellt, in der Heine auch tätig war, nämlich mit dem Wort „sang“ (Z.2), denn in der Romantik wurden in der Lyrik oft volksliedhafte Formen bevorzugt und eine Rückbesinnung auf das Mittelalter fand statt, in dem der Minnegesang sehr populär war. Auffällig ist auch, dass das lyrische Ich Heine als „Flüchtling“ (Z.2) bezeichnet, denn so baut es direkt Gemeinsamkeiten zwischen Heine und dem lyrischen Ich auf. Dieses stellt auch einen Vergleich der beiden auf, denn es heißt: „Das seine stand am Rheine,/ das meine auf märkischem Sand“ (Z.3f.) Damit nimmt das lyrische Subjekt Bezug auf dem zu Heines Lebenszeiten gegründetem Rheinbund, der der Vorläufer eines Deutschen Reiches sein sollte. Allerdings bezieht sich das lyrische Ich auch auf die eigene Heimat, denn es sagt, sein Vaterland stand auf „märkischem Sand“ (Z.4), womit sie ihr ehemaliges Vaterland personifiziert. Man kann hierbei davon ausgehen, dass die Mark Brandenburg gemeint ist, zu der auch die Stadt Weimar gehörte, sodass das lyrische Ich Bezug nimmt auf die Weimarer Republik von 1919 bis 1933. Auffällig hierbei ist die Metapher, dass das Vaterland auf „Sand“ stand (Z.4). Dies lässt einige Schlüsse auf das Vaterland zu, denn Sand ist als Untergrund zum Bauen nicht geeignet, da er keinen Halt bietet und keinen festen Grund darstellt. Ein fester Grundbaustein in einem demokratischen Staat ist immer die Verfassung, so könnte man vermuten, dass das lyrische Ich hier auf diese eingeht, die aus heutiger Sicht erhebliche Mängel enthielt.
In der zweiten Strophe weitet das lyrische Ich den Verlust seines eigenen Vaterlandes auf eine sehr große Gruppe aus, die das gleiche Schicksal teilen müssen, denn es sagt: „Wir alle hatten einst ein (siehe oben!)“ (Z.5) Damit zeigt es auf, dass es nicht das einzige Opfer der Entwicklungen zum Nationalsozialismus ist, sondern es eine sehr große Anzahl von Menschen gibt, die genauso fühlen. Womöglich meint das lyrische Ich alle Menschen und Bürger, die keine überzeugten Nationalsozialisten waren. In dem nächsten Vers geht es noch einmal auf ihr ehemaliges Vaterland ein, indem sie es abermals personifiziert, denn es heißt: „Das fraß die Pest, das ist im Sturm zerstoben.“ (Z.6) Dies zeigt auf, dass es mehrere Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik gibt, einmal „die Pest“, womit wahrscheinlich die Bereitschaft und Zustimmung innerhalb der Bevölkerung zum Nationalsozialismus oder überhaupt zum Extremismus gemeint ist, denn die breitete sich aus wie die Pest. Dazu kommen die äußeren Faktoren, die vom Sturm dargestellt werden, wie z.B. die Weltwirtschaftskrise oder der Versailler Vertrag, der immer stärker abgelehnt wurde. Dies zeigt, dass die Demokratie nicht standhaft genug war, und das lyrische Ich kann seine Metapher mit dem Sand als Grundgerüst weiter ausbauen, denn der Sand hält dem Sturm nicht stand und wird weggeweht. Im Folgenden stellt das lyrische Subjekt einen Gegensatz dar, der sich insbesondere auf die Kultur bezieht, denn es heißt: „O Röslein auf der Heide,/ dich brach die Kraftdurchfreude.“ (Z.7f.) Mit diesem ersten Vers bezieht sich das lyrische Ich auf Goethes „Heidenröslein“, dies könnte für die große Tradition der deutsch Literatur und Kultur stehen,von der Goethe wohl einer der berühmtesten Vertreter ist und auf die das lyrische Ich auch schon mit Heinrich Heine Bezug nimmt. Diese große Tradition in der Literatur wird nun „gebrochen“ durch die NS-Ideologie, insbesondere durch die Gleichschaltung der Kultur, denn nur noch regime-freundliche Literatur wurde veröffentlicht, während Literatur von Juden hingegen verbrannt wurde.
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- Arbeit zitieren
- Felix Wiebrecht (Autor:in), 2012, Mascha Kaléko - Im Exil: Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196210
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