Die vorliegende Arbeit setzt sich vordergründig mit interkultureller Kommunikation in Organisationen am Beispiel der Wiener Polizei auseinander und geht der Frage nach, ob ihr Bekenntnis zu Diversität gelebte Vielfalt oder Vielfalt unter uniformierenden Einschränkungen, also Diversität in Uniform oder doch uniforme Diversität bedeutet.
Um eine Antwort zu finden, werden zuerst Organisationen im Allgemeinen beleuchtet, ihre Kultur, ihre Kommunikation und die Voraussetzungen für die erfolgreiche Implementierung von Diversitäts-Management, um die personelle Vielfalt optimal nutzen und fördern zu können. Denn Organisationen sind meist für die Bedürfnisse der Mehrheitsgesellschaft gestaltet. Wie aber müssen sie intern auf Vertreter etwaiger Minderheitengesellschaften reagieren? Müssen sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, bestimmte Umstrukturierungen vornehmen oder sich einfach auf den Assimilationswillen der Betreffenden verlassen?
Die Wiener Polizei setzte in diese Richtung bereits einige wirkungsvolle Schritte – besonders mit der Rekrutierungsinitiative „Wien braucht dich!“, um Diversität über den Neuzugang in die Organisation zu bringen. Dabei und in der internen Umsetzung versucht sie einen eigenen, klaren Weg zu gehen, der sich deutlich von Bevorzugungen wie Benachteiligungen distanziert, den Nutzen von Kollegen anderer Herkunft in sprachlicher wie kultureller Hinsicht anerkennt und einzusetzen weiß, aber sich klar gegen Unterschiede jeglicher Art ausspricht. Letzteres liegt zum einen an der militärischen Tradition der Polizei, welche nicht zuletzt durch die Uniform und die ausgeprägte Hierarchie von Anfang an Unterschiedliches zu vereinheitlichen sucht und zum anderen an der ebenfalls hierarchisch ausgeprägten Kommunikation mit der Außenwelt, mit der Bevölkerung.
Vor diesem Hintergrund einer stark durch Uniformität geprägten Organisationskultur können sich Diversitätsbemühungen durchaus als schwierig erweisen. Denn vor allem ihre Lebbarkeit innerhalb der Polizei wird damit fraglich...
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
Teil I: Theorie
2 Einleitung
3 Erkenntnisinteresse und Forschungsstand
4 Begriffsbestimmungen
5 Die Forschungsfragen
6 Kommunikationswissenschaftliche Theorien
6.1 Cultural Studies - der kulturell gepragte Mensch
6.2 Konstruktivismus - der Bedeutung konstruierende Mensch
6.3 Symbolischer Interaktionismus - der Bedeutung interpretierende Mensch ..
6.4 Interkulturelle Kommunikation - der Bedeutung vermittelnde Mensch
6.5 Soziale Wissensvorrate und Kulturkontakt -
der Mensch im kulturellen Netz
7 Organisationen aus theoretischer Perspektive
7.1 Organisationen
7.2 Organisationskultur
7.3 Organisationskommunikation
8 Interkulturelle Kommunikation
9 Interkulturelle Orientierung und Offnung
10 Diversitat als Management-Konzept und Erfolgsfaktor ,
11 Methodische Vorgehensweise
Teil II: Empirie
12 Die Organisation Polizei
12.1 Die Aufnahme
12.2 Die Ausbildung
12.3 Die Organisationskultur der Polizei
13 Diversitats-Management der Wiener Polizei
13.1 Herausforderungen und Probleme
14 Modelle aus dem internationalen Vergleich
14.1 Erfahrungen der deutschen Polizei
14.2 Erfahrungen der niederlandischen Polizei
14.3 Erfahrungen der britischen Polizei
14.4 Erfahrungen der turkischen Polizei
15 Das Projekt „Wien braucht dich!“
15.1 Die Konzept-Entwicklung
15.2 Exkurs: Frauen in Uniform
15.3 Die Umsetzung
15.4 Interne Vorbereitung und Kommunizierung
15.5 Reaktionen auf „Wien braucht dich!“ innerhalb der Polizei
16 Der Umgang mit Kollegen anderer Herkunft
16.1 Vorteile von Kollegen anderer Herkunft
16.2 Nachteile oder Schwierigkeiten von Kollegen anderer Herkunft
17 Diversitat in Uniform oder uniforme Diversitat?
18 Integration innerhalb der Wiener Polizei
19 Die Zukunft von Kollegen anderer Herkunft
20 Neue Herausforderungen in Bezug auf „Wien braucht dich!“
20.1 Die Zukunft von „Wien braucht dich!“
21 Die Zukunft im Bereich Diversitats-Management
22 Elf Schritte zum Wiener Diversitats-Management
23 Conclusio
24 Hypothesen und Operationalisierungen
25 Abkurzungsverzeichnis
26 Literaturverzeichnis
26.1 Abbildungsverzeichnis
27 Anhang
27.1 Auswertung Fuhrungspersonen und Verantwortliche
27.2 Presentation der ubrigen Ergebnisse aus der Befragung von Polizisten
27.3 Interviews mit Fuhrungspersonen und Verantwortlichen
27.4 Interviews mit Polizisten
27.5 Ornigramm Landespolizeikommando Wien
27.6 Folder „Wien braucht dich!“
27.7 Kurzfassung
27.8 Abstract
1 Vorwort
Rund 1.5 Millionen Menschen mit Migrationhintergrund lebten laut Statistik Austria im Durchschnitt des Jahres 2010 in Österreich – dies entspricht 18,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.[1] Der Anteil an der Wiener Bevölkerung beträgt 38,[2] Prozent. Tendenz steigend.
Diesem hier auszumachenden Trend möchte auch die Wiener Polizei gerecht werden – und sich interkulturell öffnen. Aber was bedeutet dieser Schritt für eine Organisation wie die Polizei? Was bedeutet Diversitäts-Management für eine Organisation in militärischer Tradition, mit ausgeprägter Hierarchie? Wo liegen die Chancen, wo die Grenzen?
Im November 2007 wurde gemeinsam mit der MA 17 – der Magistratsabteilung für Integrations- und Diversitätsangelegenheiten die Rekrutierungsinitiative „Wien braucht dich!“ gestartet.2 Denn die Polizei solle ein Spiegel der Gesellschaft sein.[3] Die Verantwortlichen sehen in Migranten großes Potential – „aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und sonstigen Erfahrungen.“ [4]
Aber werden diese Vorteile auch von den Kollegen in dieser Form wahrgenommen? Sehen sich Personen mit Migrationshintergrund bei der Polizei dennoch mit Schwierigkeiten konfrontiert? Ist es so, wie es eben im täglichen Leben auch ist? Immerhin werden Migranten teilweise immer noch von der Mehrheitsbevölkerung als die Anderen, die Fremden angesehen. Aber jeder weiß, dass es sehr wohl auch gut integrierte Migranten gibt, die der deutschen Sprache mächtig sind, arbeiten, eine Ausbildung absolvieren. Aber auch diese begegnen immer wieder diesem oft konstruierten Bild des Fremden. Hier sei auf einen bewegenden Leserbrief eines jungen Serben im Magazin „Profil“ hingewiesen:
„Ich heiße Marko Miloradovic. Ich wurde in einem Land geboren, das es nicht mehr gibt, weil es in einem brutalen Krieg auseinander gerissen wurde. Heute heißt das Land wieder Serbien. Ich bin 22 Jahre alt und lebe seitdem ich denken kann in meiner Stadt, in meinem Innsbruck. Ich bin Österreicher und Serbe. Für mich ist das kein Widerspruch, kein Integrationsunwille, sondern mein Leben. Ich liebe dieses Land, genauso wie ich mein Serbien liebe. Ich unterscheide mich von meinen FreundInnen, weil ich eine andere Religion habe, mit einer anderen Sprache aufgewachsen bin und weil nicht in jede Disko reinkomme. Auf die Frage, was ich werden wolle, sagte mir man [!] in der Volksschule im vorauseilenden Gehorsam, dass ‚wir auch gute Arbeiter bräuchten’. Ich wollte Arzt werden. Meine Mutter erklärte mir damals, dass ich mir immer bewusst sein solle, dass ‚man uns’ als AusländerInnen sehe und ich zwei – , ja dreimal besser sein müsse, um die gleiche Ernte einfahren zu können. Heute studiere ich Jus. Arbeite. Zahle Steuern und rege mich auf, wenn das alpine Herrenteam keine Medaille nach Hause bringt. Und wenn ich mal wieder der Einzige bin, der sich im Zug ausweisen muss, meine Identität einer Kontrolle unterziehen lassen muss (wie bildhaft), frage ich mich trotzdem ‚Was soll ich hier?’“ [5]
Die Wiener Polizei kann genau hier gegensteuern. Denn „dem öffentlichen Dienst kommt eine Vorbildfunktion zu, wenn es darum geht, Personen einen chancengleichen Zugang zu ermöglichen, die bisher im Arbeitsleben benachteiligt waren.“ [6] So birgt auch die Polizei – als staatliche Organisation für Recht und Sicherheit – ein hohes Integrationspotential. Sie ist sich dem Bedarf von Personen anderer Herkunft in den eigenen Reihen bereits deutlich bewusst und erkennt ihre sprachlichen wie kulturellen Kenntnisse als wichtiges Potential an. Aber dennoch: Wie sieht all das nun in der Praxis aus? Wie gestaltet sich die interkulturelle Kommunikation innerhalb der Institution Polizei? Wie interkulturell kompetent ist die Belegschaft wirklich? Ist ein „Anderssein“ in Uniform überhaupt lebbar? Wie sieht das
„Wiener Modell“ des Diversitäts-Managements eigentlich aus? Mit diesen und weiteren Fragen soll sich die vorliegende Arbeit auseinander setzen.
Ausschlaggebend für die Themenwahl war einerseits persönliches Interesse an der Polizei und andererseits die mediale Präsenz ihrer Bemühungen, die gesellschaftliche Vielfalt entsprechend in der Personalstruktur abzubilden.
Die Termini Migrant und Polizist werden in der Arbeit als generelle Bezeichnung verwendet und schließen selbstverständlich beide Geschlechter (m/w) mit ein.
An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen Menschen bedanken, die mich während des Verfassens der Arbeit unterstützt und motiviert haben – im Besonderen bei meinem Betreuer Univ.-Prof. Dr. Hannes Haas. Ein herzliches Dankeschön möchte ich auch meinen Interviewpartnern aussprechen, die sich bereitwillig Zeit genommen und somit zum Gelingen der vorliegenden Arbeit maßgeblich beigetragen haben.
Teil I: Theorie
2 Einleitung
Wien ist multikulturell – und war es auch immer. Es ist eine Stadt, die einst wie heute von Zuwanderung geprägt ist.[7] In den frühen 80er Jahren erreichte der Migrationsanteil allerdings einen historischen Tiefstand. In den vergangenen 20 Jahren änderte sich dies maßgeblich: Nach und nach stieg der Anteil an Personen, die nicht in Wien geboren waren, stetig an. Nicht zuletzt wurde diese Entwicklung von damals aktuellen politischen Ereignissen beeinflusst. Zu denken sei hier etwa an den „Fall des Eisernen Vorhangs 1989, die Kriege in Folge des Zerfalls Jugoslawiens ab 1991, der Beitritt Österreichs zur EU 1995 sowie die EU Erweiterungen 2004 und 2007.“ [8]
Nicht nur die Stadt veränderte sich zu dieser Zeit, auch die Politik. Themen wie Integration, Migration oder Gleichbehandlung rangieren bis heute ganz oben auf den Agenden der Medien wie Privatleute.
„Wien ist zu einer Stadt geworden, in der 28% der BewohnerInnen im Ausland geboren wurden und 44% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund in dem Sinn haben, dass sie entweder selbst im Ausland geboren wurden, ausländische StaatsbürgerInnen sind oder zumindest ein Elternteil zugewandert ist.“ [9]
Wien sah dieses Phänomen allerdings zuerst – wie viele andere Städte – als vorübergehend an, wie auch Begriffe wie „Gastarbeiter“ zeigen. Integrationspolitische Bemühungen gab es allerdings bereits sehr früh – ab dem Ende der 80er Jahre. Diese beinhalteten vor allem folgende Eckpfeiler der Wiener Integrationspolitik:
„Muttersprachlicher Zusatzunterricht und allgemeine Förderung der deutschen Sprache, Maßnahmen zur besseren Eingliederung von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt und der Ausbau von Beratungs- und Mediationsverfahren [...].“ [10]
Im Jahre 1992 wurde schließlich unter dem Motto „Wir alle sind Wien“ der Wiener Integrationsfond (WIF) ins Leben gerufen – Konfliktmanagement in den Bezirken inklusive. Zu Beginn des Jahres 2000 differenzierten sich auch die Migrantengruppen immer stärker aus. Sie waren durch unterschiedliche Herkunftsländer, Bildungsniveaus und Qualifikationen gekennzeichnet. Ein Paradigmenwechsel von der Integrationspolitik zur Diversitätspolitik wurde damit eingeläutet.
„Diese begreift Integrationsprozesse nicht nur als etwas, das ZuwanderInnen bzw. Menschen mit Migrationshintergrund betrifft, sondern auch die Aufnahmegesellschaft und ihre Institutionen. [...] Der Diversitätsbegriff verweist auf eine gegenüber der herkömmlichen Integrationsdebatte erweiterte Sichtweise, welche auch die Chancen, die mit der zunehmenden Pluralisierung der Stadtgesellschaft einhergehen, in den Blick nimmt. Damit wird der primär defizitorientierte Ansatz, der lange Zeit die öffentliche integrationspolitische Diskussion beherrschte, zugunsten eines potentialorientierten Ansatzes verschoben.“ [11]
Wichtigste Voraussetzung dafür war es, gleiche Chancen wie Rechte in allen Lebensbereichen für alle zu gewährleisten. Der organisatorische Rahmen dafür wurde 2004 mit der Gründung der Magistratsabteilung 17 für Integration und Diversität geschaffen. Genau diese Abteilung ist es auch, die sich für einen höheren Migrantenanteil bei der Wiener Polizei einsetzte und in Zusammenarbeit mit eben dieser unter anderem das Rekrutierungsprojekt „Wien braucht dich!“ ins Leben rief.
Denn auch Unternehmen mussten und müssen sich stets aufs Neue mit dieser Thematik auseinandersetzen.
„ Zum einen gilt es, MitarbeiterInnen interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln, sie also angesichts der demografischen Realität dabei zu unterstützen, unterschiedliche KundInnenbedürfnisse wahrzunehmen und entsprechend zu berücksichtigen. Zum anderen erhöht die Beschäftigung von MitarbeiterInnen, die selbst Migrationshintergrund haben, das Verständnis für die Bedürfnisse von MigrantInnen und die Qualität der erbrachten Dienstleistungen, während die Stadt gleichzeitig eine wichtige gleichstellungspolitische Vorreiter- und Vorbildfunktion übernimmt.“ [12]
Diese Vorbildfunktion erfüllt auch die Wiener Polizei – als staatlicher Arbeitgeber, als Wächter über Recht und Ordnung. Doch sperrt sich ihre historische Entwicklung, ihre militärische Tradition und Organisation an gewissen Punkten gegen eine interkulturelle Öffnung, gegen die Anerkennung von Diversität auf allen Ebenen und mit allen damit verbundenen Konsequenzen.
Die vorliegende Arbeit beschreibt zu diesem Zweck zuerst Organisationen im Allgemeinen, in theoretischer Hinsicht, beleuchtet die Voraussetzungen und notwendigen Schritte für die erfolgreiche Eingliederung von Diversitäts-Management, um dann die spezifische Organisationskultur der Polizei zu analysieren und ihren Anteil an den vorhandenen Chancen wie Schwierigkeiten im Umgang mit Diversität auszumachen. Darüber hinaus soll die Sicht der Betroffenen – der Polizisten anderer Herkunft – erhoben werden, genauso wie der Umgang der Kollegen mit und ohne Migrationshintergrund untereinander. Gleichzeitig werden die bereits stattgefundenen und zukünftig geplanten Diversitätsbemühungen der Wiener Polizei dargestellt. Im Besonderen wird auf die Rekrutierungsinitiative „Wien braucht dich!“ eingegangen, auf ihre Möglichkeiten, Grenzen und Wirkungen. Somit soll sich ein schlüssiges Abbild dessen ergeben, was Diversität für eine Polizeiorganisation bedeutet – ob das Bekenntnis der Wiener Polizei zu Diversität schließlich gelebte Vielfalt oder Vielfalt unter uniformierenden Einschränkungen, also Diversität in Uniform oder doch uniforme Diversität bedeutet.
Zunächst soll aber einmal der Blick auf bereits stattgefundene Forschungsarbeiten zu diesem Thema gerichtet werden.
3 Erkenntnissinteresse und Forschungsstand
Sowohl rund um die Themenfelder Migration und Integration als auch im Bereich der Wiener Polizei wurde reichlich geforscht. Allerdings wenig in Kombination. Katharina Leitner etwa widmete sich in ihrer Diplomarbeit den Perspektiven von Polizisten mit Migrationshintergrund in Wien aus einer kultur- und sozialanthropologischen Sicht, ohne aber auf die Anforderungen an eine interkulturelle Kommunikation oder an ein Diversitäts- Management im engen Sinne einzugehen.[13] Dies tat etwa Majorin Daniela Tunst in ihrer Bachelorarbeit, indem sie einen österreichisch-niederländischen Vergleich der entsprechenden Polizeien und ihrer Diversitäts-Management-Konzepte vornahm.[14] Marina Fischer- Kowalski untersuchte im Rahmen der Arbeit „Polizei und Öffentlichkeit“ unter anderem das Verhältnis der Wiener Sicherheitswache zur Bevölkerung.[15] Im Rahmen ihrer Diplomarbeit unternahm Manuela Rucka eine Fallstudie zum Thema „Das Image der Wiener Polizei“.[16]
Bezüge zu den Themen Migration oder Integration finden sich darin allerdings nicht.
Diese Themenfelder werden generell in der Forschung, wie Ulrich Meurer belegt, häufig mit sicherheitspolitischen, simplifizierenden und negativ ausgerichteten Diskussionen verknüpft.[17]
Den interkulturellen Herausforderungen im Kontakt mit anderen Kulturen widmet sich etwa Gabriele Cappai in ihrem Werk, in dem sie auch die Rahmenbedingungen von Forschungsarbeiten in Bezug auf kulturelle Fremdheit thematisiert.[18]
Am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Wien finden sich lediglich drei Abschlussarbeiten zum Thema Polizei – keine aber mit Bezug auf interkulturelle Kommunikation oder damit im Zusammenhang stehende Themen. Einzig Mag. Herbert Bahl schrieb im Rahmen eines Forschungsseminars (FOSE) am Institut eine vergleichbare Arbeit[19] allerdings liegt der Fokus auf dem Zusammenhang zwischen der Rekrutierungsinitiative
„Wien braucht dich!“ und der Berichterstattung über Migranten im Magazin „Öffentliche Sicherheit“ des Innenministeriums. Ansonsten konnten keine einschlägigen Arbeiten zur Wiener Polizei und ihren Umgang mit Migranten gefunden werden.
Untersuchungen im Rahmen der deutschen Polizei gibt es allerdings zahlreich und umfassend. So summiert etwa Karlhans Liebl in seinem Werk „Polizei und Fremde – Fremde in der Polizei“[20] einige themenrelevante Aufsätze wie „Interaktion und Kommunikation zwischen Polizei und Migranten. Die Polizeiausbildung in Baden-Württemberg auf dem Prüfstand“ von Anke Sauerbaum oder „‚Was mach ich denn, wenn so’n Türke vor mir steht?’ Zur interkulturellen Qualifizierung der Polizei“ von Astrid Jacobsen.
Ähnlich aufschlussreich präsentiert sich die Arbeit „Fremde als Ordnungshüter? Die Polizei in der Zuwanderungsgesellschaft Deutschland“[21] von Daniela Hunold und Kollegen. Hier wird unter anderem explizit auf die Erwartungen an (zukünftige) Polizisten mit Migrationshintergrund hinsichtlich ihrer interethnischen Kontakte, Sprache, Kultur und Akzeptanz innerhalb des Kollegenkreises eingegangen. Darüber hinaus wird ein Kapitel den Diversitäts-Bemühungen innerhalb der Polizei gewidmet und die interessante Frage gestellt,was denn nun von Migranten in Uniform gefordert wird: Integration oder Assimilation?
Für Österreich oder insbesondere für Wien liegen noch keinerlei dieser Studien vor – nicht einmal annähernd vergleichbare.
Abschließend soll das Projekt „SALOMON Next Step“ [22] genannt werden, welches im Rahmen des Österreichischen Sicherheitsforschungs-Förderprogramms KIRAS durchgeführt worden ist. Das Ziel dieser 2009 erhobenen Studie war es, die Aspekte von Sicherheit und Unsicherheit, die für Menschen mit Migrationshintergrund relevant sind, zu erfassen. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Migranten von der österreichischen Mehrheitsbevölkerung häufig als Bedrohung, als „anders“, geradezu als Gefährdung der inneren wie der beruflichen Sicherheit betrachtet werden – ein Umstand, unter welchem eine Vielzahl der befragten Migranten zu leiden hat.
Der Aspekt der Sicherheit erhält eine neue Dimension, wenn man an Polizisten mit Migrationshintergrund denkt. Schließlich soll die Polizei für Ordnung und eben Sicherheit sorgen. Kann sie das nur, wenn sie sich auch personell dementsprechend positioniert? Wie gut integriert sind Kollegen mit Migrationshintergrund bei der Polizei wirklich? Welche Vorteile bringen sie einer Organisation wie der Polizei? Mit welchen Schwierigkeiten sehen sie sich konfrontiert? Für Österreich gibt es auf diese Fragen bislang noch keine Antwort. Eine „weiße Forschungsfläche“ eben, zu deren Farbgewinnung die vorliegende Arbeit ihren Beitrag leisten soll. Bevor allerdings diesen und weiteren Fragen nachgegangen werden kann ist es notwendig, wichtige Begriffe zu definieren und damit zu klären.
4 Begriffsbestimmungen
Migrant/Migration/Migrationshintergrund
In ihrem Bericht über Migrantenfamilien und Integration in den EU-Mitgliedsstaaten definiert Paloma Fernández de la Hoz als Migranten „jene Menschen [...], die sich dazu gezwungen sehen, ihr Heimatland zu verlassen und langfristig in ein neues Land zu übersiedeln.“ [23]
Somit klammert sie saisonale Migranten, Grenzgänger und ethnische Minderheiten aus. Allerdings greift die Fixierung auf das erzwungene Verlassen der Heimat für die vorliegende Arbeit zu kurz, weshalb sich das Verständnis von Migranten hier auch auf „die sogenannte
‚zweite Generation’, das heißt, die Kinder aus zugewanderten Familien“ [24] ausdehnen soll eine Sichtweise, die übrigens auch Fernández de la Hoz in ihrem Bericht anderen AutorInnen zuspricht. In jedem Fall aber wird Migration räumlich definiert – die Herkunft einer Person ist also zentrales Kriterium.[25] Dies lässt sich auch auf den lateinischen Ursprung des Wortes zurückführen. Denn es leitet sich von migratio, -onis (f.) ab, was „Auswanderung, Wanderung, Umzug“ bedeutet und wiederum auf migro 1 zurückgeht und mit „ausziehen, auswandern, übersiedeln“ [26] übersetzt wird. Auf die lateinische Herleitung des eigentlichen Wortsinns stützt sich auch Mag. Bahls Arbeit, der darüber hinaus darauf hinweist, dass sich die Definitionen in verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten vielfach widersprechen und keineswegs als vollständig gelten können.[27]
Für die Stadt Wien haben Personen dann Migrationshintergrund, wenn die Betreffenden „entweder selbst im Ausland geboren sind und/oder eine fremde Staatsangehörigkeit besitzen oder zumindest einen Elternteil haben, der im Ausland geboren wurde.“ [28]
Da die Wiener Polizei in ihrem Diversitäts-Management von der MA 17 – der Magistratsabteilung der Stadt Wien für Integration und Diversität – unterstützt wird, folgt die vorliegende Arbeit in ihrem weiteren Verlauf ebenfalls diesem Verständnis von Migrationshintergrund.
Kultur
Für den Begriff Kultur findet sich in der Wissenschaft keine klare, eindeutige Definition – im Gegenteil: Er wird in vielen Disziplinen unterschiedlich verwendet und auch in der alltäglichen Kommunikation können darunter sehr viele Begriffe und Sachverhalte summiert werden. Anfang der 90er Jahre gab Dieter E. Zimmer seinem Artikel in der Zeit einen wegweisenden Titel: „Kultur ist alles. Alles ist Kultur“.[29] Für die vorliegende Arbeit ist das Verständnis von Kultur im Plural im Sinne von unterschiedlichen Kulturen relevant. Dabei bezeichnet „Kultur wertneutral und deskriptiv (beschreibend) sowohl die Existenz der unterschiedlichsten Kulturen der verschiedenen Gesellschaften in der Welt [...] als auch das Nebeneinander verschiedener Kulturen innerhalb einer Gesellschaft (Teil- bzw. Subkulturen). In dieser Perspektive werden ganz allgemein Vorstellungen, Weltbilder, Sitten, Brauchtum, Umgangsformen, Lebensweisen, Manieren, Religion, Produktionsweisen, kurz: der way of life einer Gesellschaft bzw. einer gesellschaftlichen Teilgruppe erfasst.“ [30]
Auch das alltägliche Leben ist in dieser Definition mit eingeschlossen, da hier „die Gesamtheit der Gewohnheiten eines Volkes“ [31] im Zentrum steht.
Interkulturelle Kompetenz
Vor dem Hintergrund interkultureller Kommunikation, im Rahmen derer sich die Interaktionspartner hinsichtlich ihrer gemeinsamen Wissensbestände, Sprache, ihrem symbolischen Handeln etc. unterscheiden, lässt sich interkulturelle Kompetenz „allgemein als Fähigkeit und Fertigkeit von Fremdsprachenlernern, ja überhaupt von Akteuren einer interkulturellen Begegnung begreifen, über Differenzen zwischen der eigenen und der Zielkultur zu wissen, diese in konkreten Situationen zu erkennen und Strategien zu entwickeln, einfühlsam auf die Gepflogenheiten der anderen Kultur einzugehen. Kurzum, es geht darum, Missverständnissen vorzubeugen, eventuell auftretende Komplikationen zu glätten, überhaupt die Kommunikation reibungsloser zu gestalten.“ [32]
Integration
Dem lateinischen Wort integro zufolge, welches auf integer zurückgeht, bedeutet integrieren „wieder aufnehmen, von neuem beginnen, erneuern“ und integratio, -onis (f.)
„Erneuerung“.[33] Diesem ursprünglichen Wortsinn wird auch folgende Definition gerecht:
„Integration ist in allgemeinster systemtheoretischer Formulierung ein Prozess, in dem neue Elemente in ein System so aufgenommen werden, dass sie sich danach von den alten Elementen nicht mehr unterscheiden als diese untereinander.“ [34]
Somit wird darunter die Eingliederung und Einbindung von Fremden in bereits bestehende Systeme wie Gesellschaften, also deren Sozialisation, verstanden.[35] Mag. Herbert Bahl weist hier allerdings auf eine Tatsache hin, die oftmals unberücksichtigt bleibt.
„Durch diese Definition und Verwendung des Wortes entsteht ein mittlerweile negativ konnotierter Prozess, der die Wechselseitigkeit bzw. Reziprozität zwischen Migranten und Gastland ausschließt. Veränderungen und Bemühungen sind somit nur von den Migranten zu treffen, während das Gastland unverändert bleibt.“ [36]
Nahe an der Realität definiert Paloma Fernández de la Hoz Integration und weist außerdem darauf hin, dass der Begriff in den Sozialwissenschaften noch keineswegs auf klar festgelegte, allgemein akzeptierte Indikatoren verweist:[37]
„Integration ist ein chronologischer Prozess, der nicht nur die Biografien von Zugewanderten, sondern auch den Lebenslauf ihrer Nachkommen prägt. Integration ist aber auch ein Interrelationsprozess, da Migrantenfamilien ihre Eingliederungsstrategien in enger Verbindung mit den eigenen innerfamiliären Beziehungen sowie mit ihren Erfahrungen mit Menschen, Institutionen und Begebenheiten entwickeln, die sie im Aufnahmeland machen.“ [38]
Assimilation
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand der Begriff in Frankreich und den Vereinigten Staaten Verwendung in „der Analyse des Zusammenlebens unterschiedlicher ethnischer Gruppen.“ [39]
„Der Begriff Assimilation (wörtlich: Prozess des Ähnlich-Werdens) weist auf den Verlust der eigenen individuellen bzw. kollektiven Merkmale hin: Fremde werden der Aufnahmegesellschaft einverleibt und von dieser assimiliert, genauso wie ein Nahrungsmittel von einem Organismus verdaut wird.“ [40]
Obwohl der lateinische Ursprung im Wort assimilis, e liegt und „ziemlich ähnlich“ bedeutet, lässt sich assimulo oder assimilo 1. unter anderem mit „nachahmen, vorgeben, heucheln“ [41] übersetzen. Letzteres könnte abermals darauf hinweisen, dass unter Assimilation die Aufgabe des Eigenen, Individuellen verstanden wird, um völlig im bestehenden Ganzen, etwa in der neuen Heimat, aufzugehen. Der Betroffene gibt also vor, ein anderer zu sein – jemand, der er eigentlich nicht ist. Eine persische Redewendung lautet hier treffend, „sich in einer Gesellschaft unsichtbar zu machen“.
Diversität/Diversity
Gemäß Martina Berthold wird, in Anlehnung an Becker, Diversity „meist mit Vielfalt, Diversität, Heterogenität, Verschiedenartigkeit von Personen übersetzt und in Theorie und Praxis normativ, mit einer leicht positiven Konnotation verwendet.“ [42]
Als Managementkonzept handelt es sich um ein vergleichsweise junges Konzept, welches erst Ende der 90er Jahre – zunächst als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung – seinen Weg aus den USA nach Europa fand.[43] Der Grundgedanke des Konzeptes lautet:
„Die Wertschätzung der Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dient dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.“ [44]
Aus den vorhergehenden Darstellungen ergeben sich nun die zentralen forschungsleitenden Fragestellungen.
5 Die Forschungsfragen
FF1: Wie beeinflusst ethnokulturelle Vielfalt die Institution Polizei?
FF2: Wie beeinflusst die kulturelle Prägung der Mitarbeiter die (dienstliche) Kommunikation in der Institution Polizei?
FF3: Wie erleben die Kollegen den Umgang mit Diversität untereinander und im täglichen Handeln?
FF4: Welchen Ansprüchen muss eine interkulturelle Kommunikation genügen, um von gelungener Integration sprechen zu können?
FF5: Was hat sich durch die Einführung des Projektes „Wien braucht dich!“ verändert? FF6: Wie sieht das Wiener-Modell eines Diversitäts-Management-Konzepts aus?
FF 7: Wie wird das Diversitäts-Management-Konzept gelebt?
6 Kommunikationswissenschaftliche Theorien
6.1 Cultural Studies – der kulturell geprägte Mensch
Eine der beiden für die vorliegende Arbeit relevanten Metatheorien stellen die Cultural Studies dar. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre ist der aus England stammende Theoriekomplex auch in Deutschland ein Begriff – obwohl noch lange nicht von seiner Etablierung gesprochen werden kann.[45] So mangelt es an institutionellem wie universitärem Rückhalt und auch Tagungen oder Aufsätze etwa in Fachjournalen sind kaum dieser Thematik gewidmet. Dafür verantwortlich zeichnen einerseits Unstimmigkeiten innerhalb der Vertreter der Cultural Studies selbst, andererseits liegt dies
„aber vor allem daran, dass die Cultural Studies unter einen [!] allgemeinen Begriff der Kulturwissenschaft operieren – und damit beanspruchen sie einen Platz in einem umkämpften Feld. Als Akteure lassen sich auf diesem Feld die klassische deutsche Kultursoziologie, die Kritische Theorie, die literatur- und sprachwissenschaftlich fundierte Medien- und Kulturwissenschaft sowie Teile der sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft identifizieren.“ [46]
Dass die Cultural Studies noch als institutioneller Neuling – vor allem im deutschsprachigen Raum – verstanden werden können, zeigt sich auch an den deutlichen Veränderungen dieses Werkes in den unterschiedlichen Auflagen. Die deutlichen Unterschiede zur bereits 4. Auflage, welche an späterer Stelle ebenfalls herangezogen wird, weisen demnach auf die laufende Positionierung dieses Theorieansatzes innerhalb der Wissenschaftslandschaft, in der er sich erst einen Platz erobern muss, hin.
Besonders in der Kommunikationswissenschaft wird immer wieder der Umstand eines zu engen Kommunikationsbegriffes kritisiert, der jahrelang verwendet wurde und immer noch wird.[47] Zu lange wurden nach Meinung vieler auch die inzwischen notwendigen, weiter reichenden Ansprüche an die Kommunikationswissenschaft ignoriert, die mit den Thesen rund um die Informations-, Wissens- und Mediengesellschaft einhergehen. Jene Vertreter, die für eine Öffnung des Kommunikationsbegriffes plädieren, „gehen von einem engen Zusammenhang zwischen Kultur und Kommunikation aus und verweisen auf den Erfolg der Cultural Studies im angelsächsischen Raum. Dieser Erfolg ist nicht nur ein konjunktureller, sondern besteht auch darin, dass ein hochkomplexer, integrativer und kulturell adaptionsfähiger Theorieentwurf im Entstehen ist, der helfen kann, die Komplexität der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen der Gegenwart in ihrem Kontext zu begreifen.“ [48]
In diesem Feld versuchen sich die Cultural Studies nun zu etablieren. Wichtig wäre es nach Friedrich Krotz auch, das Besondere und Eigene dieser Richtung herauszustellen – „nämlich ihre kritische Integrationsfähigkeit.“ [49] Im Vordergrund steht jedenfalls das Zusammenspiel von Kultur, Macht und Medien.
„Der Mensch ist folglich Mensch nur dadurch, dass er über Kommunikation, symbolisch vermittelte Interaktion und über Sprache verfügt. Deshalb sind Menschen symbolische Wesen oder Wesen, die auf den Umgang mit Symbolen fundamental angewiesen sind.“ [50]
Der Mensch wird als unfertiges Wesen geboren und ist demnach auf die Interaktion mit seiner Umwelt angewiesen.[51] Nur durch den Umgang mit Zeichen und Symbolen, durch die aktiv und kommunikativ konstruierten Bedeutungen derselben und im Besonderen durch Sprache ist er erst lebensfähig.
Auf den Punkt gebracht verstehen die Cultural Studies „Kommunikation als Bezugnahme und Einordnung und damit Rekonstruktion von strukturellen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen durch das gesellschaftlich positionierte Subjekt.“ [52]
Somit sind Kommunikation und Kultur untrennbar miteinander verbunden, bedingen sich gegenseitig.
„Interpersonale und medienbezogene Kommunikation lassen sich als Menge von kulturell geprägten Praktiken, Konventionen und Formen begreifen, wie man hört und sieht, spricht, denkt und träumt, wie man interagiert und auf andere gerichtete Interaktion erlebt.“ [53]
Somit ist Kommunikation nicht nur als Austausch von Informationen zu verstehen, sondern vielmehr als „basaler und komplexer symbolischer Prozeß, durch den Realität erzeugt, aufrechterhalten, korrigiert und weiterentwickelt wird.“ [54]
Aber dennoch dient sie auch in diesem Verständnis noch dem Austauschen von Informationen, folgt also ebenfalls der Mainstream-Kommunikationswissenschaft, geht aber auch neue Wege. Krotz schreibt den dabei verwendeten Symbolen einen Doppelcharakter zu, indem sie einerseits Realität bezeichnen („of reality“) – und damit einen Informationsaustausch ermöglichen – und andererseits Realität generieren („for reality“). Hier schließt sich abermals der Kreis hin zur Erkenntnis, dass Kultur und Kommunikation untrennbar miteinander verbunden sind.
„Ohne Rückgriff auf kulturelles Wissen wäre Kommunikation nicht möglich, und ohne Kommunikation könnte Kultur weder existieren noch sich entwickeln. Ohne Sprache als Struktur gäbe es kein Sprechen und Denken als Handlung, und ohne Sprechen und Denken als Praxis gäbe es keine Sprache.“ [55]
Vor dem Hintergrund dieser Dualität lässt sich der Prozess von Kommunikation nun unter zwei Perspektiven betrachten. Einerseits wird durch Kommunikation Wirklichkeit erzeugt, andererseits „ist Sprache immer schon vor jedem Menschen da“, weshalb wiederum „das Bild des Menschen als sozialisiertes Wesen in einer vorgegebenen Gesellschaft in den Vordergrund“ [56] rückt. Somit muss sich der Mensch dennoch vorstrukturierten Gegebenheiten unterwerfen und anpassen – bereits vor seiner Menschwerdung. Denn da Symbole auch überindividuelle Bedeutungen aufweisen, müssen sie erlernt worden sein.
„Interpretation und Bedeutungskonstruktion gründen deshalb einerseits in Wissen, Erfahrung und Identität des konkreten Individuums, in seinen Situationsdefinitionen und handlungsrelevanten Perspektiven, aber andererseits auch in übersituativ gültigen und wirksamen kulturellen Kontexten und gesellschaftlichen Diskursen, auf die sich das Individuum in seinem Handeln und Erleben stützt, bezieht und durch die es sich ausdrückt.“ [57]
Aus diesem Grund müsste für Krotz ein kulturwissenschaftliches Konzept von (Medien-) Kommunikation zumindest folgenden drei Bedingungen gerecht werden: Erstens müsste es im Stande sein zu erklären, wie die jeweilige Kommunikation funktioniert, zweitens müsste es über eine angemessene Sozialisationstheorie verfügen, um die Entstehungsprozesse der Interpretationskontexte und Bedeutungszuweisungen erklären zu können und zuletzt müsste es eine Perspektive entwickeln, welche die permanenten Interaktionsprozesse in einer Gesellschaft fassbar machen kann.[58] Erreicht werden kann dieses Ziel wohl erst nach und nach. Denn einem Wandel sind die Cultural Studies selbst noch immer unterworfen – wohl auch aufgrund ihrer Beschäftigung mit sich ständig wandelnden kulturellen und gesellschaftlichen Phänomenen. So konzentrierte man sich anfangs vermehrt auf das „Encoding/decoding-Modell“ nach Stuart Hall (1974/1993), um besonders die Macht der Medien hervorzuheben. Hall schreibt Botschaften eine komplexe Struktur zu, wonach weder die Produktion noch die Rezeption einfach zu bestimmende Vorgänge darstellen würden und eben auch keine stabilen Bedeutungen zwischen Sender und Empfänger übertragen werden.[59] Inzwischen wurde dieses Modell von John Fiske weiterentwickelt – hin zu einer Diskursanalyse (1994), „die eine Weiterentwicklung dieses Modells im Lichte der Foucaultschen Diskurs-/Machtanalytik darstellt“ [60] . Die Theorien und Modelle der Cultural Studies können auch nicht als allgemeingültig angesehen werden – vielmehr sind sie eine „Antwort auf die sozialen Probleme und Fragestellungen spezifischer Kontexte“ [61] . Vor allem soll es darum gehen, Machtverhältnisse ausfindig zu machen, sie zu untersuchen und zu analysieren und anschließend zu verändern. Somit sollen neue Kontexte erschaffen werden.
„Die Analyse der Interaktion in verschiedenen sozialen Kontexten, die durch das Wirksamwerden von Macht konstituiert wurden, erlaubt den Cultural Studies, die Foucaultsche Machtanalyse zu erweitern und so in verschiedenen Ausschnitten des alltäglichen Lebens das Wechselverhältnis zwischen kulturellen Praktiken und sozialen Kräften sowie Institutionen aufzuzeigen.“ [62]
Was diese Überlegungen und die zuvor genannte Diskursanalyse im Speziellen leisten kann, soll an späterer Stelle geklärt werden. Hier ist es wichtig zu resümieren, dass jeder Mensch durch die jeweilige Kultur geprägt ist. Der Ansatz der Cultural Studies verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Kultur und Sprache und die Abläufe einer symbolisch – aber auch kulturell – eingebetteten Kommunikation. Denn schließlich bedient sich die Kommunikation auch – und vor allem – kultureller Symbole. Nur durch entsprechendes kulturelles Hintergrundwissen sind diese verständlich und können entschlüsselt werden.
Dieser Umstand führt bereits zur zweiten damit im Zusammenhang stehenden Theorie – nämlich dem Konstruktivismus rund um Stefan Weber[63] und Siegfried J. Schmidt.[64]
6.2 Konstruktivismus – der Bedeutung konstruierende Mensch
Generell beschäftigt sich dieser Ansatz mit der Frage, ob erst der Mensch selbst seine Außenwelt mithilfe seiner Wahrnehmung erzeugt, oder ob diese bereits unabhängig davon existiert.[65] Dies zeigt sich auch im Bereich der interpersonellen Kommunikation:
„Information werde nicht von Kommunikator A zu Kommunikator B gleichsam als ‚Informationspaket’ transportiert, sie werde nicht einmal re-konstruiert, sondern vielmehr jeweils vom Kommunikator nach internen Regeln, biologischer Konditionierung und kultureller Einbettung erst erzeugt.“ [66]
Besonders Siegfried J. Schmidt geht explizit auf die Bedeutung von Kultur ein und sieht sie als eine „Funktion von Gesellschaft, Gesellschaft als eine Funktion von Kultur, Individuen als eine Funktion von Gesellschaft aber auch als eine Funktion von Individuen [...]. Das erlaubt die Konsequenz, daß der Mensch der Schöpfer aller Kultur ist und die Menschen Geschöpfe einer je spezifischen Kultur sind.“ [67]
Somit unterscheiden sich sowohl unsere Wahrnehmungen als auch unsere Interaktionen je nach Kultur. Denn was der Gesprächspartner tatsächlich denkt, kann niemand mit Sicherheit überprüfen.[68] Verlassen kann man sich nur auf die Interaktion und Kommunikation, anhand derer man schließlich „aus verschiedenen pragmatischen Gründen unterstellen [kann], daß der andere mehr oder weniger dasselbe weiß, was ich auch weiß, und tatsächlich das will, was ich ihm unterstelle.“ [69]
Somit konstruiert man sich das Bild seines Gegenübers und geht demnach nicht mit einem „realen“ Partner um, sondern mit der eigenen Konstruktion desselben. Dieser Umstand wird als „kollektives Wissen“ unterstellt und jeder Mensch baut in seinen Interaktionen darauf auf.
„In diesem Prozeß von Kommunalisierung, Kommunikation und der Entwicklung von Sprache als wichtigstem Instrument symbolischer Kommunikation entstehen die Interaktionsgemeinschaften, die bestimmte Vorstellungen und Unterscheidungen in ihrer Erfahrungswirklichkeit zu teilen beginnen, und das heißt technisch gesprochen, die ein gemeinsames Wirklichkeitsmodell konstruieren und im [!]Bezug auf dieses Modell handeln.“ [70]
Diese Modelle dienen einer Gruppe nun als sogenannte „Wissensordnungen für Problemlösungen“, welche in den vier Dimensionen Umwelt, Interaktion, Norm und Emotion „kognitiv und kommunikativ über Differenzen aufgebaut [sind]: Wir und die anderen, ich und die Umwelt, gut und böse, Haß und Liebe, roh und gekocht, mächtig und machtlos, usw.“ [71]
In dieses kulturelle System einer entsprechenden Gruppe wächst der Mensch buchstäblich hinein und begründet damit wichtige Aufgaben von Kultur – nämlich die Gesellschaft zu reproduzieren und die Individuen zu kontrollieren.
„Reproduktion der Gesellschaft erfolgt dadurch, daß dieses Kulturprogramm kontinuierlich in der Sozialisation der Kinder an Individuen weitergegeben wird. Sozialisation läßt sich demgemäß beschreiben als – technisch gesprochen – Implementierung des Kulturprogramms in den kognitiven Bereich von Individuen. Und weil diese Implementierung beginnt, bevor die Sozialisierten sich in irgendeiner Weise dazu verhalten können, funktioniert Sozialisation notwendigerweise ‚hinter dem Rücken’ der Betroffenen. Im Hinblick auf Kultur kommt das Individuum deshalb immer zu spät.“ [72]
Demnach ist dieser Ansatz besonders wichtig für die Beantwortung der Frage, welchen Anforderungen eine interkulturelle Kommunikation in der Institution Polizei überhaupt entsprechen muss. Denn:
„Mit anderen Worten, Aktanten [Beobachter; Anm. der Autorin] produzieren durch ihre soziokulturell geregelten Aktivitäten im weitesten Sinne Wahrnehmungseinheiten, Kommunikations- und Handlungsresultate, die sie zugleich im Sinne ihrer kulturell geprägten Ordnungs- und Deutungsmuster sowie davon geprägter Anschlusshandlungen als sinnvolle Komponenten der (= ihrer) Wirklichkeit interpretieren.“ [73]
Da also jeder Mensch seine Wirklichkeit selbst erzeugt, entstehen – besonders begünstigt durch kulturelle Unwissenheit – oftmals Kommunikationsprobleme. Um diese in der Institution Polizei allerdings aufdecken und analysieren zu können, muss das Problem nun noch auf der Ebene der Theorien mittlerer Reichweite betrachtet werden.
Zu diesem Zweck verbindet die vorliegende Arbeit die Theorie des Symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer[74] bzw. George Herbert Mead[75] mit dem Ansatz der Trans- bzw. Interkulturellen Kommunikation nach Andreas Hepp[76].
6.3 Symbolischer Interaktionismus – der Bedeutung interpretierende Mensch
Obwohl der Symbolische Interaktionismus inzwischen als relativ klar abgegrenzter Ansatz gilt, gab es bisher
„jedoch noch keine eindeutige Formulierung der Position des symbolischen Interaktionismus [...]; vor allem fehlt immer noch eine begründete programmatische Darstellung seines methodologischen Standortes.“ [77]
Nichts desto trotz kennzeichnet er einen wichtigen und vielfach angewandten „Ansatz zur Erforschung des menschlichen Zusammenlebens und des menschlichen Verhaltens.“ [78] Begründet wurde er von Herbert Blumer, der sich in seinen Ausführungen an George Herbert Mead orientiert, der etwa fragt, „welches eigentlich die grundlegenden Reize sind, die als Reaktionsauslöser für andere dienen können.“ [79] Weiter gefasst stellt er die Frage, wie Menschen ihre Handlungen aneinander anpassen können. Dies gelingt demnach über Gesten.
„Sie stellen das Bindeglied zwischen Handlungen dar, sind damit Basis von Kommunikation.“ [80] Also signalisieren sich Menschen gegenseitig durch ihr Handeln den Sinn ihrer Handlungen. Herbert Blumer führte dies weiter aus, schreibt den Handelnden Symbole zu, an denen sie sich orientieren und bildetet drei Prämissen:
„Die erste Prämisse besagt, dass Menschen ‚Dingen’ gegenüber auf der Grundlage der Bedeutungen handeln, die diese Dinge für sie besitzen. [...] Die zweite Prämisse besagt, dass die Bedeutung solcher Dinge aus der sozialen Interaktion, die man mit seinen Mitmenschen eingeht, abgeleitet ist oder aus ihr entsteht. Die dritte Prämisse besagt, dass diese Bedeutungen in einem interpretativen Prozess, den die Person in ihrer Auseinandersetzung mit den ihr begegnenden Dingen benutzt, gehandhabt und abgeändert werden.“ [81]
Alle drei Prämissen übersehen nach Blumer allerdings einen wichtigen Aspekt – nämlich, „dass der Gebrauch von Bedeutungen durch den Handelnden in einem Interpretationsprozess erfolgt.“ [82] Dies bedeutet, dass der Handelnde sich zuerst selbst auf jene Dinge aufmerksam machen muss, die eine Bedeutung haben. Hierbei interagiert der Handelnde mit sich selbst, tritt in einen Kommunikationsprozess mit sich selbst – für Blumer ist dies ein „internalisierender sozialer Prozess“. Innerhalb dieses Prozesses stellt sich die Frage nach dem Umgang mit bzw. Einsatz von Bedeutungen. Denn je nachdem, in welcher Situation sich der Handelnde gerade befindet und wie er seine Handlung ausrichten möchte, wird er die Bedeutungen auswählen, überprüfen, abgleichen, ordnen oder verändern.
„Demgemäss [!] sollte die Interpretation nicht als eine rein automatische Anwendung bestehender Bedeutungen betrachtet werden, sondern als ein formender Prozess, in dessen Verlauf Bedeutungen als Mittel für die Steuerung und den Aufbau von Handlungen gebraucht und abgeändert werden.“ [83]
Einen der zentralen Punkte des Symbolischen Interaktionismus stellt die soziale Interaktion dar. Ihr wird auch eine Bedeutung eigener Art zugeschrieben:
„Diese Bedeutung liegt in der Tatsache, dass die soziale Interaktion ein Prozess ist, der menschliches Verhalten formt, der also nicht nur ein Mittel oder einen Rahmen für die Äusserung oder die Freisetzung menschlichen Verhaltens darstellt.“ [84]
Denn wie bereits erwähnt orientieren sich Menschen in ihren Interaktionen stets an ihrem Gegenüber, unterstellen also, was eben dieser tut oder tun will.
„Auf diese Weise treten die Aktivitäten anderer als positive Faktoren in die Entwicklung ihres eigenen Verhaltens ein; angesichts der Handlungen anderer kann man eine Absicht oder ein Vorhaben fallenlassen, man kann sie abändern, prüfen oder aussetzen, verstärken oder durch anderes ersetzen. [...] Man hat seine eigene Handlungsabsicht in gewisser Hinsicht mit den Handlungen anderer in Einklang zu bringen.“ [85]
Blumer spricht in diesem Zusammenhang von symbolischer und nicht-symbolischer Interaktion.
„Nicht-symbolische Interaktion findet statt, wenn man direkt auf die Handlung eines anderen antwortet, ohne diese zu interpretieren; symbolische Interaktion beinhaltet dagegen die Interpretation der Handlung. [...] In ihrem Zusammenleben gehen die Menschen häufig nicht- symbolische Interaktionen ein, wenn sie sofort und unreflektiert auf körperliche Bewegungen des anderen, seinen (Gesichts-)Ausdruck und seine Stimmlage reagieren, aber ihr charakteristischer Interaktionsmodus liegt auf der symbolischen Ebene, wenn sie die Bedeutung der Handlung des jeweils anderen zu verstehen suchen.“ [86]
Demnach finden Interaktionen großteils symbolisch statt und sind stark vom Individuum abhängig. Für die vorliegende Arbeit ist dieser Ansatz zweckmäßig, da Bedeutungen als Grundlage von Handlungen gelten und der Mensch sich damit „seine“ Umwelt gestaltet.
„Wir müssen erkennen, dass die Aktivität der Menschen darin besteht, dass sie einem ständigen Fluss von Situationen begegnen, in denen sie handeln müssen, und dass ihr Handeln auf der Grundlage dessen aufgebaut ist, was sie wahrnehmen, wie sie das Wahrgenommene einschätzen und interpretieren und welche Art geplanter Handlungslinien sie entwerfen.“ [87]
Schwierigkeiten treten dann auf, wenn Menschen buchstäblich nicht die selbe Sprache sprechen und somit auch andere Symbole in ihren Interaktionen verwenden. Dies ist allerdings gleichzeitig jene Stelle, an welcher der Erklärungsrahmen der Theorie des symbolischen Interaktionismus endet. Denn einer der Kritikpunkte daran war schließlich, dass der Einfluss von Kultur, Religion, Normen und Werten vernachlässigt wurde.[88]
Hieran anschließen kann Andreas Hepp mit seinen Überlegungen rund um ein Themenfeld inter- und transnational fokussierter Medien- und Kommunikationsanalyse.
6.4 Interkulturelle Kommunikation – der Bedeutung vermittelnde Mensch
Andreas Hepp versteht unter interkultureller Kommunikation die „Kommunikation zwischen Menschen oder Gruppen von Menschen, die verschiedenen Kulturen angehören“.[89] In Bezug auf das Feld der Medien- und Kommunikationsanalyse bezeichnet der Begriff „Prozesse interpersonaler und medialer Kommunikation im Hinblick auf die Kulturspezifik von Kommunikation“.[90] Oft findet dabei allerdings eine Fixierung auf Staaten statt, da der Begriff Kultur vielfach als Nationalkultur verstanden wird, die sich eben auf einen Nationalstaat bezieht.[91] Am Beginn der anthropologischen Kulturforschung stand hauptsächlich die Auseinadersetzung mit Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen im Zentrum. Im Rahmen der jüngeren Forschung wurde dieser Gedanke in zwei Diskussionssträngen weiterentwickelt:
„Zum einen geht es im Bereich der interkulturellen Kommunikation gegenwärtig um die Kultur als dem Kontext von Kommunikation, zum anderen um kulturelle Muster und Differenzen von Kommunikation.“ [92]
Doch auch hierbei handelt es sich um ein Forschungsfeld, welches deutlich über die Grenzen der Medien- und Kommunikationswissenschaft hinausgeht.[93] Viele Ansätze finden sich im Bereich der Anthropologie und Sprachanalyse. Vor allem Klassiker der Sozial- und Kulturwissenschaft waren wegweisend. Darunter fallen etwa Siegmund Freuds Konzept des
„Unbewussten“, um eben unbewusste Bereiche der kulturell vermittelten Kommunikation herauszuarbeiten oder Charles Darwins Beiträge zur Begründung der Ethologie, welche er besonders zu nonverbaler Kommunikation im Bereich der interkulturellen Kommunikation verfasste. Oder Begründer der Anthropologie wie Edward Sapir, welcher gemeinsam mit Lee Whorf die sogenannte Sapir-Whorf-Hypothese entwickelte. Demnach beeinflusst „Sprache die menschliche Wahrnehmung und entsprechend auch das menschliche Verhalten.“ [94] Die Grundsteine für die anthropologische Sichtweise wurde jedenfalls im anglo-amerikanischen
Raum gelegt, nicht zuletzt durch Arbeiten von Edward T. Hall, der sich vor allem auf die Spur erheblicher Missverständnisse in der interkulturellen Kommunikation begab und das Buch „The Silent Language“ verfasste. Der Titel – die stumme Sprache – verweist bereits auf die grundlegende Thematik, „nämlich wie es zu erklären ist, dass, trotz scheinbar ‚richtiger’ Wortwahl, durch ‚stumm’ Mitkommuniziertes eine Verständigung in der interkulturellen Kommunikation nicht möglich ist.“ [95]
Hall entwickelte zehn Unterscheidungskriterien dieser stummen Sprache („primary message systems“ – PMS), welche eine Kultur typischerweise kennzeichnen und auf Basis derer sich jede Kultur beschreiben lässt:[96]
- Interaktion (wechselseitiges Handeln, die Nabe einer jeden Kultur)
- Assoziation (Verband, Vergesellschaftung, Arrangement des Lebens der Angehörigen)
- Lebensunterhalt (seine Sicherstellung zeichnet sich in jeder Kultur durch charakteristische Formen aus)
- Bisexualität (sexuelle Reproduktion, Ausdifferenzierung von Gender)
- Territorialität (Prozess der Inbesitznahme, des Gebrauchs, der Verteidigung von (geografischen) Territorien)
- Temporalität (unterschiedliche Lebensrhythmen von Kulturen)
- Lernen (Mechanismen, um bestehendes Wissen weiterzugeben)
- Spiel (gestatten soziale Interaktionen oder deren Erprobung in spezifisch geschütztem Rahmen)
- Verteidigung (Aktivität zum Schutz von Bereichen des Eigenen)
- Ausbeutung (Formen der Ausbeutung von Natur)
Eingeordnet werden diese PMS nun auf drei Ebenen menschlichen Handelns – des Formalen (durch Wahrnehmung), Informalen (durch Imitation) und Technischen (durch mündliche oder schriftliche Anleitung). Diese Ebenen sind allerdings unterschiedlich stark bewusst, unterschiedlich affektiv besetzt und verweisen auf verschiedene Einstellungen zu Wandel. Die sich aus all diesen Komponenten zusammensetzende Matrix ermöglicht es nun, verschiedene Kulturen zu unterscheiden und bestehende Differenzen zu erkennen bzw. zu berücksichtigen. Dieser Ansatz von Edward T. Hall war in den USA grundlegend für die Etablierung des Feldes der interkulturellen Kommunikation. In den späten 1960er Jahren entstand rund um dieses Feld eine „virtuelle Universität“ [97] , im Rahmen derer sich Wissenschaftler zunehmend darum bemühten, das Thema durch Beiträge und Artikel publik zu machen und folglich zu institutionalisieren. Zumeist waren dies Vertreter der Medien- und Kommunikationswissenschaft, weshalb sich das Feld in genau diesem Bereich zu etablieren begann – sichtbar in den 1970er Jahren durch vermehrte Einführungspublikationen. Ein Kritikpunkt an der Orientierung am anthropologischen Ansatz war und ist allerdings, dass solche Typisierungen einem Raster gleichen und damit statisch und grob erscheinen.[98] Ein kritischer Einwand, der auch aus der Perspektive des sprachanalytischen Ansatzes besteht. Hierbei wird Kommunikation „als eine Handlung (ein intentionales Verhalten) begriffen, die mit der Absicht vollzogen wird, dem anderen mittels Zeichen etwas mitzuteilen.“ [99]
Sprachliche wie nonverbale Kommunikation werden als kulturell vermittelt verstanden.
„Interkulturelle Kommunikation ist durch das Problem gekennzeichnet, dass aufgrund der kulturellen Differenz stets eine gewisse Asymmetrie an Wissensbeständen besteht, was im Extremfall zu einer Unmöglichkeit von Verständnis führen kann.“ [100]
Ziel der sprachanalytischen Analyse ist demnach das Aufdecken dieser Asymmetrien. Damit sollen sie handhabbar gemacht werden. Aus der medien- und kommunikationswissenschaftlichen Perspektive steht hier allerdings „vielmehr der gesamte soziokulturelle Interaktionsprozess“ [101] im Mittelpunkt. Was es für die Interaktion bedeuten kann, wenn verschiedene Kulturen aufeinander treffen, beschreibt Gerhard Maletzke[102] bereits sehr früh in seinem Werk „Interkulturelle Kommunikation“. Unter diesem Oberbegriff summiert er alle Prozesse, die entstehen, wenn Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen einander begegnen bzw. miteinander kommunizieren und sich dieser Tatsache auch bewusst sind, sich also gegenseitig als „anders“ oder „fremd“ wahrnehmen.
„Interkulturell sind daher alle jene Beziehungen, in denen Eigenheit und Fremdheit, Identität und Andersartigkeit, Familiarität und Bedrohung, Normalität und Neues zentral Verhalten, Einstellung, Gefühle und Verstehen bestimmen. Interkulturell sind alle jene menschlichen Beziehungen, in denen die kulturelle Systemhaftigkeit durch die Überschreitung der Systemgrenzen erfahren wird.“ [103]
Dabei handelt es sich also um Situationen, in denen die Beteiligten nicht einfach auf ihre gewohnten „Kodes, Konventionen, Einstellungen und Verhaltensformen zurückgreifen“ [104] können. Um nun allerdings in oder mit einer fremden Kultur zurecht zu kommen, genügt es keineswegs, gängige Verhaltensweisen zu beobachten und Gelerntes einfach anzuwenden – hier ist es unumgänglich, diese fremde Kultur zu verstehen.
„Stark vereinfacht und verkürzt bedeutet Verstehen, daß der Mensch etwas Neues, das ihm in seiner Welt begegnet, sinnhaft einfügt in bereits Bekanntes, in schon vorhandene Strukturen. Es liegt auf der Hand, daß durch dieses Einfügen die Strukturen selber verändert werden.“ [105]
In der Linguistik wird das Verstehen etwas spezifischer als ein „Aspekt der sprachlichen Verständigung zwischen Menschen“ [106] gefasst. Damit wird der Wechselseitigkeit Rechnung getragen, dass nicht nur eine Person die andere verstehen möchte, sondern auch umgekehrt. Somit geht es vordergründig darum zu erfassen, eben zu verstehen, was der andere meint, „was er sagen, was er vermitteln will.“ [107]
„Das Verstehen einer fremden Kultur erstreckt sich auf beide Formen: auf das Begreifen dessen, was der Gesprächspartner ‚meint’, aber auch auf das Einfügen von Neuem in bereits Bekanntes. Immer kommt es darauf an, den Sinn, die Bedeutung, das ‚Gemeinte’ einer Kultur zu erfassen. Ein derartiges Interpretieren aber ist eine äußerst verwickelte, oft nur in Grenzen zu lösende Aufgabe.“ [108]
Denn eine Kultur prägt die Menschen, die in ihr aufgewachsen sind, entscheidend mit. Die in ihr lebenden Menschen nehmen diese Prägung freilich nicht wahr, da sie von allen als normal und selbstverständlich angesehen und im Alltag gelebt wird. Tatsächlich wahrgenommen werden diese Unterschiede erst, wenn Menschen anderer Kulturen einander begegnen oder miteinander interagieren.
„[...] So stellt man fest, daß es auch andere Arten und Formen des Erlebens, Denkens und Verhaltens gibt, Formen, die sich mit den gewohnten, eingefahrenen Schemata nicht vereinbaren lassen.“ [109]
Allerdings hält meist jeder Gesprächspartner seine Sicht der Dinge für „normal“ und setzt dieselbe Sicht stillschweigend beim anderen voraus.[110] Genauso verfährt aber auch das Gegenüber. Also treffen Selbstverständlichkeiten von beiden Seiten aus aufeinander.
„Oft merkt man erst an offenkundigen Mißverständnissen, daß hier etwas ‚nicht stimmt’, daß Meinen und Verstehen sich nicht decken. Aber auch dann kommt es vielfach nicht etwa zu einem Relativieren der eigenen Selbstverständlichkeiten, sondern man hält lieber am Ethnozentrismus fest und unterstellt dem anderen Dummheit, Ignoranz oder böse Absicht.“ [111]
Maletzke entwickelt mit seiner Darstellung eine praktische Perspektive auf Probleme interkultureller Kommunikation. Wie genau sich diese Aspekte gestalten, soll an späterer Stelle dargestellt werden. Um das Kapitel der kommunikationswissenschaftlichen Einbettung der Thematik zu schließen, soll hier noch einmal auf die Cultural Studies eingegangen werden, um die bisherigen Ausführungen zu bündeln.
6.5 Soziale Wissensvorräte und Kulturkontakt – der Mensch im kulturellen Netz
Siegfried Jäger stellt in seinem Aufsatz „Zwischen den Kulturen: Diskursanalytische Grenzgänge“ wohl eine der wichtigsten Fragen in diesem Zusammenhang: Müssen Begegnungen verschiedener Kulturen zwangsläufig zu Konflikten führen? [112]
Generell bedeutet die Vorstellung, multikulturelle Berührungen seien problematisch und konfliktgeladen, dass von mehr oder minder natürlichen Monokulturalitäten ausgegangen wird – die es aber historisch nie gegeben hat, da Menschen, seit es sie gibt, auch wandern. Auf der anderen Seite existiert die Annahme, dass alle Konflikte vermeidbar und unnötig sind, sofern es eine vernünftige Einwanderungspolitik sowie vernünftige Einwanderungsgesetze geben würde und Menschen anderer Kulturen selbstverständlich rechtlich und politisch gleichgestellt werden würden. Jäger nähert sich dieser Problematik mittels Diskursen. Darunter versteht er in Anlehnung an Foucault „den Fluß von Wissen durch die Zeit. Das Wissen der Menschheit fließt durch viele Kanäle, die miteinander verbunden sein können, die einander kreuzen, ineinander übergehen und verschmelzen, unterirdisch weiterfließen und wieder auftauchen, aber auch versiegen können. Sie sind das Werk tätiger Menschen, die die Diskurse aufnehmen, weitertragen und vergegenständlichen.“ [113]
Auch Diskurse stellen vom Menschen erzeugte Wirklichkeiten dar, sie sind „soziale Wissensvorräte, die sich die Menschen erarbeitet haben und die von Menschen zu Menschen, von Generation zu Generation und im Austausch zwischen den Kulturen weitergegeben und aufgrund neuer Kämpfe untereinander und neuer Lern- und Arbeitsprozesse verändert werden und auf deren Basis Wirklichkeiten selbst verändert werden.“ [114]
Allerdings wird der jeweils eigene Diskurs als normal und natürlich aufgefasst, „alle anderen Interpretationen und Gestaltungen von Wirklichkeit werden [dagegen] (zumindest tendenziell) als Abweichung angesehen und deshalb oft abgelehnt.“ [115]
Einem bestehenden Diskurs wird also auch eine gewisse Macht zuteil. Nun ist aber die Welt „von einem rhizomartigen [wurzelstockähnlichen; Anm. d. Autorin] dynamischen, sich ständig veränderndem diskursiven Netz überzogen, innerhalb dessen die Individuen jeweils verortet sind.“ [116]
Als homogen kann dieses Netz allerdings nicht gelten, besteht es doch aus einer Vielzahl an Diskursen und Diskurssträngen, die sich oft auch nicht trennscharf abgrenzen lassen. Dies gilt aber meist nicht für die Hauptstränge. Denn diese wurzeln tief in der Vergangenheit und bestimmen die Gegenwart wie Zukunft. Dieses multiple Netz kann nun als Kultur verstanden werden, „wobei unter Kultur eben das vielfältige und differenzierte Gesamt der Prozesse und Produkte menschlicher ideell-praktischer Tätigkeit zu verstehen ist.“ [117] Demnach ist der Diskurs Kultur und damit Kultur Multikultur. Der Zusammenhalt der jeweiligen Kulturen ist maßgeblich durch die jeweils „spezifischen Systeme kollektiver Symbolik“ [118] gegeben. Diskurse sind es auch, welche die menschlichen Lebensformen auf allen Ebenen bestimmen.
„Sie transportieren und formieren Werte, Normen, Religionen, Ideologien, Sprachen, Institutionen, Architektur, ‚Körper’, etc., von und in höchst unterschiedlicher Art. Stoßen Diskurse aufeinander, führt dies zu Verschmelzungen, Nebeneinander, Verbindungen, Abtötungen, Versiegen, zu lokalen und globalen Konflikten bis hin zu Kämpfen und kriegerischen Auseinandersetzungen.“ [119]
Nicht zuletzt durch weltweite Wanderbewegungen, die Ausdehnung internationaler Wirtschaftsbeziehungen oder neue Kommunikationstechniken entsteht zunehmend eine globale Massenkultur. Der Trend zeigt in Richtung Globalisierung – birgt aber auch Gefahren wie aggressive (militärische) Abwehr dieser Prozesse. Demnach steht aber auch eines fest: Diskurse lassen sich verändern. Vorangetrieben kann dies etwa durch Beratung, Verfahren oder Gesetze werden.[120] Denn die Diskussion darüber bedeutet bereits eine Beteiligung an Diskursveränderungen. Um dies allerdings tatsächlich erreichen zu können ist es notwendig, jene derzeit dominierenden Diskurse abzubauen, welche etwa die mit Einwanderung verbundenen Konflikte verschärfen. Folglich ist die Entwicklung von konfliktentschärfenden Diskursen im Rahmen der Politik, der Medien und vor allem des Alltags unumgänglich.
„Diskurse sind zwar substantiell, stark, tief verwurzelt in den Sozietäten. Änderungen der Diskurse verlangen einen langen und zähen Kampf und manche Kompromisse. Und: Änderungen und Verdrängungen dominanter Diskurse sind zwar relativ kurzfristig möglich, aber wohl kaum wirklich tiefgreifend. Diskursive Gegenmaßnahmen sind nicht bzw. können nicht in jedem Falle spektakulär und umfassend sein. Daher ist jede diskursiv erreichte kleine Verbesserung (doppelte Staatsbürgerschaft, Kommunales Wahlrecht, Organisation von interkulturellen Aktivitäten etc.) äußerst sinnvoll, ebenso jede friedliche Berührung und Überkreuzung, jedes friedliche Miteinander und Nebeneinander von Diskursen. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Erfahrungen multikultureller Ehen und Freundschaften verwiesen, auch wenn diese sich keineswegs immer problemlos gestalten.“ [121]
Wichtig ist dabei die Unterstützung von Differenz anstelle der Forderung nach Assimilation oder gar Ausgrenzung. Aber auch wenn es ein langer Prozess sein wird, dessen Ausgang keineswegs feststeht und im Rahmen dessen viele große wie kleine Kompromisse ausgehandelt werden müssen, steht dennoch eines fest:
„Kulturkontakt ist nicht automatisch Kulturkonflikt. [...] Kulturen berühren sich, verschlingen sich, vermischen sich, es erfolgen Hybridisierungen, Bereicherungen, Schwächungen, Abgrenzungen, Gegenläufigkeiten, Widersprüche, Kämpfe. Multikulturalität ist von Chancen wie von Risiken gleichermaßen begleitet.“ [122]
Ein Umstand, der wohl in Institutionen oder Organisationen, welche ebenfalls – wie zuvor erwähnt – von Diskursen geformt werden, besonders zum Tragen kommt. Denn hier interagieren plötzlich Menschen verschiedener Kulturen auf engerem Raum – meist ohne persönliche Beziehungen, sondern rein geschäftlich. Was das für Organisationen bedeutet, soll im Folgenden geklärt werden.
7 Organisationen aus theoretischer Perspektive
7.1 Organisationen
„Organisationen (Korporationen, Assoziationen) heben sich durch ein großes Ausmaß an Kontinuität und Geschlossenheit, vor allem aber durch ihre Fähigkeit zum korporativen Handeln von anderen Vergesellschaftungen ab. Sie sind zugleich handlungsprägende und handlungsfähige Systeme. Typischerweise dienen Mitgliedschaftsrollen zur Grenzziehung; interne Steuerungs- und Kontrollmechanismen sowie kollektiv geteilte Deutungsmuster (Organisationskulturen) ermöglichen es, im sozialen Kontext als korporative Einheit aufzutreten.“ [123]
In dieser Definition summiert Ansgar Zerfaß bereits alle wesentlichen Charakteristika einer Organisation. Weiters betont er die Entwicklung einer Organisationsidentität oder -biografie, welche dadurch entsteht, dass korporative Akteure nur durch Menschen vermittelt handeln können. Somit ist die Identität einer Organisation auch zum Teil an jene ihrer Mitglieder gebunden. Allerdings trägt die strukturelle Verfestigung der jeweiligen Handlungen dazu bei, „daß sich Organisationen und Assoziationen von einzelnen Individuen entkoppeln können, daß sie beispielsweise als Familie die Abfolge verschiedener Generationen und als Unternehmen den Wechsel von Inhabern und Mitarbeitern überdauern können.“ [124]
Generell lassen sich Organisationen unter einem statischen wie dynamischen Aspekt betrachten.[125] Ersterer bezieht sich vor allem auf die vorgegebenen Strukturen und Ziele einer Organisation. Zweiterer ergibt sich schließlich aus den verschiedenen Interessen der Mitarbeiter, deren koordinierten Handlungen und deren Unterschieden hinsichtlich Information, Wissen oder Präferenzen. In Bezug auf Analyse wird in der Organisationstheorie grundsätzlich zwischen drei Ebenen unterschieden: Der des Individuums, der Organisation selbst und der Gesellschaft. Hier gilt es, auf den Begriff der Unsicherheit hinzuweisen. Er ist seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Kernbegriff der Organisationstheorien, da „der Glaube an die Rationalität des organisatorischen Handelns bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts von dem Ökonomen Herbert Simon mit dem Begriff der begrenzten Rationalität (bounded rationality) erschüttert wurde.“ [126]
Demnach „bedeutet rationales Handeln die optimale Zielerreichung durch den Einsatz geeigneter Mittel.“ [127] Rational ist eine Entscheidung dann, „wenn die Konsequenzen der möglichen Handlungsalternativen nach ihrer Wahrscheinlichkeit des Eintreffens und nach den subjektiven Präferenzen des Akteurs bewertet werden. Die Alternative mit der höchsten Werterwartung wird ausgewählt als Entscheidung. Dieses Verfahren setzt voraus, dass die Alternativen überhaupt bekannt sind, dass deren Eintrittswahrscheinlichkeit realistisch eingeschätzt werden kann und dass den Akteuren klar ist, welche Konsequenz ihnen den größten Nutzen verspricht.“ [128]
Ein Anspruch, der in der Realität zweifellos nicht immer unbedingt erfüllt werden kann. Denn Unsicherheiten bestehen für ein Unternehmen vor allem hinsichtlich des Marktverhaltens, der Lieferanten, der Kapitalgeber, der Wettbewerber etc. Somit sollen die Mitglieder diese Unsicherheiten möglichst gut absorbieren. Kommuniziert werden schließlich nicht die Anzeichen, sondern die Schlussfolgerungen daraus.
Ausgehend von diesen Darstellungen kann der Gegenstand der Organisationstheorie nun „als koordinierte Handlungen von Organisationsmitgliedern unter der Bedingung der Unsicherheit trotz vorgegebener Ziele und Strukturen durch die Organisation“ [129] verstanden werden. Vorgegebene Strukturen und Prozesse auf der einen Seite führen freilich zu einem Spannungsverhältnis mit den individuellen Interessen und Motiven der Mitglieder auf der anderen Seite.
„Hier können die individuell verfolgten Ziele mit den Zielen der Organisation in Konflikt geraten. Umgekehrt stellt die Integration der Organisationsmitglieder in die Organisation eine Herausforderung für die organisationstheoretischen Modelle dar. Die durch Unsicherheit erzeugte Dynamik des organisationalen Handelns kann durch Machtstrukturen in Organisationen oder durch die Trägheit der Organisationskultur beschränkt sein, so dass ein notwendiger organisationaler Wandel erschwert wird.“ [130]
Ein Wandel aber, der besonders für die Eingliederung von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund eine unabdingbare Voraussetzung darstellt – oder es zumindest darstellen sollte. Aber was bedeutet die jeweilige Organisationskultur für ein Unternehmen, ist es überhaupt möglich, sie zu verändern und was können Mitarbeiter anderer Herkunft in diesem Prozess leisten?
7.2 Organisationskultur
Nun weisen freilich auch Unternehmen oder Organisationen eine jeweils spezifische Kultur auf, welche sich durch bestimmte Ansichten, Normen und Werte innerhalb der jeweiligen Organisation manifestiert.[131] Allerdings wurde der Begriff Unternehmenskultur erst im Jahr 1982 im Bereich des Managements gebräuchlich. Damals betonten die Unternehmensberater T. J. Peters und R. H. Waterman in ihrem Management-Buch „Auf der Suche nach Spitzenleistungen“ neben den gebräuchlichen „harten Faktoren wie Struktur, Systeme und Spezialkenntnisse auch die weichen Faktoren wie Selbstverständnis und Stil“.[132] Für T. E. Deal und A. A. Kennedy besteht Unternehmenskultur in ihrem parallel dazu veröffentlichten Buch „Corporate Cultures. The Rites und Rituals of Corporate Life“ aus „Werten, Helden, Riten und Ritualen sowie aus einem kommunikativen Netzwerk der Mitarbeiter.“ [133] Edgar Schein formulierte eine der bekanntesten Definitionen von Kultur innerhalb eines Unternehmens:
„The culture of a group can now be defined as a pattern of shared basic assumptions learned by a group as it solved its problems of external adaptation and internal integration, which has worked well enough to be considered valid and, therefor, to be taught to new members as the correct way to perceive, think and feel in relation to those problems.” [134]
Auch betont der Autor, dass Unternehmen mit starker Unternehmenskultur erfolgreicher sind. Darüber hinaus entwickelte er ein Drei-Ebenen-Modell der Organisationskultur – ein Begriff übrigens, der eine Verallgemeinerung des Terminus Unternehmenskultur darstellt, da diese eben nicht ausschließlich Unternehmen bezeichnet, sondern auch andere Institutionen.[135]
In seinem Modell geht er also von Artefakten (Artifacts) aus, welche sichtbare organisationale Strukturen und Prozesse umfassen. Diese manifestieren sich etwa im Corporate Design (Logos oder Kleidungsnormen), in Richtlinien, Regularien, Ornigrammen oder auch Standardprozessen eines Unternehmens.[136]
Die zweite Ebene beschreibt anerkannte Werte (Espoused Values), welche Strategien, Ziele und Philosophien umfassen. Darunter fallen auch die normativen Vorstellungen „über das richtige Verhalten der Mitarbeiter, die in Leitlinien, Strategiepapieren und Firmenprospekten dokumentiert sind.“ [137]
Im Rahmen der dritten Ebene summiert Schein schließlich die Basisannahmen (Basic Understanding Assumptions), welche unbewusste, selbstverständliche Überzeugungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle beschreiben. Hierunter fallen auch „grundlegende Orientierungen zu Themen wie Umweltbezug, Wahrheit, Zeit, Menschen, menschliches Handeln und soziale Beziehungen. Obwohl Basisannahmen nur schwer beobachtbar und abfragbar sind, bilden sie den Kern der Organisationskultur.“ [138]
Demnach ist es die Aufgabe der Kultur, „den Gruppen und Organisationen Integrität und Autonomie, die Abgrenzung von der Umwelt und anderen Gruppen sowie eine Identität“ [139] zu ermöglichen. Indem sie die Menge der Umwelteinflüsse dementsprechend organisieren, sollen gemeinsame Werte, Einstellungen und Annahmen der Mitglieder ihr Handeln sinnvoll und vorhersehbar machen. Somit kommt der Organisationskultur eine wesentliche Orientierungsfunktion zu. Darüber hinaus kann sie als „historischer Lernprozess im Umgang mit Problemen aus der Umwelt und der internen Koordination angesehen [werden]. Sie stellt einen ‚kollektiven Wissensvorrat’ dar, der die Entwicklungsgeschichte einer Organisation widerspiegelt.“ [140]
Aus systemtheoretischer Sicht kann eine Organisation als soziales System begriffen werden, welches der Erfassung und Reduktion von Komplexität nachkommen soll – stabilisiert kann es in Form einer Innen-Außen-Differenz werden. Damit gelingt es sozialen Systemen „Inseln geringerer Komplexität in der Welt zu bilden und konstant zu halten.“ [141]
„Für physische und organische (adaptive) Systeme heißt dies, daß ihre Eigenkomplexität ausreichen muß, um auf Änderungen der Umwelt, die das System betreffen, systemerhaltende Reaktionen zu ermöglichen.“ [142]
Demnach muss ein System auf eine immer differenzierter werdende Umwelt mit einer dementsprechenden internen Differenzierung reagieren, um stabil bleiben zu können. Nicht zuletzt die Migrationsbewegungen der letzten Jahre und Jahrzehnte verlangen von Unternehmen entsprechende Anpassungen an die sich verändernde gesellschaftliche Realität.
7.3 Organisationskommunikation
Wesentliche Elemente der Organisationskultur stellen auch das Kommunikations- und Informationsverhalten innerhalb einer Organisation dar.[143] Die Organisationskommunikation beschäftigt neben der Kommunikationswissenschaft auch die Soziologie, Psychologie, Medienwissenschaft oder Wirtschaftswissenschaft – ist aber vor allem in Deutschland und dem angloamerikanischen Raum noch ein sehr junges Forschungsgebiet.[144] Liegen seine Anfänge in den USA in den 1940er Jahren, setzte man sich in Deutschland erst etwa in den 1980er Jahren mit dieser Thematik auseinander. Es handelt sich allerdings um einen Begriff, der nicht zuletzt aufgrund seiner vielfältigen Erforschung in unterschiedlichen Disziplinen über sehr unterschiedliche Definitionen verfügt.
Allgemein gesehen umfasst die Organisationskommunikation die interpersonelle Kommunikation und die Gruppenkommunikation – schließt aber auch wesentliche Elemente der Organisation selbst mit ein.[145] Denn sie berührt auch Strukturen und Funktionen von Organisationen, menschliche Beziehungen oder die Organisationskultur.
„Das Unternehmen, dessen Kommunikation die Unternehmenskommunikation leisten soll, ist in die vielfältigen Lebenswelten der Menschen eingebettet, in Nationen, Kulturen, technisch definierte Umwelten, Arbeits- und Konsumwelten und zahlreiche weitere Organisationen menschlichen Zusammenlebens. Jede dieser Welten bildet einen Horizont, in dem Menschen die Dinge und unter ihnen das Unternehmen wahrnehmen.[...] Für die wahrnehmenden und handelnden Akteure strukturieren diese beiden Elemente – die Symbole als das Wahrnehmen formende Kräfte und die Institutionen als das Handeln lenkende Mächte – ihre Lebenswelten.“ [146]
Menschen handeln und kommunizieren also innerhalb ihrer Welten.[147] Dadurch, dass sie den Dingen Bedeutungen und einen Sinn zuschreiben, erschaffen sie sich ihre Welten – mittels Kommunikation. Ihr Handeln präsentiert sich einerseits durch das entsprechende Können strukturiert, andererseits aber auch durch Regeln. Als strukturierende Instanzen fungieren dabei Institutionen. Ein damit untrennbar verbundener Aspekt ist die Kommunikation. Denn sie ermöglicht es den Menschen – anhand von Symbolen –, Dinge zu benennen und das Handeln zu planen und zu begründen. Dies geschieht wiederum innerhalb einer Symbolwelt – der Sprache. Hauptsächlich geht es also darum, Sinn und Konsens herzustellen. Dies unternimmt der Mensch einerseits denkend nach innen und andererseits kommunizierend, interagierend nach außen mit anderen Akteuren. Somit wird die Voraussetzung einer gesellschaftlichen Akzeptanz geschaffen – strukturiert durch Symbole und Institutionen, die gleichsam als Verkehrszeichen und -regeln des sozialen Handelns fungieren. Diese Art der Vermittlung zwischen unterschiedlichen Kulturen kann für Missverständnisse anfällig werden.
8 Interkulturelle Kommunikation
Um zu klären, worin sich verschiedene Kulturen und damit die von ihnen geprägten Menschen unterscheiden, definiert Gerhard Maletzke spezifische kulturelle Strukturmerkmale
- „Kategorien, in denen sich Kulturen voneinander abheben und die in ihrer strukturierten Gesamtheit das spezifische Profil einer Kultur bilden“ [148] :
- Nationalcharakter, Basispersönlichkeit
- Wahrnehmung
- Zeiterleben
- Raumerleben
- Denken
- Sprache
- Nichtverbale Kommunikation
- Wertorientierungen
- Verhaltensmuster: Sitten, Normen, Rollen
- Soziale Gruppierungen und Beziehungen
All diese Merkmale gelten lediglich als Komponenten, die erst in ihrem Zusammenhang, im großen Ganzen ihren Stellenwert erhalten. Die für die vorliegende Arbeit besonders relevanten Strukturmerkmale sollen im Folgenden näher beschrieben werden.
Keine Sprache, keine Kultur – auf diesen einfachen Nenner lässt sich die Notwendigkeit von Sprache für den Menschen bringen.[149] Denn als Kulturwesen ist er auf symbolhaft-abstrakte Sprache angewiesen. Sie reduziert nicht nur die Komplexität einer immer unüberschaubarer werdenden Welt, indem sie abstrahiert, Gleichartiges zusammenfasst und Kategorien, Klassen oder Gattungen bildet, sondern sie schafft auch Ordnung und einen Überblick über die unzähligen Phänomene, die auf einen wahrnehmenden Menschen einströmen. Weiters wird es den Menschen durch die Sprache auch möglich, sich „ihre“ Welt, „ihre“ Wirklichkeit zu konstruieren. Nur geschieht dies in unterschiedlichen Kulturen auf unterschiedliche Weise. Somit ist Sprache nicht nur ein Instrument der Kommunikation und eines zum Hervorrufen von Emotionen, sondern sie dient auch dem Kategorisieren der entsprechenden Erfahrungswelt. Die Menschen neigen allerdings zu der Annahme, dass alle Unterscheidungen, welche unsere Sprache offensichtlich vornimmt, bereits von Natur aus bestehen. Doch konnte die vergleichende Linguistik sehr wohl feststellen, dass dem nicht so ist. Vielmehr nimmt jeder Sprechende selbst – alleine durch die Wortwahl – Selektionen vor. Kategorien, welche nun kulturbedingt mit den eigenen, gewohnten nicht übereinstimmen, werden allzu oft ignoriert und als unlogisch abgetan. Unterschiede in der Kommunikation werden demnach nicht zuletzt durch die Wechselwirkung zwischen Sprache und Weltsicht einer bestimmten Gruppe bemerkbar:
„Einerseits wird die Weise, wie man die Welt wahrnimmt und erlebt, in hohem Maße durch die Sprache bestimmt, zugleich ist die Sprache aber auch Ausdruck des kulturspezifischen Welterlebens und formt und differenziert sich verschieden aus, je nach Weltsicht und nach Bedürfnissen, Erwartungen und Motivationen verschiedener Kulturen.“ [150]
Aber nicht nur die unterschiedliche Weltsicht führt mitunter zu Kommunikationsschwierigkeiten – daran beteiligt ist vor allem auch die Tatsache, dass Sprache maßgeblich auf der Verwendung von Symbolen basiert. Denn Begriffe verfügen neben ihrer denotativ-lexikalischen Bedeutung auch über ein konnotatives Umfeld, welches sich aus Emotionen, Assoziationen oder auch Wertungen zusammensetzt.[151] Folglich werden Personen anderer Kulturen in vielen Situationen andere Begriffssysteme verwenden – oft unwissentlich.
An dieser Stelle kommt das Strukturmerkmal Denken hinzu, denn auch hier verwenden Personen aus unterschiedlichen Kulturkreisen andere Denkmuster.[152] So zeigt sich etwa das westliche (europäische und nordamerikanische) Denken von induktiven Denkansätzen geprägt – Personen aus diesem Kulturkreis schließen also vom Besonderen auf das Allgemeine. In Russland oder Südamerika etwa ist dies genau umgekehrt. Beide Interaktionspartner halten jedoch verständlicherweise die jeweils eigene Art zu denken für normal und richtig. Fehlinterpretationen und Verständigungsschwierigkeiten sind vorprogrammiert.
[...]
[1] Vgl. Statistik Austria: Bevolkerung in Privathaushalten nach Migrationshintergrund, 24.3.2011, in: http://www.statistik.at/web de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung nach migrationshi ntergrund/index.html, 29.5.2011.
[2] Vgl. http://derstandard.at/1253808131526/Diversity-in-Uniform-Polizei-will-mehr-Migranten (eingesehen am 12.12.2010).
[3] Vgl. N.N. : Polizei buhlt intensiver um Nachwuchs, 28.10.2010, in: http://wien.orf.at/stories/478343, 8.8.2011.
[4] Ebd.
[5] Rainer, Christian: Brief aus der Heimat, 9.3.2010, in: http://blog.profil.at/index.php/christianrainer/brief-aus- der-heimat, 8.8.2011.
[6] Unterlagen zur Rekrutierungsinitiative „Wien braucht dich!“ zur Verfugung gestellt von Oberstleutnant Rudolf Battisti.
[7] Vgl. Europaforum Wien: Monitoring. Diversitat. Wien. Gesamtfassung des ersten Wiener Diversitatsmonitors 2009 unter Heranziehung von Ergebnissen des Integrationsmonitors der Stadt Wien, o.D., in: http://www.wien.gv.at/menschen/integration/pdf/monitoring-diversitaet.pdf, 14.10.2011, S. 5.
[8] Ebd.
[9] Ebd.
[10] Ebd.
[11] Ebd. S. 6.
[12] Ebd. S. 7.
[13] Vgl. Leitner, Katharina (2010): EINE Polizei fur alle? - Perspektiven fur PolizistInnen mit Migrationshintergrund in Wien. Dipl.-Arbeit, Wien.
[14] Vgl. Tunst, Daniela (2009): Diversitat innerhalb der Polizei. Rekrutierung von Personal mit Migrationshintergrund. Dargestellt anhand der Polizei in Wien und der Polizei in den Niederlanden. Wiener Neustadt, Bachelorarbeit.
[15] Vgl. Fischer-Kowalski, Marina (1982): Polizei und Offentlichkeit. Endbericht. Eine Untersuchung der Wiener Sicherheitswache und ihres Verhaltnisses zur Bevolkerung 1972. Wien: Institut fur Hohere Studien.
[16] Vgl. Rucka, Manuela (2004): Das Image der Wiener Polizei. Eine Fallstudie der Wiener Sicherheitswachebeamten/innen. Wien, Univ., Dipl.-Arb..
[17] Vgl. Meurer, Ulrich; Oikonomou, Maria (Hg.) (2009): Fremdbilder: Auswanderung und Exil im internationalen Kino. Bielefeld: Transcript-Verlag.
[18] Vgl. Cappai, Gabriele (2003): Andere Kulturen - andere Wirklichkeiten. Der Weg ins Unbekannte und zuruck. In: Kaufmann, Matthias (2003): Wahn und Wirklichkeit - multiple Realitaten. Frankfurt am Main, Wien: Peter Lang.
[19] Vgl. Bahl, Herbert (2008): Migration und Medien. Dargestellt anhand des Rekrutierungsprojektes „Wien braucht Dich“ der Wiener Polizei und an einer Fallstudie uber das Magazin „Offentliche Sicherheit“. Forschungsseminararbeit am Institut fur Publizistik- und Komunikationswissenschaft, Wien.
[20] Vgl. Liebl, Karlhans (2009): Polizei und Fremde - Fremde in der Polizei. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH.
[21] Vgl. Hunold, Daniela; Behr, Rafael; Klimke, Daniela (2010): Fremde als Ordnungshuter? Die Polizei in der Zuwanderungsgesellschaft Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH.
[22] Vgl. Enzenhofer, Edith; Braakmann, Diana; Kien, Christina; Spicker, Ingrid (2009): SALOMON Next Step. Bedrohungswahrnehmung von MigrantInnen. Eine Studie im Rahmen der osterreichischen Sicherheitsforschung. Projektendbericht. Wien: Forschungsinstitut des Roten Kreuzes.
[23] Fernandez de la Hoz, Paloma: Migrantenfamilien und Integration in den EU-Mitgliedstaaten, 2002, in: http://www.univie.ac.at/oif/typo3/fileadmin/OEIF/schriften/schrift10.pdf, 6.6.2011, S. 9.
[24] Ebd.
[25] Vgl. Ebd. S. 10.
[26] Vgl. Stowasser, J.M; et.al. (1994): Stowasser. Osterreichische Schulausgabe. Lateinisch - deutsches Worterbuch. Zug: HPT Medien AG, S. 316.
[27] Vgl. Bahl, Herbert (2008): Migration und Medien. Dargestellt anhand des Rekrutierungsprojektes „Wien braucht Dich“ der Wiener Polizei und an einer Fallstudie uber das Magazin „Offentliche Sicherheit“. Forschungsseminararbeit am Institut fur Publizistik- und Komunikationswissenschaft, Wien, S. 14.
[28] Magistratsabteilung 17 - Integration und Diversitat: Integrations- und Diversitatsmonitor der Stadt Wien 2009, S. 8.
[29] Vgl. Klein, Armin (2009): Kulturpolitik. Eine Einfuhrung. 3., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften, S. 30.
[30] Ebd. S. 34.
[31] Ebd.
[32] Volkmann, Laurenz (2002): Aspekte und Dimensionen interkultureller Kompetenz. In: Volkmann, Laurenz; Stierstorfer, Klaus; Gehring, Wolfgang (2002): Interkulturelle Kompetenz. Tubingen: Gunter Narr Verlag. S. 1148. S. 12 f.
[33] Vgl. Stowasser (1994), S. 271.
[34] Endruweit, Gunter (1989): Integration. In: Endruweit, Gunter; Trommsdorf, Gisela (Hrsg.) (1989): Worterbuch der Soziologie. Stuttgart. S. 307.
[35] Vgl. Bahl (2008), S. 15 f.
[36] Ebd. S. 16.
[37] Vgl. Fernandez de la Hoz, Paloma: Migrantenfamilien und Integration in den EU-Mitgliedstaaten, 2002, in: http://www.univie.ac.at/oif/typo3/fileadmin/OEIF/schriften/schrift10.pdf, 6.6.2011, S. 53.
[38] Ebd. S. 55.
[39] Ebd. S. 15.
[40] Ebd. S. 15.
[41] Vgl. Stowasser (1994), S. 52.
[42] Berthold, Martina (2007): Diversity als Managementkonzept. Gender und Diversity in Projekten. Saarbrucken: VDM Verlag Dr. Muller, S. 27.
[43] Vgl. N.N. : Diversity Management: integraler Bestandteil moderner Personalpolitik, 2011, in: http://www.vielfalt-als-chance.de/index.php?id=10, 6.6.2011.
[44] Ebd.
[45] Vgl. Krotz, Friedrich (2008): Gesellschaftliches Subjekt und kommunikative Identitat: Zum Menschenbild von Cultural Studies und Symbolischem Interaktionismus. In: Hepp, Andreas; Winter, Rainer (2008): Kultur - Medien - Macht. Cultural Studies und Medienanalyse. 4. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften. S. 125-138, S. 125. Dass die Cultural Studies noch als institutioneller Neuling - vor allem im deutschsprachigen Raum - verstanden werden konnen, zeigt sich auch an den deutlichen Veranderungen dieses Werkes in den unterschiedlichen Auflagen. Die deutlichen Unterschiede zur bereits 4. Auflage, welche an spaterer Stelle ebenfalls herangezogen wird, weisen demnach auf die laufende Positionierung dieses Theorieansatzes innerhalb der Wissenschaftslandschaft, in der er sich erst einen Platz erobern muss, hin.
[46] Krotz (2008), S. 125.
[47] Vgl. Ebd. S. 127.
[48] Ebd
[49] Ebd.
[50] Ebd. S. 128.
[51] Vgl. Ebd.
[52] Krotz (1999), S. 121.
[53] Ebd. S. 120.
[54] Ebd.
[55] Ebd. S. 121.
[56] Ebd.
[57] Ebd.
[58] Vgl. Ebd.
[59] Vgl. Winter, Rainer (1999): Cultural Studies als kritische Medienanalyse: Vom „encoding/decoding“-Modell zur Diskursanalyse. In: Hepp, Andreas; Winter, Rainer (1999): Kultur - Medien - Macht. Cultural Studies und Medienanalyse. 2., uberarbeitete und erweiterte Auflage. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. S. 49-65, S. 51.
[60] Ebd. S. 50.
[61] Ebd. S. 60.
[62] Ebd.
[63] Vgl. Weber, Stefan (2003): Konstruktivistische Medientheorien. In: Weber, Stefan (2003): Theorien der Medien. Konstanz: UVK. S. 180-200.
[64] Schmidt, Siegfried J. (1999): Blickwechsel. Umrisse einer Medienepistemologie. In: Rusch, Gebhard; Schmidt, Siegfried J (1999): Konstruktivismus in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Frankfurt: Surkamp. S. 119-145.
[65] Vgl. Weber (2003), S. 180.
[66] Ebd. S. 190.
[67] Schmidt (1999), S. 130 f.
[68] Vgl. Ebd. S. 128.
[69] Ebd.
[70] Ebd. S. 129.
[71] Ebd. S. 130.
[72] Ebd. S. 131.
[73] Ebd. S. 123.
[74] Vgl. Blumer, Herbert (1973): Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus. In: AG Bielefelder Soziologie (Hrsg.) (1973): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd.1: Symbolischer Interaktionismus und Ethnomethodologie. Reinbeck: Rowohlt, S. 80-146.
[75] Vgl. Mead, George Herbert (1934): Mind, Self and Society. Chicago, Deutsche Ausgabe: Geist, Identitat und Gesellschaft. Frankfurt am Main 1968.
[76] Vgl. Hepp, Andreas (2006): Transkulturelle Kommunikation. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
[77] Blumer (1973), S. 80.
[78] Ebd..
[79] Faulstich-Wieland, Hannelore (2000): Individuum und Gesellschaft. Hand- und Lehrbucher der Padagogik. Munchen: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, S. 139.
[80] Ebd.
[81] Blumer (1973), S. 81.
[82] Ebd. S. 84.
[83] Ebd. S. 84.
[84] Ebd. S. 87.
[85] Ebd.
[86] Ebd. S. 87 f.
[87] Ebd. S. 95 f.
[88] Vgl. N.N.: Interaktion und abweichendes Verhalten, o.D., in : http://www.philso.uni-
augsburg.de/lehrstuehle/soziologie/sozio1/medienverzeichnis/Bosancic WS 07 08/GK Di PP symb interakti onismus.pdf, 22.5.2011.
[89] Hepp, Andreas (2006): Transkulturelle Kommunikation. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH, S. 9.
[90] Hepp (2006), S. 20.
[91] Vgl. Ebd. S. 21.
[92] Ebd.
[93] Vgl. Ebd. S. 50.
[94] Ebd. S. 51.
[95] Ebd. S. 51.
[96] Vgl. Ebd. S. 52 f.
[97] Ebd. S. 54.
[98] Vgl. Ebd. S. 57 f.
[99] Ebd. S. 58.
[100] Ebd. S. 59.
[101] Ebd. S. 60.
[102] Vgl. Maletzke, Gerhard (1996): Interkulturelle Kommunikation. Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen. Opladen: Westdeutscher Verlag.
[103] Maletzke (1996), S. 37.
[104] Ebd. S. 37.
[105] Ebd. S. 35.
[106] Ebd.
[107] Ebd.
[108] Ebd.
[109] Ebd. S. 42.
[110] Vgl. Ebd. S. 35.
[111] Ebd. S. 35 f.
[112] Vgl. Jager, Siegfried (1999): Zwischen den Kulturen: Diskursanalytische Grenzgange. In: Hepp, Andreas; Winter, Rainer (1999): Kultur - Medien - Macht. Cultural Studies und Medienanalyse. 2., uberarbeitete und erweiterte Auflage. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. S. 253-272, S. 253.
[113] Jager (1999), S. 255.
[114] Ebd. S. 256.
[115] Ebd.
[116] Ebd. S. 257.
[117] Ebd. S. 257 f.
[118] Ebd. S. 258.
[119] Ebd. S. 259.
[120] Vgl. Ebd. S. 266 f.
[121] Ebd. S. 268.
[122] Ebd. S. 269.
[123] ZerfaB, Ansgar (1996): Unternehmensfuhrung und Offentlichkeitsarbeit. Grundlagen einer Theorie der Unternehmenskommunikation und Public Relations. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 108 f.
[124] Ebd. S. 109.
[125] Vgl. Miebach, Bernhard (2007): Organisationstheorie. Problemstellung- Modelle- Entwicklung. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften, S. 12 f.
[126]
[127]
[128] Ebd.
[129] Ebd. S. 14.
[130] Ebd. S. 15.
[131] Vgl. Ebd. S. 50.
[132] Ebd.
[133] Ebd.
[134] Schein, Edgar H. (2010): Organizational culture and leadership. San Francisco: Fourth Edition, S. 18.
[135] Vgl. Miebach (2007), S. 50.
[136] Vgl. Ebd. S. 51 f.
[137] Ebd. S. 52.
[138] Ebd.
[139] Ebd. S. 52.
[140] Kubisch, Sonja (2008): Habituelle Konstruktion sozialer Differenz. Eine rekonstruktive Studie am Beispiel von Organisationen der freien Wohlfahrtspflege. Berlin: VS Verlag fur Sozialwissenschaften. S. 87.
[141] Luhmann, Niklas (1991): Soziologie als Theorie sozialer Systeme. In: Ders. Soziologische Aufklarung. Band 1: Aufsatze zur Theorie sozialer Systeme, 6. Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 113-136, S. 116.
[142] Ebd. S. 116.
[143] Vgl. Miebach (2007), S. 53 f.
[144] Vgl. Mast, Claudia (2006): Organisationskommunikation. 2. Auflage. Stuttgart: Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft mbH, S. 9.
[145] Vgl. Miebach (2007), S. 54.
[146] Meckel, Miriam; Schmid, Beate F. (2008): Unternehmenskommunikation. Kommunikationsmanagement aus Sicht der Unternehmensfuhrung. Wiesbaden: Gabler, GWV Fachverlage GmbH, S. 6 f.
[147] Vgl. Ebd. S. 7.
[148] Maletzke (1996), S. 42.
[149] Vgl. Ebd. S. 72.
[150] Ebd. S.73.
[151] Vgl. Ebd. S. 141.
[152] Vgl. Ebd. S. 140.
- Arbeit zitieren
- Julia Riegler (Autor:in), 2012, Diversität in Uniform oder uniforme Diversität? Interkulturelle Kommunikation in Organisationen - am Beispiel der Wiener Polizei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196019
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