Wahrheitsbegriffe der mittelalterlichen Literatur
Das Mittelalter kennt zwei verschiedene Wahrheitsauffassungen: eine tatsächliche rechte Wahrheit und eine moralisch-lehrhafte exemplarische Wahrheit. Beide stellen verschiedene, im Mittelalter gleichberechtigte Sichtweisen auf Geschichte dar und schließen sich noch nicht gegenseitig aus: das Wissen um das historische Detail steht der exemplarischen Situation gegenüber. Die rechte Wahrheit berichtet Fakten, sie hat den Charakter von authentischer Geschichtsschreibung und vertritt auch deren Korrektheitsanspruch. Eine Veränderung des Berichteten in diesem Sinne würde als Fälschung und Lüge aufgefasst. Der moralisch-exemplarischen Wahrheitsauffassung wiederspricht eine Veränderung des Berichteten hingegen nicht. Es kommt hier nicht auf den faktischen Wahrheitsgehalt, sondern auf eine Übereinstimmung des Erzählten mit den gültigen Normen von Moral, Ethik und dem Gerechtigkeitsempfinden an; der Wahrheitsgehalt bemisst sich an der Beispielhaftigkeit und Lehrhaftigkeit: „Je lehrhafter ein Text, desto wahrer.“ Ein solcher Text wird vom Rezipienten nicht mehr bezüglich des Tatsächlichen hinterfragt...
Inhalt
1 Wahrheitsbegriffe der mittelalterlichen Literatur
2 Historizität und Fiktionalität der Rabenschlacht
3 Die Rabenschlacht am Übergang zur Schriftlichkeit
4 Die Rabenschlacht zwischen Scylla und Charybdis
5 Konsequenzen für den Umgang mit historischer Dietrichepik
Literatur
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- Elmar Walke (Author), 2011, Vom historischen Faktum zum literarischen Schema, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195797
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