Arbeitende Frauen sind seit Anbeginn der Historiographie bekannt. Ob in der Antike als Näherin, oder im Mittelalter als Bäuerin. Auch die Trennung von wohlhabenden nicht arbeitenden Frauen und armen arbeitenden Frauen ist seit der Antike bekannt. Dazu Butschek: „Erwerbstätigkeit der Frau existierte in den Oberschichten ebenso wenig wie für den Mann.“
Zur großen Veränderung der Frauenarbeit kam es in Deutschland erst mit der Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieser Wandel vollzog sich nicht in dem Sinne, dass die Mehrheit der Frauen zu arbeiten anfing, denn das taten sie schon vorher, sondern dass sie eine Erwerbsarbeit annahmen, die außerhalb ihres Hauses lag. Erst die Industrialisierung ermöglichte dieses Vorgehen, denn wie Ritter und Tenfelde es beschreiben, sei die Industrialisierung nicht nur quantitativ zu betrachten, als Vermehrung der Massenproduktion, sondern auch qualitativ als Fortschritt in Technik und Produktion. Denn die Industrie gibt es schon sehr lange, aber erst durch die Industrialisierung nahm sie, im Vergleich zur Landwirtschaft, überhand. Der Einschnitt in die Arbeitsweise der Menschen sei so tiefgreifend, dass er auch die gesellschaftlichen Verhältnisse stark beeinflusste.
Fällt der Blick nun auf die Gegenwart, so ist die außerhäusliche und bezahlte Arbeit der Frau absolute Normalität. Die Erwerbsarbeit der Frau bildet einen Grundstein ihrer Unabhängigkeit und damit der Emanzipation. Die vorliegende Untersuchung soll daher die Auswirkungen der Industrialisierung auf das weibliche Geschlecht genauer betrachten. Es soll geprüft werden, ob der Wandel der Frauenarbeit von den überwiegend innerhäuslichen Tätigkeiten zu den außerhäuslichen bzw. betrieblichen Tätigkeiten als erster Schritt zur Emanzipation betrachtet werden kann. Die sich daraus ergebende Fragestellung lautet daher wie folgt: Kann die Frauenerwerbsarbeit im Verlaufe der Industrialisierung als emanzipatorischer Fortschritt bezeichnet werden? Die speziellen Unterschiede der Ober- und Unterschicht sollen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Denn obwohl das bürgerliche Frauenbild auch das Ideal des Proletariats war, konnte dieses nicht in die realen Gegebenheiten integriert werden. Für die Analyse ist es daher unumgänglich, die proletarische Arbeiterfrau von der bürgerlichen Erwerbstätigen zu trennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Begriff der Emanzipation
- 2. Proletarische und bürgerliche Frauenarbeit im Vergleich
- 2.1 Frauenarbeit im Proletariat
- 2.1.1 Belastungen durch die Arbeit
- 2.1.2 Die Besserung
- 2.2 Das Bürgertum
- 2.2.1 Das bürgerliche Frauenbild
- 2.2.2 Bürgerliche Frauenbewegung
- 2.2.3 Bürgerliche Frauenarbeit
- 2.1 Frauenarbeit im Proletariat
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Arbeit von Frauen im 19. Jahrhundert in Deutschland. Sie untersucht, ob der Wandel von innerhäuslichen zu außerhäuslichen Tätigkeiten als erster Schritt zur Emanzipation betrachtet werden kann. Dabei wird die Frage nach dem emanzipatorischen Fortschritt der Frauenerwerbsarbeit während der Industrialisierung beantwortet. Die Untersuchung fokussiert dabei auf die Unterschiede zwischen proletarischen und bürgerlichen Frauen, deren Lebensumstände und Ziele deutlich voneinander abwichen.
- Die Bedeutung der Industrialisierung für den Wandel der Frauenarbeit
- Der Einfluss der Industrialisierung auf die Emanzipation von Frauen
- Die spezifischen Herausforderungen und Chancen von Frauenarbeit im Proletariat
- Die Rolle des bürgerlichen Frauenbildes und der bürgerlichen Frauenbewegung
- Der Vergleich von proletarischer und bürgerlicher Frauenarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Frauenarbeit im 19. Jahrhundert dar und erläutert die Relevanz der Untersuchung. Sie führt die Fragestellung und die Gliederung der Arbeit ein.
- 1. Begriff der Emanzipation: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Emanzipation und erläutert die relevanten Kriterien für die Analyse der weiblichen Erwerbsarbeit im 19. Jahrhundert.
- 2. Proletarische und bürgerliche Frauenarbeit im Vergleich: Das Kapitel analysiert die spezifischen Lebensbedingungen und Arbeitsverhältnisse von Frauen in der Arbeiterklasse (Proletariat) und in der bürgerlichen Schicht. Es beleuchtet die Belastungen und die Chancen, die mit der Arbeit im Proletariat verbunden waren, und untersucht das bürgerliche Frauenbild und die Rolle der bürgerlichen Frauenbewegung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Frauenarbeit, Industrialisierung, Emanzipation, Proletariat, Bürgertum, Frauenbewegung und geschlechtsspezifische Arbeitsverhältnisse im 19. Jahrhundert in Deutschland. Sie untersucht den Einfluss der Industrialisierung auf den Wandel der Frauenarbeit und die Entwicklung der weiblichen Emanzipation.
- Quote paper
- Elena Lehmann (Author), 2012, Frauenarbeit zur Zeit der Industrialisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195703