In den Wirtschaftswissenschaften wird der Homo Oeconomicus traditionell als Grundannahme vorrausgesetzt. Dieser fiktive Akteur handelt ausschließlich in seinem eigenen Interesse, zeichnet sich durch rationales Verhalten aus, verfügt über alle Informationen, hat feststehende Präferenzen und ist nur darauf bedacht seinen Nutzen zu maximieren. Diese Grundannahme ist für viele Modelle von essentieller Bedeutung und hat daher eine tragende Rolle im Rahmen der Volkswirtschaftslehre. Allerdings zeigt sich, dass vor allem in der experimentellen Wirtschaftsforschung viele Ergebnisse nicht durch einen rationalen und eigennützigen Spieler zu erklären sind. Vor allem in Fragen des Eigennutzes und der Rationalität stützt sich die experimentelle Wirtschaftsforschung auf theoretische und empirische Erkenntnisse der kognitiven Psychologie, welche darauf hinweisen, dass das menschliche Verhalten auch von weniger bewussten Faktoren systematisch beeinflusst wird. Zu diesen Faktoren gehören: Bestehende Verhaltens- und Denkmuster, die individuelle Wahrnehmung sowie intrinsische Motive wie z.B. Gefühle, die innere Einstellung oder auch Empathie. Präferenzen die maßgeblich von diesen Faktoren beeinflusst werden, sind unter dem Oberbegriff der Sozialen Präferenzen zusammengefasst
In der vorliegenden Arbeit wird speziell auf die Empathie eingegangen, die einen besonders interessanten Faktor für die Bildung sozialer Präferenzen darstellt. Obwohl die Empathie ein präsentes Thema ist und ihr in Theorien, wie der Emotionalen Intelligenz von Mayer und Salovey, einen großen Stellenwert beigemessen wird und wir letztendlich Tag für Tag bewusst oder unbewusst mit Empathie konfrontiert werden, wissen wir noch sehr wenig darüber was in uns vorgeht, während wir Empathie empfinden. Dieser Thematik hat sich inzwischen die Neurologie angenommen. Allerdings stehen die Forscher dabei vor vielen offenen Fragen. Für Wirtschaftswissenschaftler ist dabei vor allem die Erforschung, des möglichen Einflusses auf unserer Präferenzen interessant. Dabei geht es nicht nur um die Verifikation der These, sondern vor allem darum, Kenntnisse über den Grad der Beeinflussung unserer Präferenzen durch Empathie zu erlangen. Ziel dieser Arbeit ist es, in das Thema der Empathie einzuführen und einen Einblick in den aktuellen Stand der Empathieforschung im Gebiet der sozialen Neurologie und Neuroökonomie zu geben sowie die daraus resultierenden Erkenntnisse, Vermutungen und offene Fragen vorzustellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Soziale Präferenzen und Empathie
1.2 Problemstellung, Zielsetzung und Aufbau dieser wissenschaftlichen Arbeit
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Allgemeine Definition
2.2 Neurowissenschaftliche Definition und Begriffsabgrenzung
2.3 Weitere Definitionen
3. Aktuelle Forschungsergebnisse im neuronalen Kontext
3.1 Die Rolle der Neurowissenschaften in der Empathieforschung
3.2 Neurowissenschaftlicher Nachweis von Empathie
3.3 Spiegelneuronen und ihre mögliche Rolle
3.4 Individuelle Unterschiede im Empathieverhalten
3.5 Empathieforschung in der Psychopathologie
4. Empathie und ihr möglicher Einfluss auf soziale Präferenzen
5. Fazit
Quellenverzeichnis
Bücher
Publikationen
- Arbeit zitieren
- Dietmar Pongratz (Autor:in), 2012, Empathie im neuroökonomischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195604