Der Film „Matrix“ 1 ist für eine Analyse des Mythischen besonders geeignet, da er bereits auf den ersten Blick auffälligerweise mythologisierende und mythische Elemente aufweist. Z. B. die ungewöhnlichen, unlogischen Schlussfolgerungen, deren Aussage aber für das Stehen oder Fallen der Story als in sich koheräntes Ganzes von erheblicher Bedeutung ist und somit eine weitreichende Rolle für das Gesamtverständnis des Filmes spielt. Wenn solch bedeutsame Sätze nicht logisch, d.h. hier nicht kausal selbstverständlich nachvollziehbar sind, lohnt es sich bestimmt auf die Geschichte bezüglich Mythos näher einzugehen. Ich analysiere nicht das Gesamtkunstwerk Film als Medium in seinen besonderen Aspekten, sondern in erster Linie die dem Film zu Grunde liegende Geschichte. Ich möchte ferner weder die literarischen Vorläufer, noch die philosophishen Grundlagen dieses Werks aufzeigen. In dieser Hausarbeit soll der Film „Matrix“ 1 auf Elemente der mythischen Denkweise, auf die Manifestation des mythischen Bewusstseins untersucht werden. Ich möchte herausfinden, ob der Film eine mythische Welt mit mythischen Eigenschaften ist, und wenn ja, wird es durch die Erzählstruktur unterstützt? Und letztens, gibt es im Film ein bestimmter, bekannter Mythos und wenn ja, welcher? Dabei stütze ich mich besonders auf Ernst Cassirers „Philosophie der Symbolischen Formen“ 2 und auf die im Proseminar „Mythos in Literatur und Film“ erarbeiteten Unterlagen. Das Rückgrat der Arbeit sollen also die folgenden 3 Punkte bilden;
a) Mythische Diegese
b) Mythische Erzählstruktur
c) Mythisches Analogon
Inhaltsverzeichnis
1.Vorwort
2. Mythische Diegese
2.1 Traum und Wirklichkeit
2.2 Leben und Tod
2.3 Bezeichnende und Bezeichnete
2.4 Teil und Ganzes
2.5 Ursache und Wirkung
3. Mythische Erzählstruktur
3.1 Funktionalisierung aller Details in der Diegese
3.2 Funktionalisierung der Namen
4. Mythisches Analogon
4.1 Mythisches Analogon im weiten Sinne
4.2 Motivierung
4.3 Mythisches Analogon im engeren Sinne
5. Schluss
Das Mythische in „Matrix“
1. Vorwort
Der Film „Matrix“1 ist für eine Analyse des Mythischen besonders geeignet, da er bereits auf den ersten Blick auffälligerweise mythologisierende und mythische Elemente aufweist. Z. B. die ungewöhnlichen, unlogischen Schlussfolgerungen, deren Aussage aber für das Stehen oder Fallen der Story als in sich koheräntes Ganzes von erheblicher Bedeutung ist und somit eine weitreichende Rolle für das Gesamtverständnis des Filmes spielt. Wenn solch bedeutsame Sätze nicht logisch, d.h. hier nicht kausal selbstverständlich nachvollziehbar sind, lohnt es sich bestimmt auf die Geschichte bezüglich Mythos näher einzugehen.
Ich analysiere nicht das Gesamtkunstwerk Film als Medium in seinen besonderen Aspekten, sondern in erster Linie die dem Film zu Grunde liegende Geschichte. Ich möchte ferner weder die literarischen Vorläufer, noch die philosophishen Grundlagen dieses Werks aufzeigen. In dieser Hausarbeit soll der Film „Matrix“1 auf Elemente der mythischen Denkweise, auf die Manifestation des mythischen Bewusstseins untersucht werden. Ich möchte herausfinden, ob der Film eine mythische Welt mit mythischen Eigenschaften ist, und wenn ja, wird es durch die Erzählstruktur unterstützt? Und letztens, gibt es im Film ein bestimmter, bekannter Mythos und wenn ja, welcher? Dabei stütze ich mich besonders auf Ernst Cassirers „Philosophie der Symbolischen Formen“2 und auf die im Proseminar „Mythos in Literatur und Film“ erarbeiteten Unterlagen. Das Rückgrat der Arbeit sollen also die folgenden 3 Punkte bilden;
a) Mythische Diegese
b) Mythische Erzählstruktur
c) Mythisches Analogon
2. Mythische Diegese
Das Mythische zeichnet sich dadurch aus, dass Begebenheiten durch bloße „Berührung“1, bloßes Nebeneinanderstehen miteinander in Bezug gesetzt werden. Es gibt keine abstrakten Ober- und Unterbegriffe sonderne eine Gegenseitigkeit der Identifikation. Hier möchte ich nachweisen, dass die erzählte Welt eine mythische ist. Ist eine mythische Wahrnehmung in der Diegese da? Stehen die Begebenheiten in mythischer Beziehung zueinander?
2.1 Traum und Wirklichkeit
In „Marix“ wird die uns umgebende Wirklichkeit als Traum, Illusion und als Lüge bezeichnet, etwas was „man dir vorgauklet, um von der Wahrheit abzulenken.“2 Die nur für einige wenige erlebbare Welt ist dagegen als die Wirklichkeit dargestellt.
„Es fehlt hier vor allem jede feste Grenzscheide zwischen dem bloß „Vorgestellten“ und der „wirklichen“ Wahrnehmung,...[...]...für das mythische Denken und die mythische Erfahrung [besteht] zwischen der Welt des Traumes und per der objektiven „Wirklichkeit“ ein steter schwebender Übergang...[Dem Traum] kommt also mittelbar dieselbe „Wahrheit „zu, wie dem, was im Wachen erlebt wird.“3
Wenn die Matrix aber eine Lüge ist, kann ihr dieselbe Wahrheit zukommen, wie dem, was im Wachen erlebt wird? Als beim Orakel ein Lehrling vor Neo den Löffel verbiegt, ist es nur Schein, denn er stellt sich lediglich die Realität vor, demzufolge die Traumwelt bzw. der Löffel als ein Teil dieser Traumwelt sich verändert. Schein und Sein sind für den Lehrling also geteilt. Die Grenzscheide, von der Cassirer spricht, ist in der Matrix da, die ansonsten mit dem Akt des Telefonierens auch markiert ist. Doch Cassirer meint mit der Grenzscheide nicht, dass es aus unserer kausalen Sicht, also „objektiv“ keine Grenze geben darf, sondern dass sie die Gültigkeit des Geschehens in den beiden Welten für die Betroffenen nicht voneinander trennt. Mit Wahrheit meint er also eine Wahrheit, an die man glaubt.
Von der Existenz dieser Grenze wissen freilich nur wenige, aber das Wissen um das Vorhandensein der Grenze betrifft für sie das Erlebte nicht in seiner Relevanz. Auch wenn es für sie wünschenswert wäre, und es Neo am Ende gelingt, eben dieser Gültigkeit zu gebieten, sind die Traumwelt und die Wirklichkeit in der Diegese unzertrennlich. Wenn man in der Traumwelt stirbt, stirbt man auch in der Realität und wenn einem in der Realität etwas zustößt, hat es Folgen in der Traumwelt, in der Matrix auch. Die wundersame Macht des Jünglings über den Löffel basiert darauf, dass er Schein und Sein trennen kann, dass er seinen Geist von der Täuschung der Matrix bewahren kann. Das ist das Ziel für alle. Wenn alle Täuschung und Wahrheit trennen können, hört die Koexistenz beider Welten auf.
2.2 Leben und Tod
Auch hier ist der Übergang aus einem Zustand in den anderen eindeutig markiert (z. B. durch das Piepsen des ärztlichen Gerätes auf der Konsole über Neo) doch durch Trinitys Liebe erwacht Neo wieder zum Leben. Es ist möglich durch das Wirken der numinosen Macht, des Schicksals oder ganz genau gesagt, durch den Glauben daran. Und dass es möglich ist, deutet hier auf das Mythische. Nämlich auf das mythische Nebeneinanderstehen von Tod und Leben, die nicht als etwas Gegensätzliches aufgefasst werden. Ganz in diesem Sinne ist der Tod hier nicht eine unwiderbringbare Veränderung, sondern kann überwunden werden kraft des Mythischen. Nicht nur der Weg aus dem Leben in den Tod ist keine Einbahnstraße, sondern der Tod bedeutet auch nichts Endgültiges. Das Orakel sagt, dass „Neo vielleicht auf sein nächstes Leben wartet und sie sagte auch, dass derjenige, der die ersten befreit hat, wiederkehren wird, und dass dies das Ende der Matrix einläuten würde.“1 Es geht um ein Zyklus des Vergehens und der Wiedergeburt des mythischen Denkens, welches dann im buddhistischen Glauben bis heute lebendig bleibt.
2.3 Bezeichnete und Bezeichnenede
„Auch das Wort und der Name bezeichnen und bedeuten nicht, sondern sie sind und wirken.“1 Ein Satz reicht schon, um Mr. Anderson sehr wirksam mundtot zu machen bei dem Verhör. Das bloße Aussprechen verändert schon das Angesprochene, die Welt.
„Bei den Männerweihen und bei sonstigen Initiationsbräuchen empfängt der Mensch einen neuen Namen, weil es neues Selbst ist, das er hier erhält“2 Agent Smith nennt in der U-Bahn-Szene Neo Mr. Anderson. Obwohl er auch den Namen Neo kennt, ist dieser für den korrekten, logisch denkenden Agenten bloß die Selbstbenennung eines Hackers, die keinerlei Gültigkeit besitzen kann. Doch genau das tut sie für Neo, weil er durch den neuen Namen auch eine neue Identität erlangt hat. Und zwar seitdem er aus der Matrix erwachte. „Man nennt ihn nur noch Neo und weil der Agent nicht seinen richtigen Namen nennt, gewinnt Neo an Kraft, und der Agent hat keine Macht über ihn in dem Moment.“3
„Auch all das, was im empirischen und wissenschaftlichen Denken als eine bloße unselbständige „Eigenschaft“ oder als eine bloße „Zuständigkeit“ erscheint, erhält hier [im Mythischen] den Charakter voller Subsatialität..[...].Dem mythischen Denken ist auch eigen, dass es alles beseelt und zugleich manifest macht.“4
Neos Eigenschaften sind der Zweifel und die Suche. Die Suche nach der Wahrheit. Eine Eigenschaft der Wahrheit ist, dass sie sich demjenigen, der ehrlich nach ihr sucht, offenbart. Und Neo sucht. „Die Antwort ist da draußen. Sie ist auf der Suche nach dir. Und sie wird dich finden, wenn du es willst.“5 Dieses ist nur eine Personifikation, aber jede Personifikation ist auch mythisch, denn etwas Begriffliches wird beseelt, wenn auch nicht dirket manifest.
2.4 Teil und Ganzes
In der Matrix ist jeder Mensch, der nicht abgekoppelt worden ist, Teil des Systems.
„Diese Menschen sind noch Teil dieses Systems, das macht sie zu Feinden.[...] Gehörst du nicht zu uns, gehörst du zu ihnen. [...] Intelligente Programme können sich in jede Software einklinken, wenn sie angeschlossen sind. Jeder also, der nicht von uns entkoppelt wurde kann ein Agent sein.“1
[...]
1 Wachowski, Andy und Larry : Matrix 1999 USA
2 Cassirer, Ernst : Philosphie der symbolischen Formen - 2. Teil. Das mythische Denken Darmstadt 1973
1 Vgl. Cassirer: Das mythische Denken a.a.O. S. 59.
2 Wachowski: Matrix a.a.O.
3 Cassirer: Das mythische Denken a.a.O. S. 48.
1 Wachowski, Andy und Larry: Matrix a.a.O.
1 Cassirer: Das mythische Denken a.a.O. S 53.
2 a.a.O. S.54.
3 Vgl. Ebd.
4 a.a.O. S 53. ff
5 Wachowski: Matrix a.a.O.
1 Wachowski: Matrix a.a.O.
- Arbeit zitieren
- Robert Racz (Autor:in), 2003, Das Mythische in "Matrix", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19554
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