Die Tendenzen des demographischen Wandels, die in den letzten Jahren in
Deutschland aber auch in anderen westlichen Industrieländern immer spürbarer
geworden sind, sind ein präsentes und anhaltendes Thema in den deutschen
Medien und der Politik. Dass die Bevölkerung durch den demographischen Wandel
zukünftig aus mehr älteren und weniger jungen Menschen bestehen und zudem die
Bevölkerungszahl sinken wird, ist weitestgehend unstrittig. Bedeutender sind
jedoch die Konsequenzen, die sich daraus für die einzelnen Felder der sozialen
Sicherung in unseren Sozialstaat und folglich für den Einzelnen selbst ergeben.
Laut Prognosen des Bundesamtes für Statistik wird es im Jahr 2050 doppelt so
viele 60-Jährige wie Neugeborene geben.1 Daraus ergibt sich die Frage, was von
dem heutigen Generationenvertrag, welcher die Grundlage u.a. für unsere
gesetzliche Rente bildet, noch bestehen bleibt und wie ein aus dem Gleichgewicht
geratenes Verhältnis der Generationen aufgefangen werden kann.
Die Tendenzen des demographischen Wandels, die in den letzten Jahren in Deutschland aber auch in anderen westlichen Industrieländern immer spürbarer geworden sind, sind ein präsentes und anhaltendes Thema in den deutschen Medien und der Politik. Dass die Bevölkerung durch den demographischen Wandel zukünftig aus mehr älteren und weniger jungen Menschen bestehen und zudem die Bevölkerungszahl sinken wird, ist weitestgehend unstrittig. Bedeutender sind jedoch die Konsequenzen, die sich daraus für die einzelnen Felder der sozialen Sicherung in unseren Sozialstaat und folglich für den Einzelnen selbst ergeben. Laut Prognosen des Bundesamtes für Statistik wird es im Jahr 2050 doppelt so viele 60-Jährige wie Neugeborene geben. [1] Daraus ergibt sich die Frage, was von dem heutigen Generationenvertrag, welcher die Grundlage u.a. für unsere gesetzliche Rente bildet, noch bestehen bleibt und wie ein aus dem Gleichgewicht geratenes Verhältnis der Generationen aufgefangen werden kann.
Das soziale Sicherungssystem Deutschlands bildet ein komplexes Netz verschiedener Absicherungen des Einzelnen beispielsweise bei Krankheit oder im Alter und unterliegt dem Prinzip einer gesellschaftlichen Solidarität. Das Rentensystem wird hierbei auch als ein umlagefinanziertes System oder aber als Generationenvertrag bezeichnet. Hierbei investieren die Beitragszahler nicht in ihre eigene Rente, sondern ihr Leistungssatz wird sofort für die aktuellen Rentenempfänger und ihre auszuzahlenden Renten verwendet. Die Rente der heutigen Beitragszahler wird dann wiederrum durch die Beiträge der kommenden Generation nach dem Prinzip der Generationensolidarität gezahlt. Aktuell sind ca. 80% der deutschen Bevölkerung Beitragszahler, und ca. 95 % der über 65-jährigen Beitragsempfänger. Dass die Rente in Deutschland noch sicher ist, dass bezweifeln heutzutage jedoch immer mehr, wobei ein immer stärker wahrnehmbarer Unmut gegenüber dem aus dem Gleichgewicht geratenen Generationenvertrag ein klares Indiz dafür ist.
Auf Grund des demographischen Wandels ergibt sich nämlich folgendes Problem: die Bevölkerungszahl Deutschlands wird laut Prognosen des Statistischen Bundesamtes von heute noch 81,756 Millionen Einwohner [2] (Stand: Dez. 2010) bis zum Jahr 2050 auf geschätzte 69 bis 74 Millionen gesunken sein und die Generationenverteilung stark zu Gunsten der älteren Generation verschoben werden. [3] Demnach wird sich die Zahl der leistungsempfangenden Rentner stark erhöhen, die der Beitragszahler jedoch konstant sinken, wodurch der Generationsvertrag und somit das Rentensystem ins Wanken gerät. Immer weniger junge Menschen müssen so für immer mehr ältere Menschen aufkommen.
Dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2050 so spürbar sinken wird, ist in erster Linie durch die niedrige Geburtenrate in Deutschland begründbar. Da jede Frau aktuell nur 1,36 Kinder zur Welt bringt, werden die kommenden Kindergenerationen immer schwächer sein, als die entsprechenden Elterngenerationen/ Erwachsenengenerationen. [4] Dies hat zur Folge, dass auch die Zahl der Erwerbstätigen (20- ca. 67 Jahre), welche aktuell bei rund 50 Millionen liegt, erheblich sinken wird. So prognostizierte das Magazin „Der Fokus“ diesen Monat unter Berufung auf einen im Oktober erscheinenden Demographie-Bericht der Bundesregierung, dass die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2050 auf 26,5 Millionen gesunken sein und sich somit fast halbiert haben könnten. [5] Eine solche Entwicklung hätte verschiedene Auswirkungen für die Wirtschaft und somit folglich auch für das Rentensystem. Eine von der Bundesregierung 2003 eingesetzte Kommission zur „Nachhaltigkeit in der Finanzierung sozialer Sicherungssysteme“ hat sich hierbei intensiv mit den Folgen für die selbigen auseinander gesetzt.
So wird laut Ergebnissen der Kommission die Zahl der Erwerbstätigen von 39,2 Millionen auf 37,8 Millionen zurückgehen. [6] Zudem wird durch den wachsenden Fachkräftemangel wird die Arbeitslosenquote abnehmen und bis zum Jahr 2030 auf 4,4 % herabsinken.
Die durchschnittliche Lohnerhöhung liegt dem Bericht zu Folge bis zum Jahr 2030 bei ca. +3%, wodurch die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung nicht steigen werden, da sich diese je nach Arbeitsmarktsituation und Lohnsteigerung berechnen. [7]
Der demographische Wandel bedeutet für das deutsche Rentensystem demnach nicht nur eine sinkende Zahl der Beitragspflichtigen und eine steigende Anzahl von Leistungsempfängern, sondern auch geringere Beitragszahlungen in die Kasse der gesetzlichen Rentenversicherung.
Doch nicht nur die Anzahl der Rentenbezieher wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich ansteigen, sondern auch deren Bezugsdauer verlängert sich mit einer stetig wachsenden Lebenserwartung. Lag die fernere Lebenserwartung ab 60 Jahre in Deutschland 1960 bei Männern/Frauen noch bei 15,5/18,5 Jahren und im Jahr 2000 schon bei 19,2/23,5 Jahren, so wird sie laut Prognosen des Statistischen Bundesamtes 2050 bei 23,7/28,2 Jahren liegen. Im Durchschnitt wird derzeit eine 65-jährige Person also jedes Jahr um über 50 Tage älter als eine Vergleichsperson des Vorjahrgangs. [8] Dies begründet sich im Wesentlichen durch eine stetige Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie der entsprechenden Lebensverhältnisse, stellt aber gleichzeitig eine erhebliche Belastung für die Rentenkasse dar. Denn das wäre gleichbedeutend mit einer Ausweitung des Leistungsvolumens und könnte nur mit höheren Beitragssätzen finanziert werden.
Diese Entwicklung stellt aber auch die anderen Säulen des sozialen Sicherungssystems, wie beispielsweise die Bereiche Pflege und Gesundheit vor große Herausforderungen, da auch ihre wachsenden Kosten von einer sinkenden Anzahl von Erwerbsfähigen getragen werden müssen.
Das bestehende System war bis zur Rentenreform 2004 angesichts der demografischen Entwicklung als ein den Lebensstandard sicherndes System nicht aufrechtzuerhalten. Auch heute stellt das System eine immer wieder zu bearbeitende Baustelle dar, deren endgültige Anpassung an die aktuellen Entwicklungen noch nicht abgeschlossen ist.
Auch wenn mit der gestaffelten Erhöhung des Renteneinstiegsaltern ab 2012 und der jährlichen Anpassung der Beitragssätze bereits erste Schritte unternommen wurden, um sich dem Trend des demographischen Wandels anzupassen, so werden diese Schritte vermutlich nicht ausreichen, um das Ungleichgewicht des Generationenvertrages ausgleichen zu können.
Eine Anhebung des gesetzlichen Rentenalters setzt nämlich gleichzeitig auch eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation voraus, die es älteren Menschen ermöglicht, im Alter überhaupt noch einen Beruf ausüben zu können, sofern es ihre persönliche Gesundheit denn zulässt. Gleichzeitig muss der Arbeitsmarkt auch Möglichkeiten und Anreize schaffen, ältere Personen in den Arbeitsmarkt zu etablieren und sowohl die Wirtschaft als auch die Politik müssen vermehrt Möglichkeiten einer lebenslangen Weiterbildung schaffen, da speziell manche handwerkliche Berufe ab einem gewissen Alter nicht mehr ausgeführt werden können. [9]
Zudem muss es auch das erklärte Ziel der deutschen Innenpolitik sein, die Attraktivität Deutschlands als Arbeitsplatz und Wohnort für Ausländer zu steigern, um eine stabile Zuwanderungszahl zu erreichen. Denn nur eine konstante Zahl an Zuwanderern kann das Ungleichgewicht der Generationen und somit im Sozialen Sicherungssystem zumindest etwas auffangen. Doch um dies zu erreichen, muss Deutschland seine Attraktivität für Zuwanderer steigern und die Integration von Ausländern und Migranten fördern. [10] Das Defizit an Integration, welches bereits zum jetzigen Zeit im sozialen und kulturellen Bereich deutlich ist, muss auch in Zukunft verstärkt auf die Agenda politischer Debatten auf Kommunal-, Länder- und Bundesebene diskutiert werden.
Auch müssen verstärkt Maßnahmen getroffen werden, die eine Familiengründung in Deutschland wieder attraktiver machen und die Geburtenrate steigert. Beispiele für solche Maßnahmen wären eine Erhöhung der Krippen- bzw. Kitaplätze oder von der Wirtschaft die verstärkte Einfuhr von Gleitenden Arbeitszeiten.
Ein nennenswerter Erfolg dieser Maßnahmen könnte jedoch erst nach der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts verzeichnet werden, da ein Anstieg der Bevölkerung
[...]
[1] Statistisches Bundesamt Deutschland:
<http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2006/11/PD06 464_ 1242
1,templateId=renderPrint.psml>, (27.08.2011, 18: 34 Uhr).
[2] Statistische Ämter des Bundes und der Länder: <http://www.statistik-portal.de/Statistik-Portal/de_zs01_bund.asp>, (27.08.2011, 18:37 Uhr).
[3] Statistisches Bundesamt Deutschland:
<http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2006/11/PD06 464_ 1242
1,templateId=renderPrint.psml>, (27.08.2011, 18: 34 Uhr).
[4] Statistisches Bundesamt: Broschüre Geburten in Deutschland <http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlic hungen/Bevoelkerung/BroschuereGeburtenDeutschland,property=file.pdf>, (27.08.2011,20:18 Uhr).
[5] Der Fokus: <http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-34-2011-deutschland-braucht-einwanderer- demografiebericht-der-bunderregierung-prognostiziert-hal_aid_657386.html>, (27.08.2011,20:01 Uhr).
[6] Bericht der Kommission zur Nachhaltigkeit in der Finanzierung sozialer Sicherungssysteme 2003: < http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/c318-deutsch-
fassung.pdf;jsessionid=99B07C94C5374C82D50B9E3A99E05AE8? blob=publicationFNe>, (29.08.2011, 23:12 Uhr), S. 62.
[7] Bericht der Kommission zur Nachhaltigkeit in der Finanzierung sozialer Sicherungssysteme 2003: <http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/c318-deutsch- fassung.pdf;jsessionid=99B07C94C5374C82D50B9E3A99E05AE8?______ blob=publicationFile>, (29.08.2011, 23:12 Uhr), S. 62.
[8] Bundeszentrale für politische Bildung: Entwicklung der Lebenserwartung <http://www.bpb.de/wissen/YDGMRC>, (27.08.2011,22:14 Uhr).
[9] Bundeszentrale für politische Bildung: Herausforderung Alterssicherung <http://www.bpb.de/themen/6BBASP,3,0,Herausforderung_Alterssicherung.html#art3>, (28.08.2011, 16:15 Uhr).
[10] Kaufmann, Franz-Xaver, Schrumpfende Gesellschaft-Vom Bevölkerungsrückgang und seinen Folgen, Suhrkamp-Verlag: Frankfurt am Main 2005, S.177.
- Quote paper
- Cornelia Barz (Author), 2011, Demografischer Wandel und Rentensystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194867