Am 22. Juni 2011 jährte sich zum siebzigsten Male der Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, dem weder eine formale Kriegserklärung noch ein vorheriges Ultimatum vorausging. Der sowjetische Diktator Stalin hatte mit diesem Angriff nicht gerechnet und war daher vollkommen überrascht, als er die Meldung über den deutschen Truppenvorstoß vor-gelegt bekam. Denn Stalin verließ sich auf den deutsch-sowjetischen Bündnisvertrag, den sogenannten „Hitler-Stalin-Pakt“, der am 23. August 1939 geschlossen wurde.
Der von Hitler entfesselte vierjährige deutsch-sowjetische Krieg wird bis heute bei den ehe-maligen Kriegsgegner unterschiedlich bezeichnet. In der Bundesrepublik ist der Krieg als Russland-Feldzug oder Ostfeldzug in Erinnerung geblieben, sowie als Unternehmen Barbarossa, der Deckname dieser militärischen Operation, welcher an den deutsch-römischen Kaiser Friedrich I. angelehnt ist. Als Großer Vaterländischer Krieg ist dieser militärische Konflikt hingegen in die russische Geschichte eingegangen. In Tradition steht er mit dem Vaterländischen Krieg von 1812, als Napoleon Bonaparte mit seinem Heer in Russland einfiel.
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Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht mit ungefähr drei Millionen Soldaten in die Sowjetunion wurde ein rassenideologisch begründeter Vernichtungskrieg entfesselt, der schätzungsweise 30 Millionen Sowjetbürger den Tod brachte. Unter den Opferzahlen sind weit mehr sowjetische Zivilisten gewesen, die den Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes und dessen Rassenideologie zum Opfer gefallen sind. Auf deutscher Seite mussten hingegen etwa 3 Millionen deutsche Soldaten für diesen Ostfeldzug ihr Leben lassen.
Der Russland-Feldzug hatte daher innerhalb des Zweiten Weltkrieges einen ganz eigenen Charakter. Er war brutal, verbrecherisch und menschenverachtend. Aus diesem Grund gilt er bis heute als verbrecherischster Feldzug in der modernen Geschichte. Bis zur Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 war Osteuropa der Hauptgefechtsplatz der deutschen Wehrmacht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1 Vorwort
- I.2 Der Mythos von der „sauberen“ Wehrmacht
- II. Die verbrecherische Planung des Unternehmens Barbarossa
- II.1 Der ideologische Schulterschluss der Wehrmachtsgeneralität
- II.2 Die Regelung des Einsatzes der SS- und Polizeiverbände im Operationsgebiet des Heeres
- II.3 Der Kriegsgerichtsbarkeitserlass
- II.4 Der Kommissarbefehl
- II.5 Die Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland und weitere rassistische und antisemitische Befehle
- III. Die Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den SS- und Polizeiverbänden
- III.1 Die Vernichtung der Juden im Militärverwaltungsgebiet
- III.1.1 Struktur des Militärverwaltungsgebietes
- III.1.2 Der Reichenau-Befehl
- III.1.3 Die systematische Vernichtung der sowjetischen Juden
- III.1.3.1 Antijüdische Maßnahmen: Registrierung, Erfassung und Gettoisierung
- III.1.3.1.1 Das Vorgehen gegen jüdische Zivilpersonen
- III.1.3.1.2 Das Vorgehen gegen jüdische Kriegsgefangene
- III.1.3.2 Organisatorische Hilfe der Wehrmacht
- III.1.3.3 Aktive Teilnahme der Wehrmacht an Exekutionen
- III.1.3.1 Antijüdische Maßnahmen: Registrierung, Erfassung und Gettoisierung
- III.2 Die Vernichtung der Juden im Zivilverwaltungsgebiet
- III.1 Die Vernichtung der Juden im Militärverwaltungsgebiet
- IV. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den Einheiten der SS und der Polizei beim Mord an den Juden im Russlandfeldzug. Ziel ist es, den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ zu widerlegen und die tatsächliche Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert die Planung des Unternehmens Barbarossa, die konkreten Formen der Zusammenarbeit und die Rolle der Wehrmacht in der systematischen Vernichtung der sowjetischen Juden.
- Der Mythos der „sauberen Wehrmacht“ und seine Dekonstruktion
- Die Planung und Durchführung des Unternehmens Barbarossa als Vernichtungskrieg
- Die unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht, SS und Polizei
- Die Rolle der Wehrmacht bei der systematischen Ermordung der Juden im Russlandfeldzug
- Die Verantwortung der Wehrmacht für die Verbrechen im Osten
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Russlandfeldzugs ein, beleuchtet die unterschiedliche Erinnerungskultur an diesen Konflikt und hebt die Bedeutung des Feldzugs als rassenideologisch begründeten Vernichtungskrieg hervor. Sie führt den Mythos der "sauberen Wehrmacht" ein und kündigt die Auseinandersetzung mit diesem Mythos und der tatsächlichen Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen an. Der Abschnitt betont den Unterschied zwischen den militärischen Zielen im Westen und den Vernichtungszielen im Osten.
II. Die verbrecherische Planung des Unternehmens Barbarossa: Dieses Kapitel analysiert die Planung des Unternehmens Barbarossa als Vernichtungskrieg, der nicht nur militärische, sondern auch rassisch-ideologische Ziele verfolgte. Es beleuchtet den ideologischen Schulterschluss der Wehrmachtsgeneralität, die organisatorischen Regelungen des Einsatzes von SS- und Polizeiverbänden, den Kommissarbefehl, und weitere rassistische und antisemitische Befehle die den Vernichtungskrieg vorbereiteten. Die detaillierte Beschreibung der Befehle und Planungen offenbart den systematischen Charakter der Verbrechen.
III. Die Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den SS- und Polizeiverbänden: Dieses Kapitel beschreibt die konkrete Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den SS- und Polizeiverbänden bei der systematischen Vernichtung der Juden im Militär- und Zivilverwaltungsgebiet. Es wird sowohl die organisatorische Unterstützung als auch die aktive Teilnahme der Wehrmacht an den Massenerschießungen aufgezeigt. Die Analyse der Struktur der Militärverwaltung und des Reichenau-Befehls verdeutlicht die institutionelle Einbettung der Verbrechen. Die detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise gegen jüdische Zivilpersonen und Kriegsgefangene unterstreicht das Ausmaß der Brutalität.
Schlüsselwörter
Russlandfeldzug, Unternehmen Barbarossa, Wehrmacht, SS, Polizei, Holocaust, Vernichtungskrieg, Rassenideologie, „saubere Wehrmacht“, Kollaboration, Kriegsverbrechen, Verantwortung, Mythos, Antisemitismus.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Die Wehrmacht und der Holocaust
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Dieses Dokument analysiert die Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den Einheiten der SS und der Polizei beim Mord an den Juden im Russlandfeldzug. Es zielt darauf ab, den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ zu widerlegen und die tatsächliche Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen aufzuzeigen.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Planung des Unternehmens Barbarossa als Vernichtungskrieg, die konkreten Formen der Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht, SS und Polizei, die Rolle der Wehrmacht bei der systematischen Ermordung der sowjetischen Juden und die Verantwortung der Wehrmacht für die Verbrechen im Osten. Es analysiert auch den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ und seine Dekonstruktion.
Welche Kapitel umfasst das Dokument und worum geht es in jedem Kapitel?
Das Dokument gliedert sich in vier Kapitel: I. Einleitung: Einführung in das Thema, Vorstellung des Mythos der „sauberen Wehrmacht“. II. Die verbrecherische Planung des Unternehmens Barbarossa: Analyse der Planung des Unternehmens Barbarossa als Vernichtungskrieg, einschließlich ideologischer Grundlagen und Befehle. III. Die Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den SS- und Polizeiverbänden: Beschreibung der konkreten Zusammenarbeit bei der Vernichtung der Juden im Militär- und Zivilverwaltungsgebiet. IV. Zusammenfassung: Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Welche konkreten Formen der Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht, SS und Polizei werden beschrieben?
Das Dokument beschreibt sowohl die organisatorische Unterstützung der Wehrmacht für die SS und Polizei bei der Ermordung der Juden (z.B. Bereitstellung von Transportmitteln, Infrastruktur) als auch die aktive Teilnahme von Wehrmachtssoldaten an Massenerschießungen und anderen Verbrechen. Es wird detailliert auf den Reichenau-Befehl und die Rolle der Militärverwaltung eingegangen.
Welche Rolle spielte die Wehrmacht bei der Vernichtung der Juden im Russlandfeldzug?
Das Dokument argumentiert, dass die Wehrmacht nicht nur passiv zusah, sondern aktiv an der systematischen Vernichtung der Juden beteiligt war. Dies reichte von logistischer Unterstützung bis hin zur direkten Teilnahme an Tötungen. Die Zusammenarbeit war nicht nur auf einzelne Einheiten beschränkt, sondern war in die Strukturen der Militärverwaltung eingebunden.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt des Dokuments?
Schlüsselwörter sind: Russlandfeldzug, Unternehmen Barbarossa, Wehrmacht, SS, Polizei, Holocaust, Vernichtungskrieg, Rassenideologie, „saubere Wehrmacht“, Kollaboration, Kriegsverbrechen, Verantwortung, Mythos, Antisemitismus.
Für wen ist dieses Dokument bestimmt?
Dieses Dokument richtet sich an Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und insbesondere mit der Rolle der Wehrmacht beim Holocaust auseinandersetzen möchten. Der Text dient der akademischen Auseinandersetzung mit den Themen und sollte für eine professionelle Analyse genutzt werden.
Wo finde ich weitere Informationen zu diesem Thema?
Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich in wissenschaftlicher Literatur zum Zweiten Weltkrieg, dem Holocaust und der Geschichte der Wehrmacht. Spezifische Quellenangaben sind im Originaldokument enthalten (diese sind hier nicht im Detail aufgeführt, da sie nicht im bereitgestellten HTML-Code enthalten waren).
- Quote paper
- Bastian Keller (Author), 2011, Der Ostfeldzug - Die Wehrmacht im Vernichtungskrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194815