Hans Holbeins "Graue Passion" nimmt in dessen OEuvre wie auch im Vergleich mit der Kunst seiner Zeitgenossen eine Sonderrolle ein. Die spätgotische Bilderfolge erzählt auf zwölf meisterlich gestalteten Tafeln die Leidensgeschichte Christi von dessen Gebet am Ölberg bis zu seiner Auferstehung. Bestehend aus sechs Halbgrisaillen und ebenso vielen ocker-farbigen Camaieudarstellungen waren die Tafeln einst auf den Außen- und Innenflügeln eines Altars angebracht und bildeten so dessen Werk- und Festtagsseite (Abb. 1+2). Wenngleich diese ursprüngliche Darbietungsform der Grauen Passion im Laufe der fünf Jahrhunderte seiner Existenz verloren gegangen ist, mussten die Gemälde selbst nichts von ihrem „Eindruck des Kostbaren, Exquisiten“2 einbüßen. War die monochrome Male-rei im 15. Jahrhundert zwar per se kein stilistisches Phänomen, hebt sich Holbeins Ar-beit doch durch einen differenzierten Umgang mit Technik, Material und Stofflichkeit sowie die charakterisierende Physiognomie seiner Figuren hervor. Alle der zwölf als Einzelbilder konzipierten Tafeln sind szenisch wie koloristisch in das Konzept der Pas-sionsgeschichte integriert, zeichnen sich jedoch individuell durch eine außerordentliche Detailtreue, hauptsächlich im Rahmen der farbigen Modellierungen, aus. Als besondere Gestalt tritt in diesem Zusammenhang die Figur des Christus hervor, die sich beinah epiphanisch aus den dynamischen Szenen abhebt. Wodurch jener Eindruck einer trans-zendente Aura des Leidenden evoziert wird und inwieweit dies Holbeins filigranem Um-gang mit Farbpartien, die sich derart harmonisch in das sonst unifarbene Gesamtkolorit der Bilder einfügen, geschuldet ist, soll Gegenstand der folgenden Arbeit sein. Beginnend mit einer kurzen Begriffsklärung zum Terminus des Grisailles, erfolgt eine Betrachtung der von Holbein dargestellten und verwendeten Stofflichkeiten. Dem schließt sich eine Analyse der Detailarbeiten, sowohl im Bereich der monochromen wie auch der farbigen Ausfertigungen an, die schließlich am Exempel des Christus als herausragende Figur näher exerziert wird. Das abschließende Resümee fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und konnotiert diese mit hypothetischen Aussagen zu Zweck und Intension hinter dem monochromen Kolorit der Grauen Passion.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grisaille - Begriffsklärung
- Die Finesse von Farbe und Detail im monochromen Kolorit
- Materialität und Materialien
- Die farbigen Details
- Die Lichtgestalt Christi
- Resümee
- Literaturnachweise
- Bücher und Aufsätze
- Internetquellen
- Abbildungen
- Abbildungsnachweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Hans Holbeins „Graue Passion“ mit Fokus auf die monochromen Elemente und deren Gestaltung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kombination von Farbe und Detail, die trotz des eingeschränkten Kolorits eine große Expressivität erzielt. Die Arbeit beleuchtet, wie Holbein durch die Verwendung von Licht und Schatten, feinen Farbnuancen und detaillierten Darstellungen von Materialität eine lebendige und dynamische Bildsprache entwickelt.
- Die Finesse von Farbe und Detail in Holbeins monochromen Werken.
- Der Einsatz von Licht und Schatten zur Modellierung und emotionalen Ausdruckskraft.
- Die Bedeutung der detaillierten Darstellung von Materialität für die Gesamtkomposition.
- Die Rolle der monochromen Gestaltung in der Vermittlung von religiösen Inhalten.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Holbeins „Graue Passion“ im Kontext seines Gesamtwerks und der Kunst seiner Zeit vor. Es wird die Bedeutung der monochromen Gestaltung sowie die spezifischen künstlerischen Mittel und die Komposition der Bilderfolge erläutert.
- Grisaille - Begriffsklärung: Das Kapitel beleuchtet den Begriff „Grisaille“ und seine verschiedenen Anwendungsformen. Es wird die spezifische Art der monochromen Gestaltung in Holbeins „Grauer Passion“ im Vergleich zu anderen Werken der Spätgotik und frühen Renaissance erläutert.
- Materialität und Materialien: Dieses Kapitel befasst sich mit der Darstellung von Materialien und Oberflächen in Holbeins monochromen Bildern. Es werden verschiedene Techniken und die Wahl der Materialien analysiert, die Holbein zur Illusionierung von Stein, Holz, Leder und anderen Materialien einsetzt.
- Die farbigen Details: Hier wird die Rolle von Farbe und Detail in Holbeins monochromen Werken betrachtet. Es werden die Strategien und Techniken, die er zur Gestaltung von Farbnuancen und Akzenten innerhalb des monochromen Kolorits verwendet, analysiert.
Schlüsselwörter
Holbein d.Ä., Graue Passion, Grisaille, Camaieu, monochromes Kolorit, Materialität, Detail, Lichtgestalt, Passion Christi, Spätgotik, frühe Renaissance.
- Citar trabajo
- Laura Näder (Autor), 2011, Hans Holbein d. Ä. "Die Graue Passion". Farbe und Detail im monochromen Kolorit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194719