Das strategische Management hat sich schon seit einigen Jahren neuen Herausforderungen zu stellen. Die Ökologie mit allen ihren Ausläufern stellt Manager vor die schwierige Aufgabe des Umdenkens. Diese Arbeit hebt hervor, wie ökologische Faktoren Einfluss auf wichtige Bereiche der Einzel-, Teil- und Gesamtwirtschaft nehmen oder noch nehmen könnten. Das Klima und die gesamte Umwelt befinden sich im Wandel, welcher kaum noch von jemandem zu bestreiten ist. Selbst die US-Regierung hat mittlerweile eingesehen, dass Eisbären, die sich im Schatten einer Palme Abkühlung verschaffen, kein normales Bild abgeben. Den meisten Unternehmen wird nur langsam die Tragweite und die Auswirkungen der ökologischen Veränderungen auf das ökonomische Handeln bewusst. Der Wortschatz der strategischen Unternehmensführung beinhaltet schon seit langem nicht mehr nur Definitionen wie Gewinnmaximierung oder Wertsteigerung. Viel mehr nehmen heutzutage Begrifflichkeiten wie Umweltschutz, Umweltmanagement, ökologische Ausrichtung, umweltorientierte Produkte oder Kreislaufwirtschaft einen großen Teil des wirtschaftlichen Vokabulars ein.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1 Spannungsfeld der Ökonomie und Ökologie
1.1 Dimensionen der Kreisläufe
1.2 Ökologisch-ökonomische Knappheit
1.3 Quantifizierung mit dem Environmental-Impact-Index
1.4 Belastung des Klimas und der Umwelt
1.5 Neue Rahmenbedingungen für Unternehmen
2 Problemdimensionen des Unternehmensumfeldes
2.1 Unternehmensbezogene Problemdimensionen
2.2 Ökologische Problemdimension
2.3 Gesellschaftliche Problemdimension
2.4 Wettbewerbsstrategische Problemdimension
3 Das strategische Management
3.1 Strategie und ihre Voraussetzungen
3.1.1 Ökologische Zielsetzung
3.1.2 Konflikte der Zielbeziehung
3.2 Strategieentwicklung
3.2.1 Umweltanalyse
3.2.1.1 Kritik am Five-Forces-Modell
3.2.1.2 Das ORANK-Schema
3.2.2 Unternehmensanalyse
3.2.2.1 Stärken-Schwächen
3.2.2.2 Wertschöpfungskette
4 Strategische Ausrichtung und marktorientiertes Umweltmanagement
4.1 Definition und Anforderungen
4.2 Integriertes Managementsystem
4.3 Ökologische Orientierung der Unternehmensstrategie
4.4 Ökologie als Wettbewerbsfaktor
4.4.1 Ökologieorientierte Differenzierungsstrategie
4.4.2 Ökologieorientierte Kostenführerschaft
4.5 Strategieimplementierung mit der Balanced Scorecard
4.5.1 Perspektiven und Kennzahlen
4.5.2 Ökologieperspektive
4.6 Beispiel Öko-Marketing
5 Tendenzen der Zukunft
5.1 (De-)Globalisierung und Protektionismus
5.2. Chance Umwelttechnik
5.3 Potenzielle Energieträger
6 Resümee
Literatur
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zusammenhänge zwischen ökologischem und ökonomischem System
Abbildung 2: Environmental-Impact-Index
Abbildung 3: Environmental-Impact-Index Personenkraftfahrzeug
Abbildung 4: Atmosphärische [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]-Konzentration an der Messstelle Schauins land des Umweltbundesamtes
Abbildung 5: Modal Split der Güterverkehrsleistungen
Abbildung 6: Modal Split der Personenverkehrsleistung
Abbildung 7: Mit der Wirtschaft wächst der Müll
Abbildung 8: Welche Länder welchen Anteil zum Umsatz der energieinten siven Industrie in der EU beisteuern (in Prozent)
Abbildung 9: Herausforderung an das strategische Management
Abbildung 10: Die drei großen Interessengruppen
Abbildung 11: Zielhierarchie
Abbildung 12: Strategieentwicklungsprozess
Abbildung 13: Unternehmensumwelt
Abbildung 14: Five-Forces-Modell nach Porter
Abbildung 15: Das ORANK-Schema
Abbildung 16: Wertkette nach Porter
Abbildung 17: Strategische Grundsatzentscheidungen
Abbildung 18: Kreislaufmodell zur Gebrauchsgüterrückführung
Abbildung 19: Strategietypen nach Porter
Abbildung 20: Ursache-Wirkungsprinzp der BSC
Abbildung 21: Öko-Wertschöpfungskette (ökologisches Marketing)
Abbildung 22: Jobmotor Umwelttechnik
Abbildung 23: Grüner Boom
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Neue Belastung aus Brüssel
Tabelle 2: Wasserverbrauch bei der Produktion
Tabelle 3: Unternehmensinterne Potenziale und Erfolgsfaktoren
Tabelle 4: Vergleich des Ansatzes der Balanced Scorecard mit klassischen Kennzahlensystemen
Tabelle 5: BSC im Rahmen einer Marktmachtstrategie
Tabelle 6: Kundenperspektive einer BSC
Tabelle 7: Beispiel einer Ökologieperspektive
Tabelle 8: Ansatzpunkte der Gestaltung eines ökologieorientierten Marketing Mix
Tabelle 9: Kosten/Nutzen der Energieträger in Deutschland
Einführung
Das strategische Management hat sich schon seit einigen Jahren neuen Herausforderungen zu stellen. Die Ökologie mit allen ihren Ausläufern stellt Manager vor die schwierige Aufgabe des Umdenkens. Diese Arbeit hebt hervor, wie ökologische Faktoren Einfluss auf wichtige Bereiche der Einzel-, Teil- und Gesamtwirtschaft nehmen oder noch nehmen könnten. Das Klima und die gesamte Umwelt befinden sich im Wandel, welcher kaum noch von jemandem zu bestreiten ist. Selbst die US- Regierung hat mittlerweile eingesehen, dass Eisbären, die sich im Schatten einer Palme Abkühlung verschaffen, kein normales Bild abgeben. Den meisten Unternehmen wird nur langsam die Tragweite und die Auswirkungen der ökologischen Veränderungen auf das ökonomische Handeln bewusst. Der Wortschatz der strategischen Unternehmensführung beinhaltet schon seit langem nicht mehr nur Definitionen wie Gewinnmaximierung oder Wertsteigerung. Viel mehr nehmen heutzutage Begrifflichkeiten wie Umweltschutz, Umweltmanagement, ökologische Ausrichtung, umweltorientierte Produkte oder Kreislaufwirtschaft einen großen Teil des wirtschaftlichen Vokabulars ein.
Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, wie wo wann und in welcher Form die Ökologie, mittelbar und unmittelbar, Einfluss auf ein Unternehmen nimmt. Es wird zunächst auf die speziellen Konflikte des ökologischen Systems und die ökonomischen Handlungen seitens der Wirtschaft eingegangen. An welchen Eckpunkten sie kollidieren und wieso dies der Fall ist. Natürlich besitzt auch die Umwelt nur begrenzte Kapazitäten, welche näher untersucht und eventuell aufkommende Schwierigkeiten erläutert werden. Die sich immer weiter verändernden und stetig dynamischer werdenden Rahmen- bedingungen spielen hier eine wichtige Rolle, da sie das Umfeld wiedergeben, indem sich ein Unternehmen befindet und wirtschaftet. Die aufkommenden Probleme können in unterschiedliche Dimensionen gegliedert und für die bestimmten Bereiche des Unternehmensumfeldes interpretiert werden.
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Diplomarbeit ist die Untersuchung einzelner Methoden und Analysen des strategischen Managements und ihrer Grenzen. Es wird eine neue Methodik erläutert, welche entscheidende Vorteile bei der Analyse von Märkten, Branchen und Wettbewerben liefert. Die ökologieorientierte Ausrichtung eines Unternehmens bedarf der Findung, Implementierung und Kontrolle neuer innovativer Strategien.
An dieser Stelle werden bekannte Strategietypen auf ihre Tauglichkeit mit Bezug auf die umweltfreundliche Unternehmensführung untersucht. Nach der Findung einer geeigneten Strategie kann die Einführung in die Unternehmensstruktur durch gegebene Instrumente unterstützt werden. Im späteren Teil wird auf die praktische Umsetzung des Umweltschutzes eingegangen. Hier wird anhand des so genannten Öko-Marketing die Wirkung der Umweltschutzmaßnahmen auf den einzelnen Wertschöpfungsstufen beschrieben und bildlich gemacht. Wie sich die Zukunft gestalten wird, kann nur geschätzt werden. Dennoch bestehen Theorien, welche massive Ausprägungen in der Makroökonomik und letztendlich auch in der Einzelwirtschaft haben. Die Rede ist hier vom eventuellen Nationalprotektionismus oder einer De-Globalisierung als Folge der Ressourcenausbeutung.
1 Spannungsfeld der Ökonomie und Ökologie
1.1 Dimensionen der Kreisläufe
Kann der Mensch noch umdenken? Diese Frage sollte nicht nur in der Politik, auf Kongressen oder Gipfeln diskutiert werden, sondern vorranging auch in der Teil- und Einzelwirtschaft. Viele Unternehmen werden sich nur langsam bewusst, dass das Gleichgewicht der ökologischen Umwelt unmittelbar mit ihren unternehmerischen Zielen verbunden ist. Unter dem Begriff Ökologie versteht man im Allgemeinen das Zusammenspiel innerhalb der belebten Umwelt.1 Menschen, Tiere, Pflanzen und deren direkte Wechselwirkung mit der unbelebten Welt, wie Mineralien, Luft, Wasser usw.2 Nur diese stark verschachtelten, dynamischen Kreisläufe und Fließgleichgewichte ermöglichen erst das Leben auf der Erde.3 Aufgrund der hohen Empfindlichkeit dieser ökologischen Systeme ist ein Umdenken der momentanen wirtschaftlichen "Ausbeutung" und der betriebswirtschaftlichen Verschmutzung der Umwelt un- umgänglich. Sie kann nur limitiert Belastungen standhalten und kippt schnell. Sollte ein solcher Tipping-Point4 eines ökologischen Kreislaufes eintreten, sind unzählbare Faktoren, wie in einer Kettenreaktion, davon betroffen.5 Wird z. B. ein Wald total gerodet, verliert eine Vielzahl von Lebewesen ihren Lebensraum und Nahrungsquelle, was in der Wirtschaft mit mehreren Zulieferbetrieben zu vergleichen ist, deren Hauptabnehmer wegfällt.
Die nicht mehr zu leugnende Klimaveränderung in den letzten Jahrzehnten ist eine direkte Folge des sorglosen Umgangs mit unserer Umwelt. „Das wirtschaftliche System ist vom ökologischen System abhängig.“6 Dies ist in einer grafischen Veranschau- lichung in Abbildung 1 zu sehen. Die Wirtschaft nutzt die Versorgungsfunktion der Umwelt als Inputfaktor.7 Wiederum gibt sie unerwünscht anfallende Kondukte8 an die Umwelt zurück.9 Die Folgen sind unschwer absehbar und liegen auf der Hand:
- Zuneigegehen der fossilen Rohstoffe,
- die Erneuerungskraft und der Abbau von Schadstoffen wird überfordert,
- Destabilisierung der natürlichen Mechanismen,
- Überlastung des Lebensraumes.10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Zusammenhänge zwischen ö kologischem und ö konomischem System 11
1.2 Ökologisch-ökonomische Knappheit
Unter ökologischer Knappheit versteht man ein defizitäres Angebot von natürlichen Ressourcen, deren Menge zur Befriedigung der Nachfrage nicht ausreicht.12 Bei diesem Ereignis, welches beispielsweise bei der Rohöl-Gewinnung eine immer größere Rolle spielt, ist zu entscheiden, welches der auftretenden Bedürfnisse mit dem knappen Gut am ehesten zu decken ist. Hier ist diejenige Verwendungsmöglichkeit zu wählen, welche die höchste Bedürfnisbefriedigung erzielt.13 Im Gegensatz zu früher, wo alles von der Umwelt zur Verfügung gestellte als freies Gut angesehen wurde, kann man heute von wirtschaftlichen Gütern sprechen, da sie die vier Kriterien:
- Knappheit,
- Rivalität,
- Bewertung,
- und Ausschlussprinzip
erfüllen, durch welche ein ökonomisches Gut definiert wird.14 Allerdings ist dies erst seit den neuesten Umweltbedingungen und Gesetzesänderungen so.
- Unternehmen müssen Emissionszertifikate15 erwerben, wodurch die Nutzung des Luftraums Kosten verursacht.
- Wasser aus Seen muss zur Lebensmittelherstellung aufbereitet werden, da die angrenzenden Bauern ihre Felder mit Pestiziden besprühen, welche ins Grundwasser sickern.16
- Deponien bieten nicht mehr unbegrenzte Lagerkapazitäten zur Abfall- entsorgung.
Dies sind nur wenige Beispiele, um einige zu nennen. Somit sind nach und nach Marktpreise für die Inanspruchnahme ökologischer Güter entstanden, welche nun nicht mehr unbegrenzt, kostenlos und frei zur Verfügung stehen.
Man unterscheidet in ökologische Ratenknappheit und Kumulativknappheit.17 Ratenknappheit bedeutet, dass es dann zu einer Schädigung des Gesamtsystems kommt, wenn eine kritische Menge an Ressourcen abgebaut oder beispielsweise in Form von Luftbelastung zugeführt wird.18 Hierbei handelt es sich um erneuerbare Ressourcen.19 Eine langfristige Überschreitung der gegebenen Belastungsgrenzen kann zu einer dauerhaften Störung des ökologischen Gleichgewichtes führen.20 Dies ist typisch bei nachwachsenden Rohstoffen, deren Abbaurate über ihrer Regenerationsrate liegt.21 Sollte ein ökologisches Gut nach einer endlichen Nutzung dauerhaft erschöpft sein, wie es beim Rohöl in naher Zukunft der Fall sein wird, handelt es sich um eine Kumulativknappheit.22 Kumulativ knappe Ressourcen sind nicht regenerierbare Umweltgüter, deren Erschöpfung dauerhaft ist.23
Zu den Entstehungsgründen der ökologischen Knappheit werden drei hauptsächliche Ursachen genannt:
- das Bevölkerungswachstum,
- die Güterausstattung jedes Einzelnen,
- der technologische Fortschritt.24
1.3 Quantifizierung mit dem Environmental-Impact-Index
Mit den in Kapitel 1.2 zuletzt genannten drei Kriterien lässt sich die Wirkung auf die Umwelt, mit dem Environmental-Impact-Index von Barry Commoner25, darstellen. Commoner bietet mit dieser Gleichung erstmals einen groben quantitativen Ausdruck der Wirkung an, was in Abbildung 2 zu sehen ist. Um sich der Ausmaße des Bevölkerungswachstums, mit Blick auf die Umweltbelastung ein Bild machen zu können, ist zu bedenken, dass sich die Populationswachstumsrate in Ballungsgebieten von 1950 bis 2015 fast versechsfachen wird, was auch der leichte Rückgang in den ländlichen Gebieten nicht kompensieren kann.26
Um beispielsweise die Wirkung von Personenkraftfahrzeugen zu untersuchen, nimmt man zur Kalkulation die Index-Faktoren gefahrene Kilometer und Stickoxid, was in diesem Fall der Schadstoff wäre. Abbildung 3 zeigt die dazugehörige Gleichung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Environmental-Impact-Index 27
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Environmental-Impact-Index Personenkraftfahrzeug 28
Commoner berechnet somit in der Periode von 1946 bis 1967 eine prozentuale Steigerung der Luftbelastung durch Stickoxide, als Folge von Kraftfahrzeugnutzung, von 630 %.29 Somit ist also festzustellen, dass die Belastung unseres Öko-System kontinuierlich mit dem Bevölkerungswachstum steigt.
1.4 Belastung des Klimas und der Umwelt
„Die zunehmende[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]-Konzentration in der Erdatmosphäre ist eine Hauptursache für den Klimawandel."30 Abbildung 4 zeigt, dass der [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]-Wert von 1972 bis 2006 um ca. 35 % gestiegen ist.31
Dieser stark ansteigende Wert ist unter anderem durch die Veränderung der Verkehrsleistung zu erklären. Abbildung 5 zeigt den prozentualen Anstieg der Güterverkehrsleistung und Abbildung 6 den des Personenverkehrs auf deutschen Straßen. Die kontinuierliche Steigerung der [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]-Konzentration und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf das Klima müssen durch Gegensteuerung und Anpassung vermindert und vermieden werden. Dieser stark ansteigende Wert ist unter anderem durch die Veränderung der Verkehrsleistung zu erklären.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Atmosphärische [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] -Konzentration an der Messstelle Schauinsland des Umweltbundesamtes 32
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Modal Split der Güterverkehrsleistungen 33
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Modal Split der Personenverkehrsleistung 34
Das arktische Meereis hat nach 0,8 Grad Celsius globaler Erderwärmung, nach Meinungen von Experten, den Tipping-Point schon erreicht.35 Das Eisvolumen war somit schon 2008 auf einem neuen Rekordtief angelangt.36 Eine der schweren Folgen ist das durch die Eisschmelze im sibirischen Schelf gefrorene Methan, welches nun in gefährlichen Mengen in die Atmosphäre gelangt und katastrophale Schäden in der Ozonschicht verursacht.37 Die in Kapitel 1.1 besagte Kettenreaktion tritt ein:
- industrielle und gesellschaftliche Umweltverschmutzung,
- Treibhauseffekt,
- globale Erwärmung (0,8 Grad Celsius bis 2008),38
- Tipping-Point des Öko-Systems (Schmelzen der Polkappen),
- Freisetzung von gebundenen Treibhausgasen,
- Verstärkung des Effektes.
Ein verehrendes Resultat ist der kontinuierliche Anstieg des Meeresspiegels. Hans Joachim Schellnhuber, der Chef des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, schätzt, dass bei einer globalen Erwärmung von 2 Grad Celsius der Tipping-Point des Grönlandeisschildes erreicht sein wird.39 Dies würde zu dramatischen Verschiebungen der Küstenlinien führen, infolgedessen Millionenmetropolen verlegt oder sogar aufgegeben werden müssten.40 Abgesehen von den Treibhausgasemissionen liegt das zweite große Problem in der Abfallbeseitigung oder -verwertung. Mit dem Bevölkerungsanstieg und dem dazugehörigen steigenden Konsum befindet sich das Müllaufkommen ebenfalls im stetigen Wachstum, wie Abbildung 7 verdeutlicht.41 Aufgrund der immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen und der deutlich immer voluminöser ausgestatteten Verpackungsmaterialien verhält sich das Wachstum des Abfalls gegenüber dem der Bevölkerung fast schon exponentiell.42
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Mit der Wirtschaft wächst der Müll 43
Führende Industrieländer, wie z. B. die USA oder Mitglieder der EU, deren Deponien, Verwertungs- und Verbrennungsanlagen an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen, exportieren tonnenweise Haushalts- und Sondermüll zum Recycling in andere Länder, vorwiegend nach Asien und Afrika.44 Bei 50 Ländern, die ihre Statistiken veröffentlichen, ist der Mülltransfer von 2 Millionen Tonnen im Jahre 1993 auf 8,5 Millionen Tonnen in 2001 gestiegen.45 Einige Staaten in den besagten Gebieten haben sich mittlerweile auf Abfallverwertung und Recycling spezialisiert. Hauptabnehmer sind u. a. China, Indien, Bangladesch und Südafrika.46 Man erkennt schnell die Leichtsinnigkeit, da genannte Nationen nicht zu den wohlhabendsten Regionen dieser Welt gehören und deren Umweltschutzmaßnahmen beim Abbau von Schadstoffen stark anzuzweifeln sind.
1.5 Neue Rahmenbedingungen für Unternehmen
Aufgrund des unausweichlichen Muss und des starken Allgemeininteresses seitens der Bevölkerung und infolgedessen der Politik, sind gesetzliche und gesellschaftliche Auflagen die Resultate, die in zukünftigen unternehmerischen Planungen, Strategien und Entscheidungen zu berücksichtigen sind, besonders als Kosten verursachende Faktoren. Deutschland ist, betreffend den Umweltschutz und die Umwelttechnik, eine der führenden Industrienationen. Einer der Gründe hierfür ist, dass die BRD den größten Anteil am Umsatz der energieintensiven Industrien in der EU besitzt.47 Die gesamte Anteilsverteilung veranschaulicht Abbildung 8. 2005 führte die EU den Emissionshandel ein, mit dem Ziel den [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]-Ausstoß zu senken und die Umwelt zu entlasten.48 Unternehmen sollen durch den Erwerb von EmissionsZertifikaten dazu gebracht werden, umweltbewusster zu produzieren und ökologische Innovationen zu schaffen. Allerdings beinhaltet dieser Entschluss einen erheblichen Nachteil für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrieunternehmen im europäischen und globalen Wettbewerb. Die Hälfte des deutschen Stroms wird durch Stein- und Braunkohle gewonnen, für die die Energieversorger nun einen großen Teil ihrer Einnahmen für "Verschmutzungsrechte" aufbringen müssen.49
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Welche Länder welchen Anteil zum Umsatz der energieintensiven Industrie in der EU beisteuern (in Prozent) 50
Die Industrie trifft es somit gleich zweimal:
- Erwerb von Strom zu höheren Preisen, auf Grund der Kostenweitergabe der Energieversorger an die Kunden,
- Eigenerwerb von [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Zertifikaten.51
Hierunter fallen besonders die energieintensiven Branchen, wie z. B. Stahl, Chemie, Zement und Glas.52 Sollte der Emissionshandel, wie von der EU geplant, unverändert wirken, ist in den genannten Geschäftsfeldern ab 2013 mit beachtlichen Mehrkosten zu rechnen, wie in Tabelle 1 aufgeführt ist.
Hohe Emissionskosten könnten zur Abwanderung der Unternehmen in andere Nicht- EU-Staaten führen, um dort in weitaus umweltunfreundlicheren Anlagen zu produzieren.53 „Wenn 13 Tonnen Stahl aus China importiert werden, würde die Umwelt mit zusätzlichen vier Millionen Tonnen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] mehr belastet, als wenn diese Menge in Deutschland produziert worden wäre."54 Welche Kosten beispielsweise auf die Automobilindustrie zukommen werden ist noch abzuwarten. Zulieferer der Kraftfahrzeughersteller sind zum größten Teil genau die betroffenen energieintensiven Industrien:
- Chemie: Batterien und Betriebsflüssigkeiten,
- Glas und Glaswaren: Windschutz-, Heck- und Seitenscheiben,
- Metallerzeugung: Motor, Karosserie und Elektronik.
Um weiter die Kaufkraft der Kunden zu steigern und den langfristigen und nachhaltigen Erfolg zu sichern, werden sich die Unternehmen dem immer dynamischer werdenden Umfeld anpassen müssen. Dies bedeutet, dass das strategische Controlling intensiviert und innovative Konzepte zur schnelleren Umsetzung neuer Strategien entwickelt und genutzt werden sollten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Neue Belastung aus Brüssel 55
2 Problemdimensionen des Unternehmensumfeldes
2.1 Unternehmensbezogene Problemdimensionen
Bezüglich der Ökologie lassen sich drei zentrale Problemdimensionen als Herausforderungen an das strategische Management von Unternehmen definieren:56
- Ökologische Problemdimension,
- Gesellschaftliche Problemdimension,
- Wettbewerbsstrategische Problemdimension.57
Zum Teil wurde darauf schon im Kapitel 1 eingegangen. Abbildung 9 zeigt schematisch die direkte Wirkung auf eine Unternehmung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Herausforderung an das strategische Management 58
2.2 Ökologische Problemdimension
Die zunehmende ökologische Knappheit von Rohstoffen führt zu einer Neuausrichtung oder sogar existentiellen Bedrohung ganzer Branchen.59 Besonders die Rohstoff erzeugenden und verarbeitenden sind davon betroffen.60 Selbst bei ausreichender Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen wird bedingt durch die zunehmende Belastung mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen, wie z. B. Blei, Nitrat usw., vor allem die Nahrungsmittelherstellung und Trinkwasseraufbereitung ein immer kostenaufwendigerer Prozess.61 1950 bis 1990 haben sich die Kosten zur Trinkwassergewinnung um fast das 30-fache erhöht.62
Der Klimawandel und die daraus resultierenden Folgen haben zu einer drastischen Verknappung der Trinkwasserreserven weltweit geführt.63 Somit ist Wasser die wertvollste Ressource geworden.64 In China sind 90 % aller Flüsse, die eine Stadt durchlaufen, so verschmutzt, dass aus ihnen kein Trinkwasser entnommen werden kann.65 Wasser ist das grundlegende Fundament einer Gesellschaft und nicht nur der Wirtschaft. Ohne dieses gibt es keine Computerchips, kein Papier, keine Autos und kein Brot.66 Tabelle 2 gibt Werte zum Wasserverbrauch bei der Produktion einiger Produkte wieder.
Schnell ist zu erkennen, dass Unternehmen ökologisch-ökonomisch effizienter handeln müssen, d. h. Ressourcen schonender.67
Tabelle 2: Wasserverbrauch bei der Produktion 68
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3 Gesellschaftliche Problemdimension
In Zukunft werden sich Unternehmen immer stärker mit der gesellschaftlichen Problemdimension auseinandersetzen müssen.69 Die zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung für die Umwelt und die damit verbundene Nachfrage nach ökologisch zu vereinbarenden Produkten und Herstellungsprozessen stellt das Management vor neue Herausforderungen. Aufgrund des Kreislaufes der drei großen Interessensgruppen, welcher in Abbildung 10 aufgeführt ist, wird das Umweltbewusstsein durch die Medien und die Bevölkerung gestärkt und zwingt die Politik zu Handlungen.70
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Die drei gro ß en Interessengruppen 71
Diese Gruppen stehen in einer dauerhaften Wechselbeziehung:
- Die Politiker möchten wiedergewählt werden und lassen sich durch Lobbyismus und die Bevölkerung beeinflussen, das Ergebnis ist meist eine Ad-Hoc-72 oder Symbolpolitik73 mit Strohfeuereffekt74.75
- Die Medien beabsichtigen Einschaltquoten und berichten, was die Bevölkerung interessiert oder gewünschte Quoten bringt. Dieses Agenda- Setting beinhaltet meist eine "negative Berichterstattung".76
- Die Bevölkerung wiederum lässt sich sehr stark von den Medien leiten und übt Druck in Form von Anforderungen auf die Politik aus.77
Das Umweltbewusstsein in Deutschland durchläuft seit drei Jahrzehnten mehrere Entwicklungsphasen.78 Von 1970 mit dem ersten Interesse und anfänglichen Studien, über die Gründung von "grünen Parteien", bis hin zur heutigen "Umwelthysterie"79.80
Nachlässigkeiten in Umweltschutzmaßnahmen der Unternehmen werden langfristig durch staatliche Eingriffe per Gesetzgebung geregelt.81 Diese so genannten "Ökologie- Push-Maßnahmen"82 schränken dann wiederum den Handlungsspielraum der Unternehmen zur Findung kostengünstigerer innovativer Umweltschutzlösungen ein.
[...]
1 Vgl.: Fischer, 1996, S. 11.
2 Vgl.: Fischer, 1996, S. 11.
3 Vgl.: Fischer, 1996, S. 11.
4 Zeitpunkt des Kippens eines ökologischen Systems.
5 Vgl.: Fischer, 1996, S. 11.
6 Fischer, 1996, S. 12.
7 Vgl.: Günther, 2008, S. 3.
8 Kondukte sind Kuppelprodukte, welche bei Produktion und Ko nsum entstehen, dem Ziel der Unternehmung aber nicht dienlich oder unerwünscht sind. Vgl.: Günther, 2008, S. 3.
9 Vgl.: Günther, 2008, S. 3.
10 Vgl.: Fischer, 1996, S. 14.
11 Vgl.: Fischer, 1996, S. 14.
12 Vgl.: Günther, 2008, S. 5.
13 Vgl.: Günther, 2008, S. 5.
14 Vgl.: J ung, 200 6, S. 3.
15 Emission: in die Umwelt geleiteter Störfaktor, wel cher negativen Einfluss auf den ökologischen Kreislauf ausübt.
16 Vgl.: Günther, 2008, S. 9.
17 Vgl.: Günther, 2008, S. 6.
18 Vgl.: Günther, 2008, S. 6.
19 Vgl.: B leis, 1995, S. 240.
20 Vgl.: Günther, 2008, S. 6.
21 Vgl.: Günther, 2008, S. 7.
22 Vgl.: Günther, 2008, S. 7.
23 Vgl.: B leis, 1995, S. 24 1 .
24 Vgl.: Günther, 2008, S. 9.
25 Vgl.: Commoner, 1972, S. 341.
26 Vgl.: Gresh, 2006, S. 40.
27 Vgl.: Commoner, 1972, S. 341.
28 Vgl.: Commoner, 1972, S. 359.
29 Vgl.: Commoner, 1972, S. 359.
30 Pohl & Wilke, 2007, S. 9.
31 Vgl.: Pohl & Wilke, 2007, S. 9.
32 Pohl & Wilke, 2007, S. 9.
33 Umweltbundesamt & B undesministerium für Umwelt , 2001, S. 23.
34 Umweltbundesamt & Bundesministerium für Umwelt, 2001, S. 22.
35 Vgl.: Haas J. , 2009, S. 1.
36 Vgl.: Haas J. , 2009, S. 1.
37 Vgl.: Haas J. , 2009, S. 1.
38 Vgl.: Haas J. , 2009, S. 1.
39 Vgl.: Haas J. , 2009, S. 1.
40 Vgl.: Haas J. , 2009, S. 1.
41 Vgl.: Gresh, 2006, S. 30.
42 Vgl.: Gresh, 2006, S. 30 f.
43 Gresh, 2006, S. 31.
44 Vgl.: Gresh, 2006, S. 30 f.
45 Vgl.: Gresh, 2006, S. 30.
46 Vgl.: Gresh, 2006, S. 31.
47 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 28.
48 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 26.
49 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 24.
50 Vgl.: W ettach & Wi ldhagen, 2008, S. 28.
51 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 24.
52 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 24.
53 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 28.
54 Köhler, K., in: Wettach & Wildhagen, 2008, S. 28.
55 Vgl.: W ettach & Wildhagen, 2008, S. 24.
56 Vgl.: Meffer t & Kirchgeorg, 1998, S. 12.
57 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 12.
58 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 12.
59 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
60 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
61 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
62 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
63 Vgl.: Hohensee, Kamp, Müller, & Sprothen, 2008, S. 61.
64 Vgl.: Hohensee, Kamp, Müller, & Sprothen, 2008, S. 61.
65 Vgl.: Hohensee, Kamp, Müller, & Sprothen, 2008, S. 61.
66 Vgl.: Hohensee, Kamp, Müller, & Sprothen, 2008, S. 6 2.
67 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
68 Vgl.: Hohensee, Kamp, Müller, & Sprothen, 2008, S. 62ff.
69 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
70 Vgl.: Kortmann, 2007.
71 Vgl.: Kortmann, 2007.
72 Lateinisch = für diesen Augenblick gemacht, schnelle Maßna hme.
73 Maßnahme mit symbolischem Charakter, meist vor Wahlperioden.
74 Verpuffungseffekt, ohne Wirkung.
75 Vgl.: Kortmann, 2007.
76 Vgl.: Kortmann, 2007.
77 Vgl.: Kortmann, 2007.
78 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13.
79 Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 14.
80 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 14.
81 Vgl.: Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 13f.
82 Meffert & Kirchgeorg, 1998, S. 14.
- Arbeit zitieren
- Stefano Gioia (Autor:in), 2009, Herausforderung an das strategische Management unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Einflussfaktoren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194557
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