Der Chor in der attischen Tragödie war schon immer eine interessante Sache.
Heutzutage können die Menschen allerdings nicht mehr allzu viel mit ihm anfangen, was bereits an diversen Diskussionen ersichtlich ist. Man redet gerne über die Helden, die Hauptpersonen und was sie getan und warum sie das getan haben. Aber welche Rolle spielt eigentlich der Chor?
Ist er auch als dramatis persona von Bedeutung oder helfen die Chorlieder nur dabei, den Inhalt des Stückes besser zu verstehen?
Etliche Forscher sind der Ansicht, dass gerade bei Euripides „der Chor (...) im Vergleich mit Aischylos und Sophokles von geringer Bedeutung für das jeweilige Stück zu sein (scheint).“
Aber ist das wirklich so?
Könnte man tatsächlich aus gewissen Tragödien des Euripides die „Chor-Szenen“ herausstreichen, ohne dass dies erheblich etwas ändern würde?
Möglicherweise ist dies zu drastisch ausgedrückt. Jedoch heißt es auch bei Herwig Brandt, der „Chor, dem es als Figurengruppe an Beweglichkeit fehlt, muß zurücktreten.“
Ob der Chor nun Einfluss auf die Handlung, bzw. die anderen Personen hat, sei erst einmal dahingestellt. Wie hoch sein Wirken ist und wie sehr er als tragendes Element in den jeweiligen Geschichten zur Geltung kommt, ist gewissermaßen erst die zweite Frage.
Als erste Frage sollte stets gestellt werden, was ist das Anliegen einer Person X. (In diesem Falle entspricht X dem Chor.)
Welche Stellung nimmt X ein, wonach strebt X? Und schließlich: Hat X letztendlich Erfolg?
Betrachtet man sich den Chor bei Euripides, gelangt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass er bei nahezu allen Tragödien auf der Seite der weiblichen Hauptperson ist.
Wie bereits erläutert: Ob er den jeweiligen Frauen eine Stütze ist oder ob es in seiner Macht steht, ihnen zu helfen, ist in diesem Fall erst einmal zweitrangig.
Vordergründig lässt sich erkennen, dass Euripides seinen Chor gerne, besser gesagt häufig, zu einem Vertrauten der Frauen macht. (Dass der Chor selbst meist auch aus Frauen besteht, ist lediglich eine zusätzliche Verstärkung.)
Oder anders ausgedrückt, „In no way can he be called a misogynist“.
Doch nun von Euripides einmal abgesehen, zeigt sich an seinem Chor weniger ein Hass, als vielmehr eine Liebe zu den Frauen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Signifikanz des Chores bei Euripides
- Helena und der Chor
- Medea und der Chor
- Eine Gegenüberstellung
- Euripides – der Frauenversteher?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle des Chores in zwei Tragödien des Euripides, "Helena" und "Medea". Ziel ist es, die Beziehung des Chores zu den weiblichen Hauptfiguren zu analysieren und zu zeigen, wie er als Freund und Helfer fungiert.
- Die Bedeutung des Chores in der attischen Tragödie
- Die Funktion des Chores als Vermittler zwischen den Figuren und dem Publikum
- Die Rolle des Chores als Freund und Helfer für die weiblichen Hauptfiguren
- Die Beziehung des Chores zu Helena und Medea
- Die Frage, ob Euripides als "Frauenversteher" bezeichnet werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Signifikanz des Chores bei Euripides: Dieses Kapitel analysiert die Rolle des Chores in der attischen Tragödie und beleuchtet die unterschiedlichen Ansichten über seine Bedeutung, insbesondere in Bezug auf Euripides.
- Kapitel 2: Helena und der Chor: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung des Chores zu Helena in der Tragödie "Helena". Es betrachtet die Gemeinsamkeiten zwischen Helena und dem Chor, die Rolle des Chores als "Vertrauensperson" für Helena und die Unterstützung, die er ihr bietet.
- Kapitel 3: Medea und der Chor: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung des Chores zu Medea in der Tragödie "Medea". Es beleuchtet die Rolle des Chores als Beobachter und Kommentator des Geschehens sowie seine Funktion als Ratgeber für Medea.
Schlüsselwörter
Attische Tragödie, Chor, Euripides, Helena, Medea, Frauenfigur, Freund, Helfer, Vermittler, Beziehung, Analyse, Rolle, Funktion, Vertrauensperson, Ratgeber.
- Quote paper
- Stefanie von Rossek (Author), 2008, Der Chor als Freund und Helfer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194123