Die Frage nach der Ritualisierbarkeit von Trauer in der modernen Gesellschaft scheint sich zunächst gar nicht zu stellen. Denn es gibt offensichtlich auch in modernen Gesellschaften Abläufe und Zeremonien, die jeder mit Trauer und Tod in Verbindung bringt, beispielsweise die Beerdigung. Das soll in dieser Arbeit auch gar nicht bezweifelt werden. Vielmehr geht es darum, herauszufinden, inwiefern diese Zeremonien als Rituale bezeichnet werden können, also inwieweit sie verbindlichen und verbindenden Charakter haben. Dabei werden Ansätze eine Rolle spielen, die den Gedanken unterstützen, dass Trauer in der modernen Gesellschaft nicht (mehr) ritualisiert werden kann: Die Individualisierungs- und die Verdrängungsthese. Der Vergleich mit traditionellen Trauer- und Bestattungsritualen wird es dann ermöglichen, die Ritualisierbarkeit von Trauer in modernen Gesellschaften zu überprüfen. Als Einstieg in die Thematik sollen aber im Folgenden zunächst die zentralen Begriffe definiert und voneinander differenziert werden: Ritual- Ritus- Ritualisierung- moderne Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition zentraler Begriffe
- Die Verdrängungsthese
- Stützung der Verdrängungsthese
- Kritik an der Verdrängungsthese
- Fazit
- Die Funktion von Trauerritualen
- Traditionelle Trauerrituale im Kulturvergleich
- Trauerrituale in der modernen Gesellschaft
- Bestattung in Deutschland
- Der rituelle Gehalt moderner Trauerrituale
- Die Bestattung- nur noch ein Ritualismus?
- Ausnahmesituationen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit Trauer in der modernen Gesellschaft noch ritualisiert wird. Dabei wird die These, dass Trauer in modernen Gesellschaften nicht (mehr) ritualisiert werden kann, durch den Vergleich mit traditionellen Trauerritualen überprüft. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung, Bedeutung und den gesellschaftlichen Stellenwert von Ritualen aus soziologischer Perspektive.
- Definition und Abgrenzung von Ritual, Ritus und Ritualisierung
- Die Verdrängungsthese als Erklärung für die vermeintliche Abnahme von Ritualisierungsprozessen im Umgang mit Trauer
- Die Funktion von Trauerritualen in traditionellen und modernen Gesellschaften
- Der Wandel von Trauerritualen im Kulturvergleich
- Der rituelle Gehalt moderner Trauerrituale und die Frage nach einem möglichen Ritualismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Ritualisierbarkeit von Trauer in der modernen Gesellschaft. Kapitel 2 definiert die zentralen Begriffe Ritual, Ritus und Ritualisierung und grenzt diese voneinander ab. Kapitel 3 stellt die Verdrängungsthese vor, die besagt, dass der Tod in der modernen Gesellschaft aufgrund der Individualisierung und des Fortschritts der Medizin tabuisiert und verdrängt wird. Kapitel 4 diskutiert die Funktion von Trauerritualen in verschiedenen Kulturen. Kapitel 5 befasst sich mit der Ritualisierung von Trauer in der modernen Gesellschaft, insbesondere in Deutschland, und analysiert den rituellen Gehalt moderner Trauerrituale.
Schlüsselwörter
Trauer, Ritual, Ritus, Ritualisierung, Verdrängungsthese, Moderne Gesellschaft, Traditionelle Gesellschaft, Kulturvergleich, Bestattung, Todesfall, Individuation, Säkularisierung.
- Quote paper
- Ulrike Pitzschke (Author), 2012, Inwieweit wird Trauer in der modernen Gesellschaft noch ritualisiert?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194119