Dass Heinrich Mann ein gesellschaftskritischer Schriftsteller war, der in seinen Romanen auf
die Missstände seiner Zeit hingewiesen hat, und dass er dies häufig auf satirische Art und
Weise tat, wurde bereits in diversen literaturwissen-schaftlichen Werken festgestellt, ebenso
wie die Tatsache, dass die in der Gesellschaft und dem Menschen existierenden Gegensätze
oft Hauptthema dieser Romane waren. Dieses Nebeneinanderbestehen von Widersprüchen bei
Heinrich Mann hat auch der Germanist Henk Harbers in seiner Hochschulschrift „Ironie,
Ambivalenz, Liebe“1 behandelt. Dort wird zum Werk Heinrich Manns unter anderem folgendes
gesagt:
„Vieles im Werke Heinrich Manns wird als ironisch und als ambivalent charakterisiert
werden. Die ironische Ambivalenz in seinem Werk lässt sich umschreiben als ein unendliches
Spiel von sich gegenseitig aufhebenden und in Frage stellenden Gegensätzen, [...]“2
Der Titel „Ironie, Ambivalenz, Liebe“ enthält bereits zwei der Kernthemen dieser Hausarbeit:
Ambivalenz und Liebe.
Während das Nebeneinanderexistieren von Gegensätzen und das Thema der Liebe in Heinrich
Manns Werken meistens anhand der Henri-Quatre-Romane untersucht wird, konzentriert man
sich bei den Romanen „Im Schlaraffenland“, „Der Untertan“ und auch „Professor Unrat“
hauptsächlich auf den Aspekt der Ironie und der Satire3; die bereits angesprochenen Themen
der Ambivalenz und Liebe werden dort in der Regel vernachlässigt. Daher wird sich diese
Arbeit entgegen der literaturwissenschaftlichen Gewohnheit nicht mit dem Begriff der Ironie
befassen, sondern das Augenmerk auf die im Roman „Professor Unrat“ auftauchenden
Gegensätze und zwischenmenschlichen Beziehungen richten.
Außerdem wird das Zentrum dieser Untersuchung wird nicht die Hauptfigur und gleichzeitiger
Namensgeber des Romans, Professor Unrat, sein, sondern der weibliche Hauptcharakter –
Rosa Fröhlich. [...]
1 Harbers, Henk: Ironie, Ambivalenz, Liebe: zur Bedeutung von Geist u. Leben im Werk Heinrich Manns/
Frankfurt am Main ; Bern ; New York ; Nancy: Lang, 1984. (Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Dt.
Sprache u. Literatur; Bd. 768)
2 Ebd. S.27f.
3 Vgl. Siebert, Ralf: Heinrich Mann: Im Schlaraffenland, Professor Unrat, Der Untertan: Studien zur Theorie
des Satirischen und zur satirischen Kommunikation im 20. Jahrhundert/ Siegen: Böschen Verl., 1999. (Kasseler
Studien – Literatur, Kultur, Medien; Bd.3)
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Außenwelt: Milieu, Erscheinung und Auftreten der Rosa Fröhlich
- 2.1. Milieu und Status
- 2.2. Erscheinung und Auftreten
- III. Rosa Fröhlich: Manipulativer Misanthrop oder gefühlvolle Märtyrerin?
- 3.1. Die menschenverachtende Manipulatorin
- 3.2. Die berechnende Verführerin
- 3.3 Die emotionale, fürsorgliche Seite Rosas
- IV. Das Konzept der überlegenen Frau. Der Einfluss Balzacs auf das Werk Heinrich Manns
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Figur Rosa Fröhlich in Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“. Sie untersucht den inneren Konflikt dieser Figur, die einerseits als manipulative und berechnende Person dargestellt wird, andererseits jedoch auch Züge von Empathie und Mitgefühl zeigt. Ziel der Arbeit ist es, die Ambivalenz der Figur Rosa Fröhlich zu beleuchten und ihre Beziehungen zu anderen Figuren, insbesondere zu Professor Unrat, zu untersuchen.
- Ambivalenz der Figur Rosa Fröhlich
- Rosa Fröhlichs Beziehung zu Professor Unrat
- Rosa Fröhlichs Motive und Eigenschaften
- Der Einfluss von Balzacs „überlegener Frau“ auf die Figur Rosa Fröhlich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Ambivalenz und Liebe in Heinrich Manns Werken ein und erläutert die Bedeutung der Figur Rosa Fröhlich in „Professor Unrat“. Kapitel II beschreibt das Milieu und die äußere Erscheinung von Rosa Fröhlich. Kapitel III analysiert die Figur Rosa Fröhlich im Detail, indem es ihre manipulative und berechnende Seite sowie ihre emotionale und fürsorgliche Seite beleuchtet. Kapitel IV betrachtet den Einfluss Balzacs auf die Figur Rosa Fröhlich und das Konzept der „überlegenen Frau“ in Heinrich Manns Werk.
Schlüsselwörter
Heinrich Mann, „Professor Unrat“, Rosa Fröhlich, Ambivalenz, Manipulation, Empathie, Liebe, Beziehung, „überlegene Frau“, Balzac, textanalytisch, Romanfigur.
- Quote paper
- Marcel Egbers (Author), 2001, Die Gestalt der Rosa Fröhlich in Heinrich Manns Professor Unrat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19404