Das Problem, das im Rahmen dieser Arbeit fokussiert werden soll, hat die Rousseausche Rezeptionsgeschichte maßgeblich geprägt. Ist Rousseau der Wegbereiter totalitärer Ideologien, die im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert entscheidend an Konturen gewonnen haben, oder ist er als ein Vertreter demokratischer und liberaler Ideenkonzepte zu verstehen? Die Frage kann und soll an dieser Stelle noch nicht beantwortet werden, sondern Gegenstand der folgenden Abhandlung sein. Es sei aber schon jetzt darauf hingewiesen, und das deutet der Titel der vorliegenden Arbeit bereits an, daß eine apodiktische Standpunktverortung zu Gunsten der einen (Demokratie) oder der anderen (Totalitarismus) Seite problematisch, wenn nicht gar unmöglich ist.
Dieser Essay hat es sich zur Aufgabe gemacht, Rousseaus vertragstheoretischen Vorschlag dahingehend abzutasten, inwieweit sich hinter dieser Fassade demokratisches und totalitäres Gedankengut verbirgt. Der dieser Arbeit zur Verfügung stehende Raum erfordert eine optimale Selektion und Kurzfassung, die allerdings nicht zu Lasten der zu erörternden Fragestellung gehen soll. Im ersten Kapitel wird es darum gehen, die Begriffe Demokratie und Totalitarismus zu definieren, um mit ihnen die vorliegende Thematik zu bearbeiten. In den weiteren drei Kapiteln erfolgt dann eine Konzentration auf die wichtigsten Theoriefiguren bzw. Termini. Dabei soll zuerst aufgezeigt werden, inwieweit Rousseau die Familie als Vorbild einer gesellschaftlichen Vereinigung sieht und warum diese These Anlaß zur Diskussion bietet. Anschließend werden die Modalitäten des Gesellschaftsvertrags untersucht, wobei hier insbesondere der Zusammenhang von totaler Entäußerung und Freiheit im Vordergrund steht. Im letzten Kapitel gilt das Hauptaugenmerk den Konsequenzen bzw. den inhaltlichen Ausprägungen, die ein solcher Kontrakt mit sich bringt. Diskutiert werden die Begriffe des Gemeinwillens und des Gesamtwillens, das Konzept der Volkssouveränität, sowie das Prinzip der Gewaltenteilung (Gesetzgebung und Regierungstätigkeit).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff der Demokratie und des Totalitarismus
- Die Familie als Vorbild einer politischen Gemeinschaft
- Der Vertragsabschluß
- Die Konsequenzen des Gesellschaftsvertrags
- Der Gemeinwille und der Gesamtwille
- Über den Souverän und die Souveränität
- Die Gesetze und der Gesetzgeber
- Die Regierung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob Jean-Jacques Rousseau als Wegbereiter totalitärer Ideologien oder als Vertreter demokratischer und liberaler Ideen zu verstehen ist. Sie analysiert Rousseaus Gesellschaftsvertrag, um dessen potentielle Auswirkungen auf die politische Ordnung zu erforschen.
- Die Definition von Demokratie und Totalitarismus im Kontext von Rousseaus Werk
- Die Rolle der Familie als Vorbild für eine politische Gemeinschaft
- Die Modalitäten des Gesellschaftsvertrags, insbesondere die Beziehung zwischen totaler Entäußerung und Freiheit
- Die Konsequenzen des Gesellschaftsvertrags, einschließlich der Konzepte des Gemeinwillens, der Volkssouveränität und der Gewaltenteilung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Gesellschaftsvertrags von Jean-Jacques Rousseau ein und stellt die Frage nach dessen möglicher Positionierung im Spannungsfeld von Demokratie und Totalitarismus. Das erste Kapitel widmet sich der Definition von Demokratie und Totalitarismus im Kontext des Themas. Kapitel Zwei analysiert die Rolle der Familie als Vorbild für eine politische Gemeinschaft und zeigt die mit dieser These verbundenen Diskussionspunkte auf. In Kapitel Drei werden die Modalitäten des Gesellschaftsvertrags untersucht, mit Fokus auf die Beziehung zwischen vollständiger Entäußerung und Freiheit. Das vierte Kapitel befasst sich mit den Konsequenzen des Gesellschaftsvertrags und beleuchtet die Konzepte des Gemeinwillens, der Volkssouveränität sowie die Gewaltenteilung.
Schlüsselwörter
Demokratie, Totalitarismus, Gesellschaftsvertrag, Gemeinwille, Volkssouveränität, Gewaltenteilung, Familie, Freiheit, Entäußerung
- Quote paper
- Magister Artium Jörg Frehmann (Author), 1999, Demokratie oder Totalitarismus im Gesellschaftsvertrag von Jean-Jaques Rousseau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19349