Diego Velázquez vollendete im Jahre 1656 das Gemälde „Las Meninas“, welches die Infantin des Spanischen Königs inmitten der Mitglieder des Königshofes und ihrem Gefolge zeigt. Es wurde in Öl auf Leinwand gemalt und hat eine Größe von 3,18 Meter in der Höhe und 2,76 Meter in der Breite. Heute hängt es im „Museo del Prado“ in Madrid.
Wie kaum ein anderes Gemälde hat „Las Meninas“ Kunsthistoriker und Bewunderer seither beschäftigt. Auch wurde dieses Gemälde von vielen Künstlern reproduziert oder wurde zur inspirierenden Vorlage für ihre eignen neuen Ideen. So nahm sich beispielsweise Picasso „Las Meninas“ für nicht weniger als fünfundvierzig Studien zum Vorbild und Michel Foucault beginnt sein Werk „ Les Mots et les choses“ über das klassische Denksystem des 17. Jahrhunderts mit einer Analyse dieses Gemäldes. Für ihn ist es „gewissermaßen die Repräsentation der klassischen Repräsentation“.1 So ist im Laufe der vergangenen drei Jahrhunderte zu „Las Meninas“ eine Vielzahl von bildinterpretatorischen Ansätzen entstanden. Wie kommt es, das bis heute dieses Werk noch nichts von seiner Faszination verloren zu haben scheint? Ich denke, dass es in erster Linie an der im Bild verborgenen Rätselhaftigkeit liegt, welche die Möglichkeit zu einer derartigen Vielzahl denkbarer Ansätze führte und auch heute noch unser Interesse weckt. Dabei scheint das Bild auf den ersten Blick gar nichts Rätselhaftes zu beinhalten. Es handelt sich nicht etwa um die Darstellung „unmöglicher Gegenstände“, wie etwa bei M.C. Eschers sich selbst malenden Händen oder unendlichen Treppen. Im Gegenteil alle Gegenstände scheinen höchst naturgetreu und vor allem in der korrekten Perspektive wiedergegeben zu sein. Auch sind alle dargestellten Personen historisch und überwiegend zweifelsfrei identifizierbar. Inhaltlich weist das Gemälde also keine Rätsel auf. Das Rätselhafte liegt vielmehr in der malerischen Struktur als solcher. Obwohl alle Bildgegenstände naturalistisch präzise dargestellt sind, ergibt sich eine Fülle von teilweise sich sogar ausschließenden Erklärungen. Dieser besondere Umstand ist auf die impliziten Gesetzmäßigkeiten des Abbildens von Gegenständen, also der Malerei überhaupt zurückzuführen. Dies mag wohl auch der Hauptgrund dafür sein, warum „Las Meninas“ bis heute immer wieder das Interesse vieler Kunsttheoretiker auf sich gelenkt hat. Die malerisch-perspektivische Darstellung eines Gegenstandes beinhaltet zwangsläufig mindestens zwei Momente: Nämlich zum einen das dargestellte Objekt als solches und dann aber auch den Standpunkt eines möglichen Betrachters dieses Objektes. Ohne diesen subjektiven Standpunkt ist eine Darstellung eines Objektes grundsätzlich nicht möglich.2
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Bestandsaufnahme
- 2.1 Naive Bestandaufnahme
- 2.2 Detailliertere Bestandsaufnahme
- 3. Die „Ein-Spiegel-Hypothesen“
- 4. Die „Zwei-Spiegel-Hypothesen“
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Gemälde „Las Meninas“ von Diego Velázquez. Ziel ist es, die anhaltende Faszination des Bildes zu ergründen und die vielschichtigen Interpretationsansätze zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf der malerischen Struktur und der Frage nach dem Betrachterstandpunkt.
- Die Rätselhaftigkeit von „Las Meninas“ trotz naturalistischer Darstellung
- Die Beziehung zwischen dargestelltem Objekt und Betrachterstandpunkt
- Die Rolle des subjektiven Standpunktes in der Malerei und Philosophie
- Die Ungreifbarkeit des Subjekts und die Entstehung von Raum
- Die Bedeutung des Betrachters als integraler Bestandteil des Bildes
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt „Las Meninas“ als ein Gemälde vor, das seit seiner Entstehung im Jahr 1656 Kunsthistoriker und Künstler gleichermaßen fasziniert. Es wird die immense Bedeutung des Werkes hervorgehoben, beispielsweise durch Picassos zahlreiche Studien oder Foucaults Analyse in „Les Mots et les choses“. Die Arbeit konzentriert sich auf die im Bild verborgene Rätselhaftigkeit, die trotz naturalistischer Darstellung eine Vielzahl von Interpretationen zulässt. Der Fokus liegt auf der malerischen Struktur und den impliziten Gesetzmäßigkeiten des Abbildens.
2. Bestandsaufnahme: Dieses Kapitel beginnt mit einer naiven Beschreibung des Gemäldes, die den Ort und die zentralen Figuren beschreibt – ein fünfjähriges Mädchen im Zentrum eines hohen, abgedunkelten Raumes, der als Galerie identifiziert wird. Anschließend wird die Analyse vertieft und detaillierter auf die dargestellten Personen und den Raum eingegangen, um eine Grundlage für die folgenden Interpretationen zu schaffen. Der Fokus liegt hier auf der Beschreibung des Bildes und der Vorbereitung einer tiefergehenden Analyse.
Häufig gestellte Fragen zu "Las Meninas"-Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Diego Velázquez' Gemälde "Las Meninas". Der Fokus liegt auf der anhaltenden Faszination des Bildes, den vielschichtigen Interpretationsansätzen, der malerischen Struktur und der Frage nach dem Betrachterstandpunkt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rätselhaftigkeit von "Las Meninas" trotz naturalistischer Darstellung, die Beziehung zwischen dargestelltem Objekt und Betrachterstandpunkt, die Rolle des subjektiven Standpunktes in Malerei und Philosophie, die Ungreifbarkeit des Subjekts und die Entstehung von Raum, sowie die Bedeutung des Betrachters als integraler Bestandteil des Bildes.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Bestandsaufnahme (mit den Unterkapiteln Naive Bestandaufnahme und Detailliertere Bestandsaufnahme), Die „Ein-Spiegel-Hypothesen“, Die „Zwei-Spiegel-Hypothesen“ und Schluss. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgeführt.
Was beinhaltet die Einleitung?
Die Einleitung stellt "Las Meninas" vor und hebt seine anhaltende Faszination für Kunsthistoriker und Künstler hervor (z.B. Picasso, Foucault). Sie betont die im Bild verborgene Rätselhaftigkeit trotz naturalistischer Darstellung und fokussiert auf die malerische Struktur und die impliziten Gesetzmäßigkeiten des Abbildens.
Was wird in der Bestandsaufnahme behandelt?
Die Bestandsaufnahme beginnt mit einer naiven Beschreibung des Gemäldes (Ort, zentrale Figuren). Anschließend folgt eine detailliertere Analyse der dargestellten Personen und des Raumes, um eine Grundlage für die folgenden Interpretationen zu schaffen. Der Fokus liegt auf der Beschreibung des Bildes und der Vorbereitung einer tiefergehenden Analyse.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die anhaltende Faszination von "Las Meninas" zu ergründen und die vielschichtigen Interpretationsansätze zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich auf die malerische Struktur und die Frage nach dem Betrachterstandpunkt.
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- Oliver Pipping (Author), 2003, Las Meninas (Selbstporträt mit der königlichen Familie) von Diego Velázquez, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19321