Seit ihrem Start im Jahr 2003 schreibt die US-Serie „Two and a Half Men“ eine für das Format Sitcom unglaubliche Erfolgsgeschichte. Innerhalb des letzten Jahrzehnts war THM wiederholt für neue, immer höhere Einschaltquotenrekorde verantwortlich. Selbst Wiederholungen alter Folgen erzielen, auch heute – nahezu 10 Jahre nach Beginn der Serie – zur amerikanischen Primetime höhere Quoten als neue Folgen der Konkurrenzprodukte auf anderen Sendern. Erfolge, die auch im deutschen Fernsehen ähnlich gelagert sind: Wöchentlich wird die Serie, unabhängig davon ob es neue Folgen oder Wiederholungen sind, zur Prime-Time ausgestrahlt – ein Sendeplatz der für sich spricht. Selbst auf kritischer Seite erfreut sich die Serie zahlreicher Auszeichnungen, darunter mehrere Emmys, Golden Globe-Nominierungen und ein ‚People’s Choice Award‘.
Erfolge, die auf den ersten Blick jedoch etwas verwundern. Immerhin ist der Protagonist der Serie, Charlie Harper, ein eigensinniger, trink- und spielsüchtiger Frauenheld, der für seine Mitmenschen nur wenig übrig hat. Judith, die Ex-Schwägerin des Protagonisten fasst es am besten zusammen: „Er ist unreif, er trinkt zuviel, verschläft den Tag und ist total verantwortungslos.“ [Judith E17 01:52] Kurzum: Nicht gerade die Art von Figur, für die man Woche für Woche einschaltet. HOLZER bringt es treffend auf den Punkt:
„Ausschlaggebend für den Erfolg einer Sitcom ist auch ein gewisses Maß an sympathischer Ausstrahlung, über das die Charaktere verfügen sollten, will man das Interesse und die Gunst der Zuschauer gewinnen. Ist eine Figur eher unangenehm, so sollte sie in ihrer Person »einige ausgleichende Charakterzüge tragen«.“
Was ist es also, was den Protagonisten trotz aller Argumente des Konträren zu einer sympathischen Figur macht? Welche ‚ausgleichende[n] Charakterzüge‘ trägt Charlie Harper?
Denkbare Ansätze zur Ermittlung sympathiestiftender Faktoren gibt es zahlreiche, von der empirisch-quantitativen Beobachtung von Zuschauerreaktionen bis hin zur struktural-semiotischen Analyse. Letzterer Ansatz wird in dieser Arbeit vorwiegend Anwendung finden. Es werden demnach sowohl die erste Staffel von THM als Ganzes, als auch die 24 Einzelfolgen für sich genommen als filmischer Text behandelt. Ziel ist es, die semiotischen Strukturen zu analysieren, welche implizit und explizit auf Sympathie konnotierende Werte über ihre oberflächliche Darstellung hinaus verweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Forschungsinteresse an „Two and a Half Men“
- Vorüberlegungen
- Das Format Sitcom
- Methodik und Vorgehensweise
- Praktische Analyse
- Semantische Grundordnung
- Charlie Harpers moralische Fragwürdigkeit
- Charaktermerkmal Dresscode
- Verantwortungslosigkeit seiner Laster
- Charlie Harper und die Frauen
- Sympathieaufwertung durch Vergleiche
- Werteänderung mittels Alan als Maßstab
- Evelyns Rolle der schlechten Mutter im semantischen Raumgefüge
- Sympathiestiftung im Kontext der semantischen Normabweichungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Sympathiestiftenden Faktoren der moralisch fragwürdigen Figur Charlie Harper in der US-Sitcom „Two and a Half Men“. Die Arbeit analysiert, wie es der Serie gelingt, trotz des unsympathischen Protagonisten hohe Einschaltquoten zu erzielen. Es wird untersucht, welche semiotischen Strukturen und Vergleiche im Text zur Sympathiegenerierung beitragen.
- Analyse der semiotischen Strukturen in „Two and a Half Men“
- Untersuchung der moralischen Fragwürdigkeit Charlie Harpers
- Identifizierung sympathiestiftender Faktoren durch Vergleiche mit anderen Figuren
- Bedeutung des atypischen Weltordnungsmodells für die Sympathiestiftung
- Abwägung, ob sympathiestiftende Faktoren das antipathiegenerierende Verhalten ausgleichen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Forschungsinteresse an „Two and a Half Men“: Dieses Kapitel erläutert den enormen Erfolg der Serie „Two and a Half Men“, trotz des unsympathischen Protagonisten Charlie Harper. Es wird die Diskrepanz zwischen dem Charakter des Protagonisten und den hohen Einschaltquoten herausgestellt und die Forschungsfrage formuliert: Welche Faktoren führen trotz Charlies negativer Eigenschaften zu seiner Popularität beim Publikum? Die Einleitung legt den Fokus auf die anstehende semiotische Analyse, um die impliziten und expliziten Mechanismen der Sympathiegenerierung zu untersuchen.
2. Vorüberlegungen: Dieses Kapitel legt die methodischen Grundlagen der Arbeit dar. Es beschreibt das Genre der Sitcom und die angewandte Methodik, welche sich auf eine strukturell-semiotische Analyse der Serie konzentriert. Hier wird der methodische Ansatz der Arbeit begründet und die Vorgehensweise zur Analyse des filmischen Textes „Two and a Half Men“ detailliert dargelegt. Es wird auf die gesamte erste Staffel und die einzelnen Folgen eingegangen, um die semiotischen Strukturen zu analysieren, die auf Sympathie verweisen.
3. Praktische Analyse: Das Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Zuerst wird die in der Serie etablierte Weltordnung semantisch beschrieben. Anschließend werden die Eigenschaften Charlie Harpers analysiert, die ihn als unsympathisch erscheinen lassen (z.B. sein Dresscode, seine Verantwortungslosigkeit und sein Umgang mit Frauen). Der Hauptteil konzentriert sich darauf, wie die Serie durch Vergleiche mit anderen Figuren (z.B. Alan und Evelyn) und die Kontexte der Normabweichungen eine Sympathieaufwertung Charlies erreicht. Die Analyse untersucht, wie diese Vergleiche und der Kontext die Wahrnehmung des Protagonisten beeinflussen und seine antipathiestiftenden Eigenschaften relativieren.
Schlüsselwörter
„Two and a Half Men“, Charlie Harper, Sitcom, Sympathiestiftende Faktoren, Semiotische Analyse, Moralische Fragwürdigkeit, Charakteranalyse, Weltordnung, Vergleichsfiguren, Antipathie, Sympathie, Textanalyse, filmischer Text.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: "Two and a Half Men" - Sympathiestiftende Faktoren einer moralisch fragwürdigen Figur
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die Sympathiestiftenden Faktoren der moralisch fragwürdigen Hauptfigur Charlie Harper in der US-Sitcom „Two and a Half Men“. Sie analysiert, wie die Serie trotz des unsympathischen Protagonisten hohe Einschaltquoten erzielt.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche Faktoren führen trotz Charlies negativer Eigenschaften zu seiner Popularität beim Publikum?
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine strukturell-semiotische Analyse der Serie. Es wird untersucht, welche semiotischen Strukturen und Vergleiche im Text zur Sympathiegenerierung beitragen. Die Analyse umfasst die gesamte erste Staffel und bezieht sich auf die einzelnen Folgen.
Welche Aspekte von Charlie Harper werden analysiert?
Analysiert werden Eigenschaften, die Charlie als unsympathisch erscheinen lassen, wie sein Dresscode, seine Verantwortungslosigkeit und sein Umgang mit Frauen. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung seiner moralischen Fragwürdigkeit.
Wie wird die Sympathieaufwertung erreicht?
Die Sympathieaufwertung wird durch Vergleiche mit anderen Figuren (Alan und Evelyn) und den Kontext der Normabweichungen erreicht. Die Analyse untersucht, wie diese Vergleiche und der Kontext die Wahrnehmung des Protagonisten beeinflussen und seine antipathiestiftenden Eigenschaften relativieren.
Welche Rolle spielen die Vergleichsfiguren?
Alan und Evelyn dienen als Vergleichsfiguren, um Charlies Eigenschaften im Kontext darzustellen und seine negative Darstellung abzumildern. Der Vergleich mit Alan hebt beispielsweise Charlies Eigenschaften hervor.
Welche Bedeutung hat das Weltordnungsmodell?
Die Arbeit analysiert das atypische Weltordnungsmodell der Serie und seine Bedeutung für die Sympathiestiftung. Die semantische Grundordnung der Serie wird beschrieben, um den Kontext der Charaktere zu verstehen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Forschungsinteresse, Vorüberlegungen (Methodologie und Sitcom-Format), Praktische Analyse (semantische Grundordnung, Charlies moralische Fragwürdigkeit, Sympathieaufwertung durch Vergleiche), und Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: „Two and Half Men“, Charlie Harper, Sitcom, Sympathiestiftende Faktoren, Semiotische Analyse, Moralische Fragwürdigkeit, Charakteranalyse, Weltordnung, Vergleichsfiguren, Antipathie, Sympathie, Textanalyse, filmischer Text.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die Mechanismen der Sympathiegenerierung für eine moralisch fragwürdige Figur in einer Sitcom zu identifizieren und zu analysieren. Die Arbeit untersucht, ob sympathiestiftende Faktoren das antipathiegenerierende Verhalten ausgleichen.
- Quote paper
- B.A. Miriam Keller (Author), 2011, Sympathiestiftende Faktoren der moralisch fragwürdigen Figur des Charlie Harpers in „Two and a Half Men“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193146