Labore sind in unserer heutigen Zeit ein allgegenwärtiger Raum wissenschaftlicher
Arbeit und Erkenntnis geworden und haben einen äußerst hohen epistemologischen
Stellenwert eingenommen. Bei ihnen handelt es sich um Räume, in denen Objekte
und Phänomene untersucht und erforscht werden. Es gibt viele verschiedene Arten
von Laboratorien. Sie unterscheiden sich zum Beispiel in der Art ihrer Ausstattung,
den zu Verfügung stehenden Ressourcen (etwa in Form von Arbeitsgeräten,
Materialien oder dem zu Verfügung stehenden Personal), aber auch anhand ihres
architektonischen Designs und der Ausrichtung nach der wissenschaftlichen Disziplin,
die sich des Labors als Ort der Forschung bedient. Dabei zeichnen sich Labore
dadurch aus, dass sie einen Ort darstellen, der durch eine starke Künstlichkeit
geprägt ist, welche diese spezielle Art wissenschaftlicher Arbeit erst möglich macht.
Aus gezielten Beobachtungen und Deutungen, die durch die im Labor arbeitenden
Wissenschaftler gemacht werden, können neue Erkenntnisse, neues Wissen,
entstehen. „Another issue is the artificial „nature“ that resides in labs and that by
some epistemic sleight of hand is made to seem more natural than extramural
(„mother“) nature”1. Fraglich dabei könnte jedoch sein, in wie Fern der Raum des
Labors von diesem Wissen trennbar ist oder ob es vielleicht sogar nur dieser Ort
selbst ist, in dem bzw. durch den dieses neugeschaffene Wissen überhaupt Bestand
haben kann. Einen Schritt weiter gegangen, ob diese im Labor untersuchten
Phänomene, die es zu untersuchen gilt, eigentlich erst im Labor unter künstlichen
Bedingungen geschaffen werden. „Exaggerating a little, I say that phenomena under
study are created in the laboratory“2. Ein weiterer Aspekt bei der Beschreibung von Laboratorien ist der, dass man den Fehler einer etwas einseitigen Betrachtung einer Forschungsstätte begehen könnte,
wenn man diese rein technisch - aus ihrem individuellen Kontext herausgelöst -
beschreibt. Das Labor ist eine Forschungseinrichtung, die bestimmte technische
Standards zu erfüllen hat und sich mit der Untersuchung von Forschungsobjekten
befasst. [...] 1 (Kohler, Lab History Reflections, 2008), S.767 2 (Hacking, 1992), S.33
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Laboratory Design and the Aim of Science
- Tycho Brahe
- Alexander Libavius
- Der Raum im Kontext gegenwärtiger Laboratory Sciences
- Place and Practice in Field Biology
- Wissenskulturen
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Räumlichkeit des Labors im Kontext der Laboratory Sciences. Sie untersucht die Entwicklung und Bedeutung des Labors als Ort der wissenschaftlichen Arbeit und Erkenntnisgewinnung. Dabei werden sowohl historische als auch aktuelle Ansätze betrachtet, um die Rolle des Raumes in der wissenschaftlichen Praxis zu beleuchten.
- Die historische Entwicklung des Labors
- Der Einfluss der Architektur und des Designs auf die wissenschaftliche Arbeit
- Die Beziehung zwischen Labor und Feldforschung
- Die Rekonfiguration natürlicher und sozialer Ordnungen durch Laboratorisierung
- Die Bedeutung des Labors als „gesteigerte Umwelt“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Labors als Ort wissenschaftlicher Arbeit ein und stellt die Fragestellungen der Arbeit vor. Im ersten Kapitel werden zwei historische Laborkonzeptionen, die von Tycho Brahe und Alexander Libavius, gegenübergestellt. Brahes Uraniborg steht für ein abgeschlossenes und geheimes Labor, während Libavius' Chemical House eher auf Offenheit und gesellschaftliche Einbindung setzt. Das zweite Kapitel befasst sich mit zwei aktuellen Ansätzen aus dem Feld der Laboratory Sciences: Place and Practice in Field Biology und Wissenskulturen. Kohler argumentiert, dass Labore keine universellen Räume sind, sondern von lokalen Gegebenheiten abhängig sind. Cetina hingegen betont die Rekonfiguration natürlicher und sozialer Ordnungen durch Laboratorisierung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Laboratory Sciences, Labor, Raum, Wissenskulturen, Feldforschung, Architektur, Design, Rekonfiguration, Laboratorisierung, Objektivierung, Wissensfabrikation, historische Entwicklung, gegenwärtige Ansätze, wissenschaftliche Praxis, epistemologischer Stellenwert, künstliche Umwelt.
- Quote paper
- Mischa Gillessen (Author), 2011, Laboratory Spaces - die Räumlichkeit des Labors, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193072
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